Welche Arten von Geschichten schreiben lohnt sich?

vom 15.02.2012, 13:57 Uhr

In diesem Thread Groschenromane - Kann man davon leben? habe ich verwundert gelesen, dass einer unserer User schreibt, dass es sich angeblich finanziell lohnt, erotische Geschichten jeglicher Ausprägung zu schreiben. Das habe ich erst mal verwundert zur Kenntnis genommen.

Meine erste Frage war in dem Zusammenhang, ob das überhaupt jemand liest? Ich hätte jetzt einfach so gedacht, dass Menschen, also vornehmlich Männer die auf der Suche nach erotischer Anregung sind eher die einschlägigen bebilderten Magazine oder Filmchen konsumieren. Schließlich ist es nicht so einfach gleichzeitig zu lesen, das Buch oder den eBook-Reader still zu halten und sich dabei selbst zu befriedigen, oder?

Ist das einfach nur so eine Behauptung, oder stimmt das tatsächlich? Gibt es in dem Bereich berühmte und erfolgreiche Autoren, die davon leben können oder ist das lediglich ein nettes Zubrot? Wie erklärt man das seinen Bekannten, dass man erotische Literatur schreibt, wenn die nach dem Beruf fragen und Leseproben haben wollen? Wie reagiert das Umfeld auf so eine Tätigkeit und wie erklärt man so etwas seinen Kindern? Ist man mit so einer Tätigkeit ähnlich stigmatisiert als wenn man als Pornodarsteller oder ähnlich tätig im erotischen Gewerbe arbeitet? Habt ihr da persönliche Erfahrungen dazu? Schreibt man da eher für bekannte Magazine oder für Seiten im Internet oder doch eher für Groschenromane?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe die Bücher von ihr zwar nicht gelesen sondern nur davon gehört, aber das beste Beispiel dafür, dass man von erotischen Geschichten auch wirklich Profit schlagen kann ist ja wohl Charlotte Roche. Aber wie gesagt, ich habe die Bücher nicht selber gelesen und auch gehört, dass sie reichlich ekelerregend sein sollen. Und beide Bücher sind überraschender Weise Bestseller geworden!

Aber zu deine Argument mit den einschlägig bebilderten Zeitschriften muss ich noch loswerden, dass es doch eigentlich egal ist, ob man eine Zeitschrift ruhig halten oder in guter Sichtweise platzieren muss oder ein Buch beziehungsweise ein Heft. Das sollte also kein Gegenargument sein.

» Anky » Beiträge: 579 » Talkpoints: 4,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge


@trüffelsucher Ich frage mich gerade wie du darauf kommst, dass man nur solche Dinge konsumiert, um sich dabei selbst zu befriedigen. Dabei ist es erst mal nebensächlich ob man nun Bilder anschaut oder einen Text dafür liest. Und ich weiß auch nicht wie viel Ahnung du von Büchern hast. Aber es gibt durchaus Bestseller, welche auch sehr erotische Szenen drin haben. Sie sind interessant, aber noch lange kein Grund sich selbst zu befriedigen.

Zum Thema selbst kann ich nur sagen, das es für jede Genre seine Abnehmer gibt. Und damit gibt es auch Leser für erotische Geschichten. Ob es dabei nur um den normalen Sex geht oder auch härtere Spiele beschrieben werden, ist auch egal. Denn für beide Varianten gibt es Interessenten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mir geht es jetzt hier nicht um Bücher, die die eine oder andere erotische Stelle eingebaut haben, sondern um Texte, die nur der Erotik wegen verfasst wurden. Von Büchern habe ich viel Ahnung, da ich von Kindheit an ein Gerne- und Vielleser bin. Allerdings lese ich neben Sachbüchern eben Bücher, die von ernst zu nehmenden Schriftstellern verfasst sind und fast nie Bestseller.

