Diskriminierung der gleichgeschlechtlichen Ehe

vom 15.02.2012, 23:08 Uhr

Ich selber bin seit vielen Jahren glücklich mit einer Frau verlobt und wir werden dieses Jahr heiraten. Selbstverständlich heiraten wir nicht aus irgendwelchen steuerlichen Gründen, sondern aus Liebe. Jedoch gibt es dort ein paar kleine Auffälligkeiten, die mich sehr stören, denn dadurch fühle ich mich durchaus diskriminiert.

Wenn meine Verlobte und ich verheiratet sind, dann bleiben wir beide in der Steuerklasse 1. Es ändert sich rein gar nichts für uns, obwohl meine Verlobte ein Vielfaches mehr verdient als ich! Generell ist es bei heterosexuellen Paaren so, dass es steuerliche Vergünstigungen gibt, wenn der Ehepartner weniger verdient. Doch dieses ist bei gleichgeschlechtlichen Ehen eben nicht der Fall und ich frage mich aus welchen Gründen?

Zudem wird eine Eheschließung mit ein und demselben Geschlecht als Lebensgemeinschaft tituliert und nicht als Ehepaar. Das ist wiederum ein zweiter Aspekt, den ich sehr verwerflich in unseren Gesellschaften finde.

Ich finde es sehr verwerflich, wenn in Deutschland immer wieder betont wird, dass gleichgeschlechtliche Paare und Ehen mittlerweile anerkannt, respektiert und vor allem akzeptiert werden. Generell ist die Wahrheit jedoch ganz anders und man wird nicht als vollwertiges deutsches Mitglied angesehen, denn ich habe nicht dieselben Rechte wie ein heterosexuelles Paar. Dies kann ich nicht akzeptieren und bin darüber sehr erbost.

Ich zahle Steuern wie jeder Mensch und möchte nicht nur, wenn es heißt, von mir Geld zu erhalten gleich behandelt werden, sondern auch wenn es um Vergünstigungen geht. Ich fühle mich schon förmlich gezwungen jmd als Beispiel zu heiraten den ich gar nicht Liebe, nur damit ich dieselben Rechte erhalte!

Findet ihr dies ebenso unfair, auch wenn ihr heterosexuell seid? Sollten nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich behandelt werden?

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Da gibt es leider immer noch große Unterschiede. Ich persönlich finde es wenn ich ehrlich bin, völlig in Ordnung, wenn jede Art der Ehe gleich berechtigt wäre, besser gesagt, ich wünschte es wäre so. Ich kenne diese Unterschiede die du aufgezählt hast, da sich bereits andere darüber beschwert haben. Was ich sehr schlimm finde, ist, dass nicht einmal alle gleichgeschlechtlichen Ehen im Standesamt geschlossen werden können. Eine Bekannte hat ihre Freundin auf dem Standesamt heiraten müssen, was ich schon sehr verwerflich finde.

Viele Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe stützen sich darauf, dass eine Ehe aus Mann und Frau besteht, genauso wie Familie für sie Mann und Frau voraussetzen. Im Grundgesetz ist dieser Tatbestand durchaus auch so festgehalten. Allerdings, finde ich, dass eine Ehe nichts ist, was man durch ein Gesetz Regeln kann, oder von der Norm ableiten kann. Die Ehe und vor allem die Hochzeit ist einfach eine sehr persönliche Sache, zwischen zwei sich Liebenden, und sollte auch jedem offen stehen, und das unter den gleichen Voraussetzungen. Schließlich geht es bei der Schließung der Ehe ja primär darum, sich das Versprechen zu geben, bis an das Lebensende zusammen zu bleiben, und ich finde dieses Versprechen sollten ich alle rechtlich gleich geben dürfen.

Es heißt die gleichgeschlechtliche Ehe wird genauso anerkannt wie "normale" Ehe, allerdings zeigt sich ja bereits dadurch, dass es offiziell keine Ehe ist, dass dies nicht der Fall ist. Ich finde die gleichgeschlechtliche Ehe wird schon herunter gesetzt, indem man sie als Lebensgemeinschaft betitelt. Den Letztendlich führt man immer eine Lebensgemeinschaft, wenn man zusammen lebt, so sehe ich es zumindest. Somit finde ich durch aus, dass dies eine Diskriminierung ist.

