SSD als PCIe-Erweiterung?

vom 24.02.2011, 17:17 Uhr

Ich habe gesehen, dass es neben den "normalen" SSDs auch solche gibt, die statt über S-ATA über den PCIe-Slot angeschlossen werden. Laut Herstellerangaben sollen dabei auch höhere Lese- und Schreibgeschwindigkeiten möglich sein, weil die PCIe-Slots schneller angebunden sind als S-ATA. Diesen Geschwindigkeitsunterschied soll man deutlich merken!

Ich habe beispielsweise eine solche PCIe-SSD in einem Onlineshop entdeckt, die angeblichen Daten mit einer Geschwindigkeit von etwa 700 MByte/s (lesend) und 500 MByte/s (schreibend) übertragen soll. Diese Zahlen erscheinend mir sehr hoch, leider habe ich keinen Beweis für diese Angaben gesehen. Wisst ihr eventuell mehr über diese PCIe-SSDs und welche Vorteile bzw. Nachteile sie gegenüber normalen S-ATA-SSDs haben? Sind diese SSDs überhaupt als Bootfestplatten geeignet oder muss dass Mainboard dies unterstützen? Habt ihr vielleicht auch eine Empfehlung für mich?

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nunja, in erster Linie muss man mal zwischen den unterschiedlichen Anbindungen und Durchsatzraten unterscheiden. SATA II (3 GBit/s) erreicht eine theoretische Übertragungsrate von 300 Megabyte pro Sekunde. SATA II (6 GBit/s) verdoppelt diesen Wert auf bis zu 600 MB/sek. Die PCIe 2.0 Steckkarten hingegen laufen mit entweder 4 oder 8 Lanes, was einer theoretischen Geschwindigkeit von 2000 beziehungsweise 4000 Megabyte pro Sekunde entspricht. Du siehst also, dass die verfügbare Bandbreite mehr als ausreicht, um die von dir angegebenen Datenübertragungsraten von 500 MB/sek und mehr zu erreichen.

Die Hersteller lassen sich die Mehrleistung dieser Produkte - und da ist bei 500-700 MB/sek noch lange nicht das Ende erreicht - aber auch teuer bezahlen. So kostet eine PCIe Karte mit Transferraten jenseits der 1000 MB/sek mit derselben Kapazität etwa zwei bis drei Mal soviel wie ein Einstiegsprodukt.

Wenn man einen näheren Blick auf diese Karten wirft, dann wird einem schnell klar, wie diese gigantisch klingenden Transferraten erreicht werden können. Rein technisch gesehen handelt es sich dabei nämlich um RAID 0 Verbünde aus zwei bis vier theoretischen SSD-Festplatten mit Speicherchips, wie man sie auch in normalen SSD's finden würde - all das aber verbaut auf einer einzigen physikalischen Steckkarte. So einen Raid kann man sich schließlich auch selbst basteln: eine OCZ RevoDrive 3 X2 240GB sollte demnach in etwa über dieselben Leistungsdaten verfügen wie ein Raid 0 Verbund aus vier Stück OCZ Agility 3 60GB.

Der Unterschied liegt da wohl im Detail: obwohl der selbst gebastelte Raid-Verbund weniger als 300 Euro kostet, während man für die RevoDrive 3 X2 satte 550 Euro hinblättern darf, muss man auch mit Nachteilen und Einschränkungen leben. Die vier benötigten SATA III Steckplätze kann nicht jedes Motherboard bieten, möglicherweise muss man ein neues Board kaufen oder mit SATA-Controller-Karten arbeiten, um genug Steckplätze zu erhalten. Vielleicht fällt auch ein neues Netzteil an, weil man nicht mehr ausreichend SATA-Stromanschlüsse zur Verfügung hat. Größere selbstgebastelte Raid-Verbünde haben also das Problem, dass sie schnell einen Hardwaresalat im Gehäuse verursachen. Auch wenn eine PCIe SSD merkbar teurer ist, so stellt sie zweifelsohne die effizientere und für den Privatanwender einfachere Alternative dar.

Abschließend noch ein paar Antworten zu deinen direkten Fragen: von diesen PCIe SSD-Steckkarten kann man natürlich booten und sie verhalten sich im Computer wie ein ganz normaler SCSI Festplatten Array. Meist ist ein Raid 0 Verbund aus zwei normalen SSD's aber mehr als ausreichend und im Vergleich auch die günstigere Lösung. Die PCIe Raid-SSD's würde ich nur dann empfehlen, wenn auch wirklich ein konstant hoher Datendurchsatz benötigt wird - für den Privatanwender ist das in 99 von 100 Fällen absoluter Overkill! Außerdem existieren diese Raid-SSD's nur deswegen als PCIe Steckkarte, weil man sowieso schon drauf und dran ist, die SATA III Transferkapazität mit normalen SSD-Festplatten auszureizen. Gäbe es heute schon SATA IV oder irgendeinen anderen Anschluss mit deutlich höherer Durchsatzrate, dann müsste man diese Speichermedien nicht im Steckkartenformat bauen.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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