Ich habe auch mitbekommen, dass es nicht so einfach ist, als Schriftsteller von seinen Werken zu leben. Das war früher schon ähnlich und ist heute im Zeitalter des Internet nicht anders. Klar gibt es immer wieder Leute, die dank gutem Marketing den Durchbruch zum Bestsellerautor geschafft haben, aber denen gegenüber stehen auch eine ganze Reihe erfolgloser Autoren, die nie verlegt werden. Es ist also etwas vereinfacht zu sagen, Nur weil Charlotte Roche mit erotischen Romanen zu Bestseller-Autorin wurde, ist der Markt sehr groß. Klar gibt es für alles Abnehmer. Die Frage lautete aber, ob man von solchen Geschichten leben könne. Ich wunderte mich eben über die Aussage, dass das so ein lukratives Geschäft sein soll, solche Geschichten zu verfassen, denn neben Frau Roche sind mir jetzt keine besonders erfolgreichen zeitgenössischen Autoren dieser Art bekannt. Marquise de Sade wäre als Klassiker vielleicht noch ins Feld zu führen. Von dem habe ich sogar mal etwas gelesen ebenso wie von Charles Bukowski. Aber auch der ist nicht sonderlich Massentauglich.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Nur weil man keine Namen kennt, müssen Autoren nicht unbedingt wenig Bücher verkaufen. Noch dazu, wo gerade jetzt der Markt im E-Book-Sektor den deutschsprachigen Raum erst mal richtig erreicht. Da ist es einfach geworden ein Buch auf den Markt zu werfen. Und mir sind da einige Kollegen bekannt, welche sehr hohe Verkaufszahlen erreichen, obwohl sie recht gering gefragte Themengebiete haben.

Und die Nachfrage im erotischen Bereich ist da sicherlich um einiges höher, so dass dort eher ein guter Verdienst rausspringen kann. Zumal mir auch Autoren bekannt sind, welche sehr gut recherchierte historische Romane veröffentlicht haben, auf den Bestsellerlisten zu finden waren und dort auch einen vernünftigen Anteil an Erotik drin haben. Die Mischung macht es halt und versuchen kann man es mit Sicherheit.

Um erste reale Kritiken zu bekommen kann man auch Leseproben auf diversen Internetseiten veröffentlichen, welche sich mit dieser Thematik befassen. Wenn die Texte dort gut ankommen, kann man sich nach einem Verlag umschauen, welche genau das Themengebiet auch in seinem Angebot hat. Erotische Literatur ist aber eben nicht nur die Grundlage zur Selbstbefriedigung, wie die @trüffelsucher das in den Raum gestellt hast.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Als reine Befriedigung würde ich an sich erotische Literatur auch nicht betrachten, eher als etwas, was mit der eigenen Phantasie zu tun hat. Literatur ist da doch etwas subtiler, als es Bilder oder auch Videos je sein könnten und daher dient erotische Literatur nicht nur ausschließlich zur Befriedigung oder als eine Vorlage zur Selbstbefriedigung. Jedenfalls ist es meine Vermutung, wobei ich selbst ganz gern auch mal erotische Literatur lese und da durchaus meine Phantasie spielen lasse.

Ich habe auch mal etwas in der Richtung geschrieben, allerdings nicht verkauft oder so, aber es andere Leute lesen lassen, die es dann ganz gut fanden. Dass Kopfkino dabei durchaus eine Rolle spielt, ist nicht abzustreiten, aber mehr war da auch nicht geschehen. Zumindest nicht in meinem Beisein, was natürlich etwas anderes ist, als wenn so etwas aus dem Genre im stillen Kämmerlein gelesen wird.

Wie damit Gewinn beziehungsweise Verdient gemacht wird, weiß ich selbst nicht. Aber es gibt durchaus gewöhnliche Bücher, die eben verlegt werden und die auch Absatz finden. Wahrscheinlich verhält es sich beim Schreiben von erotischer Literatur wie bei anderer Literatur eben auch, nämlich, dass es unterschiedliche Möglichkeiten zur Veröffentlichung gibt - von Internetseiten über Abdrucke in Magazinen bis hin zu Büchern. Wie offen ein Autor aus dem Bereich damit umgeht, bleibt ihm letztendlich selbst überlassen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich bin mir nicht sicher ob es sich lohnt aber ich denke durchaus, dass man schon allein durch das Schreiben dieser Geschichten sich und seine Fantasie besser kennen lernt. Darüberhinaus macht es total Spaß. Vor allem wenn man zum Beispiel in einer Partnerschaft ist, fände ich es extrem aufregend, sich immer wieder gegenseitig diese Geschichten zu schreiben, sie dann isoliert irgendwo zu lesen und im Nachhinein darüber zu reden. Somit lernt man viel besser kennen, was der Partner eigentlich will und was ihm Spaß macht.

