Stört euch die Kommerzialisierung von Festtagen?
Jedes Fest wird mittlerweile vom Markt ökonomisch ausgenutzt. Egal ob Weihnachten, Ostern oder Valentinstag, der Markt lässt sich zu jedem Fest Produkte einfallen, die uns gefallen sollten. Außerdem hat uns der Markt erst impliziert, dass wir uns gegenseitig zu allen möglichen Festtagen Geschenke schenken müssen. Mich nervt das ehrlich gesagt schon extrem, dass der kulturelle Hintergrund von Feiertagen systematisch zerstört wird. Kaum jemand beachtet beim Weihnachtsfest beispielsweise noch den christlichen Hintergrund. Ich bin zwar nicht christlich, dennoch denke ich, dass man kein Fest feiern sollte, scheinheilig einen Baum im Wohnzimmer stehen haben sollte, aber prinzipiell nur an Geschenke denkt. Wenn man einen Feiertag feiert, dann sollte man das wenigstens ordentlich tun.
Bis vor wenigen Tagen konnte man in den Regalen der Supermärkte alle möglichen Produkte zum Valentinstag finden. Genauso kann man bereits im Oktober Adventskalender, Schokoladenweihnachtsmänner und andere Dinge kaufen. Auch Ostern hatte eigentlich nicht den Sinn, den es heute hat. Zwar ist Ostern meiner Meinung nach noch nicht so extrem kommerzialisiert, allerdings schreitet dieser Prozess stetig voran. Vor 10 Jahren gab es bei uns zu Ostern "nur" Ostereier und kleine Nester. Heute müssen es schon kleine Geschenke und Gutscheine sein.
Stört euch diese Profitgier des Marktes auch so sehr? Oder findet ihr, dass der Kommerz Feiertage "bunter" macht? Mich stört nicht das Angebot an sich, sondern der Zwang, der hauptsächlich von den Medien vermittelt wird, sich gegenseitig etwas schenken zu müssen.
Valentinstag ist ja mal kein Fest- oder Feiertag, wie es Ostern, Weihnachten und Co. sind. Das würde ich schon abgrenzen. Sicherlich wird es ähnlich vermarkten, aber direkt gleich stellen kann man es meiner Meinung nach nicht. Ich war ganz empört, als ich schon letztes Jahr im September die Weihnachtsartikel in den Regalen gesehen habe und es gibt die Osterartikel ja auch schon wieder seit einer ganzen Weile. Als es letztens so kalt war und bei uns richtig viel Schnee lag, da konnte ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln, als mich da Osterhasen anlachten.
Es ist auch einfach zu viel. Mittlerweile ist das eine Flut von Osterartikeln (und auch Weihnachtsartikeln usw.). Es gibt ja sogar Bettwäsche speziell zur Osterzeit oder Weihnachtszeit. Das geht mir dann insgesamt doch ehrlich gesagt etwas zu weit. Was das schenken angeht: gut, wer bekommt schon nicht gerne etwas geschenkt. Schenken kann auch nett sein. Aber dieser Zwang, dass man speziell an den und den Tagen was schenken muss, und bitte schön dann auch noch was großes und teures, dass gefällt mir auch schon wieder nicht. Da sollte man lieber ab und zu mal spontan was schenken. Ich kann mir vorstellen, dass man sich mehr darüber freut.
Weihnachten ist mittlerweile ja schon ein Krampf. Diese ewig Suche nach dem perfekten Geschenk kann echt Nerven rauben. Mit Besinnlichkeit hat das dann natürlich noch herzlich wenig zu tun. Bei uns gab und gibt es zu Ostern auch nur etwas kleines. Meistens eben klassisch Ostereier (die keiner von uns isst, weil wir harte Eier alle nicht mögen) und Schokolade. Das finde ich auch besser. Ich habe mich schon damals gewundert, wenn mir Freunde erzählt haben, was die so alles zu Ostern bekommen. Das ging von richtig viel Bargeld über weiß der Geier was. Es waren richtig große Geschenke und das konnte ich damals schon nicht nachvollziehen.
