Hohe Spritpreise und geringerer Verbrauch - Ausgleich?

vom 22.02.2012, 18:14 Uhr

Dass die Benzinpreise mehr als hoch sind, steht wohl außer Frage. Dennoch frage ich mich, ob wie hoch die zusätzliche Belastung beim einzelnen Autofahrer wirklich ist. Während die Spritpreise gestiegen sind, sind die Fahrzeuge auch immer sparsamer geworden. Ich selbst fahre einen älteren Wagen, der laut Hersteller 9,3 Liter Super Plus verbrauchen soll. Das kommt auch soweit hin, wenn man nicht allzu sportlich unterwegs ist. Meistens verbrauche ich zwischen 8,5 und zehn Litern. Das Nachfolgemodell meines Autos verbraucht laut Hersteller nur noch 8,1 Liter auf 100 Kilometern. Das ist allein im Vergleich der Herstellerangaben schon ein Unterschied von 1,2 Litern. Dazu kommt noch, dass mein altes Modell 225 PS hat, das neue Modell aber sogar mit 272 PS aufwarten kann. Der Verbrauch ist also deutlich gesunken, während die Leistung gestiegen ist.

Ein geringerer Verbrauch bedeutet natürlich auch geringere Spritkosten. Würden die Benzinpreise stabil bleiben, würden die Kosten für den Sprit theoretisch immer weiter sinken, sofern man sich ab und zu ein neueres und sparsameres Auto kaufen würde. Ich bin diesem speziellen Automodell verfallen und möchte vermutlich in zehn Jahren auch nur noch dieses Modell fahren. Wenn ich mich im Bekanntenkreis oder auch in der Nachbarschaft umschaue, stelle ich aber immer wieder fest, dass die meisten Leute regelmäßig neue Autos anschaffen, meistens in Abständen von wenigen Jahren. Die neuen Fahrzeuge sind dann natürlich auch sparsamer als die Vorgänger, sofern es sich grundsätzlich um vergleichbare Fahrzeuge handelt. Es gibt mittlerweile vergleichsweise sparsame Autos, selbst in der Mittel- und Oberklasse.

Die Spritpreise sind sicher stärker gestiegen als der Verbrauch durchschnittlicher Autos gesunken ist. Dennoch denke ich, dass die Preissteigerung bei vielen Leuten gar nicht so hoch ausfallen könnte, wie es vielleicht befürchtet wird. Kauft ihr selbst vielleicht regelmäßig neue und sparsamere Fahrzeuge? Wie hoch fällt die zusätzliche Belastung durch hohe Benzinpreise wirklich noch aus, wenn ihr das neue sparsame Auto und die hohen Spritkosten mit dem alten Auto von vor ein paar Jahren vergleicht, zu dessen Zeit die Spritpreise noch niedriger waren? Denkt ihr überhaupt an den geringeren Verbrauch, oder fällt euch eigentlich nur diese hohe Zahl an der Tankstelle auf, unabhängig davon, ob ihr vielleicht gerade ein 10-Liter-Auto gegen ein 6-Liter-Modell ausgetauscht habt?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wir hatten bis letztes Jahr ein Auto, welches nur 90 PS hatte und trotzdem 10 Liter brauchte. Nun haben wir auch mehr PS und gleichzeitig benötigt es nur noch etwa 6 Liter pro 100 Kilometer. Wenn man das berücksichtigt, und dazu noch die Inflation mit einberechnet, dann könnte es stimmen, dass das Autofahren nicht besonders teurer geworden ist. Vielleicht herrscht gerade noch Äquivalenz.

Das wird aber nicht mehr lange dauern. Durch die Importverbote aus dem Iran werden die Spritpreise weiter angekurbelt. Außerdem legt sich die Krise in China und Indien wieder, was den Verbraucht in die Höhe treibt. Mich wundert es nicht, dass der Spritpreis diese Woche auf einem 8-Monats-Hoch war. Ich vermute, dass trotz des sinkenden Verbrauches das Autofahren teurer werden wird. Denn die Verbrauchsreduktion kann ab jetzt die Preissteigerung nicht mehr ausgleichen, genau so wenig wie die Inflation. Früher oder später werden wir das konventionelle Autofahren aufgeben müssen, weil es zu teuer werden wird.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Cologneboy2009 hat geschrieben:Dass die Benzinpreise mehr als hoch sind, steht wohl außer Frage.

Das ist wirklich fraglos richtig, zumal jetzt auch mal wieder ein historischer Höchstpreis erreicht wurde. So teuer war das Benzin im Grunde noch nie und ein Ende der Preisrally ist noch nicht mal abzusehen.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Dennoch frage ich mich, ob wie hoch die zusätzliche Belastung beim einzelnen Autofahrer wirklich ist. Während die Spritpreise gestiegen sind, sind die Fahrzeuge auch immer sparsamer geworden.