Wo diese Geschichten hauptsächlich veröffentlicht werden, weiß ich nicht. Ich persönlich veröffentliche sie nur auf speziellen Seiten und natürlich ohne meinen richtigen Namen bekanntzugeben. Es gibt tonnenweise dieser anonymen Seiten, wo jeder reinstellen kann, was er sich vorstellt.

Ich bin mir sehr sicher, dass viele Menschen so etwas lesen. Auch wenn das unglaubwürdig erscheint, sind es vor allem Frauen, die es sich abends auf dem Sofa bequem machen, einen heißen Tee trinken und diese Geschichte in der Hand halten. Natürlich gibt es auch Männer, die so etwas lesen aber ich denke du hast Recht, für die sind eher ab und zu auch Bilder wichtig.

Das kommt ganz darauf an, wie man die Kinder bisher erzogen hat. Wenn sie richtig aufgeklärt sind und man ihnen beigebracht hat, dass Sexualität nichts Schlimmes ist, werden sie es sicherlich gelassen nehmen. Wer weiß, vielleicht werden sie ja auch die ein oder andere Geschichte lesen, die Mama geschrieben hat und ihr dazu Tipps geben, wie sie sich verbessern kann? ; )

Wie ein Pornodarsteller fühlt man sich sicherlich nicht. Man schreibt nur, an was man denkt. Anders als im Porno, sind diese Geschichten total anonym und man kann sich ja auch sicher sein, dass man nicht irgendwo abwertend beschrieben wird. Es gibt ja zum Beispiel Pornos, indenen die Darsteller nicht ganz dem Geschmack des Betrachters entsprechen, und über die dann fies gelästert wird. Nur weil man etwas in einem Buch schreibt, sagt das meist gar nicht viel über die eigene Person aus. Schließlich denken die Leser ja auch nicht bei jedem Wort daran, ob der Autor genau so denkt oder ob er sich das nur ausgedacht hat. Sie haben einfach Spaß am Lesen.

» Sami_ » Beiträge: 81 » Talkpoints: 39,61 »



Sami_ hat geschrieben:Wo diese Geschichten hauptsächlich veröffentlicht werden, weiß ich nicht. Ich persönlich veröffentliche sie nur auf speziellen Seiten und natürlich ohne meinen richtigen Namen bekanntzugeben. Es gibt tonnenweise dieser anonymen Seiten, wo jeder reinstellen kann, was er sich vorstellt.


Das was Sami_ hier sagt ist auch exakt einer der Punkte, die mir zu denken gegeben hat, als ich diese Behauptung mit dem Geld verdienen in dem anderen Thread gelesen habe. Es gibt wirklich zahlreiche Seiten wo jedermann, von Lieschen Müller von nebenan bis hin zum ambitionierten Hobbyautor seine erotischen Geschichten anonym zum kostenlosen Download anbieten kann. Einzelne Seiten haben sogar eine Redaktion, die mit den Mitgliedern ihre neuesten Geschichten besprechen, sprachliche Fehler verbessern und den Handlungsstrang verbessern und überarbeiten und falls nötig eine Zensur durchführen. Warum soll es also so ein tolles Geschäftsmodell sein, solche Geschichten zu verkaufen? Warum sollten so viele Leute dafür Geld ausgeben, wenn es das doch gratis überall gibt? Und wo sollen denn bitte die Seiten oder Firmen alle sein, die angeblich so viel Geld für solche Geschichten zahlen? Das fände ich mal ganz spannend zu wissen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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