Kollege nach Reha wieder zurück im Job
Einer meiner Kollegen war vor mehreren Wochen plötzlich verschwunden und ich erfuhr, dass er unter Depressionen bzw. einem Burnout leide und in einer psychischen Reha Klinik sei. Das hatte mich erst einmal überrascht, denn ich hatte ihm vorher gar nicht angemerkt, dass er Probleme hat oder überlastet ist.
Nun ist dieser Kollege seit einigen Tagen wieder im Dienst, zunächst mit etwas verkürzter Stundenzeit, später aber voll. Nun frage ich mich, wie ich mit ihm umgehen soll, denn er kommt mir sehr verändert vor. Er wirkt besonders aufgekratzt, also überdreht und ungewöhnlich fröhlich. Ich nehme mal an, dass er Antidepressiva erhält und man hat fast den Eindruck, dass diese ein wenig überdosiert sind, wenn jemand dann so „manisch“ wird.
Anderen ist aufgefallen, dass er teilweise Aufgaben übernimmt, die er aufgrund seiner „Schonzeit“ noch gar nicht machen soll, sie meinen aber, dass sei vorher auch schon der Fall gewesen – dass er also in seine alten Arbeitsmuster zurückgefallen sei.
Ich weiß nun gar nicht, ob es sinnvoll wäre, ihn einmal darauf anzusprechen oder ob man lieber so tun soll als wäre alles wie immer. Sollte ich mich diesem Kollegen gegenüber anders verhalten, ihn mehr unterstützen, ihm etwas abnehmen oder würde er sich dann gegängelt fühlen? Sollte ich ihm gar mitteilen, das ich ihn derzeit als ungewöhnlich aufgedreht empfinde oder sollte ich das unterlassen?
Hattet Ihr schon einmal einen Kollegen, der wegen einer psychischen Störung in Therapie war und der dann wieder in den Beruf einstieg? Wie seid Ihr damit umgegangen?
Ich denke, dass du dich normal und wie immer, ihm gegenüber verhalten solltest. Es ist ihm sicher unangenehm, wenn ihn nun alle wie ein rohes Ei behandeln und ihm alle Arbeiten abnehmen wollen, damit er sich nicht übernimmt. Geh doch einfach mal zu ihm und sage ihm, dass du es schön findest, dass er wieder da ist und frage ihn, wie es ihm so geht. Dann könntest du ihm ja anbieten, dass du ihm etwas an Arbeit abnimmst, wenn er es denn möchte.
Vielleicht ist er so aufgedreht, weil er sich einfach nichts anmerken lassen möchte, dass ihm alles unangenehm ist und er weiß vielleicht selbst nicht recht, wie er sich auf der Arbeit und seinen Kollegen gegenüber verhalten soll.
Ich würde auch fast davon ausgehen, dass dein Kollege auf Antidepressiva eingestellt wurde. Das Problem ist, dass bis auf ein paar wenige Medikamente wie beispielsweise Bupropion, die meisten Antidepressiva sehr nebenwirkungsreich sind. Das Aufgeputschtsein wird aber weniger eine Nebenwirkung sondern eher die Hauptwirkung sein.
Das bedeutet, dass er entweder noch nicht richtig eingestellt (überdosiert) oder noch nicht richtig an das Medikament gewöhnt ist (es dauert ein paar Wochen). Wenn es überdosiert ist, solltest du ihn auf jeden Fall darauf ansprechen, damit er sich eine niedrigere Dosierung verschreiben lässt, damit er so wenig Nebenwirkungen wie nötig abbekommt!
Die Nebenwirkungen sind nämlich echt heftig: Schwere Schlafstörungen, Potenzprobleme, Gewichtsverlust, sogar Paranoia sind möglich.
Nun ja, ob dein Arbeitskollege wirklich Medikamente verschrieben bekommen hat oder ähnliches ist natürlich auch erst mal eine sehr gewagt These, bei der man immer sehr vorsichtig sein will, immerhin sollte man hier niemandem zu nahe treten. Ich selbst hatte auf meiner Arbeit auch mal einen Kollegen, der fast zwei Monate durch einen Burn-Out bedingt nicht zur Arbeit erschienen ist, jedoch hat dieser es nach den zwei Monaten gar nicht erst wieder zurück in den Beruf geschafft und seinen Job ganz aufgegeben und sich für seine letzten Jahre noch etwas "ruhigeres" gesucht.
