Wie mit der Angst umgehen meinen Hund verlieren zu können?

vom 27.01.2012, 06:52 Uhr

Ich will jetzt gar nicht den ganzen Verlauf der letzten drei bis vier Tage schildern. Fakt ist, dass es meiner Hündin vergangenen Abend so schlecht ging, dass ich mit ihr heute Nacht noch in eine Tierklinik gefahren bin, die sich in einem 30km entfernten Ort befindet. Vor ungefähr zwei Stunden sind wir mit der Diagnose nach Hause gefahren, dass beim Röntgenbild, im Bauchraum, ein Kokosnuss bis Honigmelonen großer Ball gefunden wurde.Leider kann das Röntgenbild nicht eindeutig zeigen was es jetzt genau ist aber es handelt sich dabei, im günstigsten Fall, um eine Gebärmutterentzündung die sich ausgeweitet hat, die dann auch in den nächsten Tagen operiert werden muss oder um einen Tumor und damit die denkbar schlechteste Variante, da man ihr dann nicht mehr helfen kann.

Für heute Nacht durfte ich sie, mit Antibiotika und Schmerzmitteln wieder mit nach Hause nehmen und muss sie heute früh wieder bei meinem Tierarzt vorstellen, der dann durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen kann was von beiden es ist.

In den letzten paar Tagen hat meine Hündin pro Tag nicht mehr gegessen als eine halbe Hand voll Futter, umso glücklicher war ich, als ich ihr vorhin die Medikamente in ein paar gekochte Fleischschnetzel steckte und sie mir mit gierigem Blick und Schwanz wedelnd aus der Hand nahm. Ich versuchte ihr daraufhin eine kleine Schale mit gekochtem Reis, Möhren und Fleisch anzubieten, was sie ebenfalls an nahm. Überglücklich und voller Hoffnung rief ich vor ein paar Minuten in der Tierklinik an und erzählte von dem "Erfolg" und fragte ob das ein Zeichen dafür sein könnte, dass es vielleicht doch nur die Gebärmutter sein könnte. Leider holte sie mich schnell wieder runter von meinem Hoch und erklärte mir, dass meine Hündin letztendlich von den Medikamenten nur ausgetrickst wird. Dadurch das die Tabletten wirken und die Symptome verdrängen, fühlt sich meine Hündin natürlich etwas besser und ist auch wieder mehr am Futter interessiert die Tatsache an sich bleibt aber bestehen und daher kann man nach wie vor und ohne die Ultraschalluntersuchung nicht sicher sagen welche Diagnose von beiden nun zutrifft.

Nun sitze ich zu Hause und wage nicht die Augen zu zu machen, da ich nicht weiß ob ich mit ihr noch ein paar Jahre verbringen darf oder nur noch ein paar Tage. Ich habe das Gefühl den Verstand zu verlieren und kriege kaum noch die Augen richtig auf weil sie so zu geschwollen sind vom heulen. Die Chancen sind 50/50 und man sagt in solchen Fällen ja auch, dass man sich nicht verrückt machen soll sondern erst mal abwarten was die Ultraschalluntersuchung bringt aber ich bin gerade absolut außer Stande rational zu denken.

Ein sehr guter Freund von mir kommt heute Abend oder spätestens morgen Früh extra angereist um mit Kraft, Hoffnung und Trost der Situation mit beizustehen. Da die Kosten jetzt schon einen guten Stand erreicht haben, hat er sich, ohne das ich davon wusste, mit seiner Schwester kurzgeschlossen und ohne zu zögern haben sich beide bereit erklärt für die weiter anfallenden Tierarztkosten aufzukommen. Ich war/bin total überwältigt von dieser Geste zumal die Beiden auch arbeiten müssen für ihr Geld aber beide kennen sie meine Hündin schon recht lange um haben sie einfach in ihr Herz geschlossen.

Trotz dieser Anteilnahme an der Situation ist es mir nicht möglich runter zu fahren und frage mich was ich nur tun soll wenn ich sie gehen lassen müsste, was ich natürlich tun werde wenn die Situation es erfordert aber die Vorstellung macht mir solche Angst, dass ich mich ganz automatisch damit befasse. Ich weiß, letztendlich werde ich es in ca. drei Stunden wissen und solange kann ich nichts machen, mich aber auch nicht beruhigen. Der Fall läge sicher anders wenn es mehrere Optionen gäbe aber nur zwischen zwei Möglichkeiten zu stehen ist der Horror für mich. Derzeit klammer ich mich an jeden Hoffnungsschimmer den es gibt um meiner Hündin noch ein paar schöne Jahre schenken zu können.

Habt ihr so eine Situation schon mal erlebt und wie seid ihr damit umgegangen zu wissen dass eine Entscheidung geben wird die für oder gegen das Weiterleben eures Lieblings entscheidet.?

