Redensart: Jemandem den Spiegel vorhalten

vom 15.02.2012, 18:42 Uhr

Der Spiegel ist zweideutig. Erst einmal der ganz normale Spiegel, in den jemand hineinschaut und dann den Spiegel, den jemand vorgehalten bekommt. Das heißt dann so viel wie Selbsterkenntnis erlangen. Man macht jemandem begreiflich, dass sein Handeln genau so ist, wie er es bei anderen verurteilt, aber bei sich selbst anders sieht. Man weist ihn darauf hin, dass er sich nicht richtig verhält. Habt ihr schon einmal jemanden auf sein falsches Verhalten hingewiesen? Hat er den Hinweis zur Kenntnis genommen, ohne böse zu werden? Manche Menschen können auch einen gut gemeinten, netten Hinweis auf ein Fehlverhalten nicht hinnehmen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Meiner Ansicht nach, halten die meisten Leute anderen ständig "den Spiegel vor die Nase". Andauernd bekommt man "gute Ratschläge", sowohl von Freunden, Familienmitgliedern aber auch Fremden. Zu viele Menschen, meiner Ansicht nach, meinen sie wüssten alles besser oder müssten überall ihren Senf dazu geben.

Aber wistt ihr, wem die meisten Menschen den Spiegel kaum oder garnicht vorhalten, bei dem es aber am dringensten notwendig wäre? Sich selbst. Ich habe es bei fast allen Gruppen und Typen von Menschen schon festgestellt: Kaum einer reflektiert über sich selbst - man bemängelt, beobachtet, kritisiert und analysiert immer nur andere. Kaum einer fragt sich: "Warum bin ich jetzt einfersüchtig auf die neue Kollegin meines Partners. Ah, das liegt wohl daran, dass ich Minderwertigkeitskomplexe wegen meiner kleinen Oberweite und im Unterbewusstsein sehe ich die großbusige Kollegin als Bedrohung an."

Das Beispiel mag auf den ersten Blick übertrieben sein, ist jedoch eine völlig realistische Alltagssituation. Würden die Leute mal etwas rationaler an sich selbst gehen, bräuchten wir uns auch nicht gegenseitig so oft auf die Finger schauen. Davon abgesehen hört man tendenziell auf die wenigsten "Vorschläge" anderer Leute, wenn es um das eigene Verhalten geht. Das ist aber auch nicht verwunderlich, sondern liegt in unserer Natur. Man ist schließlich erwachsen und möchte sich seine Unabhängigkeit bewahren.

Ich habe gelernt in vielen, nein eigentlich fast allen, Situationen mehr über mich selbst zu reflektieren und dabei gnadenlos rational und ehrlich zu mir selbst zu bleiben. Das Ergebnis ist, dass man die Probleme und Fehler direkt an der Wurzel packen kann. Ich habe zumindest das Gefühl, dass ich damit besser durch's Leben gehe.

» skeygeta » Beiträge: 52 » Talkpoints: 0,53 »


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