Den eigenen Ausdruck verbessern
Mir ist oft an anderen Leuten, aber leider auch an mir selbst aufgefallen, dass sich viele schriftlich wesentlich besser ausdrücken als beim Sprechen. Oft schleichen sich beim Reden Grammatikfehler ein, die man so nie schreiben würde. Ein besonders beliebter Fehler ist ja "weil das ist so" anstatt "weil das so ist". Auch habe ich schon des Öfteren mitbekommen, dass einige meiner Mitmenschen Verben falsch konjugieren, obwohl Deutsch in den meisten Fällen die Muttersprache ist.
Wie ist das eigentlich zustande gekommen? Schließlich beherrscht jeder von uns die deutsche Grammatik mehr oder weniger, außerdem sollte auch beim Lesen und Fernsehen die Sprachqualität trainiert werden. Gut, ich weiß nicht, wie sich die Schauspieler im Assi-TV artikulieren, aber in normalen Serien wird doch viel Wert auf richtigen Ausdruck gelegt. Zumindest kann ich mich nicht entsinnen, dass einer der Synchronsprecher bei meiner Lieblingsserie "Desperate Housewives" jemals "weil, ich habe..." gesagt hat.
Und noch eine andere Frage: Wie kann man seinen Ausdruck verbessern? Damit meine ich nicht nur den gesprochenen, sondern auch den schriftlichen. Meine Noten im Ausdruck schwanken in meinen Aufsätzen jedenfalls stark, von von 12 bis 8 Punkten war schon alles dabei. Was ich auch reichlich seltsam finde, denn ich drücke mich meiner Meinung nach an manchen Tagen nicht plötzlich schlechter aus.
Was den Ausdruck bei Arbeiten betrifft, so hängt das meiner Meinung nach schon mit dem Gemüt zusammen. Bei einer Klausur wird ja nicht nur die Richtigkeit, sondern vor allem auch die Vielfältigkeit und die Komplexizität von Ausdrücken bewertet. Beispielsweise hat eine aus meiner Klasse eigentlich nie Fehler beim Ausdruck, bekommt aber dennoch immer eine 3 auf ihren Ausdruck, da sie eben nur sehr einfache Gebilde benutzt. Mir macht es hingegen irgendwie Spaß, komplexere Ausdrücke zu "konstruieren". Bei einer Deutsch Schularbeit am PC hat man dazu ja glücklicherweise genug Zeit, und man kann immer wieder bereits Geschriebenes wieder überarbeiten.
Beim Sprechen ist das hingegen nicht so. Man hat eben nicht so viel Zeit, über das, was man sagt, nachzudenken, weshalb man eher einfachere Ausdrücke benutzt. Will man dann komplexere Zusammenhänge schildern, so gerät man eben an die Grenzen seiner Sprachfertigkeit. Auch mir passieren öfters grammatikalische Fehler. Meistens ist es jedoch so, dass ich nichts falsches sage, sondern eben länger überlegen muss. Beim Schreiben hat man dazu hingegen Zeit, weshalb auch weniger Fehler passieren. Bei der Konjugation von Verben fallen mir eigentlich nicht so viele Situationen ein. Häufiger passiert es lediglich, dass Konjunktive falsch konjugiert bzw. gebildet werden.
Warum manche Menschen grundsätzlich schlecht im Ausdruck sind, verstehe ich auch nicht. Zwar gibt es auch Schüler, die Migrationshintergrund haben und deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Bei diesen ist es verständlich, dass sie Probleme mit dem Ausdruck haben, da sie die deutsche Sprache nicht so viel gebrauchen, wie wir. Allerdings gibt es auch ganz normale Schüler, die Probleme mit dem Ausdruck haben. Komischerweise sind das oft Schüler, bei denen man beim Sprechen kein komisches Gefühl hat. In der Umgangssprache verwendet man ja auch nicht allzu komplexe Ausdrücke, weshalb das vermutlich nicht auffällt.
Das einzige, was Abhilfe verschaffen würde, wäre vermutlich das Lesen. Ich habe immer schon sehr viel gelesen, und führe das auch auf meine guten Noten in Deutsch zurück. Manche, die eher weniger lesen, haben dann natürlich Probleme, da sie eben seltener mit Ausdrücken konfrontiert werden, die ihnen später fehlen.
Ich denke, die Ausdrucksschwächen im Mündlichen, obwohl man eigentlich wüsste, wie es richtig heißen würde, kommen vor allem durch die Situation des Sprechens zu Stande, die von Grund auf hektisch und meist wenig durchdacht ist. In der Regel ist es ja nun einmal so, dass wir uns vorher nicht lang überlegen, was wir sagen möchten, sondern die Aussagen einfach so aus dem Mund sprudeln; ebenso ist es nicht möglich, Grammatikfehler oder falsche Sätze, die einmal gesagt wurden, noch einmal zu korrigieren, wie es im Schriftlichen üblich ist. Das Phänomen der schlampigen Sprache im Mündlichen ist übrigens weit verbreitet und kam schon in der Antike zum Tragen, wo schon bald ein Unterschied zwischen dem Schriftlatein und dem Volkslatein entstand; Letzteres zeichnete sich durch Vereinfachungen der Grammatik und einige vulgäre Vokabeln aus.
Dass dein Ausdruck in Prüfungen so sehr variiert, kann von vielen Faktoren abhängen. Die Vielfältigkeit wurde ja schon angesprochen. Gerade in Prüfungssituationen neigt man ja dazu, sich möglichst in bekannten Strukturen auszudrücken, um keine Fehler zu machen; auch die Hektik einer Prüfungssituation sorgt nicht unbedingt für eine vielfältige Ausdrucksweise und komplizierte Satzkonstrukte. Letztlich kann es auch passieren, dass man durch den Leistungsdruck manchmal Fehler macht, die einfach nicht sein müssten. Gerade in der Aufregung bildet man manchmal verworrene oder unverständliche Sätze, die man in einer ruhigen und überlegten Situation nicht in dieser Art und Weise schreiben würde. Letztlich ist eine Ausdrucksweise auch immer ein Stück weit tagesabhängig: Wenn ich einen schlechten Tag habe und mich schlapp fühle, dann passieren nun einmal vermehrt Missgeschicke, auch auf der sprachlichen Ebene.
Was man tun kann, um den eigenen Ausdruck zu verbessern, ist leider nicht besonders vielfältig und beschränkt sich meiner Meinung nach auf zwei Tätigkeiten: Lesen und Schreiben. Das Lesen ist vorrangig wichtig, um den eigenen Horizont zu erweitern, also passiv verschiedene Ausdrücke zu lernen und sich damit vertraut zu machen. Ab einem gewissen Niveau hilft aber nicht mehr die Lektüre von jeglichen Büchern, sondern es sollten schon eher hochsprachliche Werke gewählt werden. Allerdings ist es irgendwann auch wichtig, eigene Texte zu schreiben, denn nur so beziehe ich den passiv gelernten Wortschatz in meinen aktiven Sprachgebrauch ein. Das ist wie mit einer Fremdsprache: Ab einem gewissen Punkt lerne ich durch Lesen nicht mehr viel, sondern muss aktiv schreiben, um mich zu verbessern und ein Gefühl dafür zu bekommen.
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