Theater als Pflichtfach?

In Hamburg wurde 2011 eine neue Bildungsreform eingeführt. Diese beinhaltet, dass das Fach Darstellendes Spiel bzw Theater als Pflichtfach an allen Schulen eingeführt wird. Einige Lehrer und Schüler berichten von durchgehend positiven Erfahrungen, andere kritisieren diese Maßnahme.

Ein wichtiger Grund dafür wäre mit Sicherheit, dass durch dieses Fach die Teamfähigkeit der Schülerinnen und Schüler extrem gestärkt wird. Sie lernen, schon früh aufeinander einzigehen, ihre Gefühle auszudrücken und aufeinander zu reagieren - auch im Team. Dies und weitere wichtige Eigenschaften, wie das Selbstbewusstsein und die Persönlichkeitsentwicklung können durch das Fach Darstellendes Spiel schon im frühen Alter gefördert werden, da die Schüler bereits in der Grundschule in diesem Fach unterrichtet werden würden. Des Weiteren geht es weniger darum, die jungen Menschen auf eine Bühne zu stellen, sondern vielmehr darum, im Klassenverband Übungen durchzuführen, die den Zusammenhalt fördern und das Selbstvertrauen stärken. Natürlich werden ein paar Dialoge gelernt, doch dies steht nicht im Vordergrund. Ein wichtiges Argument für diese Maßnahme wäre außerdem, dass der Umgang mit Sprache und mit Texten gefördert wird - und dies auf eine angenehme spielerische Art und Weise. Dies ist in anderen Fächern wie Deutsch oder Geschichte durchaus hilfreich.

Auf der anderen Seite gibt er derzeit ungenügende Möglichkeiten, sich als Lehrer für Theater ausbilden bzw qualifizieren zu lassen. Außerdem sind in vielen Schulen nicht die Räumlichkeiten vorhanden, um den Unterricht zu erteilen. Durch das System G8 würde es außerdem dazu führen, dass die ohnehin schon mit Stunden ausgelasteten Schüler noch ein oder zwei Stunden mehr pro Woche in der Schule sitzen müssten als sie es ohnehin schon tun. Dies würde kein entspannter Ausgleich, sondern eher zusätzliche Anstrengung bedeuten. Die ohnehin schon selbstbewussten Schüler würden gefördert werden, doch für die zurückhaltenden Schüler ist dieses Fach eher eine Qual. Viele können es sich schlichtweg nicht vorstellen, sich vor die Klasse zu stellen und Dialoge vorzutragen - sich womöglich noch auslachen zu lassen.

Was denkt ihr: ist das Fach DS eine sinnvolle Ergänzung im Stundenplan oder ist es eine Belastung für Lehrer und Schüler?

Der Gedanke dahinter ist grundsätzlich ja nicht schlecht. Es gibt aber, außer Theater, auch noch andere Möglichkeiten, die Teamfähigkeit zu fördern. Bei uns in der Schule gab es eine Theater-AG, aber ich habe da nicht mitgemacht, hätte ich mir auch niemals vorstellen können. Dafür hatte ich andere Interessen, ich habe mehrere Jahre im Schulchor gesungen.

Es ist nun mal so, dass jeder Mensch andere Interessen hat und somit nicht jeder gerne Theater spielt. Natürlich ist es wünschenswert, dass Jugendliche mehr in der Schule sehen, als den Ort, an dem sie täglich 6-8 Stunden Unterricht über sich ergehen lassen müssen und dann wieder nach Hause gehen. Insofern finde ich eine Pflicht-AG nicht so schlecht, man könnte den Schülern aber mehr anbieten, als nur das Theater. Musik (Chor, verschiedene Instrumente) und Sport sind auch schöne Möglichkeiten, die Teamfähigkeit zu fördern. Hat man zum Beispiel eine Gruppe von Saxophonspielern, dann müssen die ja auch als Team zusammenarbeiten, wenn es gut klingen soll.

Wenn sich jeder etwas aussuchen kann, hat man nur den Nachteil, dass nicht eine ganze Klasse, sondern Schüler aus verschiedenen Klassen zusammenkommen. Aber eigentlich muss das gar nicht unbedingt ein Nachteil sein. Wer erst mal gelernt hat, teamfähig zu sein, dass der kann das nicht nur einer bestimmten Gruppe, sondern in jeder Gruppe, der er im Laufe seines Lebens anschließt.

