Wie empfindlich reagiert ihr auf sensorische Deprivation?
Ich habe in meinem Zimmer Vorhänge, die so gut wie kein Licht durchlassen. Wenn ich meine Vorhänge in der Nacht zumache, ist es deshalb stockdunkel. Nun habe ich schon öfters die Erfahrung gemacht, dass ich es fast nicht aushalte, wenn es in der Nacht stockdunkel ist. Zudem ist es auch noch komplett still, da wir weder in einer Stadt leben und ich auch keinen Wecker im Zimmer habe, der irgendwelche Geräusche macht. Oft bin ich dann stundenlang in der Nacht wachgelegen und konnte nicht schlafen.
Erst vor kurzem habe ich bemerkt, was für diese "Schlafstörung" verantwortlich ist. Denn seit ich meine Vorhänge nicht mehr ganz zumache, und auch einen Wecker am Nachtkästchen habe, der jede Sekunde tickt, habe ich das Problem mit dem Schlafen nicht mehr. Es lag also an der sensorischen Deprivation, dem vollständigen Reizentzug. Ich empfinde es als regelrechte Qual, wenn es stockdunkel ist und man nicht zur Orientierung hat. Wenn hingegen die Vorhänge noch einen Schlitz breit offen sind, und das Mondlicht ins Zimmer scheint, ist dieses Problem nicht mehr da. Wie geht es euch damit? Könnt ihr mit diesem Reizentzug in der Nacht schlafen oder braucht auch ihr ein wenig Licht oder ein wenig Schall, um schlafen zu können?
Zuerst einmal sei dazu gesagt, dass ich mitten im Stadtzentrum, in einem Hochhaus aufgewachsen bin, das mehr oder weniger direkt am Busbahnhof lag. D ich, schon als Kind, nur mit geöffnetem Fenster schlafen konnte, bin ich einen extremen Lärmpegel also schon von klein auf gewohnt. Ich habe daher auch große Probleme einschlafen zu können, wenn es totenstill ist. Dunkelheit macht mir nicht sonderlich viel aus, allerdings brauche ich, wie gesagt, ein wenigstens auf Kipp geöffnetes Fenster, um schlafen zu können. Meine Vorhänge sind daher auch nie ganz zugezogen. Ich kann ehrlich gesagt aber auch nicht verstehen, warum man zum Schlafen alles "dicht machen" sollte?
In der menschlichen Natur kann das nicht liegen - denn damals konnte man sich ja auch nicht so abschotten. Ich denke die Psyche des Menschen braucht einen gewissen Lärm- und Lichtpegel, um sich wohl zu fühlen. Das Unterbewusstsein "lauscht" ja selbst im Schlaf, ob Feinde in der Nähe sind. Absolute Stille oder auch Dunkelheit ist für uns und unseren früheren Lebensraum nicht natürlich und setzt vielleicht gerade deswegen im Unterbewusstsein Alarmsignale frei.
Ich bin nicht sehr empfindlich was meine Schlafsituation und dergleichen betrifft. Ich schlafe im Moment weil ich meine neue Gardinenstange noch nicht angebaut habe bei komplett unverhangegen Fenster und das schon seit einiger Zeit. Ich habe damit keine Probleme und kann genau so gut schlafen wie sonst auch, ein Problem habe ich nur damit, wenn ich in der Nacht aufwache und Umrisse vor meinem Fenster wahrnehme, die ich nicht ganz genau identifizieren kann. Das macht mir dann immer ein ziemlich seltsames Gefühl und dann habe ich auch Probleme damit, wieder ein zu schlafen denn obwohl ich weiß das es sich eigentlich um nichts bedrohliches handeln wird sagt mir mein Gehirn doch immer, dass dort draußen irgendetwas auf mich lauern könnte. Total irrational also, doch bei verhangenem Fenster habe ich dieses Problem nicht.
Mit Geräuschen habe ich auch absolut keine Probleme, es kann ruhig sehr still sein und quasi geräuschlos. In meinem Zimmer ist das nicht der Fall, denn ich habe ein Aquarium mit Außenpumpe direkt unter meinem Bett stehen und das ist schon ziemlich laut in der Nacht, aber auch wenn ich wo anders schlafe und es dort vollkommen still ist habe ich keinerlei Schlafstörungen.
Ich habe mittlerweile keine Probleme mehr und kann mit und ohne Licht oder auch Geräusche gut schlafen. Früher als Kind war es so, dass ich es ganz dunkel brauchte, um abends einschlafen zu können. Wenn ich meine Großeltern besucht habe, musste der Lichtausschnitt in der Tür immer verhängt werden, damit kein Licht aus dem Flur zu mir ins Zimmer drang.
Ich wohne sehr ruhig und ohne Straßenlärm. Im Urlaub kann ich mich aber auch schnell daran gewöhnen, in einem Hotel an einer vielbefahrenen Straße zu sein. Auch bei Straßenlärm kann ich mittlerweile gut schlafen. Mit dem Licht ist es genauso. Mir ist es egal, ob ich auf einer Kreuzfahrt in einer dunklen Innenkabine bin, oder ob ich eine Balkonkabine habe, wo immer ein wenig Licht durch die Vorhänge dringt.
