Eifersucht in Bekannt- und Freundschaften

vom 30.01.2012, 07:41 Uhr

Ein Freund von mir, nennen wir ihn mal A, hat vor einiger Zeit einen neuen Bekannten (B) kennengelernt. Die beiden kennen sich nun maximal drei bis vier Monate. Nun hat er noch jemanden kennengelernt, den er vor zwei oder drei Wochen zum ersten Mal getroffen hat. Ihn nenne ich mal C. Die beiden haben sich hervorragend verstanden und dadurch auch direkt viel Zeit miteinander verbracht. Unter anderem gab es auch ein gemeinsames Treffen mehrerer Leute, unter anderem waren auch diese beiden neuen Bekanntschaften anwesend. Irgendwann kam es zu einer kleinen Missstimmung, weil der Bekannte, den mein Freund seit ein paar Monaten kennt, anderer Meinung war als alle anderen Anwesenden. Es ging nicht darum, ihm seine eigene Meinung zu nehmen, sondern darum, ihm eine neue Sichtweise zu zeigen. Als sich der ganz neue Bekannte C zu Wort meldete, sagte der andere Bekannte ihm, dass er sich sowieso aus der Sache heraushalten sollte, denn er wäre schließlich nur eine neue Bekanntschaft und daher wäre seine Meinung nicht so relevant. Er, also B, würde A schon länger kennen und hätte daher auch mehr zu sagen.

Ich muss sagen, dass mich das Verhalten entsetzt hat. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich immer mehr heraus, dass B offensichtlich einfach eifersüchtig ist und fürchtet, dass die Bekanntschaft mit A darunter leidet, dass es nun auch noch Person C gibt. Wir haben schon überlegt, ob B sich vielleicht heimlich in A verliebt hat. Zumindest sieht er in ihm eine Art Vorbild. Dazu kommt noch, dass B sonst niemanden hat und jahrelang nur zu hause geblieben ist, ohne sich mit Menschen zu treffen oder sonst etwas zu tun. Er war also sozial sehr isoliert und litt darunter. Nun kennt er A und hat wohl zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl, dass ihn jemand respektiert und mag.

Selbst wenn B wirklich eifersüchtig ist, finde ich solche Äußerungen ziemlich daneben. Es geht um Bekanntschaften, vielleicht kann daraus mal eine Freundschaft entstehen. Ich bin der Meinung, dass auch neuere Bekanntschaften intensiver sein können als welche, die schon länger bestehen. Allerdings geht es hier ja zusätzlich auch noch um zwei recht frische Bekanntschaften, so dass man eigentlich kaum behaupten kann, dass einer von beiden zuerst da war. Die wenigen Monate machen meiner Meinung nach nichts aus. Ich habe schon den Eindruck, dass A und C absolut auf einer Wellenlänge sind und dass sich daraus mehr ergeben könnte, also vielleicht eine Beziehung, eine sehr gute Freundschaft oder ähnliches. Bei B hingegen bin ich skeptisch. Wie seht ihr das? Wärt ihr eifersüchtig, wenn ein Bekannter von euch einen anderen Menschen kennenlernt und sich mit diesem offensichtlich noch besser versteht als mit euch? Darf man bei so einer Kleinigkeit überhaupt so reagieren? Wie würdet ihr euch verhalten, an Stelle von A oder auch an Stelle von C?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eifersucht würde ich es vielleicht nicht nennen. Allerdings schreibst du selbst, das B sehr viele Jahre recht isoliert gelebt hat. Damit hat er sich jetzt total auf A fixiert und befürchtet wohl eher, das er bald wieder allein sein wird, weil eben C auch recht viel Zeit mit A verbringen durfte, seit die beiden sich kennengelernt haben.

Das man sich total auf eine Person fixiert kommt recht häufig vor, wenn man zuvor kaum bis keine Kontakte gehabt hat. Daher kann ich das Verhalten von B durchaus nachvollziehen. Wenn sich jetzt noch eine andere Person mehr mit B befassen würde, würden diese Art von Besitzansprüchen sicherlich bald weniger werden.

