Sportunterricht: Bemühen oder Leistung benoten?

vom 11.02.2012, 11:11 Uhr

Ich habe im Sportunterricht schon länger meine Probleme, da ich eben nicht so sportlich bin wie manch anderer, und damit bin ich auch nicht der einzige. Allerdings versuche ich, mich sehr zu bemühen und mich in den Turnunterricht einzubringen, auch wenn ich keine Lust dazu habe. Beispielsweise hasse ich Fußball, trotzdem beteilige ich mich am Spiel. Ich war noch nie demotiviert oder tatenlos, sondern mache immer mit. Auf der anderen Seite gibt es aber in unserer Klasse Fußballfanatiker, die meinen, der Turnunterricht bestehe ausschließlich aus diesem Sport.

Wenn wir allerdings einmal etwas anderes machen, wie beispielsweise Geräteturnen, dann verkriechen sie sich gleich, setzen sich in die Garderobe oder gehen sogar heim. Sie zeigen sehr, dass sie keine Lust haben, und das merkt auch der Lehrer. Trotzdem bekommen sie jedes mal eine 1 ins Zeugnis, während beispielsweise ich letztes Jahr fast eine 3 bekommen habe. Was haltet ihr von diesem Benotungssystem? Findet ihr es nicht auch unfair, dass die Leistung, die diese Schüler in den paar Stunden, in denen wir Fußball spielen, ausreicht, damit ein Einser gerechtfertigt ist?

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Meine Schulzeit liegt schon einige Jahre zurück, aber wir hatten auch eine Sportlehrerin die so ähnlich benotet hat wie deine. Es gab einige Leute bei uns in der Klasse die nicht so sportlich waren, die sich aber immer sehr angestrengt haben. Diese Anstrengung wurde aber nicht wirklich mit einer guten Note belohnt. Hingegen wurden aber die sportlichen Leute immer gut benotet, ob sie sich angestrengt haben oder nicht. Das war unserer Lehrerin egal. Diese Leute hätten erst gar nicht zum Sportunterricht auftauchen brauchen, die gute Note wäre ihnen trotzdem sicher gewesen.

Im 9. Schuljahr bekamen wir einen anderen Sportlehrer, der die Mühe und Anstrengung auch benotet hat, da hatten natürlich die ach so sportlichen Schüler nichts mehr zu lachen, denn sie mussten sich für gute Noten auf einmal auch bemühen. Das fand ich nur richtig und fair, denn es gibt ja nun einmal Leute, denen nicht alle Sportarten liegen und sich trotzdem bemühen. Und das sollte auch in meinen Augen auch belohnt werden.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es ja immer wieder ein Unding, dass im Sportunterricht von sehr vielen Lehrern immer noch nur die sportliche Leistung bewertet wird. Das ist ganz einfach unfair, da einige Schülerinnen und Schüler einfach schon durch ihre körperlichen Bedingungen nicht in der Lage sind, so gut zu sein wie andere und außerdem finde ich es auch total daneben, dass zum Beispiel jemand, der in einem Basketballteam mitspielt im Schulunterricht im Thema Basketball fast immer automatisch eine 1 bekommt. Ich bin der Meinung, dass man ganz besonders bei diesen Halb-Professionellen Spielern in welcher Sportart auch immer ein wenig kritischer sein sollte als bei dem Rest der Klasse.

Ich fände es viel fairer, wenn man die Schülerinnen und Schüler im Sportunterricht nach ihrem Engagement und natürlich auch ein bisschen nach ihrer individuellen Leistungssteigerung benoten sollte, denn das finde ich viel wichtiger als reines Können, zumal da ja auch immer ein wenig Talent mit hinein spielt. Und ich bin eben nicht überall gut gewesen, habe mich aber immer bemüht und mich auch im Laufe der Unterrichtseinheit verbessert, wie auch meine Lehrer mir bestätigt haben. Darum war es immer sehr demotivierend für mich, wenn andere, die sich weniger eingesetzt haben und ihr Niveau nicht verbessert haben eine bessere Note bekommen haben als ich. Es ist einfach auch ein wenig unfair denen gegenüber, die sich wirklich anstrengen es aber nicht besser können.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich kenne es aus dem Schulsportunterricht leider auch nur so, dass man nach der allgemeinen Leistung beziehungsweise dem Talent und nicht nach der Motivation benotet wird. Es gibt ja schließlich nun Leute die sportlicher sind als andere und dort gibt es auch noch einen Unterschied zwischen den einzelnen Sportarten. Auch die Leistungssteigerung einer Person sollte benotet werden, auch wenn diese noch lange nicht am Maximum liegt.

