Droht in Deutschland die medizinische Unterversorgung?
Sippschaft hat geschrieben:Er könnte natürlich sagen, er nimmt pro Tag nur 30 Patienten, aber wie will er denn so leben und seine Familie versorgen? Dein Arzt ist finnaziell vielleicht gar nicht angewiesen auf seine Patienten bzw. deren Anzahl.
Les einfach mal beide Beiträge von mir, wenn er es sich erlauben könnte würd er bestimmt nicht noch Samstag Sondersprechstunde haben und nachts in seiner Freizeit aufstehen ... Dort ist auch alles geschrieben, auch das das Wartezimmer voll ist und er mit der Arbeit nicht nachkommt. Und das hat nichts damit zu tun, dass er während kleiner Schreibarbeiten noch kurz zuhört da es paralell läuft. Er hat nicht pro Patient 30 Minuten Zeit, dann wäre deine Kritik gerechtfertigt aber nicht auf diesem Tatsachengrund.
Im übrigen kommt es nicht auf die Anzahl der Patienten haben, sondern wie aufwendig sie sind bei der Abrechnung. Fünf mal Grippe mit Krankschreibung bringt weniger Geld ein wie einmal Bluthochdruck.
Liebe Grüße
Sorae
Ich kenne auch solch einen Arzt, wie Sorae ihne beschreibt: mein alter Hausarzt, der leider Mitte diesen Jahres seine Praxis geschlossen hat.
Ich glaube nicht, dass der zum Schluss noch wirklich viel Geld mit seiner Praxis verdient hat. Aber für diesen Arzt war sein Beruf eher eine Berufung. Das Problem ist aber, dass das allein nicht reicht, eine Familie zu ernähren, ganz davon abgesehen, diese Familie mit den ungünstigen Arbeitsbedingungen erst mal gründen zu können.
Ein meiner Meinung nach gewichtiger Grund, dass sich Ärzte weniger in eigener Praxis noch dazu auf dem Land niederlassen, ist wirklich die geringe Entlohnung für ihre doch so wichtige Tätigkeit. So behandelt die einzige Augenärztin nur noch gegen Rechnung. Ein anderer Hausarzt schließt Hals über Kopf (quasi über Nacht) seine Praxis, hält dabei nicht mal die kündigungsfristen mit Verbänden ein. Ich weiß nicht, was dieser Arzt für Vorstellungen vom Landarztleben hat. Es ist nun mal so wie Sorae es beschrieben hat: auf dem Lande wohnen mehr ältere Menschen, die nicht nur einfach ärztliche Betreuung suchen. Nein für die ist der Arzt auch noch jemand, der wichtig für ihr seelisches Wohlbefinden ist, weil sie sonst nicht mehr viele andere soziale Kontakte haben. Ein weiterer Faktor sind die Hausbesuche, die bei uns kaum noch ein Arzt durchführt, weil er dabei meist zusetzt.
Also da kann ich euch eine Erfahrung mitteilen aus einem Berliner Krankenhaus. Wir hatten Glatteis und meine Oma ist hingefallen und mit fürchterlichen Schmerzen eigeliefert worden, in diesem Krankenhaus mangelte es an alles.
Angefangen beim Röntgen das kaputt war und man eine auf dem Kopf gefallene Frau noch ein paar Stockwerke transportierte bis hin zu Schmerzmedikamenten
Spritzen waren keine vorhanden entweder kommt sie an den Tropf oder nimmt Tropfen. Die Tropfen kamen dann auch 3 std später, also wenn man das kein Mangel an Ärtzen ist.
lG julia
Oh ein von mir bisher unentdecktes Thema
Erst mal zum Eingangspost:
Es ist ja nicht verwunderlich, dass die meistens Mediziner gleich nach dem Studium weg aus Deutschland wollen, wenn sie zum Beispiel in England an einem Wochenende genausoviel bekommen wie in Deutschland im ganzen Monat.
Klar objektiv betrachtet verdient ein Mediziner nicht wenig aber im Vergleich zu der Verantwortung, die er tragen muss und zu der stressigen Ausbildung, den schlechten Arbeitszeiten und vor allen gemessen an anderen Jobs, deren Bezahlung, Verantwortung und Arbeitszeiten, empfinde ich Ärzte als massiv unterbezahlt.
Hausarzt auf dem Land würde ich auch nie werden wollen.
Ich habe mal ein Praktikum auf dem Dorf bei einem Allgemeinmediziner gemacht und ohne Frage, es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, da auf dem Dorf der Zusammenhalt groß ist, jeder kennt sich und durch den Facharztmangel kann der Allgemeinmediziner in einem sehr weit gefächerten Feld agieren.
Aber ich muss eben auch leider bestätigen, dass der arme Mann massiv viel zu tun hatte, dass er nebenbei noch viele Hausbesuche machen musste und dass eben alle aus dem Dorf wussten: ah da wohnt der Doktor und auch nicht davor zurückschrecken, am Wochenende oder spät abends bei ihm zu klingeln wenn Oma xy krank geworden ist.
Es ist also ein Fulltime-Job, mehr als in der Stadt, wo man doch eher in die Anonymität abtaucht nach Feierabend.
Zudem kommt das Problem der Budgetierung.
Die meisten niedergelassenen Ärzte könnten im Quartal ihre Praxis für mindestens 4 Wochen schließen und hätten am Ende des Monats genauso viel Geld.
Denn wenn die KV sagt, dass alle Punkte vergeben sind, dann behandelt man eben 4 Wochen lang alle Kassenpatienten umsonst.
Und wenns hoch kommt und man noch 3 Medikamente zu viel aufgeschrieben hat, zahlt man die aus eigener Tasche.
Ich finde, da kann irgendwas nicht ganz richtig laufen in Deutschland und wenn das so weiter geht, dann nehmen bald alle Ärzte nur noch Privatpatienten dran, denn nur bei denen gilt: je mehr sie behandeln, desto mehr verdienen sie.
Das finde ich ziemlich lächerlich und undurchdacht von der Regierung (danke an Ulla Schmidt).
Also meiner Meinung nach gehört schon eine ganze Menge Berufung und auch Empathie dazu, Arzt zu werden, nur des Geldes wegen wird es keiner mehr und den Ruf des "Halbgottes in Weiß" gibt es schon lange nicht mehr, im Gegenteil es wird immer mehr geklagt.
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