» Vancouver » Beiträge: 266 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Erst mal tut es mir sehr leid, dass deine Hündin so krank ist und dir so große Sorgen um sich machen musst. Was für einen Hund hast du denn und wie alt ist sie? Ich kann gut verstehen wie du dich fühlst und bin auch eher der Typ, der sich sehr sorgt. Da die Nerven zu behalten ist nicht leicht. Aber du musst ja nun für deine Hündin da sein und sie merkt ja auch, dass du dir Sorgen um sich machst. Warte den Termin für den Ultraschall erst mal ab und in der Tierklinik wird dein Hund sicherlich in guten Händen sein.

Ich selbst habe auch einen Hund. Er ist nun fast 5 Jahre bei mir und ich liebe ihn total. Er ist immer bei mir und ohne ihn, könnte ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen. Vor zwei Jahren war er auch plötzlich krank, wo er vorher nie etwas hatte. Er hat richtig geschrien, wenn er laufen sollte und war so unglücklich. Das zerrte sehr an meinen Nerven und ich war auch fix und fertig. Dazu waren wir noch im Renovierungsstress in unserem Haus. Die Tierärztin vermutet erst, dass er Milben hätte, weil er sich eine Stelle am Po wund gebissen hatte. Sie gab mir dann ein Medikament und behandelte die Stelle auch damit. Anschließend hatte mein Hund solche Schmerzen, dass er sehr im Auto geschrien hat und mich sogar ins Gesicht biss. Als ich das Medikament dann abends erneut auftragen sollte, habe ich auf die Packung geschaut und gesehen, dass man es gar nicht auf offene Wunde auftragen darf. Ich war so wütend auf die Tierärztin, die ich gleich anrief und die immer noch darauf bestand, dass ich dieses Mittel verwenden sollte. Ich habe dann aber ein anderes Wundspray bekommen. Es wurde dennoch nicht besser und ich war sicher, dass es eine andere Ursache haben musste. Ich war dann bei einer Tierärztin in der Klinik, die dann feststellte, dass die Analdrüsen total voll waren. Mein Hund konnte da auch schon zwei Tage kein Häufchen mehr machen. Nachdem die Drüsen geleert wurden, ging es ihm fast direkt besser. Er war in der Zeit gar nicht mehr mein Hund, er war so verändert. Sonst ist er so fröhlich und immer gut gelaunt. Ich habe mir natürlich auch das schlimmste ausgemalt und gedacht, dass er einen Tumor haben könnte.

Falls dein Hund wirklich unheilbar krank ist, dann ist das natürlich sehr schlimm. Es ist auch nur wenig Trost, wenn ich dir dann sage, dass du ihm noch mehr Leid ersparen konntest, indem du direkt zum Tierarzt gegangen bist. Ich muss schon einige meine Meerschweinchen einschläfern lassen, was für mich jedes Mal schlimm war. Ich habe auch geweint und sie dann im Garten beerdigt. Oft musste ich sogar alleine dorthin fahren, weil sonst niemand da war. Es ist toll, dass ein Freund zu dir kommt und mit dir zusammen zur Tierklinik fährt und einfach für dich da ist. Du wirst sehen, dass das schon ein bisschen hilft. Ich drücke dir und deinem Hund fest die Daumen und hoffe, dass ich hier später etwas positives lesen kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Auch mir tut es natürlich sehr leid, dass du momentan einen so großen Kummer hast. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, da ich seit meiner Kindheit immer Tiere hatte und seit Jahren Katzen. Meine Bonnie war eine ganz besondere Katze mit einem außergewöhnlichen Charakter, die sehr an mir hing und ich natürlich auch an ihr. Leider bekam sie einen bösartigen Krebs, der zunächst operiert wurde und dann auch für knapp zwei Jahre verschwunden war. Doch dann trat er wieder auf, eine Pfote war ganz offen und blutig, hier wurde noch einmal operiert. Eine Woche später ging es aber an der anderen Pfote weiter, meiner Bonnie ging es auch sichtlich immer schlechter und am Ende hatte sie sogar einen ganz aufgeschwollenen Bauch, weil sich Wasser darin angesammelt hatte. Das war der Punkt, an dem ich dem Tier zuliebe entschied, dem Leiden ein Ende zu setzen und mich zu verabschieden. Bonnie war erst 7 Jahre alt, als wir sie einschläfern ließen. Diese Wochen waren für mich voll von Traurigkeit, wie auch schon zuvor bei meinen anderen Haustieren.

Ich möchte nicht salbungsvoll klingen, aber der Tod gehört zum Leben dazu und auch der Kummer deswegen ist etwas, das wir nicht von uns weisen können. Lass es zu, um deinen Hund zu trauern, Angst zu haben und verdränge diese Gefühle nicht. Und lass bitte dem Tier zuliebe los, wenn es nicht mehr geht. Ich weiß, dass das schwer ist, aber es gibt einen Punkt, da muss man seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Wenn du das Gefühl hast, dir geht die Kraft aus, kannst du versuchen, dich für eine Weile mit Arbeit abzulenken. Ich nehme in so einer Situation auch mal Baldrian, einfach um mich zwischendurch mal zu beruhigen. Aber bitte keinen Alkohol oder irgendwelche chemischen Beruhigungsmittel, die machen es nur noch schlimmer.

