Erster Bau eines AKWs in den USA seit 25 Jahren

vom 09.02.2012, 22:47 Uhr

Derzeit sind in den USA etwas mehr als 100 Reaktoren in 60 verschiedenen Atomanlagen in Betrieb, mehr als in jedem anderen Land. Der letzte dieser Reaktoren wurde 1978 genehmigt, ein Jahr bevor eine partielle Kernschmelze in Three Mile Island eine Umweltkatastrophe auslöste und einen schweren Rückschlag für die Atomkraftverfechter bedeutete. Nun wurde erstmals wieder der Bau eines Atomkraftwerks genehmigt, welches bis 2016 gebaut werden soll. Gebaut werden 2 Reaktoren, das Projekt kostet insgesamt 14 Milliarden US-Dollar. Die Atomaufsichtsbehörde hat dieses Projekt mit 4:1 Stimmen genehmigt, obwohl der Chef der Atomaufsichtsbehörde wegen der Vorfälle in Fukushima gegen den Bau gestimmt hat. Verantwortlich für diesen Bau ist eine Renaissance der Atomkraft in den USA, was auch daran liegt, dass sich Obama explizit für Atomkraft ausgesprochen hat. Richtigerweise werden Atomkraftwerke auch als "umweltfreundlich" bezeichnet, da sie abgesehen von Wasserdampf keine Treibhausgase erzeugen. Allerdings ist die Umweltfreundlichkeit der radioaktiven Abfälle fragwürdig.

Was haltet ihr von diesem Projekt? Warum wird jetzt, kurz nach der Katastrophe in Japan, in der man eigentlich gelernt haben sollte, dass Menschen keine Energiequelle anzapfen sollten, wenn sie nicht die nötige Technologie dafür haben, so ein Projekt genehmigt?

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das sollten wir nicht erst jetzt gelernt haben, sondern schon viel früher. Aber die Atomverfechter dieser Welt denken (oder hoffen?) ja immer, dass in ihrem Land so etwas nicht passiert. Die Gefahren sind ihnen ja bestens bekannt, trotzdem wird weiter versucht, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen und fröhlich behauptet, alles sei sicher. Da bin ich mal gespannt, ob die Amerikaner sich das gefallen lassen, oder ob es größere Proteste gegen den Bau geben wird. Aber gerade ein Land wie die USA wird keine Energiewende anstreben, so lange sich die Atomkraft wirtschaftlich lohnt.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Das ist echt unfassbar! Ich kann das nicht verstehen. Wie kann man denn so verantwortungslos sein? Ich hatte mich im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit, für meine Universität ein wenig mit Atomkraft beschäftigt. Was da für Informationen kursieren, die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden ist beängstigend.

Gerade nach Fukushima sollte die USA etwas gelernt haben. Gut, das hätte auch damals nach Tschernobyl schon der Fall gewesen sein sollen. Aber diesmal ist die Katastrophe noch in den Köpfen der Leute. Von richtigem Widerstand keine Spur. Dieser Bau klingt wie Hohn gegenüber den Japanern. Apropos Hohn, Nahe der Tschernobyl Katastrophe soll/ ist bereits auch ein neues Atomkraftwerk gebaut werden/worden.

Die Argumente für Atomkraft sind so lächerlich. Das Uran wird aus unter anderem dem Niger geliefert. Schon bei dem Abbau sterben Leute, auf Grund fehlender Schutzmaßnahmen. Die Endlager quellen über und sind unsicher. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis der ganze radioaktive Schrott in unser Trinkwasser gelangt. Hauptsache Politiker in Machtpositionen kassieren schön ihr Geld von der Atomlobby. Werden diese gut bezahlt, kann man schon mal über die ganzen Risiken hinwegsehen. Wenn es zur Katastrophe kommen sollte, hat man ja dann genug Geld um schnell in Sicherheit zu gelangen.

Hast du Informationen wo dieses Atomkraftwerk gebaut werden soll? Ich habe letztens mal eine Reportage gesehen, von einem AKW in Amerika, dessen Standort war ähnlich dumm gewählt wie in Fukushima. Erdbeben gefährdet und am Meer. Aber ,, unsere Atomkraftwerke haben höhere Sicherheitstandards als in Fukushima. Bei uns könnte so etwas NIE passieren".

PS: Was passiert wohl wenn ein Atomkraftwerk zum Terrorziel wird?
Die Menschheit wird sich schon selbst zu Grunde richten...

» wuk4rd » Beiträge: 60 » Talkpoints: 25,10 »



Es erscheint mir sowohl eigentlich relativ logisch, dass nun in den USA ein neues Atomkraftwerk gebaut wird. Das hat gleich mehrere Gründe, auf die ich gerne jeweils einzeln eingehen werde. Man sollte dabei immer im Hinterkopf behalten, dass die USA weiterhin an ihrer weltweiten Vormachtsstellung festhalten wollen - und es dazu einem extrem riesigen Maß an Energie bedarf. Mittlerweile haben die USA auch gemerkt, dass die Rohstoffvorkommen auf diesem Planeten sehr beschränkt sind und dass sie, wenn einmal verbracht, nicht einfach wieder auftauchen, nur weil gerade mal einer mit dem Finger schnippt. Diese Erkenntnis ist in Anbetracht der Tatsache, wie die USA in den letzten zehn Jahren mit diesem Thema umgegangen ist, schonmal ein richtig großer Schritt in die richtige Richtung.

Natürlich kann man sich nun darüber streiten, ob die Atomkraft auch ein Schritt in die richtige Richtung ist. Ich möchte jetzt keine erneute Diskussion über Sinn und Unsinn der Atomkraft lostreten, das wurde hier im Forum mit Sicherheit schon mehr als ausgiebig besprochen. Wenn man aber bedenkt, dass die Atomkraft für zumindest ein paar Jahre noch die einzige Möglichkeit sind wird, effizient ein hohes Maß an Energie zu fordern, wenn es mit den Rohstoffen mal vorbei ist, sieht dieser Schritt ganz logisch aus. Die USA brauchen mehr Energie denn je und die alternativen Energiegewinnungsmethoden, an denen in Europa übrigens viel engagierter geforscht wird, als in den USA, können dieses Bedarf auch in den kommenden Jahren noch nicht decken.

Eine erhöhte Terrorgefahr besteht dadurch im Grunde auch nicht. In den USA gibt es, Stand heute, über 60 Kernkraftwerke. Eines mehr oder weniger dürfte sich also kaum auf die Wahrscheinlichkeit eines terroristischen Angriffes auswirken. Zumal ja ohnehin eher damit zu rechnen ist, dass bei einem Kraftwerk eines so neuen Baujahres die Sicherheitsvorkehrungen und dergleichen noch ein Stück weit ausgereifter sind als die bei denen, die schon seit vierzig Jahren an Ort und Stelle stehen.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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