Das ist ein Märchen, welches von der Automobilindustrie gerne und immer wieder ins Spiel gebracht wird. Richtig ist aber, dass der angegebene durchschnittliche Verbrauch von Fahrzeugen nur deshalb sinkt, weil tatsächlich mehr "Spritsparer" angeboten werden und einfach mehr Autos auf dem Markt sind. Das bedeutet nicht, dass die Fahrzeuge selbst weniger verbrauchen. Die Einsparung der Fahrzeuge, welche im Massenmarkt verkauft werden, ist höchstens minimal - er stagniert eher und hält bzgl. des Verbrauchs definitiv nicht das, was er verspricht. Endlich kommt auch ein wenig Bewegung in die Kritik der Berechnung des Durchschnittverbrauchs. Kaum ein Verbraucher wird im täglichen Leben bestätigen können, dass die Werbeangaben tatsächlich eingehalten werden. Mittlerweile kann man aber wenigstens dagegen vorgehen, wenn die Abweichungen mehr als 20% betragen.

Nebenbei sei auch bemerkt, dass der Benzinpreis sich z.B. seit ca. 1995 bis jetzt verdoppelt hat. Die Einsparung hingegen wird kaum bei 50% liegen. Allein die Preissteigerung im letzten Jahr wird vorsichtig mit 8-10% angegeben. Das "erspart" kaum ein Hersteller durch verbesserte Motoren. Was aber auch der Lust an mehr Leistung geschuldet ist. Und hier hat die Automobilindustrie recht. Wenn in den 70er Jahren Fahrzeuge mit 70 PS einen entsprechenden Verbrauch hatten, dann kann man mit der modernen Technik heute ein Aggregat mit 200 PS mit gleichem Verbrauch bauen. Ob aber die Idee der Einsparung so vernünftig umgesetzt wurde, muss jeder für sich entscheiden.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich selbst fahre einen älteren Wagen, der laut Hersteller 9,3 Liter Super Plus verbrauchen soll. Das kommt auch soweit hin, wenn man nicht allzu sportlich unterwegs ist.

Das ist oftmals die Einschränkung und ich frage mich, wie die Hersteller auf ihren Normverbrauch kommen bzw. welchen Fahrstiel sie ihren Käufern unterstellen. Wenn es ihnen darum geht, tatsächlich den "sportlichen Fahrstiel" zu unterbinden, so würde wohl der erste Schritt dazu sein müssen, die Leistung massiv zu beschneiden.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Das Nachfolgemodell meines Autos verbraucht laut Hersteller nur noch 8,1 Liter auf 100 Kilometern.

Leider aber auch ohne den wirklichen Nachweis erbringen zu müssen. Auch hier gibt es einfach zu viel an Spielraum und keine unabhängige Instanz welche den Verbrauch feststellt. Eigentlich ist alles was in diese Richtung geht reine Werbung.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Das ist allein im Vergleich der Herstellerangaben schon ein Unterschied von 1,2 Litern.

Mit einer Ersparnis von ca. 12% wäre dies genau die Verteuerung des Benzins der letzten 18 Monate.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Dazu kommt noch, dass mein altes Modell 225 PS hat, das neue Modell aber sogar mit 272 PS aufwarten kann. Der Verbrauch ist also deutlich gesunken, während die Leistung gestiegen ist.

Und hier ist genau das Problem zu vermuten. Der angegebene Durchschnittsverbrauch ergibt sich auch bei Autobahnfahrten sicher nicht durch das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit oder das Vollgas geben. Vielmehr geht man von einer Geschwindigkeit von 130 Km/h aus und da mag die erhöhte Leistungsfähigkeit noch nicht den Niederschlag im Verbrauch bringen.

Was übrigens hier immer wieder vergessen wird: ein Auto wird vom Normalverdiener nicht ähnlich oft gewechselt, wie andere Anschaffungen wie z.B. Computer. Und wenn es sich auch noch um Neuwagen handelt, die in kürzester Zeit einen enormen Wertverlust erleiden, ist es nur eine scheinbare Lösung, die Möglichkeit zu haben, durch neuere Autos der Erhöhung der Benzinpreise entgegen zu stehen. Wer einen Neuwagen kauft, wird den vermutlich auch über Jahre nutzen. Daher schlägt sich die Preiserhöhung wie ich finde in jedem Fall voll durch! Einsparungen sind nur durch Verzicht möglich. Aber das würde unterstellen, dass die bisherigen Fahrten schon unnütz wären, was nicht zwingend anzunehmen ist!

Ich persönlich denke aber schon über Alternativen nach. Es ist mir übrigens in dieser Woche zum ersten Mal im Leben passiert, dass ich für mein Fahrzeug (Mittelklasse Wagen) an der Tankstelle Benzin für über 100 Euro gekauft habe. Für alle, die etwas älter sind, sei noch mal angemerkt, dass das über 200 DM sind. Eigentlich unvorstellbar, wenn ich an frühere Tage denke. Es ist nicht lange her, da kam ich mit Tankfüllungen im Bereich von 30 DM über den Monat. ;)

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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