Dilemma - wie würdet ihr reagieren?

Nun muss ich euch einfach mal was fragen. Wie würdet ihr reagieren? Es handelt sich hierbei um meine Eltern. Diese möchten immer alles verheimlichen. Nichts darf an andere weiter getragen werden, weil sich ja eh niemand für sie interessieren würde. Mein Vater ist schwerkrank und leidet an Arteriosklerose. Oft haben ich und meine Geschwister nachgefragt, wie es ihm geht und immer nur ganz abwertende Antworten bekommen. Er hat nie wirklich darauf reagiert und auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht.

Er war inzwischen oft im Krankenhaus und nie sollte jemand etwas davon erfahren, selbst seine Kinder, also wir, oft nicht. Außerdem suchen sie ein neues Haus/Wohnung und der Umzug wird auch strengstens geheim gehalten. Dieses Verhalten wird allerdings immer schlimmer. Erst hieß es nur andere Leute sollen nichts von der Krankheit erfahren, inzwischen werden auch uns Kindern die wichtigen Informationen verschwiegen.

Nun war ich gerade bei meiner Oma. Diese weiß mal mehr als wir und wir kamen schleppend ins Gespräch. Beiläufig haben ich und meine Schwester dann erfahren, dass meine Eltern wohl in unserer Nähe ein Haus/Wohnung gefunden haben und demnächst dort einziehen werden. Außerdem lag mein Vater nun einige Tage im Krankenhaus, da er blind eingeliefert wurde. ER musste in einer Not-OP die Halsschlagader geöffnet bekommen und stand ganz kurz vor einem Schlaganfall. Noch vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Mutter telefoniert, die mir sagte, dass alles okay ist und sie noch keine Wohnung gefunden haben…

Da man am Telefon so schlecht reden kann, habe ich meine Mutter nun gerade angerufen und gefragt ob diese morgen zuhause sind. Darauf hin meinte sie doch tatsächlich, dass sie sich einen Fastnachtsumzug angucken gehen. Meine Eltern bzw. mein Vater geht seit Jahren nicht mehr auf einen Umzug und dies ist absoluter Schwachsinn. Vor allem weil er erst vor kurzem operiert wurde. Dann fragte ich sie noch nach der Wohnung, ob ich weiterhin die Ohren auf halten soll und da meinte sie ebenfalls, dass sie noch nichts gefunden haben…

Ich bin stinksauer, weiß allerdings auch nicht wie ich reagieren soll. Mein Vater ist nun wirklich sehr krank, aber auf Fragen wie es ihm geht, reagiert er eh nicht und alle Menschen rundherum sind ohnehin immer schlecht. Ich habe außerdem ins Krankenhaus angerufen und die haben mir dann verraten, dass er heute Morgen entlassen wurde. Schlimm genug, dass man so etwas nicht von seinen eigenen Eltern erfährt. Nun weiß ich aber eigentlich, dass sie morgen zuhause sind. Außer wenn sie zu einer Nachkontrolle fahren. Mein Problem ist nun, dass ich nicht weiß wie ich mich verhalten soll. Ich habe kein besonders gutes Verhältnis mehr zu meinen Eltern, aber dennoch sind es halt die Eltern. Ich weiß nun nicht ob ich die 30minütige Fahrt auf mich nehmen soll um dann festzustellen, dass keiner da ist oder wir nicht erwünscht sind oder ob ich es auf dem beruhen lassen soll. Mein Problem ist halt auch das schlechte Gewissen. Ich weiß nicht wie lange ich noch die Möglichkeit habe einfach zu beiden Elternteilen zu fahren, da mein Vater eben schwer krank ist.

Immer wieder habe ich ein Schritt auf sie zugemacht und versucht das Gespräch zu finden. Immer wieder habe ich angerufen und nachgefragt und genauso auch meine Geschwister. Anfangs zumindest! Irgendwann haben wir dann alle 3 aufgegeben, da sich meine Eltern immer mehr zurück gezogen haben und immer weniger von sich preis gegeben haben. Nun weiß ich einfach nicht was ich machen soll.

Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr ständig nur belogen werdet und wichtige Informationen nur hinten rum erfahrt? Und wie würdet ihr in meiner Stelle reagieren?