Ich mag allgemein das Gezwungene an Festtagen nicht. Wenn ich mir überlege, dass es an Weihnachten üblich ist, mit der gesamten Großfamilie zu feiern, was bei uns dazu führt, dass sich teilweise Menschen gegenübersitzen, die sich nicht leiden können, und nur gute Miene zum bösen Spiel machen, dann frage ich mich an sich, ob das überhaupt nötig ist; die Geschenke sind hier nur die Spitze auf dem Eisberg, dessen Sinn ich anzweifele. Für mich sind Weihnachten und Geburtstage Feste, zu denen ich eine ganz bestimmte Wunschvorstellung im Kopf habe. In meiner Fantasie sehe ich an diesen Tagen nur genau die Menschen, die ich sehen möchte und die mir wirklich am Herzen liegen. Alles läuft völlig besinnlich und ruhig ab, man sitzt bei einem leckeren Essen am Tisch und unterhält sich ungezwungen. Wenn der Abend vorbei ist, dann freut man sich schlichtweg, seine Lieben wieder einmal gesehen zu haben.
Leider wird diese Wunschvorstellung wohl niemals umsetzbar sein. Vor allem Weihnachten finde ich immer ganz fürchterlich, weil wir es meist mit etwa 15 Personen feiern, die sich nicht einmal mehr besonders gut verstehen. Unter dem eilig geschmückten Baum liegt dann ein Berg aus Geschenken, mit dem man sich die nächsten drei Stunden beschäftigt, aber nicht etwa voller Ruhe und Beachtung für die Geschenke des Anderen, sondern eher erfüllt mit Ungeduld und Missgunst. Wenn ich mir dann ansehe, wie viele tausende von Euro da unter dem Baum liegen, bleibt mir oft die Spucke weg. Und wenn ich dann eine meiner Cousinen sehe, die in Tränen ausbricht, weil sie kein neues Handy bekommen hat, sondern nur Inline-Skates, Ski und ein Gesellschaftsspiel, dann bin ich mehr als sprachlos.
Versteht mich nicht falsch, ich bin nämlich eigentlich jemand, der sehr viel Spaß am Schenken hat und sich natürlich auch am Auspacken eines Päckchens erfreut. Mich nervt es aber, wenn ich zwanghaft zu Feiertagen beschenken muss oder beschenkt werde, denn ich finde es viel schöner, wenn Geschenke ganz ohne Druck und unerwartet kommen, dann ist die Überraschung und Freude doch eigentlich viel größer. Genauso stört es mich, dass Geschenke immer einen gewissen Wert haben müssen, denn ich verstehe einfach nicht, warum man sich nicht an einer Kleinigkeit, die mit Liebe ausgesucht wurde, ebenso erfreuen kann.
Solange es Abnehmer für all diese Kommerzialisierung gibt, wird wohl auch weiterhin der Versuch von Seiten der jeweiligen Unternehmen bestehen bleiben, diese ganzen Feste entsprechend auszunutzen. Wirklich stören an der Tatsache, dass all diese Feste mittlerweile offenbar so sehr ausgeschlachtet werden, tut mich allerdings eher, dass ich das Gefühl habe, dass sich ganz viele Menschen dazu hinreißen lassen, an dieser Schlacht eben auch teilzunehmen. Dass solche Feste kommerzialisiert werden, ist irgendwie klar und sicherlich auch legitim, denke ich, zumal sich das nicht nur auf den Geschenkebereich bezieht, sondern doch schon beim Essen anfängt. Und ich denke, dass auch diejenigen, die sich zu Ostern und zu Weihnachten nichts schenken wollen, dann wenigstens im Kreise ihrer wichtigen Menschen bei einem opulenten Mahl zusammensitzen wollen und das möglicherweise besonders zelebrieren, dann aber eben in dieser Hinsicht eher ausschweifend werden und eher Zutaten kaufen, die zu den exquisiten zählen. Auch hier wird also kommerzialisiert, und dagegen kann ich nicht zwingend etwas sagen.