Natürlich, dass fernbleiben vom Unterricht oder wenn jemand nicht mitmacht beziehungsweise dies nur sehr lustlos sollte meiner Meinung nach nicht auch noch belohnt werden, so wie du es dargestellt hast. Das ist schon fast eine Frechheit, vor allem den anderen Schülern gegenüber. Dies zeigt meiner Meinung nach auch wenig die Inkompetenz des Lehrers, aber das ist wohl Ansichtssache.

Auch kenne ich es so, dass im Sportunterricht in der Schule nur einzelne Sportarten angeboten werden, die nicht sehr variieren. Vielleicht war dies aber nur an meiner damaligen Schule so und bei anderen ist der Sportunterricht viel abwechslungsreicher gewesen. Wir haben beispielsweise immer nur zwischen Fußball und anderen Ballsportarten gewechselt. Jemand der dort einfach nicht talentiert ist oder keinen Spaß dran hat, hatte nie die Chance eine bessere Note zu bekommen. So kann ich deinen Missmut natürlich gut verstehen.

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Den Sportunterricht habe ich ehrlich gesagt gehasst, weil ich nun einmal körperliche Defizite aufweise und es wurde in der Tat die Leistung bewertet. Wenn man einen Streckenlauf in einer bestimmten Zeit nicht geschafft hat, hat man eben entsprechende Bewertungen und dann später eben die entsprechende Benotung erhalten. Bei mir war es dann auch zumindest in der allgemeinbildenden Schule eben der Fall gewesen. Da wurde nicht geschaut, was ich oder auch andere, die ein ähnliches Problem hatten, überhaupt bereit waren, sich am Sportunterricht zu beteiligen, sondern, wie die Leistungen gewesen sind. Ich fand es ganz schön demotivierend, obwohl ich mich andererseits ja durchaus auch gern bewege und ich Bewegung für wichtig erachte.

Als ich dann nach meinem Schulabschluss noch auf eine Berufsschule ging, in der es ebenfalls Sportunterricht gab, sah es schon wieder ganz anders aus. Dort wurde meine Leistungsbereitschaft und auch meine Umstände betrachtet, was dann mit einer Drei benotet wurde. Darüber haben sich dann Teile meiner Mitschüler aufgeregt, obwohl der Lehrer es ja dann noch begründet hatte. Mir war es letztendlich egal, und ich habe mich sehr darüber gefreut, weil es eben individuell bewertet wurde und nicht, was nach dem Leistungskatalog geschafft werden musste, sofern so etwas existiert.

Ich glaube, es ist egal, wie man es macht als Lehrer, irgendjemand hat immer etwas zu meckern. Es gibt sicherlich bestimmte Richtlinien, nach denen eben eine Bewertung stattfindet und ich finde es an sich auch wichtig, dass die Leistung bewertet wird, aber man sollte eben individuell schauen, was jemand überhaupt in der Lage ist, zu leisten und wie er sich dabei anstellt. Ich denke, es könnte so einfach positiver sein, und vor allem motivierender für den Schüler selbst. Wenn nur nach Figur/ Leistung und sonstige sportliche Aktivitäten bewertet wird, kann dies halt beim Schüler demotivierend wirken und vor allem verliert dieser mit der Zeit auch Freude am Sportunterricht.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich konnte im Sportunterricht auch nie auf eine gute Note hoffen. Es war noch nicht mal so, dass ich unsportlich war, ich war einfach ein sehr vorsichtiges Kind und nicht so mutig wie andere.