Das ist echt schwer zu sagen, denn man fühlt sich selber ziemlich übergangen, wie ich finde. Vor allem wenn es darum geht, dass die eigene Familie belogen wird, versteh eich keinen Spaß. Mir wurde immer eingeprägt, dass Familie das wichtigste im Leben ist und somit finde ich, dass man auch ehrlich seinen Verwandten gegenüber sein sollte. Ich finde man sollte schon ehrlich der Verwandtschaft gegenüber sein, auch wenn die Gründe der Krankheit usw. eventuell verständlich wären, für ein verheimlichen.

Ich selber wäre auch extrem sauer und enttäuscht, denn ich würde die Welt auch nicht verstehen. Ich würde mich einfach fragen, ob man mir so wenig vertrauen schenkt, dass man mich übergeht! Doch wahrscheinlich muss man den Gedankengang deiner Familie nicht ganz verstehen und wird es auch nicht. Ich kann es nicht und wäre ebenso sauer wie enttäuscht. Eine Familie sollte gerade in schweren Zeiten zusammenhalten und nicht hinten rum agieren.

Also so wie das klingt, scheint ihr aber nicht so sehr das gute Verhältnis zu haben. Ich meine, dass Geheimnisse für sich behalten ist das eine, aber das man die eigenen Kinder nicht anruft, wenn man im Krankenhaus liegt finde ich schon reichlich merkwürdig. Mit Geheimnissen bewahren hat das ja dann schon nichts mehr zu tun. Verwundert hat mich auch diese Aussage:

weil sich ja eh niemand für sie interessieren würde.

Wir haben alle drei kein super Verhältnis zu unseren Eltern, was aber immer schlechter geworden ist. In erster Linie, denken meine Eltern einfach (speziell mein Vater), dass sich einfach niemand für sie interessiert. Nachfragen wie es ihnen geht, werden immer überhört und sie verlangen einfach, dass wir ihnen von den Lippen ablesen können was gerade los ist. Wenn wir sie fragen wie es ihnen geht und ob alles okay ist, bekommen wir keine Antwort. Wenn wir dann nicht fragen, heißt es aber gleich wir interessieren uns nicht. Da sie der Meinung sind, dass wir uns nicht interessieren, möchten sie uns auch nicht mitteilen wie es ihnen geht. Dass sie uns damit nicht belasten wollen glaube ich nicht. Das ist ein Trotzverhalten und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es eigentlich ein abweisendes Verhalten zu Menschen, zu denen man keinen Kontakt möchte.

Ich weiß nun halt einfach nicht recht wie ich reagieren soll und ob ich nun hinfahre und mich anschließend wieder ärgere, weil ich nur abweisend behandelt werde oder ob ich nicht hinfahre und es irgendwann bereue, wenn mein Vater nicht mehr da ist.

Ich finde das Verhalten deiner Eltern einfach unmöglich! Es ist ja noch nachvollziehbar, dass nicht gleich die ganze Welt von der Erkrankung deines Vaters wissen soll, aber nicht einmal der eigenen Familie die Wahrheit zu sagen und die eigenen Kinder im Unklaren über den Gesundheitszustand ihres Vaters zu lassen finde ich schon sehr merkwürdig, um es vorsichtig zu formulieren. Es ist in meinen Augen einfach nicht normal, wenn man in einer solchen Situation ist wie deine Eltern möchte man doch eigentlich auch Hilfe und Unterstützung oder zumindest Sicherheit haben. Sicherheit in dem Sinne, dass man sich im Ernstfall auf seine Angehörigen verlassen kann und auf alles vorbereitet ist. Das ist auch euch Kindern gegenüber nur fair, denn man muss ja auch rational bleiben und betrachten, dass dein Vater hätte sterben können und das ist dann an sich schon keine leichte Situation, aber wenn dann noch heraus kommt, dass sein Zustand schlechter gewesen ist als man euch immer gesagt hat würde das die Situation sicherlich nicht gerade einfacher machen.

Ich würde vermutlich an deiner Stelle zu deinen Eltern fahren und versuchen, ein Gespräch über diese Vorfälle anzufangen und dann auch ein wenig zu lenken. Und wenn dann immer noch nicht die Wahrheit gesprochen wird, dann würde ich deine Eltern mit dem Wissen von deiner Oma konfrontieren und dann auch hinterfragen, warum deine Eltern dir nicht die Wahrheit sagen. Zumindest dafür würde ich gerne eine Begründung hören wollen.

Ich würde es wohl bereuen, wenn ich an deiner Stelle wäre und mein Vater irgendwann nicht mehr leben würde, ich aber im Vorfeld nicht zu meinen Eltern gefahren wäre um mit ihnen zu reden. Deswegen würde ich dir tendenziell dazu raten, zu ihnen zu fahren aber das musst du letztlich selber entscheiden.