Schwieriger finde ich allerdings die soeben kurz angesprochene Tatsache, dass mittlerweile beinahe zu jedem noch so bedeutungslosen Tag irgendetwas geschenkt werden soll. Zu Festen wie Weihnachten sehe ich das ja sogar noch ein, obwohl das nicht zwingend sein müsste. Aber zu Ostern oder Nikolaus richtige Geschenke zu verschenken, finde ich dann doch deutlich übertrieben und ich will daran auch nicht teilnehmen. Hätte ich Kinder, so würden sie von mir sowohl an Nikolaus als auch an Ostern lediglich ein paar Süßigkeiten bekommen, so wie es eben in meinem Elternhaus auch war. Das hat uns erfreut und das hat uns mehr als nur ausgereicht. Dass es Kinder in meiner Schulklasse gab, die zu Ostern Fahrräder bekommen haben, habe ich nie wirklich verstanden und ich fand das schon als Kind äußerst übertrieben. Nicht anders geht es mir auch heute, wo ich erwachsen bin.
Die Profitgier des Marktes ist es dabei allerdings aber gar nicht so wirklich, die mich stört, sondern eher die Tatsache, dass es dafür eben Abnehmer gibt. Mich stört, dass es offenbar nicht gerade wenige Menschen gibt, die diesen Kommerz wirklich unterstützen und das offenbar ja auch ziemlich ausgedehnt, denn sonst würde es ein solches, auf diese einzelnen Feste ausgerichtetes Angebot doch gar nicht geben – oder jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Allerdings finde ich aber auch, dass man sich diesem vermeintlichen Zwang eben nicht unterwerfen muss, jedenfalls komme ich selbst auch hervorragend klar, wenn ich mich davon fernhalte. Ich mag die Tatsache, dass Ostern ein Fest sein soll, und von mir aus besteht auch kein Grund, die Kinder an Nikolaus keine Schuhe mehr vor die Tür stellen zu lassen, die dann auch befüllt werden. Aber ich als erwachsener Mensch muss mir sicherlich nicht ernsthaft die Frage stellen, ob ich zu Ostern, Valentinstag, Mutter- und Vatertag, Nikolaus und Erntedank irgendetwas verschenken muss. Nein, mir reichen Geburtstage und Weihnachten eigentlich voll aus. Meinem Partner schenke ich gerne übers Jahr immer mal wieder etwas, und der Valentinstag ist für mich eher ein Tag, an dem man vielleicht zu zweit zusammensitzt, nachdem man etwas Leckeres gekocht hat und an dem man sich noch einmal so richtig bewusst macht, dass man sich freuen kann, sich gefunden zu haben. Mit Geschenken hat das in meinen Augen nun wirklich nichts zu tun, und ich habe glücklicherweise auch nicht das Problem, dass ich mich da irgendeinem Druck ausgesetzt sehe.
Vermutlich ist es also wirklich eine Frage dessen, was man daraus macht und wie sehr man sich empfänglich für diesen konstruierten Druck macht, unbedingt mitziehen und etwas schenken oder wenigstens viel kaufen zu müssen, das in irgendeiner Form außergewöhnlich ist. Ob man einen Feiertag feierlich begeht oder nicht, bleibt nicht zuletzt auch einem selbst überlassen und hängt doch wiederum überhaupt nicht davon ab, ob es Geschenke und Konsum in irgendeiner Form gibt. Feierlichkeit ist etwas, das nicht selten im Herzen entsteht und das man eben als freudiges Gefühl empfindet. Der Rest ist eher eine Art Dekoration, und wie ausgedehnt man diese Dekoration praktiziert und anbringt, bleibt im Endeffekt wirklich jedem selbst überlassen.
Zunächst einmal ist es ja normal, dass Feste einen Wandel erfahren und sich der Zeit anpassen. Bevor Weihnachten mit einem christlichen Hintergrund versehen wurde hatte es ja auch eine andere Bedeutung. Wenn es nun, überspitzt gesagt, zum Fest des Kommerzes umlackiert wird ist das einfach nur eine weitere Neuinterpretation.