Dazu kam, dass in den letzten beiden Schuljahren, als es eben auch um die Zensur für das Abschlusszeugnis ging, fast nur Zirkeltraining und Basketball trainiert wurde. Für Basketball bin ich zu klein und für Zirkeltraining fehlte mir etwas die Kondition. Darum konnte ich natürlich auch nie beweisen, was ich kann, z.B. Leichtathletik, und bekam schlussendlich eine 4, mit der ich mich auch ungerecht benotet fühlte. Wahrscheinlich wird es immer so sein, dass einige, die vielleicht auch noch im Sportverein sind, eine Eins gepachtet haben, auch wenn sie in anderen Sportarten nicht gut sind. Und jemand, der sich bei allem Mühe gibt, hat das Nachsehen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich konnte den Sportunterricht auch nicht besonders leiden, gerade weil ich absolut kein Freund von Mannschaftssport bin. Ich bin lieber nach der Schule stundenlang alleine mit dem Fahrrad gefahren anstatt mich beim Völker- oder Volleyball über Fehler von Mitspielern zu ärgern oder mich bei blöden Sportarten wie Fußball zu langweilen. Ich hatte auch überhaupt kein Interesse an diesem typischen Sportunterricht und war schon unmotiviert, bevor er überhaupt angefangen hatte. Notenmäßig war ich im Mittelfeld.

Ich bin der Meinung, dass man spätestens beim Wechsel von der Grundschule auf eine weiterführende Schule ausschließlich nach Leistung bewerten sollte. Bemühungen sind letztendlich nicht viel wert, wenn sie zu nichts führen. In der Grundschule finde ich es noch in Ordnung, wenn man die Kleinen nicht direkt durch schlechte Noten demotiviert, auch dann, wenn sie eine eher schlechte Leistung zeigen, sich aber sichtlich bemühen. Auch in anderen Fächern zählt dann in der Regel nur noch das Endergebnis und nicht die reine Bemühung. Wenn man in einer Mathematik-Klausur das falsche Ergebnis und den falschen Rechenweg aufschreibt, bekommt man für die Aufgabe eben keinen Punkt. So ist es auch im Sportunterricht der Fall, dass jemand, der den Anforderungen nicht entspricht, keine Bestnoten bekommt. Kinder und Jugendliche sollten ruhig frühzeitig lernen, dass es nichts bringt, wenn man sich sehr bemüht, die Ansprüche dann aber doch nicht erfüllt. Auch im späteren Leben zählen schließlich nur die Ergebnisse und nicht die Bemühungen, die man investiert hat.

Dass die Schüler bei euch, die sich vor manchen Dingen im Sportunterricht drücken, dennoch eine eins auf dem Zeugnis bekommen, kann ich allerdings nicht verstehen. Wenn jemand im Fußball gute Leistungen zeigt und in diesem Bereich durchaus eine eins verdient hätte, sich vor anderen Sportarten oder Übungen aber drückt, würde ich demjenigen keine gute Note geben. Wer sich drückt, würde in der entsprechenden Stunde vermutlich eine fünf oder gar eine sechs von mir bekommen, weil er die Teilnahme verweigert. So würde es auf dem Zeugnis dann eher auf eine drei hinauslaufen, wenn das Halbjahr vor allem aus Fußball und Geräteturnen besteht. Wenn jemand in einer Sportart glänzt, ansonsten aber versagt oder keine Lust hat, sollte er nicht nur an den Leistungen in der einen Disziplin gemessen werden. Lehrer sollten schon alles betrachten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei uns ist das so, dass beides benotet wird. Also die Leistung, die gezeigt wird und das Bemühen. Das finde ich auch gut so. Denn manche Sachen kann man einfach nicht so gut und dann finde ich es gerecht, wenn theoretisch jeder auf eine 3 kommen kann.

Ich kann z.B. Handball wirklich gut spielen. Da bin ich natürlich auch motiviert und kann es einfach gut und bekomme deswegen dafür meistens eine 1. Das finde ich auch gerechtfertigt. Es gibt in meiner Klasse auch Leute, die unsportlich sind, aber trotzdem alles versuchen. Diese Leute kommen dann noch auf eine 3-. Es gibt auch Sportarten, die ich nicht wirklich kann. Ich habe auch in Wirklichkeit überhaupt keine Lust darauf, mache es aber trotzdem. Mehr oder weniger gut, aber es ist meistens auch eine 3-.