Du solltest die Karten auf den Tisch legen. Du solltest deine Eltern damit konfrontieren, was du weißt und dass dir diese Rolle nicht gefällt. Denn du hättest das Gefühl, sie zu belügen. Ich würde ihnen aber auch klarmachen, dass du ihr Verhalten nicht als Lüge auffassen würdest. Sie werden ihre Gründe haben, warum sie mit der Sache so umgehen, wie sie es tun. Es sind vielleicht Gründe, die du heute noch nicht verstehst, oder die dir falsch, ihnen aber richtig vorkommen. Daraus würde ich keinesfalls einen Vorwurf machen.

Mache ihnen deutlich, dass dir was an ihnen liegt, schließlich wären sie die Eltern. Und da gemeinsame Zeit wertvoll ist und z. B. der Fast-Schlaganfall gezeigt habe, dass diese gemeinsame Zeit ganz schnell von heute auf morgen auch vorbei sein könne, fändest du, es wäre an der Zeit Klartext zu reden. Deine Tür stünde offen, es läge an ihnen, was sie nun daraus machen würden.

Ich finde, das Verhalten hat schon nichts mehr, mit sich „nicht aufdrängen wollen“ zu tun. Sie lassen dich ja nicht an ihrem Leben teilnehmen. Bedenke, was passieren kann, wenn dein Vater eines Tages das Krankenhaus nicht mehr verlässt. Erfährst du das dann auch über Dritte ?

Je nachdem wie lange du es noch so aushältst, wie es jetzt ist, solltest du wie hier schon empfohlen auf Konfrontationskurs gehen. Frage deine Mutter doch einfach mal, wie sie sich das denn in Zukunft vorstellt ? Ein Leben als Familie sieht jedenfalls anders aus.

Ich bin eurem Rat gefolgt und habe gestern mit meiner Mutter telefoniert. Eigentlich gab es zwei Gespräche. Als erstes rief ich an und fragte ob sie morgen, also heute zuhause sind. Darauf kam doch dann tatsächlich die Antwort, dass sie nicht das seien. Auf meine Frage wo sie denn sind, antwortete meine Mutter knallhart, dass sie sich einen Fastnachtsumzug angucken werden… Ich war richtig sauer! Auch sagte sie mir dann noch, dass ich weiterhin in unserer Zeitung nach Wohnungen Ausschau halten soll, sie hätten noch nichts. Da ich bei beiden Dingen wusste, dass es nicht so war – war ich echt sehr wütend und enttäuscht. Anschließend habe ich dann im Krankenhaus angerufen und mal nachgefragt ob mein Vater denn schon entlassen wurde. Gestern Morgen kam er dann aus dem Krankenhaus.

Als das dann etwas gesackt ist habe ich etwa 1 Stunde später noch mal angerufen und meine Eltern durften so erst einmal mindestens 15 Minuten nicht zu Wort kommen. Es musste nun einfach mal alles gesagt werden. Tja, was dabei rum kam? Eigentlich nichts. Meine Eltern sind eingeschnappt und finden, dass sich keiner ihrer Kinder für sie interessiert und es uns egal sei. Wir haben 2 Stunden geredet, aber wirklich was bei rum kam nicht. Scheinbar sind sie auch weniger auf mich sauer, als auch meine Geschwister. Sie haben mir nur nichts von der OP erzählt, weil ich es ja dann weiter erzählen würde, da ich ein recht gutes Verhältnis zu meinen Geschwistern habe. Wie kindisch ist das denn bitte?

Außerdem wollten sie dann unbedingt wissen wer uns die Informationen weiter getragen hat. Nur wenn ich ihnen das sagen würde, würden sie mir ihren neuen Wohnort verraten. Ich kam mir langsam vor wie in der Krabbelgruppe, wo die Eltern auch ständig da stehen und sagen: „Wenn du jetzt nichts richtiges isst, dann bekommst du auch nichts Süßes.“

Ende vom Lied; Ich weiß nun wie die OP verlaufen ist und wie es meinem Vater geht. Ob mir der neue Wohnort allerdings irgendwann bekannt gegeben wird – keine Ahnung! Telefonnummer wollen sie wohl auch nicht raurücken. Manchmal wüsste man echt gerne was im Kopf von anderen Menschen vorgeht. Momentan glaube ich aber, dass im Kopf meiner Eltern leere herrscht. Dieses Verhalten erwartet man doch nicht von einem Erwachsenen oder???