Tier stirbt - direkt (vor dem Tod) neues Tier anschaffen?
Ich halte davon ehrlich gesagt nur dann etwas, wenn die Tiere im Vorfeld nie alleine waren. Ansonsten finde ich, das schon sehr kurios sich direkt ein neues Tier anzuschaffen. Wenn jedoch Hunde vorher immer zu zwei waren, ist es schon ratsam einen weiteren Hund anzuschaffen, um den Hund nicht mit der Situation zu überfordern. So musste ich das persönlich auch bei meiner Katze machen, denn es ging nicht anders!
Ich selber würde jedoch niemals ein Tier neu kaufen, wenn ich vorher nur ein Tier hatte. Ich kann den Verlust so nicht verarbeiten, sondern würde mich in den nächsten Hund oder die nächste Katze stürzen und das könnte auch einfach für das Tier nicht immer gut ausgehen. Vor allem wenn ich dann am Ende merke, dass ich es persönlich doch nicht ertragen kann und das Tier abgeben muss.
Als ich deinen Thread gelesen habe, habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt. Wenn der Hund deiner Bekannten krank ist und hat nicht mehr lange zu leben, kann ich nicht verstehen, dass sie bereits nach einem anderen Hund Ausschau hält. Der Hund hat ihr viele Jahre Freude bereitet und sie aufgeheitert und nun, wo er ihre Hilfe dringend braucht, sucht sie schon nach einem neuen Tier? Für mich unfassbar. Warum verbringt sie die Zeit, die der Hund noch hat, nicht mit und bei ihm? Der Hund muss fühlen, dass sie sich sorgt und um ihn bemüht. Statt dessen muss der Hund ohne sie klarkommen, wenn sie auf Suche nach einem neuen Hund ist.
Wenn das Tier nicht mehr lebt, wird sie sehr schnell einen neuen Hund finden, aber solange sollte sie noch warten. Du hast recht, dass es ihr nicht um den Hund geht, sondern nur um sich selbst. Sie will sich die Trauer um den Hund ersparen, auf seine Kosten. Solche Gedankengänge sind sehr schwer nachvollziehbar, auf jeden Fall für mich, weil ich total anders denke. Aber es gibt immer wieder Egoisten, die nur sich selbst sehen.
Ich denke nicht, dass es unfair ist, sich nach dem Tode ihres Hundes ein neues Tier anzuschaffen. Aber zu Lebzeiten ihres Hundes schon einen Nachfolger zu suchen ist makaber, das stimmt. Das ist genauso, wenn der eigene Partner krank ist und man sucht in seinen letzten Lebenstagen schon einen Ersatz für ihn. Das heißt, man vernachlässigt den Partner und geht aus, einen neuen möglichst schnell zu finden. Vielleicht macht der ein oder andere das sogar so, wer weiß.
Ich denke nicht, dass es dem verstorbenen oder sterbenden Tier gegenüber unfair ist, wenn man sich frühzeitig nach einem neuen Tier umsieht. Es ist einfach so, dass dieses Tier nicht mehr lange leben wird und wenn es tot ist ist es eben weg und es ist Platz für ein neues Tier da und einige Menschen können eben nicht lange ohne ein Tier sein. Unfair fände ich es, wenn das neue Tier bereits Einzug in das Haus erhält bevor das alte Tier verstorben ist. denn ich denke, dass man einem sterbenden Tier einen schönen Abschied bereiten sollte und ich würde auch noch möglichst viel Zeit mit meinem Tier verbringen wollen, um mich selber auch ordentlich zu verabschieden und darauf vor zu bereiten, dass ich demnächst mein Tier verlieren werde. ich kann von mir selber berichten, dass die Trauer dann nicht so groß wird, auch wenn man einem Gefährten natürlich immer hinterher trauert und das ist auch ganz gut so.
Was ich nicht gut finde ist allerdings, sich ein neues Tier an zu schaffen nur damit man die eigene Trauer lindern kann. das würde bei mir auch gar nicht funktionieren, weil ich mir schlecht dabei vorkommen würde ein Tier ersetzt zu haben. Denn nichts anderes ist es ja im Grunde, man hat sich ein verstorbenes Tier durch ein neues ersetzt, welches dann am besten auch noch eine gewisse optische Ähnlichkeit aufweist damit die Trauer auch richtig gelindert wird indem man sich vorstellen kann, das alte Tier oder zumindest einen teil davon noch bei sich zu haben. Der Gedanke der Ersetzung gefällt mir einfach nicht, denn man kann ein Lebewesen einfach nicht ersetzen!
Meine Mutter hat sich schon vor einiger zeit nach anderen Hunderassen informiert und mit Züchtern Kontakt aufgenommen, da war unser Terrier gerade elf Jahre alt und hatte kurz zuvor einen Infekt und es sah nicht besonders gut um ihn aus. Mittlerweile ist er aber schon lange wieder ganz der alte und es gibt keinen Grund sich zu sorgen, dass er demnächst versterben könnte. Dennoch informieren wir uns weiterhin über verschiedene Hunderassen und schauen auch regelmäßig im Internet, wo welche Hunde gerade angeboten werden. Wir haben allerdings noch keinerlei Entscheidungen getroffen oder gar bereits fix einen Hund ausgesucht und schon ins Haus geholt. Es ist einfach so, dass meine Mutter ihren Hund als Begleiter gewohnt ist und viel zeit mit ihm verbringt und der Hund auch fest in ihren geregelten Alltag eingebunden ist mit den Spielzeiten, Spaziergängen und so. Er verschafft ihr wenn man es rational betrachtet auch Bewegung. Deswegen ist für sie klar, dass es zeitnah nach dem Ableben ihres Hundes wieder einen eigenen Hund für sie geben soll, auch wenn wir noch einen zweiten Hund haben, der sie als Bezugsperson hat. Von einer Ersetzung wird aber nicht gesprochen und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass für sie jemals irgendein Hund ein Ersatz für ihren Terrier sein könnte. Witzig ist nur immer, wenn sie mit ihm auf dem Schoß vor dem Computer sitzt und ihn fragt, wie er den und den Hund denn findet.