Es gibt kein Allheilmittel oder irgendwelche Grundregeln, wie man mit solchen Gefühlen fertig wird. Vor zwei Jahren musste ich meine Mutter beerdigen, das ist noch sehr viel schlimmer, als sich von einem Tier zu trennen. Morgen muss ich auf die Beerdigung einer 22-Jährigen Bekannten, die tödlich verunglückt ist. Und irgendwann kommt auch wieder der Tag, an dem ich mich von meinen geliebten Katzen verabschieden muss. Doch zwischendurch geht es immer wieder aufwärts, geht das Leben weiter, kann man wieder lachen. Daran muss man fest glauben, dann verkraftet man auch die dunklen Tage. Und was einem immer bleibt, ist die Erinnerung an die schönen Zeiten.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es ist schrecklich, dass es deiner Hündin so schlecht geht. Wenn du heute Nacht mit ihr in der Tierklinik warst, wie hast du sie unterwegs auf der Fahrt beruhigen können? Oder hast du jemanden gehabt, der euch gefahren hat? Ich will dir keinen Vorwurf machen, aber ich frage mich, warum du erst heute Nacht in der Klinik warst. Wenn es deiner Hündin schon mehrere Tage schlecht geht, warum bist du nicht sofort beim Tierarzt gewesen? Vielleicht hättest du ihr durch eine sofortige Behandlung Schmerzen ersparen können. Ich hoffe, dass sich alles zum Guten wendet und dein Liebling bald wieder fröhlicher wird. Ich drücke euch die Daumen für die Untersuchung.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



@Vancouver, es ist noch nicht lange her, dass du diesen Thread eröffnet hast. Ich denke im Namen derjenigen zu schreiben, die genauso interessiert sind zu erfahren, wie es mittlerweile deiner Hündin geht. Was der Tierarztbesuch am anderen Tag ergeben hat und ob sie operiert werden konnte. Bitte, teile uns das Ergebnis mit.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich war auch schon einmal in einer ähnlichen Situation, vor knapp einem Jahr. Unser Hund war in der Klinik, da er eine Vergiftung hatte und wir haben die ganze Zeit gebangt, dass es eben gut ausgeht. Allerdings hat das leider nichts gebracht und unser Hund ist dann nach zwei Tagen in der Klinik gestorben und wir waren natürlich sehr traurig.

Ich kann gut nachvollziehen, dass du da wahnsinnige Angst hattest, aber da kann man auch nichts dran ändern, außer sich gut abzulenken und die Zeit totzuschlagen.

Mich würde aber auch interessieren, wie es ausgegangen ist. Ich hoffe natürlich, dass alles gut gegangen ist.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo an alle und ein großes Dankeschön für eure Anteilnahme. Meine Hündin wurde Notoperiert und zum Vorschein kam eine Gebärmutter die über einen Meter lang war und einen durchschnittlichen Durchmesser von ca. 6 cm hatte und prall gefüllt mit Eiter war. Wenn man davon ausgeht, dass die Gebärmutter eines Hundes nur ca. einen Finger dick ist und eine Länge von ca. 10-15 cm hat kann man sich vorstellen was für eine Belastung es für sie gewesen sein muss. Es wundert mich immer noch, dass sie keinerlei schmerzliche Anzeichen zeigte. Wären wir nur einen Tag später gekommen, wäre die Gebärmutter geplatzt und ich hätte sie verloren.

Ein sehr guter Freund von mir kam extra zu mir angereist um mich in den Tagen zu unterstützen und mit mir gemeinsam für meine Hündin zu beten und da zu sein. Ich war überwältigt von der Anteilnahme so vieler aus meinem Bekanntenkreis, alle boten mir ihre Hilfe an, selbst finanziell. Das war wirklich überwältigend. Auch wenn es eine schöne Stange Geld war, so konnte ich es zum Glück noch selber zahlen. Urlaub ist dann dieses Jahr nicht aber ich hätte auch auf zehn Urlaube verzichtet.

Mittlerweile sind die Fäden gezogen und meine Hündin hat sich wieder vollständig erholt. Morgen gehen wir das erste Mal wieder in den Wald , damit sie sich mal wieder richtig austoben kann. Seit der OP ist sie noch anhänglicher geworden als eh schon aber ich glaube , dass es ihre Art ist sich zu bedanken, dass ich ihr geholfen habe.

» Vancouver » Beiträge: 266 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Vancouver, ich freue mich wirklich, dass deine Hündin die Operation so gut überstanden hat und schon wieder so fit ist, dass du mit ihr wieder in den Wald gehen kannst. Dass die Gebärmutter so riesig war, ist ja unfassbar. Da muss deine Hündin doch viel Schmerzen gehabt haben, auch wenn sie sich nichts hat anmerken lassen. Gut für sie und auch für dich, dass alles vorbei und gut gelaufen ist. Lass sie im Wald nicht übermäßig viel laufen und springen, nicht dass die Wunde wieder aufreißt. Ich wünsche euch beiden alles Gute.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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