Mich stört dieser fast schon aggressive Aufruf zum permanenten Konsum generell, sowohl vor diversen Festtagen als auch am Samstag Morgen, wenn ich zum Bäcker fahre und von lauter "Supersamstag" Werbung im Radio genervt werde. Oder wenn ich in der Zeitung einen grellroten Media Markt Prospekt im A1 Format sehe. Aber ich fühle mich dadurch zu nichts gezwungen und wenn man etwas so aggressiv bewirbt erreicht man bei mir eh das Gegenteil. Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr Geschenke selber gemacht und das hat nicht nur damit zu tun, dass ich Spaß daran habe und weiß, dass ich gut bin.
Was mich aber auch stört, vor allem vor Weihnachten, sind Leute, die regelmäßig darüber jammern, wie kommerziell doch alles geworden sei, und wie sehr der ihrer Meinung nach christliche Hintergrund des Festes in den Hintergrund gerückt sei. Nur sind das oft genau die Leute, die dann trotzdem fette Geschenke kaufen oder enttäuscht sind, wenn sie das "falsche" geschenkt bekommen und die sich das ganze Jahr über keine Gedanken über irgendwelche christlichen Hintergründe machen. Das finde ich einfach total inkonsequent und es kommt mir dann eben so vor als würde man als den gleichen Gründen jammern aus denen man an Weihnachten auch in die überfüllte Kirche rennt - weil es einfach dazu gehört.
Oh ja und wie mich das stört. Bescheiden ein Fest zu feiern, das ist heute nicht mehr drin - zumindest nicht, wenn man den Vorstellungen derer folgt, die Geld aus diesen Festen schlagen. Ich kriege das Kotzen, wenn die Lemminge Wochen vor Weihnachten ihre beleuchteten Aldi-Plastikweihnachtsmänner aus dem Keller holen und sie an ihre Balkone hängen, ich könnte schreien, wenn die Blumenmafia mit dem Valentinsterror anfängt. Für jedes Fest, für jeden Feiertag gibt es passenden Wohlstandsmüll, den Heerscharen von unterdrückten chinesischen Arbeiterinnen in harten Schichten für uns zusammenfrickeln. Und bei uns landet das Zeug in Läden, deren Produkte mit anderen Produkten im Wettbewerb um ihre größte Nutzlosigkeit stehen. Es ist Schrott, heute mal eben gekauft, um einen winzigen Moment von Nichts von Bedeutung zu sein. Und danach landet das wertvolle Stück im Schrank, in Müll oder im Vergessen.
Heute wird alles kommerzialisiert und "eventisiert", nichts geht mehr einfach, nichts geht mehr bescheiden. "Party machen", wenn ich diesen Begriff schon höre, kommt es mir wieder sauer hoch. Einfach nur zu einem Konzert gehen, das reicht nicht mehr, es muss die "VIP-Karte" sein, es muss eine "Backstage-Karte" sein, wo mir ein Künstler dann, wie eine Hure, die Hand geben muss, denn es gehört zum Event und ich habe es bezahlt. Einfach nur Essen gehen, auch das kalter Kaffee. Nein, es muss Sterneküche sein, aber in einem Zelt mit 400 Menschen, dazwischen hüpfen irgendwelche Akrobaten herum. Ja es ist beschissen.
Alles muss besonders sein, aber was hat man dadurch erreicht? All das hat für mich dazu geführt, dass mich diese Feste, Feiern, Feiertage heute nur noch nerven. Die Inflationierung all dieser Eitelkeiten führt zu nichts weiter als Belanglosigkeit. Es ist eine Entwertung von Zeiten, die mal wichtig waren. Es entwertet auch Beziehungen. Die tiefere Erkenntnis für mich ist, dass das was man sich kaufen kann, sehr, sehr oft von totaler Belanglosigkeit für das eigene Leben ist. Man sollte immer zwei Mal nachdenken, bevor man sich irgendwelchen Mist antut oder Geld für irgendeinen Schrott ausgibt.
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