Ich denke, dass jemand, der sich nach dem Tod eines Tieres direkt wieder und ohne großen zeitlichen Abstand ein neues Tier zulegt, nicht zwingend egoistisch handelt. Der Grundgedanke mag egoistisch sein, aber seine Auswirkung ist es meiner Meinung nach nicht. Ich selbst habe mir vor einiger Zeit mal ganz ähnliche Gedanken gemacht, weil es bei meinen Zwergkaninchen bisher immer so gewesen ist, dass sie getrauert haben, wenn ihr Partner verstorben war und ich dann wirklich kaum Zeit hatte, einen neuen Gefährten für das zurückgebliebene Kaninchen zu suchen. In diesem Fall habe ich also im Sinne des verbliebenen Tieres gehandelt, aber wer sagt, dass es einem Tier, das ich mir zulege, weil ich sonst an meiner Trauer um das verstorbene Tier zugrunde zu gehen drohe, zwingend schlecht geht? Ein Mensch, der gerne mit Tieren lebt und sie in sein Leben integriert, mit ihnen interagiert, vielleicht auch mit ihnen arbeitet, sie fordert und fördert und eine enge Bindung zu ihnen aufbaut, tut das in der Regel nicht nur seinerseits und solche Bindungen sind auch nicht nur einseitig. Dass man also eine entsprechend große Lücke aufzufüllen versuchen will, wenn das geliebte Tier verstorben ist, bedeutet für mich in erster Linie, dass ein Platz frei geworden ist, den ein neues Tier bekleiden soll, das es genauso gut haben wird wie das verstorbene Tier.
Wenn nun dieses neue Tier schon vor dem Ableben des offenbar bald sterbenden Tieres angeschafft wird, dann halte ich das ebenfalls nicht zwingend für egoistisch, weil ich diese Situation des langsamen Mitsterbens nachvollziehen kann, das man empfindet, wenn man mitbekommt, wie das Leben des eigenen Tieres langsam zugrunde geht. Das ist wirklich nicht leicht, wenn man eine entsprechende Bindung zu seinem Tier aufgebaut hat, und aus einem weiteren Tier will man vermutlich nur die Kraft ziehen, dass man ein neues Leben sieht, das einem den notwendigen Antrieb gibt, für das sterbende Tier überhaupt noch so da sein zu können wie es nötig und erforderlich ist, aber eben auch der eigenen Verantwortung entspricht, die man für dieses Tier übernommen hat. Das hat nichts damit zu tun, dass man das sterbende Tier mehr oder weniger sich selbst überlassen und sich schon mal möglichst gut mit dem neuen Tier ablenken will. Das wird so auch gar nicht funktionieren und ich denke, dass das den meisten Menschen auch durchaus bewusst ist. Vielmehr versucht man als Mensch wohl, sich den Fall in ein tiefes, leeres Loch zu ersparen, wenn man weiß, dass nach dem Tod des einen Tieres das neue Leben bereits da ist, das einen fordert und vor allem eben diese Verantwortung mit sich bringt, der man wiederum aufs Neue gerecht werden muss. Man kann sich als Mensch dann nicht verlieren und muss sich zusammenreißen und weitermachen. Aber dieses neue Tier hilft dabei enorm.
Wie ein Mensch sich seinen Trost sucht, sollte man ihm wiederum selbst überlassen, denke ich, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Deine Bekannte das alte Tier, das wohl leider bald sterben wird, aufgeben will und nun eine Ablenkung sucht. Ich denke, dass ihr einfach nur klar ist, wie sehr sie bald zu leiden haben wird und dass sie Angst davor hat, sich selbst nicht mehr aus dieser Trauer befreien zu können. Es ist aber nicht egoistisch von ihr, wenn sie den freigewordenen Platz einem neuen Tier zukommen lässt, für das sie wiederum die Verantwortung übernimmt und dem sie ein liebevolles Zuhause gibt. Zu welchem Zeitpunkt sie dieses Tier dann aber wiederum anschafft, wenn sie ohnehin gerne ein neues Tier haben möchte, das ist wiederum ihre Entscheidung. Es kann für sie aber strategisch, also vor allem in psychischer Hinsicht, sinnvoll sein, sich dieses neue Tier und die damit verbundene Freude schon jetzt zukommen zu lassen, bevor sie das andere Tier gehen lassen muss.
Sicherlich weiß sie auch, dass sie trotzdem in ein Loch fallen und schwer trauern wird, wenn das andere Tier dann verstorben ist. Aber sie weiß dann eben auch, dass da noch ein Tier ist, um das sie sich kümmern muss und das wird ihr wohl dabei helfen, sich selbst aus ihrer Trauer zu befreien. So richtig viel Schlechtes kann ich dem nicht abgewinnen, und ich sehe da auch keine egoistischen Züge, zumal ich hier keinen Austausch sehe und nicht glaube, dass Deine Bekannte das alte Tier jetzt schon aussortiert und quasi abschreibt. Sicherlich geht es nicht, dass sie sich nun ganz einem neuen Tier zuwendete und das alte Tier mehr oder weniger sich selbst überlässt. Ich denke vielmehr, dass Deine Bekannte sich einfach nur ganz gut reflektiert hat und weiß, was ihr hilft – und was eben nicht.
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