Ich denke auch, dass der Grundgedanke nicht verkehrt ist. Aber so etwas verpflichtend einzuführen, halte ich doch schon für ziemlich daneben. Wenn ich mal daran denke, wie schüchtern ich während der Schulzeit war und wenn ich da ein Theaterstück hätte aufführen müssen, da wäre ich gestorben. Also wieder ein Fach, in dem ich mir unnötigerweise eine schlechte Note eingefangen hätte.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es da vielen anderen auch so gehen würde. Außerdem wären das eben auch wirklich wieder zusätzliche Unterrichtsstunden und die Ziele die man dahinter hat, kann man sicherlich auch anders durchsetzen. Denn alleine ein Theaterkurs wird nicht reichen, um die Teamfähigkeit zu stärken oder sonst irgendwelche positiven Effekte zu haben. Das bedeutet wahrscheinlich nur mehr Arbeit für die Schüler und am Ende wird daraus doch nichts. Wenn man so etwas einführt, dann freiwillig.

Ich kenne das Fach Darstellendes Spiel nur als Wahlpflichtfach und habe es damals nur deswegen gewählt, weil ich damit Kunst und Musik loswerden konnte und das waren zwei Fächer, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Leider waren die Stunden erst spät am Nachmittag, was für mich eine sehr große Einschränkung gewesen ist wegen meines weiten Schulwegs und außerdem hatten wir einen ganz fürchterlichen Lehrer, der alle Paar Minuten eine rauchen gegangen ist und uns alleine gelassen hat und mit dem man zwar über alles reden konnte, nur hat man leider nie eine brauchbare Antwort oder Einschätzung bekommen.

Die Notengebung war vollkommen untransparent, wie es in den praktischen Fächern ja leider häufig ist. Irgendwie hatte niemand mehr so richtig Lust auf dieses Fach nach dem ersten Halbjahr, denn die Benotung fiel schlecht aus und man hat nur ziemlich langweilige und unbekannte Kurzszenen einstudiert und vorgetragen, und das an allen möglichen und unmöglichen Orten, um die Szene immer wieder in ein anderes Licht zu rücken. Wir mussten zum Beispiel in meiner Gruppe einmal auf dem Dachboden ein Kurzstück vorspielen, welches irgendwie selbst geschrieben klang, denn es handelte um vier Jugendliche, die sich fragen, wer sie sind. Und das war auch der einzige Satz, der genau fünf Mal darin vorkam: "Wer bin ich?"

Ich finde nicht, dass Theater als Pflichtfach eingeführt werden sollte. Es gibt einfach (noch) nicht ausreichend viele qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer und nicht jede Schule verfügt über eine eigene Bühne. Und ein Stück in einem ganz gewöhnlichen Klassenraum vor zu spielen hat auch nicht ganz so viel Reiz. Außerdem werden sich dann genau wie in Kunst, Sport und Musik wieder über die Notengebung beschweren, die auch wieder stark von der persönlichen Einstellung des Lehrers abhängt. mag er oder sie lieber Dramatik oder Authenzität? Ich finde, dass man dafür besser eine zusätzliche Stunde für die Naturwissenschaften bereit stellen sollte, in denen ja auch viele Schüler große Probleme haben. Deshalb gibt es ja schon an einiges Schulen die NaWi Stunde, in der Defizite aufgearbeitet werden sollen. meiner Meinung nach sinnvoller als eine weitere Belastung mit einem fach, dass für den weiteren Lebensweg der meisten Schüler ohnehin keine große Bedeutung haben wird.

Die Idee die dahinter stecken mag, kann ja vielleicht ganz gut sein. Es kann nie schaden, wenn der Klassenverband stärker wird und die Teamfähigkeit gesteigert wird. Dies ist nämlich oft ein Problem in einer Klasse. Wenn es oft Streit in einer Klasse gibt oder es keinen Zusammenhalt gibt, ist auch das Klassenklima gestört und somit ist ein gutes Lernen nicht mehr möglich.

Wenn dies durch das darstellende Spiel besser werden kann, ist dies sicherlich eine gute Sache. Das Problem ist aus meiner Sicht allerdings, dass es immer Schüler gibt, welche es einfach hassen auf der Bühne zu stehen und irgendetwas spielen zu müssen. Für diese Schüler würde sich dieses Fach dann zum absoluten Alptraum entwickeln und eher kontraproduktive wirken. Also ich würde solch ein Fach auch hassen und deswegen finde ich es nicht gut, dass dies verpflichtend ist. Ich fände es besser, wenn dies eine freiwillige Option wäre und alle die dazu Lust haben können dort teilnehmen und die Anderen eben nicht.