Ich an deiner Stelle wüsste glaube ich auch nicht so ganz wie ich mich verhalten sollte, zumal dies ja eigentlich von Mensch zu Mensch bedingt sehr unterschiedlich sein kann. Ich kenne jetzt weder dich, noch deinen Arbeitskollegen, noch weiß ich wie euer Verhältnis zueinander ist/vor dem Burn-Out war. Trotzdem würde ich deinem Kollegen aber nicht viel anders als vorher begegnen, sofern dies möglich ist zumindest. Immerhin würde ich es auch nicht besonders toll finden, wenn ich mich im Körper deines Kollegen befinden würden, und mich plötzlich alle mit Samthandschuhen anfassen würden.
Wenn du dich "traust", kannst du deinen Kollegen natürlich darauf ansprechen und dich einfach mal nach seiner Gesundheit erkundigen und fragen, wie er jetzt mit der Arbeit klar kommt, zumindest wenn seine Rehabilitation nicht "geheim" war und ihm dies nicht unangenehm ist. Wenn er jetzt ständig alle Arbeiten übernehmen will, die so anfallen, dann würde mich persönlich dies natürlich überhaupt nicht stören, zumal ich dann ja weniger zu tun hätte - Aber auf Kosten der Gesundheit eines anderes Menschen muss das natürlich nicht sein. Wenn möglich, dann würde ich halt auch eben versuchen, ihm einen Teil seiner Sonderaufgaben abzunehmen - Hier könnte man sich sicherlich auch noch mit anderen Arbeitskollegen zusammentun und mal beraten, wie man dem Kollegen einen sanften Einstieg zurück ins Arbeitsleben ermöglichen kann.
Nein, ich habe diese Erfahrung bisher nicht gemacht und kenne auch niemanden der an Burnout leidet. Deswegen kann ich schon etwas verstehen, dass du unsicher bist, wie man mit dieser Person umgehen sollte. Aber es kann nie verkehrt sein einfach erstmal ganz normal mit ihm umzugehen, so als wüsstest du nicht dass er krank ist. Habt ihr denn ein gutes Verhältnis oder hast du mit dem Kollegen eher weniger zu tun gehabt?
Die Idee von damono finde ich auch ganz gut, dass du dich einfach mal heran tastest und fragst wie es ihm geht und eventuell deine Hilfe anbietest, wenn er das möchte. Wenn dein Kollege allerdings von sich aus gerne die ganzen Arbeiten übernimmt kann es auch gut sein, dass er einfach froh ist wieder einen halbwegs normalen Tagesablauf zu haben und wieder Beschäftigung hat. Vielleicht reagiert er auch absichtlich extrem fröhlich, weil er sich nicht anmerken lassen will, dass es ihm schlecht geht oder ging. Ich kenne das zum Beispiel von mir; ich selber bin nun nicht krank, aber meine Mutter und es sieht extrem bescheiden aus. Auf der Arbeit wissen das einige auch und ich fühle mich immer unwohl, wenn dann wieder jemand mit total gefühlsbeduseltem Gesicht und mitleidig ankommt und mich fragt wie es mir geht. Natürlich ist das nett gemeint, aber mir wird das einfach zu viel. Deswegen versuche ich auch immer ganz normal zu arbeiten und mich möglichst unbeschwert zu verhalten.
Auf keinen Fall würde ich, wie TuDios vorschlägt, ihn direkt auf eine eventuelle Einnahme von Medikamenten ansprechen und sagen, er solle sich doch bitte niedriger dosieren lassen. Das finde ich unmöglich und auch unnötig, denn der Kollege wird in Behandlung sein und die Einnahme überwacht werden.
Ich würde dir empfehlen so normal wie möglich zu behandeln. Ihm könnte es vielleicht unangenehm sein in Samthandschuhe gepackt zu werden. Zumal er ja mittlerweile wieder volle Stundenzahl arbeiten darf. Deswegen denke ich mal, das es ihm dank der Behandlung wieder ganz gut geht.
Wie lange kennst du denn diesen Arbeitskollegen schon? Vielleicht gehört er ja zu den aufgekratzten Menschen und war nur wegen der Depressionen ruhiger? Ansonsten könnte ich mir auch noch vorstellen, wie meine Vorredner schon erwähnten, das die Medikamente noch nicht richtig anschlagen.
Du kannst ihn ja mal in ein lockeres Gespräch verwickeln um zu schauen wie es ihm geht. Vielleicht erfährst du ja dann ein wenig mehr.
Wenn dein Kollege aufgrund einer Depression in der REHA war, kennt man nicht den Grund der Depression. Da würde ich sehr vorsichtig sein mit Fragen. Ich würde ihn genauso behandeln, wie ich das vor seiner REHA auch getan habe. Zusätzlich würde ich lediglich sagen, dass du dich freust, dass er wieder da ist. Sollte er von sich aus was sagen wegen zu starker Arbeitsbelastung, dann könntest du anbieten, ihm zu helfen.
