Fastenzeit 2012: Werdet ihr fasten? Was fastet ihr?
Als Kind wurde ich durch meine Konfession schon von der Fastenzeit geprägt und auch, wenn ich als Erwachsene da nicht immer mit gemacht habe, so ist es doch seit wenigen Jahren in der Tat bei mir der Fall, dass ich verzichte oder mich zumindest etwas mehr einschränke. Sicherlich könnte ich es auch an anderen Tagen im Jahr machen, aber mit einem gewissen Ziel vor Augen fällt es mir ehrlich gesagt doch etwas leichter, es auch so durchzuziehen, was in den letzten Jahren auch wunderbar funktioniert hat. Allerdings habe ich das Fasten nicht so streng durchgezogen, sondern am Wochenende quasi vom Fasten pausiert.
Wie vergangenes Jahr möchte ich ab heute auch meinen Konsum an Fleisch- und Wurstwaren erheblich reduzieren und nur noch sehr ausgewählt essen. Das habe ich letztes Jahr bereits im Ansatz getan, inzwischen würde ich für mich noch etwas strenger damit umgehen. Auch fallen Dinge wie Fast Food und Süßigkeiten beziehungsweise bei mir dann eher herzhafte Knabbereien darunter. Damit habe ich schon eine kleine Herausforderung, was ja nun auch Sinn und Zweck sein sollte, auf mich genommen. Ich versuche mich dabei aber nicht unter Druck zu setzen, weil ich dann weiß, es geht auf alle Fälle schief.
Mir fällt das Fasten schon recht schwer, weshalb ich ja nun auch von einer Herausforderung gesprochen habe. Würde es leichter fallen, wäre es in dem Fall in meinen Augen und für mich ja kein "Opfer", was ich bringe. Im Grunde hoffe ich aber schon ein wenig, dass ich diesen Verzicht eben auf lange Sicht gesehen als ganz normalen Bestandteil im Leben sehen kann und damit dann auch besser umgehen kann, als es eben an einem anderen Tag im Jahr der Fall wäre, wo ich diesen Beschluss gefasst hätte.
Ich habe in der Fastenzeit noch nie gefastet, ich werde in diesem Jahr zum ersten mal die sieben Wochen lang bewusst auf etwas verzichten, was ich sonst jeden Tag zu mir nehme, nämlich auf süße Getränke. Nun werde ich eben diese sieben Wochen lang nur Wasser trinken. Es geht ja bei dieser Sache nicht unbedingt darum, mit dem Heilfasten zu beginnen, sondern darum, auf etwas zu verzichten, was einem normalerweise wichtig ist.
Ich mache dieses Jahr auch nicht unbedingt aus religiösen Gründen bei dieser Aktion mit, sondern mir war es einfach mal wichtig, mir bewusst zu machen, was ich so für Sachen zu mir nehme, die nicht gerade gut und gesund für mich sind. Darum möchte ich ausprobieren, ob ich es schaffe, mal sieben Wochen darauf zu verzichten.
Ich bin absolut nicht religiös und sehe somit auch keinerlei Veranlassung, die sechs Wochen vor Ostern zu fasten. Für mich ist es schon immer fraglich, warum meine komplette - im Übrigen völlig ungläubige - Familie unbedingt Weihnachten feiern und dazu einen riesigen baum aufstellen, teure Geschenke kaufen und ein außergewöhnliches Buffet richten muss, wenn die Kinder nicht einmal mehr wissen, warum sie überhaupt feiern. Genauso wenig verstehe ich, warum zu Ostern ganze Batterien von Eiern aus Schokolade in der Wohnung versteckt werden müssen, obwohl niemand an die zugehörige Geschichte glaubt. Weil ich mit der Religion an sich nichts anfangen kann, lasse ich also auch die Fastenzeit völlig außer Acht.
Grundsätzlich ist es wohl nicht übel, die eigenen Verhaltensweisen hin und wieder zu überdenken und sich zu überlegen, ob man nicht auf das Ein oder Andere verzichten könnte. Ich bin nun niemand, der für Stunden vor der Konsole hängt oder Schokolade kiloweise verschlingt, aber trotzdem fällt mir hin und wieder auf, dass ich vielleicht doch ein bisschen zu viel Süßigkeiten esse oder mich allgemein zu ungesund ernähre. Ebenso kann man sich in diesen Momenten mal daran erinnern, wieder einmal ein hochwertiges Buch zu lesen, oder nicht mehr ganz so viel Zeit vor dem Fernseher zu vertrödeln. Auch andere Vorsätze, wie beispielsweise die Änderung einiger Charakterzüge oder Verhaltensweisen gegenüber anderen Personen, sind nie verkehrt, ich denke aber, dass man dazu nie die Fastenzeit, also diesen Punkt „X“ benötigt, sondern dass solche Momente der Selbstreflexion und Verhaltensänderung oftmals eintreten sollten; und zwar nicht nur einmal im Jahr.
Trotzdem sehe ich die Fastenzeit unter diesem Gesichtspunkt nicht als die schlechteste Erfindung der Religion an, zumindest dann nicht, wenn man sie mit Maß und Ziel gebraucht und nicht von jetzt auf gleich auf alles verzichten möchte und sich völlig unrealistische oder gesundheitsschädigende Vorgaben setzt. Wenn sie wirklich dazu verwendet wird, die Menschen aufzurütteln, damit sie ihre eigenen Verhaltensweisen überdenken, dann mag sie zu einem Teil sogar sinnvoll sein. Wichtig fände ich aber eine Bewusstseinsänderung und ein Umdenken: Es ist wenig sinnvoll, während der Fastenzeit komplett auf Süßigkeiten zu verzichten und sich nach dem Ablauf mit Schokolade vollzustopfen, viel sinnvoller wäre es, den Konsum zu reduzieren. Wenn das in allen Bereichen Anwendung fände und so kommuniziert würde, dann hielte ich die Fastenzeit für sinnvoll.
Man muss vielleicht der richtige Typ Mensch zum Fasten sein, d.h. manchen bringt es bestimmt einen Mehrwert, für einige Zeit Verzicht zu üben und sich auf andere Dinge zu besinnen, aber manche haben davon nicht so viel. Der Sinn ist ja, dass man entweder seine Aufmerksamkeit auf Aspekte im Leben richtet, die man vorher nicht so gesehen hat und nun, durch den Verzicht auf bestimmte Annehmlichkeiten, gewissermaßen offener für anderes wird. Auch kann man dann die Sache, auf die man verzichtet hat, ganz neu schätzen lernen oder zumindest darauf stolz sein, durchgehalten zu haben.
Mein bisheriger Selbstversuch – ich hatte damals auf Süßigkeiten verzichtet – war aber sehr ernüchternd. Zum einen habe ich mich mit der Länge meines Fastens zunehmend darüber geärgert, mir diese Regel selbst auferlegt zu haben und keine Schokolade essen zu dürfen und zum anderen hat das bei mir überhaupt nicht dazu geführt, dass ich mich irgendwie besser gefühlt hätte oder mich „spirituell“ auf anderes besonnen hätte.
Ganz im Gegenteil, ich habe dann nach der Fastenzeit eher den Eindruck gehabt, dass die ganze Aktion völlig sinnlos war und ich mehrere Wochen meines Lebens ein Stück weit durch den Verzicht gelitten habe, ohne dass dafür ein Mehrwert für mich heraussprang. Auch abgenommen habe ich dadurch nicht.
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