Wer bestimmt Trends? Die Straße oder der Designer?

Inspiriert durch dieses Thema möchte ich gerne eure Meinung zu der im Titel gestellten Frage hören.

Meiner Meinung nach haben größtenteils die ganz normalen Menschen auf der Straße mehr Einfluss auf Trends als beispielsweise Modedesigner. Natürlich entwirft der Modedesigner die Kleidung und bietet sie auch an, was aber letztendlich von der breiten Masse akzeptiert und auch getragen wird, ist meiner Meinung nach noch ein ganz anderes Ding. Oftmals ist es ja so, dass viele Menschen erst dann bestimmte Kleidung kaufen, weil sie sich bereits an anderen Mitmenschen gesehen haben. Wenn ihnen diese Kleidung gefiel, gehen sie meist in den Laden und kaufen etwas Ähnliches.

Zwischen Entwurf und Trend von Mode entscheidet der einzelne Käufer. Natürlich wird von der Modeindustrie immer wieder versucht, neue Trends auch den Markt zu schmeißen, aber wenn Keiner die Kollektionen kauft, verläuft es sich im Sand, bis der nächste Trend geboren werden soll. Werbung und Marketing haben auf Käufer einen immens großen Einfluss, das ist mir klar, aber ich denke, was nicht gefällt, wird nicht zum Trend, da kann ein noch so großer Stardesigner hinter der Kollektion stecken. Auch wenn ein kleiner Teil von Menschen die Kleidung trotzdem kauft, kann sich der Hype darum nicht ausbreiten, weil der Geschmack der Leute nicht getroffen wird.

Zum Anderen gibt es ja auch oft immer wieder Beispiele, wo sich Modedesigner Inspiration eben auf der Straße geholt haben. Ich erinnere mich lebhaft an den Obdachlosen aus Fernost, der zuerst zum Fotomotiv und dann zum unfreiwilligen Trendsetter wurde. Wie ist eure Meinung dazu? Kann man das überhaupt abgrenzen oder verschwimmen die Grenzen hier?

An sich ist die Frage ganz einfach zu beantworten. Das Wort Trend wird als beobachtbare und statistisch erfassbare Entwicklung definiert und von daher kann ein Trend auch nicht von einer einzelnen Person oder von einem sehr kleinen Personenkreis bestimmt werden. Die Frage müsste deshalb wahrscheinlich eher lauten, wie groß der Einfluss von Designern und Streetstyle auf die Entwicklung von Trends ist.

Diese Frage ist sicher nicht so einfach zu beantworten. Einerseits könnte man ja sagen, dass der Einfluss der Designer zurück gegangen ist, weil vor allem durch das Internet in den letzten Jahren der Fokus sehr stark in Richtung Streetstyle gerückt worden ist. Andererseits sehe ich immer wieder Bilder von Leuten in Streetstyle Blogs, die von Kopf bis Fuß in irgendwelche bekannten Marken gekleidet sind. Sicher haben sie sich die Sachen ausgesucht und das Outfit zusammengestellt und so weiter, aber wenn kein Designer auf die Idee gekommen wäre enge rote Jeans zu entwerfen würden wir nun auch keine Leute in engen roten Jeans auf den Straßen sehen.

Wahrscheinlich ist die Entwicklung von Trends eher eine Art Kreislauf und eine Wechselwirkung zwischen Kunden und Industrie. Es kommt eine neue Kollektion auf den Markt, die Kunden suchen sich die Teile aus, die ihnen gefallen und kombinieren sie ihrem persönlichen Geschmack entsprechend. Die Ladenhüter werden in der nächsten Kollektion nicht wieder aufgelegt und gleichzeitig schaut man sich auf der Straße um, um zu sehen, was so getragen wird und daraus wird dann wohl die nächste Kollektion entstehen.

Im Großen und Ganzen stimme ich Cloudy24 da schon zu, dass es hauptsächlich diese Art Wechselwirkung ist. Allerdings will ich zusätzlich noch einwerfen, dass die Designer die in den großen Modehäusern sitzen dann, wenn sie ihren Job gut machen, auch ein feines Gespür dafür haben, was von den Menschen auf der Straße auch angenommen wird. Dass zum Beispiel enge rote Jeans eine Zeit hatten, in der sie niemand getragen hätte, dass diese Zeit sich jetzt aber geändert hat.

Außerdem kommt zwischen dem Einfluss von der klassischen Werbung noch ganz stark der "indirekte Werbeeinfluss" dazwischen. Wenn zum Beispiel Paris Hilton (okay, die ist gerade out, aber ihr versteht was ich meine) von Versace ein neues Kleidungsstück geschenkt bekommt und es auf dem roten Teppich zur nächsten Filmpremiere trägt, was wir wiederum in Klatschnachrichten und bunten Magazinen zu sehen bekommen, so beeinflusst uns das fast noch mehr als das, was wir sonst an Mode auf der Straße sehen, denn in der vereinfachten Denkweise ist Paris Hilton schließlich "besser" weil sie in einem Hochglanzmagazin abgebildet ist, als die Leute die die selbe Straße wie wir betreten. Auch gibt es in vielen Modezeitschriften nicht umsonst eine "So machst du den Look der Stars nach, aber ganz billig"-Kolumne.

Insgesamt schreibe ich der Straße daher relativ wenig Zutun zu den Trends zu, aber andersherum funktioniert es eben auch nicht nur, dass irgendjemand sich etwas Tolles/Neues/Anderes ausdenkt und es einfach als "in" verkauft, nur damit wir es als Trend sehen. Genau dieses Zusammenspiel aus "etwas wird entworfen, dass jetzt gerade neu kombiniert ist, aber für das die Leute auch bereit sind" und dann das Annehmen der breiten Masse der Bevölkerung, genau das kreiert meiner Meinung nach den Trend.