Ich selber hatte schon mal das gleiche Problem. Ein Arbeitskollege war nach einer sehr stressigen Zeit für ihn in ein tiefes Loch gefallen und hat sich auch in eine Klinik einweisen lassen. Ich habe ihn dort mal besucht und war eigentlich fast erschrocken wie es ihm ging. Wir haben dann lange getratscht und er hat mir alles erzählt und so konnte man sich besser in ihm hinein versetzten. Mir hat das viel im Umgang mit ihm gebracht.
Wenn dein Kollege in der Klinik war wird er vermutlich auch Medikamente verschrieben bekommen haben und das ist meist auch gut so. Ich würde den Kollegen in einer ruhigen Minute mal darauf ansprechen. Also nicht auf die Medikamente sondern eher wie es ihm geht, ob du ihm irgendwie helfen kannst. Und das er sich melden soll wenn er Hilfe braucht. Keine guten Ratschläge oder ihm einfach die Arbeit abnehmen. Diese Leute müssen wieder in ein normales Leben führen. Wichtig für sie ist einfach zu wissen dass jemand da ist wenn sie jemanden brauchen. Vielleicht auch einfach mal nur zum Reden.
Wie lange kennst du denn diesen Arbeitskollegen schon? Vielleicht gehört er ja zu den aufgekratzten Menschen und war nur wegen der Depressionen ruhiger? Ansonsten könnte ich mir auch noch vorstellen, wie meine Vorredner schon erwähnten, das die Medikamente noch nicht richtig anschlagen.
Ich kenne ihn seit etwas einem Jahr. Wir haben allerdings vorher nicht sonderlich eng zusammen gearbeitet, d.h. es gab mal – über die arbeitsrelevante Kommunikation hinaus – Small Talk etc. oder man trinkt mal zusammen Kaffee, aber wir hatten keinen sehr engen Kontakt zueinander. Somit traue ich mich gar nicht richtig, das Thema anzusprechen.
Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee, einfach mal zu schauen, wie es ihm geht und wie er mit seiner Arbeit zurechtkommt und dann – wenn ich den Eindruck habe, dass er überfordert ist – auch mal nachzuhaken. Im Moment macht er leider mehr als er soll, d.h. er hat von seinem Vorgesetzen bestimmte Aufgaben bekommen, macht aber mehr als das; vielleicht einfach nur, um einen guten Eindruck zu machen. Aber seine unmittelbaren Kollegen haben mir gesagt, dass sie das gar nicht möchten und ihnen lieber wäre, der Betreffende würde wirklich nur das erledigen, was ihm explizit aufgetragen wurde.
So lange sich das nicht negativ auf die Arbeit oder das Team auswirkt, kann es dir meiner Meinung nach egal sein. Das geht dich ja im Grunde nichts an. Wenn er nun jetzt ein guter Freund von dir wäre, wäre das sicherlich auch noch einmal was anderes. Aber du kennst ihn nicht richtig und da sollte man lieber den Mund halten. Denn selbst wenn du nachfragst, müsste er, wenn er dir antworten würde, sehr ins Detail gehen und persönlich werden. Und ich denke, dass man jemanden mit der Vorgeschichte nicht darauf ansprechen sollte. Wenn er von sich aus damit anfangen würde, kannst du ihm durchaus sagen, dass er aufgesetzt fröhlich wirkt, aber sonst nicht.
Und naja, du bist weder Psychiater, noch Neurologe und kannst nicht wirklich wissen, ob die Medikamente (falls er denn welche nimmt), zu hoch dosiert sind. Ich gehe ja mal nicht davon aus, denn würde er die in hoher Dosis nehmen, würde er wohl noch nicht wieder arbeiten gehen. Möglich ist auch, dass er einfach schauspielert und nicht einmal Medikamente nimmt. Hat jemand Burnout, versucht er das ja erst mal eine Zeit lang zu verstecken und vielleicht weiß er gar nicht mehr, wie man sich normal verhält.
Ich hatte nur ein einziges Mal auf Arbeit mit jemandem zu tun, der vorher wegen Burnout krank geschrieben war und das auch wirklich lange Zeit. Die Person wurde auch nach und nach mit den Stunden hoch genommen. Sie war aber eher freundlich und ruhig und wirkte ausgeglichen und konnte auch darüber reden, was passiert ist. Ich habe sie allerdings nie direkt darauf angesprochen, denn dazu kannte ich sie zu wenig und ich finde, dass einem das nicht zusteht. Sie hat aber von sich aus ein bisschen was erzählt, wenn es gerade gepasst hat. Das Verhalten nach so einer Erkrankung hängt sicherlich dann auch individuell vom Charakter ab.
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