Auch kann ich dich durchaus verstehen, dass dich dies mit den steuerlichen Aspekten stört. Natürlich heiratet man nicht wegen dem Geld, aber warum soll man einen Nachteil haben, nur weil man das gleiche Geschlecht liebt? Denn wie du schon gesagt hast, man zahlt genauso seine Steuern und steht dem Staat gegenüber wie jeder andere Bürger auch, und dies sollte man meiner Meinung nach durch aus beachten.

Ich finde es muss noch viel dafür getan werden, dass die gleichgeschlechtliche Ehe und die heterosexuelle Ehe wirklich gleich vor dem Gesetz stehen, und keine Unterschiede gemacht werden. Und ich finde die Zeit ist schon längst gekommen, schließlich leben wir in einer Zeit wo gleichgeschlechtliche Partnerschaften etwas Normales sind. Ich hoffe, dass sich die Politik bald mit dem Thema beschäftigt. Auch ist meiner Meinung nach nichts unnatürlich daran, schließlich sieht man ja auch in der Natur immer wieder gleichgeschlechtliche Partnerschaften, und dies wäre wohl kaum der Fall, wenn es unnatürlich wäre.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn meine Verlobte und ich verheiratet sind, dann bleiben wir beide in der Steuerklasse 1. Es ändert sich rein gar nichts für uns, obwohl meine Verlobte ein Vielfaches mehr verdient als ich!


Sie es doch mal so: es gibt viele Fälle, in denen man in der Ehe kleine steuerlichen Vorteil hat, nämlich auch dann, wenn beide ähnlich verdienen und dann beide in Steuerklasse IV landen. Würde ich meinen Freund heiraten, wäre das auch der Fall und damit müsste ich dann auch leben.

Die Steuervorteile durch eine Ehe hängen aber auch mit einem gewissen Ehemodell zusammen – nämlich mit der Vorstellung, dass das Paar dann auch Kinder bekommt und einer von beiden dann eine Zeit lang weniger arbeiten geht. Alle, die diesem Modell nicht entsprechen, werden dann benachteiligt – also sowohl Kinderlose, bei denen beide Partner fast gleich viel verdienen und gleichgeschlechtliche Paare. Die steuerlichen Vergünstigungen sind schließlich kein Selbstzweck, sondern sollen das In-Die-Welt-Setzen kleiner zukünftiger Steuerzahler fördern.

Zudem wird eine Eheschließung mit ein und demselben Geschlecht als Lebensgemeinschaft tituliert und nicht als Ehepaar. Das ist wiederum ein zweiter Aspekt, den ich sehr verwerflich in unseren Gesellschaften finde.


Der Begriff „Ehe“ hat aber auch eine gewisse religiöse Prägung vor dem Hintergrund einer christlichen Werteordnung und auch wenn viele heutzutage nicht mehr religiös sind, so ist das zumindest der klassische Ursprung der ganzen Traditionen rund um die Eheschließung und da war Homosexualität nicht vorgesehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 16.02.2012, 13:02, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Bist du nun männlich oder weiblich? So ganz herauslesen konnte ich das jetzt nicht und deinem Profil ist es auch nicht zu entnehmen. Ich denke auch das das Hauptproblem einfach darin liegt, dass die Ehe im Grunde etwas religiöses ist und ich denke, dass man sich da von den "Traditionen" eben immer noch nicht ganz gelöst hat und so richtig will man die Ehe zwischen Mann und Frau eben nicht mit einer gleichgeschlechtlichen "Ehe" gleichstellen. Ich finde das durchaus problematisch, denn so heuchelt man im Grunde nur Gleichberechtigung.

Allerdings ist es immerhin schon ein Kompromiss mit dem man ja auch irgendwo signalisiert, dass man es zumindest akzeptiert. Das ist nicht optimal, aber ein Anfang. Ich gehe ehrlich gesagt durchaus davon aus, dass sich das in den nächsten Jahren noch ändern wird. Gut, von der Steuergeschichte kann man nun halten was man will, aber wenn man sowieso aus Liebe heiratet, sollte man sich darüber vielleicht nur bedingt ärgern. Allerdings hast du Recht, dass es wohl keine plausible Begründung für diesen Unterschied gibt. Das es eben keine Ehe in dem Sinne ist, führe ich auf die Religion zurück.

