Aussage: Ich wäre fast gestorben - Wie kann man das sagen?
Dieser Beitrag Warum sagt man, man überlebe etwas? hat mich daran erinnert, dass man öfter in Gesprächen hört, wie jemand sagt, dass er da fast gestorben wäre. Neulich erzählte eine Bekannte, dass sie eine brenzlige Situation im Straßenverkehr erlebt hätte. Sie sagte dann auch, dass sie da fast gestorben wäre und erst mal anhalten musste, um eine zu rauchen und sich wieder zu beruhigen. Oft hört man diese Aussage im Zusammenhand damit, dass jemand plötzlich große Angst bekommen hat.
Mein Partner regt sich immer schrecklich über diese Aussage auf, wenn er sie irgendwo hört. Er sagte dann immer, dass es doch maßlos übertrieben sei, wenn jeder gleich bei so etwas behauptet, dass er fast gestorben sei. Schließlich würde man so schnell nicht sterben und er fände diese Aussage einfach schrecklich. Ich kann ihn schon verstehen. Denn wenn man mal genauer darüber nachdenkt, müsste eigentlich jeder Mensch dem Tode schon mal sehr nahe gewesen sein, der diesen Satz äußert. Ich muss sagen, dass ich diese Äußerung auch selbst schon einmal gemacht habe und direkt von meinem Partner angefahren wurde, wie ich so etwas Dummes sagen könnte. Es hat sich ja mittlerweile zu einer richtigen Redewendung entwickelt und man hört es durchaus öfter. Nachdem mein Partner das mal sagte und ich richtig darüber nachgedacht habe, habe ich diesen Satz nicht mehr geäußert. Wie seht ihr das? Habt ihr das auch schon mal gesagt? Habt ihr euch mal Gedanken über die genaue Bedeutung gemacht? Es ist ja eigentlich nur eine maßlose Übertreibung für Situationen, die man als sehr schlimm empfunden hat und dies damit zum Ausdruck bringen möchte.
Also ich persönlich habe eigentlich überhaupt keine Probleme mit dieser Aussage, selbst wenn sie als maßlose Übertreibung genutzt wird.
Man sagt ja beispielsweise auch, ,, ich war so wütend, ich stand kurz vor einem Herzinfarkt " , oder aber auch aus einer Wut heraus, ,, ich könnte ihn/ sie umbringen" . Ich denke, dass es ganz normal ist, solche Übertreibungen zu verwenden, um sich einfach etwas "Luft zu machen". Es hilft einfach, sich abzureagieren. Klar gibt es Dinge, die sind etwas zu krass, wenn man sie sagt, wie zum Beispiel "ich bring den/die um" , aber die bereut man normalerweise selbst, kurz nach der Aussprache. Einen Grund, meinen Partner deswegen anzugehen, sehe ich darin allerdings nicht!
Ich finde diese Redewendung ehrlich gesagt auch alles andere als dumm, denn sie steht für keine andere Aussage als die, dass einem selbst – meistens vor Schreck – fast das Herz stehengeblieben wäre. Kennst Du dieses Gefühl? Dann weißt Du doch auch, dass sich so mancher Schreck wirklich anfühlt wie ein Herzstillstand. Und was passiert in der Regel bei einem Herzstillstand? Oder was ist häufig die Folge eines Herzstillstandes, wenn man nicht reanimiert wird?
Dass die Redewendung, man sei fast gestorben, sich auf etwas anderes bezieht als einen Schreck, den jemand erlitten und als besonders extrem erlebt hat, habe ich übrigens noch nicht feststellen können. Ich selbst habe mich allerdings auch schon einige Male so heftig erschreckt, dass ich ebenfalls das Gefühl hatte, mir setzen Herz und Atmung aus. Ich kann also nicht wirklich behaupten, dass ich die Redewendung, (vor Schreck) fast gestorben zu sein, als besonders dumm empfinde und würde mich darüber wirklich gerne einmal näher mit Deinem Freund unterhalten, denn seine Argumentation finde ich ehrlich gesagt reichlich einfältig. Dass ein Mensch schließlich nicht so schnell stirbt, ist nämlich ebenfalls nicht gerade eine besonders intelligente Aussage, denn es gibt wohl durchaus Fälle, in denen ein Mensch „sofort tot“ ist. Siehe dazu, um nur ein einziges Beispiel zu nennen: Plötzlicher Herztod.
Dennoch meint diese hier diskutierte Redewendung aber eben einen Herzstillstand und auch dieser löst in der Regel doch recht schnell den Tod eines Menschen aus. Die Herkunft dieser Redewendung lässt sich recht einfach erklären und ist alles andere als dumm. Vielleicht erklärst Du das Deinem Freund doch nochmal und weist ihn bestenfalls bei dieser Gelegenheit auch noch auf einige Fälle hin, in denen ein Mensch ganz plötzlich stirbt.