Ich muss sagen, dass ich wesentlich besser schlafe, wenn ich gar keine Geräusche, Licht oder sonstige Reize um mich herum habe. Generell kann ich aber eigentlich immer schlafen, egal wann, wie und wo. Bei uns auf dem Dorf war es immer sehr ruhig, zudem hatte ich dort richtige Rollläden, die wirklich komplett abgedunkelt haben. Dort konnte ich immer sehr gut schlafen. Vor allem bin ich schnell eingeschlafen und konnte auch lange schlafen. Inzwischen wohne ich in der Stadt, kann das Zimmer nicht komplett abdunkeln und wohne in einem Mietshaus. Auch wenn es insgesamt noch recht ruhig ist, hört man doch immer irgendwelche Geräusche und dunkel ist es auch nicht wirklich. Ich kann dann nicht so gut schlafen, bin immer schnell abgelenkt und wache auch schnell wieder auf.
Das es einen Fachausdruck für völligen Reizentzug gibt höre ich zwar grade eben von dir zum ersten mal, aber ich selbst habe eigentlich keine Probleme mit der sensorischen Deprivation - Glaube ich zumindest. Bei mir im Zimmer (Mein Schlafzimmer befindet sich im Kellergeschoss) fällt durchs Fenster eigentlich generell nicht besonders viel Licht und wenn ich dann noch den Vorhang vor dem kleinen Kellerfenster herunterlasse, ist es bei mir im Zimmer eigentlich komplett dunkel. Die einzigen zwei Lichtquellen in meinem Zimmer bilden hierbei zum einen die Stand-By-Leuchte des Fernseher und die Stand-By-Leuchte meines Radioweckers.
Beide geben zwar nur recht spärlichen Licht, aber wenn man sich nach einer Zeit in der Dunkelheit mit den Augen daran gewöhnt hat, erkennt man eben doch noch recht viel im Zimmer wieder - Kann man hier dann schon von völligem Reizentzug sprechen? Rein akustisch hingegen habe ich wirklich einen völligen Reizentzug und diesen brauche ich auch. Ich hatte zum Beispiel mal eine recht lange Zeit eine Wanduhr an der Wand befestigt, deren Sekundenzeiger unaufhörlich sehr laut tickte, was mich tagsüber zwar nicht störte, aber in der Nacht manchmal (Nicht immer, nur wenn ich mich unbewusst darauf konzentrierte) zum Wahnsinn gebracht hat. Ich merke grade beim schreiben, dass ich wohl doch nicht so einfach einschlafen kann, wie ich am Anfang des Threads noch behauptet habe . Irgendwie ironisch, dass man dies erst merkt, wenn man mal selbst darüber reflektiert.
Bei mir ist es genauso wie bei dir. Ich kann auch nicht in völliger Dunkelheit und ängstlicher Stille schlafen. Das liegt aber nicht daran, dass es mir Angst macht, im Gegenteil. Ich habe dann einfach zu viele Gelegenheiten über den Tag nach zu denken. Und wenn man das in der Nacht macht, was viele Leute auch häufig machen, dann kann man wirklich einfach nicht einschlafen. Ich empfinde es so, dass man einfach von nichts beim Nachdenken gestört wird. Diese Feststellungen in der totalen Dunkelheit und Stille, sind bei mir auch nicht unbemerkt geblieben und ich habe auch schon einige Zeit dafür gebraucht, auf diese Sache zu kommen, dass es ja daran liegen könnte.
Es war bei mir sogar mal so schlimm, dass ich in meinem eigenem Zimmer und meinem eigenem Haus die Orientierung verloren habe. Das war ein schlimmes Gefühl, denn ich wusste wirklich nicht mehr, ob ich mich noch in meinem Zimmer befinden würde. Das war so das ich nachts auf die Toilette musste. Also wollte ich aus meinem Bett steigen, dass war aber wiederum gar nicht mal so einfach, weil ich nicht mehr wusste, zu welcher Seite ich zur Zimmertür aussteigen musste. Ich hatte ja auch keinerlei Lichtpunkte, an denen ich mich orientieren könnte. Ich hatte auch keinerlei schallen aus der Nähe eines Weckers, weil ich keinen in meinem Zimmer stehen hatte.
So bin ich einfach wie ein Depp gegen Wände, einer Kommode oder einen Schrank gelaufen, weil ich einfach völlig meine Orientierung verloren hatte. Ich hätte mir ja auch gerne das Licht angeschaltet, und das war ja auch das erst wonach ich suchte, doch ich konnte den Lichtschalter einfach nicht finden. Es war wie wenn ich bekifft gewesen wäre oder ich ein paar Promille zu viel getrunken hätte. Nach etwa ungelogenen zehn Minuten habe ich dann endlich zur Türklinke und zum Lichtschalter gefunden. Das war wirklich schlimm, den ich wusste nicht mehr wo mein Fenster zum Vorhang weg machen war oder meine Taschenlampe auf dem Schreibtisch. Und mein Zimmer war wirklich nicht groß. Das Zimmer war vielleicht zwölf Quadratmeter groß. Ich war selbst Fassungslos, dass so etwas überhaupt geht. Meine Orientierung nur durch totale Stille und keinerlei Lichteinfall verloren. Zum Glück habe ich mir aus einer Beule am Schienbein keine weiteren Verletzungen hinzugezogen.
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