Allerdings habe ich ähnliches mit meinem vermeintlich besten Freund durch. Klar war er zum Zeitpunkt meines Umzugs die einzige Person mit der ich hier Kontakt hatte. Nach und nach kamen aber auch andere Bekanntschaften dazu. Teilweise gab es nur einen zeitlichen begrenzten Kontakt und bei manchen Bekanntschaften sind halt Freundschaften daraus geworden.

Als ich dann allerdings eine neue Beziehung in Form einer Partnerschaft einging, spielte er total verrückt und stellte unsere Freundschaft in Frage. Damals habe ich ihm bewiesen, das mir seine Freundschaft trotz Partner genauso wichtig war. Nachdem aber diese Situation im letzten Jahr erneut aufkam, habe ich die Freundschaft beendet.

Denn Freunde, welche ein Problem damit haben, das sie dann nicht mehr die erste Geige spielen, sind eben keine Freunde. Da steckt dann nur Besitzdenken dahinter. Andere Freunde, mit denen ich nun in den letzten Monaten enger befreundet bin, freuen sich, das ich eine glückliche Beziehung habe.

Aber zurück zum Verhalten von B. Vielleicht sollte A mit ihm direkt das Gespräch suchen. Ihn fragen, was er erwartet und ihm auch gleichzeitig aufzeigen, das seine Freundschaft die selbe Wertigkeit besitzt, wie die Freundschaft zu C. Selbst wenn zwischen A und C mehr als Freundschaft entstehen kann, sollte B eben wissen, das er deswegen nicht abgeschrieben ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke auch, dass B einfach verunsichert ist und vielleicht Angst hat, dass er A als Freund wieder verlieren könnte, da dieser nun auch Zeit mit C verbringt. Wenn man die Vorgeschichte von B bedenkt, wäre das ja auch durchaus verständlich. Er wird Angst haben, dass man ihm seinen einzigen Freund weg nimmt, den ersten, den er seit Jahren hat.

Daher meine ich auch, dass A sich mal in Ruhe und alleine mit B zusammensetzen und darüber reden sollte. Er sollte B klar machen, dass sie Freunde bleiben, auch wenn er andere Bekanntschaften macht und neue Freunde findet. Ich denke, dass B erst wieder lernen muss, dass man mehr als nur einen Freund haben kann. Es steckt sicherlich keine böse Absicht hinter Bs Äußerung. Es mag ja sein, dass er es in dem Moment einfach nicht besser wusste.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also wenn ein langer Bekannter von mir jemanden neues kennenlernt und dann deswegen mich vernachlässigt, wenn wir vorher richtig gute Bekannte waren, dann fände ich das schon sehr schade. Allerdings finde ich das in einer richtigen Freundschaft tragischer als in einer Bekanntschaft. Es ist ja schon etwas anderes, ob ich sage, dass jemand ein guter Bekannter von mir ist oder ein Freund. In einer Freundschaft sollte man zueinander halten und eine Freundschaft sollte man auch nicht einfach so aufgeben und verkommen lassen, nur weil man jemanden neues kennen gelernt hat. In einer Bekanntschaft ist das Verhältnis aber ja nicht ganz so eng und man sagt ja auch, dass man einen bekannten niemals verliert.

In diesem Falle denke ich, dass die Person B wegen ihrer langen Einsamkeit einfach ein wenig überreagiert und Angst hat, dass die Bekanntschaft oder vielleicht auch die Freundschaft wieder zerbrechen könnte und dass B dann wieder alleine zu hause herum sitzt, während Person A ihre Zeit dann mit Person C verbringt. Das wäre für mich auch ehrlich gesagt kein schöner Gedanke, wenn ich lange Zeit so isoliert gelebt hätte. Aber es ist auch kein Grund, sich so zu verhalten wie B es zu tun scheint. Nur, weil man eine Person ein wenig länger kennt, sollte man nicht darauf beharren, dass die eigene Meinung mehr zählt als die der Person, die noch nicht so lange bekannt ist.

