Benetton-Werbungen - Frechheit oder revolutionär?

vom 09.02.2012, 17:11 Uhr

Benetton ist ja bekannt für seine schockierenden Werbeplakate. Für alle, die noch nicht so damit vertraut sind, sind hier einige Beispiele: Bild 1 Bild 2 Bild 3 Bild 4 Bild 5

Erst kürzlich hatte Benetton wieder neue Werbeplakate aufgehängt. Diese Plakate zeigten verschiedene Größen der Politik oder der Religion, wie Angela Merkel, Barack Obama, Papst Benedikt XVI und andere, die sich gegenseitig küssen. Natürlich handelt es sich dabei um eine Photomontage. Besonders das Bild, welches den Papst einen ägyptischen Scheich küssend zeigt löste einen gewaltigen Skandal aus. Ein Aufschrei des Vatikans führte schließlich dazu, dass Benetton die Plakate entfernte. Auf diese Postern steht immer "Unhate", eine Wortkreation, die auf die vielen Konflikte anspielt. Es ist ja bekannt, dass Merkel und Sarkozy ständig Probleme haben. Bei den zwei Vertretern der größten Weltreligionen, Christentum und Islam, sind die Konflikte noch viel größer. Dasselbe gilt für Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, oder für die Staatsoberhäupter von Nord- bzw. Südkorea, zwischen denen ja auch große Spannungen herrschen. Mir gefallen diese Bilder sehr gut, da sie auf die vielen Konflikte aufmerksam machen. Benetton richtet einen Appell an jene Konfliktparteien, der zwar keine politische Wirkung zeigen wird, aber wenigstens überhaupt eine Reaktion auslöst.

Weiter gibt es Bilder, die gegen Rassismus protestieren. Als Beispiel das Bild 1, welches zeigt, dass das Herz eines Schwarzen genau so aussieht wie das Herz eines Weißen und eines gelben. Mit den gelben sind vermutlich Asiaten gemeint. Das Herz hat hierbei natürlich auch Symbolik, da es für die Gefühle und für das Innere steht. Das aber ein Herz so abfotografiert wird, wie es tatsächlich aussieht, ist etwas schockierend. Es gibt sehr viele Werbungsplakate von Benetton, die auf Rassismus aufmerksam machen. Ein Beispiel ist ein Plakat, auf dem eine schwarze Frau ein weißes Baby stillt, oder zwei verschiedenfarbige Kinder, die sich umarmen. Diese Bilder könnt ihr hier ansehen.

Das 5. Bild ist meiner Meinung nach das schockierendste. Es zeigt die blutverschmierte Kleidung eines offenbar im Krieg getöteten Soldaten und richtet sich damit gegen Krieg. Da es sich dabei um reale Photographien handelt, finde ich dieses Bild schon etwas grenzwertig. Immerhin gibt es ja auch Menschen, die ihre Angehörigen im Krieg verloren haben und jedes Mal beim Sehen dieses Plakats daran erinnert werden.

Was haltet ihr von den Werbungen von Benetton? Denkt ihr, dass Benetton diese Werbestrategie nur nutzt, um Aufmerksamkeit zu gewinnen? Meiner Meinung nach will uns Benetton einerseits tatsächlich nur schockieren, um bewusst Medienskandale auszulösen und so ins Rampenlicht zu rücken. Andererseits hat Benetton auch erkannt, dass man Werbung dazu nutzen kann, die eigene Meinung über die Missstände in der Weltpolitik bekannt zu geben.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Um heute in den Massenmedien und beim Massenpublikum Auge und Ohr zu finden, muss man schockieren. Man muss in der Darstellung "übertreiben" um auf den Inhalt aufmerksam zu machen. Jedoch muss dies auch gelungen sein und nicht zu "billig" wirken. Benetton macht es meiner Meinung nach gut. Mal ganz ehrlich. Werde ich auf die entsprechenden Konflikte aufmerksam, wenn sie mir "normal" rübergebracht werden? Das, was Benetton macht, ist die Essenz der Message genau auf den Punkt zu bringen. Bilder sagen mehr als tausend Worte. Ja, ich weiß, dass Afrikaner, Europäer und Asiaten "gleich" sind, und dass es falsch ist, jemanden nach seiner Hautfarbe zu beurteilen. Die Darstellung der drei realen Herzen bringen es mir jedoch knallhart deutlich vor Augen.

Was ich jedoch als etwas problematisch ansehe, ist die oberflächliche Interpretation der Sachverhalte. Denn eine Oma würde es doch als absolut nicht korrekt ansehen, dass der Papst dort einen anderen knutscht. Es ist eine Sache der Offenheit und Intellekts, zu verstehen, was dort abgebildet ist. Bilder sagen zwar mehr als tausend Worte, aber es werden mit solchen Aktionen mit Sicherheit auch viele falsche Worte und Gedanken verbunden. Für diese Menschen ist es dann nur Schockwerbung um der reinen Aufmerksamkeit willen.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ist United Colors of Benetton nicht eine Bekleidungsmarke? Das dachte ich zumindest, und deswegen irritieren mich diese Werbeplakate jetzt ein wenig, denn mit Kleidung haben sie ja rein gar nichts zu tun.

Schockiert haben mich persönlich diese Werbeplakate jetzt nicht, ich finde sie nur nicht sehr Absatzfördernd, sondern eben sehr kritisch. Und mir gefällt das ganz gut. Man hat den Eindruck, dass es sich um innovative Werbeplakate einer jungen und dynamischen Partei handelt. Die Bilder haben eine Aussage und zeigen nicht irgendwelche geschönten oder idealisierten oder einfach vollkommen platten Inhalte. Das man nicht einfach eine Photomontage des Papstes in der Öffentlichkeit aufhängen sollte fände ich jetzt selbstverständlich, weil es für die Katholiken ja eine sehr wichtige Persönlichkeit ist und diese könnten das sehr schlecht auffassen, deswegen hätte ich wohl eher eine Nonne genommen, denn das macht nicht so viel Wind, hat aber noch fast die gleiche Aussage.

