Laktoseintoleranz und Hartz 4
Die Familie meiner Freundin bekommt Hartz 4 und bei meiner Freundin wurde nun eine Laktoseintoleranz festgestellt. Die Lebensmittel, die laktosefrei sind, sind ja nun auch nicht gerade billig und selbst bei der Tafel bekommt sie keine laktosefreie Lebensmittel. Kann man, wenn man eine Laktoseintoleranz oder auch eine chronische Erkrankung, die eine andere Ernährung benötigt, eigentlich beim Amt einen Zuschuss beantragen? Würde man das durch bekommen? Ist es vielleicht sogar vorgesehen, dass man dann mehr bekommt, wenn man krank ist?
Also, man kann es natürlich beantragen, denn eine durch Krankheit bedingte andere Ernährung muss ja auch bei Hartz4 bezahlbar sein. Also würde ich es an Stelle der Familie deiner Freundin ausprobieren. Denn, mehr als ablehnen (und da muss schon eine Begründung dabei sein) kann das Amt den Antrag nicht.
Laktoseintoleranz ist keine Krankheit, sondern lediglich das fehlen eines Enzyms, welche theoretisch kein Mensch mehr nach dem Babyalter produzieren sollte. Oder anders ausgedrückt, deine Freundin ist normal, alle anderen sind Mutanten. Der Verzicht auf Milchprodukte mit einem hohem Laktosegehalt, also Joghurt, Quark und Milch und dergleichen, sollte kein Problem darstellen.
Durchgereifte Käsesorten haben einen ähnlichen hohen Restlaktosegehalt wie "Laktsoefreie" Milch. Laktosefreie Milch und sogar Sahne bekommt man mittlerweile in jedem Discounter. Wenn man nun zusätzlich nicht vollkommen auf Milchprodukte verzichten möchte, gibt es in der Apotheke das Enzym Laktase, welches für die Aufspaltung von Milchzucker im Darm verantwortlich ist, für unter 15€ pro 100 Tabletten.
In der Apotheke bekommst du selten das Enzym für unter 15 Euro. Ich habe mittlerweile die verschiedensten Marken durchprobiert und ich war nie unter 15 Euro. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Aber Drogerien wie dm führen Laktase-Tabletten für unter 15 Euro. Es mag durchaus sein, dass man sie bestellen muss, aber auch dies sollte an sich kein Problem sein.
Laktoseintoleranz und Hartz4 ist durchaus miteinander vereinbar. Man muss nicht immer die teuersten laktosefreien Milchprodukte kaufen, Aldi hat mittlerweile auch welche im Angebot und notfalls kann man auf günstigere Sojaprodukte zurückgreifen. Vom Amt wurde mir damals keine Hilfe bei meinen Nahrungsmittelunverträglichkeiten geboten, aber man nimmt auch irgendwann automatisch weniger Milchprodukte zu sich.
Deine Freundin kann es natürlich versuchen, dass sie Unterstützung bekommt, mehr als ablehnen kann das Amt natürlich nicht. Wie Julix korrekt sagte, ist Laktoseintoleranz nicht wirklich eine Erkrankung, sondern Normalität. Menschen im asiatischen Raum leiden sozusagen von Geburt an an dieser Intoleranz. Ich selbst bekomme keine Hilfe vom Amt, muss jedoch trotzdem sehr stark auf meine Ernährung achten. Aber wenn man gründlich die Supermärkte durchforstet und nicht immer zu Minus-L greift, kann man recht günstig wegkommen.
kochanie hat geschrieben:In der Apotheke bekommst du selten das Enzym für unter 15 Euro. Ich habe mittlerweile die verschiedensten Marken durchprobiert und ich war nie unter 15 Euro. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Aber Drogerien wie dm führen Laktase-Tabletten für unter 15 Euro. Es mag durchaus sein, dass man sie bestellen muss, aber auch dies sollte an sich kein Problem sein.
Das Zeug aus den Drogerien hat oftmals maximal 1000 Lebensmittelchemische Einheiten und damit meistens teurer als die Produkte aus der Apotheke mit beispielsweise 3300 Einheiten. Ich selber nehme Lactrase, kostet in meiner Apotheke vor Ort 13,99€ für 100 Kapseln mit jeweils 3300 Einheiten, günstiger geht es beispielsweise Online, hier mit 4000 Einheiten.
Bei Diabetikern ist es zumindest so, dass eine besondere Ernährung nicht mehr finanziell unterstützt wird, wenn man Arbeitslosengeld II beantragt. Ob sich das nun bei einer Milchzuckerunverträglichkeit anders darstellt, ich glaube es kaum, dass es da einen Zuschuss gibt. Wenn, ist dieser doch relativ gering und ich bezweifle, dass Deine Freundin sich davon großartig die Produkte ohne Milchzucker kaufen kann. Aber vielleicht gibt es andere Alternativen, so ist zum Beispiel ein Hartkäse bei Milchzuckerunverträglichkeit komischerweise kein Problem, wenn ich mich mal hier so im Umfeld schaue.
Deine Freundin sollte aber einfach mal bei der Bundesagentur für Arbeit oder bei der Jobagentur beziehungsweise beim Träger ihres Arbeitslosengeldes II nachfragen. Das sollte wohl kein Problem sein.
Das lässt sich auf jeden Fall vereinen. So teuer sind laktosefreie Produkte nicht. Ein Ersatz für Milch könnte auch Kokosmilch sein, da diese nämlich keine Laktose enthält. Meines Wissen ist die sehr günstig zu bekommen. Außerdem boomt der Markt der laktosefreien Lebensmittel und immer mehr Discounter bieten laktosefreie Produkte ihrer Eigenmarken an. Aldi ist ein gutes Beispiel. Aldi hat mittlerweile Milch und Käse im Angebot - alles laktosefrei und nicht unbedingt teurer als "normale" Lebensmittel.
Eine Laktoseintoleranz in eine Unverträglichkeit und keine Krankheit. Deshalb kann ich mir kaum vorstellen, dass man dafür eine Unterstützung bekommt. Sicherlich wird das Arbeitsamt so argumentieren, dass man auf diese Lebensmittel einfach verzichten kann, wenn man es sich nicht leisten kann und sie nicht essen darf. Es gibt wirklich ausreihend Alternativen.
Nun ja, versuchen kann man es sicherlich, allerdings glaube ich kaum, dass man wegen einer Laktose Intoleranz mehr Geld erhält. Denn so dramatisch ist diese "Krankheit" nun nicht und die Lebensmittel auch nicht (mehr) so unglaublich teuer. Es gibt inzwischen so viele laktosefreie Produkte, die es demnach auch zu recht günstigen Preisen gibt. Dass ein Zuschuss zum Hartz4 deshalb gerechtfertigt ist, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Außerdem gibt es ja die Möglichkeit, Laktasetabletten zu nehmen, die auch kein Vermögen kosten.
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