Interessanter Gedanke, ich habe darüber noch nie so richtig nachgedacht. Irgendwo denke ich, dass diese Aussage wirklich stark übertrieben ist, aber andererseits kann ich mir vorstellen, dass es durchaus Momente gibt, wo diese sehr angebracht ist. Ich kenne jemanden, der wirklich ständig in dieser extremen Übertreibung redet, obwohl es wirklich um Nichtigkeiten geht, das nervt mich auch ziemlich an. Aber Leute, die wirklich starke Schmerzen hatten oder große Angst, da ist die Aussage vollkommen ok. Wie gesagt, ich denke, wenn der Zusammenhang stimmt, ist es schon okay. Zumal wir Menschen ja eh immer dazu neigen, Übertreibungen in unsere Erzählungen einzubauen...
Die Aussage: „Ich wäre fast gestorben“, benutzt man, wenn man damit ausdrücken will, dass man durch irgendetwas sehr schockiert war oder sich über etwas Unvorhersehbares außerordentlich erschrocken hat. Dieser Schreck kann durchaus so groß gewesen sein, dass man glaubte, es würde etwas Schreckliches passieren. Diesen Ausspruch hört man aber auch in dem Zusammenhang, wenn es jemandem gesundheitlich nicht gut geht, und die Ärzte flicken ihn in letzter Minute wieder zusammen oder seine Atmung setzte aus, und er musste wiederbelebt werden, dann wäre er dem Tod in letzter Minute von der Schippe gesprungen oder fast gestorben, wie man es sieht.
Ich höre diese Aussage auch öfter, zum Beispiel im Zusammenhang mit bestandenen Prüfungen, sei es in der Schule oder sonst wo, auch bei anderen Gelegenheiten, bei denen jemand besonders aufgeregt war. An sich habe ich noch nie so bewusst darüber nachgedacht, eben weil es einfach nur eine Redewendung ist, die man immer wieder und überall zu hören bekommt und wenn mir jemand sagt ''ich bin fast gestorben'' dann verstehe ich darunter lediglich etwas wie, ich war so aufgeregt das ich kurz vor einem Blackout stand, ich hatte unheimliche Angst, dass etwas passiert, ich nicht bestehe etc. Das war es einfach.
Das die Aussage natürlich total übertrieben ist und es letztendlich respektlos gegenüber all denen ist, die wirklich schon einmal beinahe dem Tod ins Auge geblickt hätten, ist mir völlig klar, aber ist das nicht bei den meisten unserer Sprichwörter so, die wir leichtsinnig im Alltag benutzen? Schließlich ist doch jedem klar, dass sie übertrieben sind und solange jeder weiß, was gemeint ist, sehe ich eigentlich keinen Grund sich darüber aufzuregen. Es gibt schlimmeres.
"Ich gehe jeden Tag zwei Meter über meinem Grab", sang eine bekannte deutsche Band früher einmal. Ich finde das sehr treffend. Jeder von uns könnte jederzeit sterben. Durch eine Klausur oder einen Schreck zu sterben, ist dennoch sehr unwahrscheinlich. Ein "fast" ist für mich irgendwie nicht fassbar. Hätte ich mit dem Messer vorhin keine Lebensmittel geschnitten, sondern wäre damit auf mich selbst losgegangen, wäre ich vielleicht jetzt tot. Doch bin ich deshalb fast gestorben?
Wie man so etwas sagen kann? Weil es einfach so ist. Ich bin bisher zweimal in Unfälle verwickelt worden die zwar relativ glimpflich ausgingen, aber es hätte durchaus sehr schlimme Folgen haben können. Nur mit viel Glück und einem Kraftakt meines Schutzengels ist mir nichts passiert. Meistens reagiert man erst einmal gelassen, dass Bewusstsein setzt erst später ein dass man den Tot noch einmal von der Schippe gesprungen sein könnte. Ich denke auch dass man sich dann irgendwie mitteilen muss, eben mit solchen klaren Worten wie von dir beschrieben.
Sicherlich würde ich so etwas nicht ohne Grund von mir geben und es auch nicht inflationär verwenden. Ich finde es auch unangemessen so etwas vielleicht zu sagen wenn man sich nur über etwas erschreckt hat und das nun wirklich keine wirklichen Folgen hat, aber das ist nun einmal ein fast normaler Sprachgebrauch den jeder ganz individuell in sein Repertoire aufgenommen hat.
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