Vorteil ist aber einfach, dass man die gleichen Rechte soweit hat, wenn etwas mit dem Lebenspartner ist und das finde ich sehr wichtig. Da gab es wohl einige Beispiele, wo die Eltern nicht mit der Partnerschaft einverstanden waren und wenn es um gesundheitliche Dinge geht, dann entscheidet eben nicht der gleichgeschlechtliche Partner, sondern die Eltern. Und so kann eben auch der Lebenspartner entscheiden. Und in Erbfragen finde ich das auch wichtig. Irgendwo will man sich schon absichern.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Warum meinst du dass der Staat dich in deiner Partnerschaft steuerlich fördern muss? Ich glaube du verwechselst da etwas, die öffentliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften hat nichts mit der Förderung der Familien zu tun. Ein Staat ist rein technisch gesehen daran interessiert dass Nachwuchs produziert wird damit die Sozialsysteme nicht zusammenbrechen, bei euch ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht damit zu rechnen dass ihr Kinder in die Welt setzt.

Ich freue mich darüber dass es Gesetze gibt dass diese Partnerschaften anerkannt werden müssen und auch die Öffentlichkeit inzwischen entspannter reagiert wenn es ein schwules Pärchen sieht, aber eine steuerliche Gleichstellung kann eben damit nicht einher gehen, so wie es eben hier in Deutschland gehandhabt wird.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also vorweg muss ich ein Mal sagen, dass milli23 genau das wieder gibt, was ich damit meine. Ich erwarte keine Vergünstigungen durch Steuern etc. jedoch finde ich es sehr verwerflich diese nicht zu Gewehrleisten aufgrund von religiösen Gründen und der Fortpflanzungsgründen. Auch wir als zwei Frauen können uns fortpflanzen) und werden dies auch in den nächsten Jahren in Angriff nehmen und selbst dann wird kein positiver Aspekt daraus.

Persönlich finde ich es okay, weil so weiß man sicherlich, dass es kein Aspekt des Geldes ist, wieso die Wege gegangen werden. Doch dennoch finde ich es einfach sehr verwerflich und heuchlerisch zu behaupten, alle Menschen sind vor dem Gesetz und Recht gleich! Sehe ich halt absolut nicht so! Was ich natürlich vorteilhaft finde, ist ganz klar, dass "meine Lebenspartnerin also Ehefrau" mehr Rechte haben wird wie meine eigenen Eltern, dies ist mir zudem besonders wichtig. Ansonsten kann ich grundsätzlich mit dem Rest Leben, denn dies sind keine Hochzeitsgründe. Ich wollte dieses Thema aber generell anschlagen, weil ich einfach finde, dass diese gleichgeschlechtlichen Paare nicht gleich behandelt werden.

Besonders ärgert mich einfach die Tatsache, das Deutschland immer wieder predigt jeden Menschen gleich zu behandeln und wenn einer dies bei Ausländern nicht tut, als Nazi tituliert wird. Was ist denn dann bitte der deutsche Staat, der Lesben und Schwule auch nicht gleich behandelt? Für mich ist das kein großer Unterschied! Eine Diskriminierung liegt aus diesem Grund für mich somit ganz klar vor! Dies ist genauso wie, dass nur Männer und Frauen Kinder adoptieren können, weil man behauptet, dass dies dem Kind besser tun würde und "normal" ist. Seltsamerweise ist es in anderen Ländern für Schwule und Lesben erlaubt Kinder zu adoptieren und dort geht es den Kindern ebenso gut wie bei heterosexuellen paaren.

Das homosexuelle Pärchen oftmals nicht kirchlich heiraten dürfen stört mich persönlich sowieso nicht. Die Kirche wird eh überbewertet und ist nicht mehr das, was es Mal war. Ich denke der deutsche Staat ist noch weit davon entfernt, gleichgeschlechtliche Paare auch vor dem Gesetz so zu behandeln. Wenn es sich natürlich ändern würde, dann wäre es schön, aber es ist mir egal. Diskriminierung ist in unserem Staat ja an der Tagesordnung und merkwürdigerweise dürfen schwule Politiker steuerlich auch von den Vorteilen profitieren wie ein heterosexuelles Pärchen.Deutschland entscheidet dies wohl so, wie es denen gerade passt.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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