» flopost » Beiträge: 594 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mir ging es da leider auch so. Ich hatte in Sport immer eine 4 im Zeugnis. Nur ein einziges mal habe ich es tatsächlich auf eine 2 geschafft und das hatte sehr viel damit zu tun, dass wir damals eine Lehrerin hatten, die ziemlich locker war und in der Benotung auch mal ein Auge zugedrückt hat, wenn sie gesehen hat, dass sich jemand wirklich Mühe gibt.

Ich kann jetzt nicht behaupten, dass mir Sport absolut keinen Spaß macht. Ich kann es nur nicht leiden, wenn da ein Lehrer ist, der ständig meint "Ach komm, das musst du doch besser können" usw. Dadurch wurde meine Leistung eher immer noch schlechter. Es lenkt ja irgendwie auch die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse auf einen Schüler, wenn der Lehrer diesen immer wieder zu besseren Leistungen auffordert. Wie gesagt, Sport kann mir durchaus auch Spaß machen, aber ich habe nicht den Anspruch, dabei irgendeine tolle Leistung zu erbringen. Als Freizeitspaß, der nicht bewertet wird, ist es für mich absolut okay, aber in der Schule war es das eben nicht.

Für Schüler, die z.B. übergewichtig sind, und die deshalb im Sportunterricht nicht mithalten können, sind schlechte Noten, sowie die negative Aufmerksamkeit der Mitschüler, einfach demotivierend und ich kann es durchaus irgendwo verstehen, wenn dann der eine oder andere versucht, sich immer wieder vor dem Unterricht zu drücken. Das ist ja noch was anderes als der hier im Eingangspost geschilderte Fall, dass Schüler, die eigentlich keine Probleme haben, einfach nur bestimmte Sportarten nicht mögen und deshalb nicht mal anwesend sind. Da wäre es durchaus gerechtfertigt, wenn die für ihre Nichtanwesenheit oder Lustlosigkeit auch mal eine 5 oder 6 bekämen, und dann am Jahresende eben in der Summe nur eine 3.

Es ist irgendwie schwierig, eine Lösung zu finden, die für alle das richtige wäre. Auf der einen Seite finde ich, dass Sportunterricht einfach nur Freunde an der Bewegung vermitteln sollte. Es wird sich ja immer darüber beklagt, dass sich immer mehr Kinder und Jugendliche in Freizeit kaum bewegen und übergewichtig sind. Bei denen wird sich daran kaum etwas ändern, wie sie schlechte Noten bekommen und dadurch noch mehr demotiviert werden. So wäre es durchaus fair, den Sportunterricht nicht nach Leistung, sondern eben tatsächlich nach Motivation zu bewerten. Da hat man dann aber wieder das Problem, dass die sportlichen Schüler das für sich ungerecht empfinden, da sie eben die besseren Leistungen erbringen. Wie man es also macht, einer wird sich immer im Nachteil sehen.

Es kommt auch immer sehr auf den Lehrer an. Manche sind eher nachsichtig und honorieren es durchaus, wenn ein Schüler sich immer Mühe gibt, aber einfach nicht mehr erreichen kann. Andere benehmen sich wie der "Drill Instructor" bei der Armee und erwarten ausschließlich gute bis sehr gute Leistungen. Manchmal machen sie die schlechten Schüler sogar noch vor der ganzen Klasse runter, was ich leider auch schon erleben musste.

Einheitliche Richtlinien zur Benotung, wonach auch das Bemühen in die Note einfließen muss, fände ich alles in allem also durchaus sinnvoll.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mein ehemaliger Sportlehrer hat auch immer nur die Leistung benotet und das sehr fair, wenn sich jemand verweigert hat, also gar nicht mitgemacht hat, hat er wenn es eine Prüfung war eine sechs bekommen, weil er keine Leistung gezeigt hatte, die dann benotet werden könnte, und alle anderen, die es wenigstens versucht hatten wurden dann nach der Leistung benotet, die sie gezeigt hatten und das ist ja auch fair, wie ich finde und wenn jemand beim Geräteturnen Angst hatte, dann haben eben etwas mehr Mitschüler und der Lehrer Hilfestellung gegeben, damit sich der Schüler sicher fühlen konnte und um eine Note zu bekommen auch mitgemacht hat.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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