Ansonsten kann ich an diesen Plakaten aber überhaupt nichts unschönes, abstoßendes oder sozial unverträgliches entdecken. Wie gesagt, ich finde sie gut!

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Zumindest mal sind die Plakate interessant und man redet darüber. Damit hat sich Benetton ein bestimmtes Image erarbeitet und davon lebt die Marke. Andere Marken aus dem Bekleidungsbereich finde ich da viel beliebiger und austauschbarer. Ich bin mir aber nicht sicher, ob man damit die richtige Klientel anspricht und ob das wirklich die Zielgruppe ist.

Die Frage ist, wie sich das auf die Verkaufszahlen auswirkt und ob dabei nicht das Produkt selber auf der Strecke bleibt. Wir wollten letzten Samstag noch zu Benetton in einem unserer Stadtteile. Top-Millionärsdichte hier und was soll ich sagen: Der Laden hat dicht gemacht. Ich finde auch, dass sich die Produkte im Lauf der Jahre nie großartig geändert haben und das reicht irgendwann nicht mehr.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Benetton ist jetzt keine meiner bevorzugten Kleidermarken, dennoch denke ich, dass diese Werbung positive, wie auch negative Aspekte mit sich bringen wird. Positiv ist zunächst auf jeden Fall einmal, dass man sich somit von der Menge abhebt und die Werbung einfach anders ist. Fährt man mal so durch eine Großstadt und sieht sich die hunderte von Werbeplakaten unterwegs an, würden die wenigsten so auf Anhieb sagen können, dieses Wäschemodell gehört zu der und der Marke. Irgendwann sehen sie doch alle gleich aus und ob das jetzt Kleider von Esprit, s.Oliver oder Tom Tailer sind, macht keinen Unterschied mehr. Wer aber diese Benetton Werbung sieht, wird sofort wissen, was gemeint ist, somit hat Benetton einen höheren Wiedererkennungsfaktor und sticht aus dem Pool der anderen Kleiderwerbungen hervor, die sich nach wie vor darauf beschränken ein abgemagertes Weibchen in Kleider zu stecken, zu fotoshoppen und in Pose zu stellen. Auf Dauer wird das nun mal langweilig.

Der Nachteil ist dann wohl aber doch, dass die Werbung nicht unbedingt im Positiven Sinne auffällt. Normalerweise wäre schon der Effekt erzielt, dass die Marke im Hinterkopf bleibt und sich Leute beim Einkaufen daran erinnern, schon mal davon gehört zu haben und sich dann danach richtigen, hier aber würde ich mal behaupten, dass es auch wirklich viele Menschen abschreckt. Religiöse Menschen werden das eine Bild als anstößig empfinden und die Marke vielleicht sogar bewusst ablehnen, was ist mit Menschen die mal eine Fehlgeburt erleiden mussten oder die bei Blut ohnmächtig werden? Sie werden diese Plakate nicht sonderlich appetitlich finden und dann vermeintlich auch eher angeekelt sein. Dann fühlen sie sich nicht gerade motiviert dazu, etwas von dieser Marke zu kaufen.

Und letztendlich behaupte ich mal, dass auch ein gewisses Grundverständnis dieses Herstellers bestehen muss. Für jemanden der jetzt nicht alle paar Wochen durchs Shoppingcenter läuft und einkauft, wird Benetton wohl keine bekannte Marke sein. Wenn dann so eine Werbung auftaucht, wird man das nicht unbedingt gleich mit Kleidung verbinden. Ich wüsste nicht, woran ich dann gedacht hätte, vielleicht eine Organisation die sich an Bedürftige wendet, sich für Organspende einsetzt? Keine Ahnung, aber an Kleidung jedenfalls nicht. Somit ist diese Werbung zwar speziell, dürfte aber letztendlich vermutlich doch eher weniger Menschen ansprechen, als gewöhnliche Kleiderwerbung, nach denen sich so mach eine Frau doch sehr gerne direkt richtet, um auch schon wie eine Schaufensterpuppe auszusehen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde diese Werbung von Benetton wirklich sehr gelungen. Die Bilder zeigen im Grunde ja nichts schlimmes, es sind im Grunde ganz normale Dinge und dadurch zeigt diese Werbung doch sehr gut und anschaulich wie verklemmt unsere Gesellschaft heutzutage noch ist. Was ist so schlimm an einem Neugeborenen? Was ist so schlimm an einem Herzen, es ist doch ein Teil unseres Körpers!? Was ist so schlimm an zwei Menschen die sich küssen, seien es zwei Männer oder zwei Frauen oder sonst was, es sollte uns doch im Grunde Alles nicht stören?! Und trotzdem sehen wir diese Dinge als Provozierend und als Taubruch an, Dinge, die eigentlich ganz alltäglich und normal für uns sein sollten.

Diese Werbung ist meiner Meinung nach sehr schön sozialkritisch und dadurch sehr intelligent gemacht, sie regt auch zum denken an und lässt uns anders über alltägliche Dinge denken. Man sollte sich jedoch wirklich fragen, was die Gesellschaft an einen frischgeborenen Säugling oder an zwei Menschen die sich Küssen so sehr stört? Genau dies versucht diese Werbung also auf eine sozialkritische Art zu vermitteln und somit kann ich nur sagen, dass ich diese Werbung als sehr gelungen empfinde.

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» held » Beiträge: 185 » Talkpoints: 6,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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