» Anky » Beiträge: 579 » Talkpoints: 4,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich würde schon sagen, dass es sich hier um Eifersucht handelt, denn Eifersucht entspringt immer einem mangelndem Selbstbewusstsein und Verlustängsten, unter denen B ganz klar erkennbar leidet. Diese sind sicher auch in der Einsamkeit und Isolation begründet, die B lange Jahre leben musste. Nun hat er jemanden gefunden, der ihm Freundschaft bietet und für diesen Menschen will er die wichtigste Bezugsperson sein, weil er Angst hat gar nicht mehr wichtig zu sein, wenn er nicht Nummer 1 ist. Und dementsprechend verhält er sich auch seltsam, wenn er seinen vermeintlichen Status bedroht sieht. Natürlich ist dieses Verhalten nicht korrekt, aber psychologisch erklärbar. Was B nicht erkennen kann ist, dass er sich mit seinem Verhalten auf Dauer nicht an A binden kann, sondern sich selber ins Aus schießt.

Ich meine, A sollte vielleicht einmal mit B in aller Ruhe reden und ihm versuchen klar zu machen, dass er zwar gerne mit B etwas unternimmt, aber einen Ausschließlichkeitsanspruch ablehnt. Ob das etwas bringt, wage ich allerdings ein wenig zu bezweifeln, denn sehr unsichere Menschen können ihr Verhalten nicht von einem Moment auf den anderen ändern und werden aus ihrer Unsicherheit heraus immer eifersüchtig sein, solange sie nicht konkret dagegen angehen (in Extremfällen sogar vielleicht mit einer Therapie). Dann stellt sich die Frage, ob für A das Verhalten von B tragbar ist, wieviel Geduld er für B aufbringen kann oder ob es nicht besser für A ist, früher oder später den Kontakt mit einem ehrlichen Schlusswort abzubrechen. Das wird die Zeit zeigen.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Daher meine ich auch, dass A sich mal in Ruhe und alleine mit B zusammensetzen und darüber reden sollte. Er sollte B klar machen, dass sie Freunde bleiben, auch wenn er andere Bekanntschaften macht und neue Freunde findet. Ich denke, dass B erst wieder lernen muss, dass man mehr als nur einen Freund haben kann. Es steckt sicherlich keine böse Absicht hinter Bs Äußerung. Es mag ja sein, dass er es in dem Moment einfach nicht besser wusste.

Da würde ich dir zustimmen. Natürlich ist eine solche Äußerung nicht tolerierbar. Aber wenn man fähig ist, die Hintergründe zu erkennen, sollte man darauf eingehen und A sollte mit B reden. Ob das viel bringt, ist dahingestellt. Aber einen Versuch sollte man erst so unternehmen. Aber mal ehrlich, B hat sich damit schon gut ins Aus geschossen. Vor dem Hintergrund der Einsamkeit ist das echt traurig. :?

» b.mol » Beiträge: 21 » Talkpoints: 6,06 »


Ich würde dieses Verhalten, das Du hier beschreibst, ebenfalls als Eifersucht bezeichnen, weil ich meine, dass Eifersucht nichts anderes ist als eine Verlustangst, die sich meistens auf irgendwelchen Komplexen begründet, die einem selbst, wenn man denn eifersüchtig ist, häufig gar nicht so bewusst sind. Wenn dieser eifersüchtige Bekannte außerdem längere Zeit recht isoliert war, liegt eigentlich ziemlich klar auf der Hand, dass er tatsächlich befürchtet, diesen Bekannten, den er liebgewonnen hat, wieder zu verlieren, denn ich denke, dass er schon aufgrund dieser zurückliegenden Isolation sehr an diesem Menschen hängt und möglicherweise nicht nur, weil hier eine große Sympathie besteht, wenigstens vom einen zum anderen.

Ob ich selbst in einer solchen Situation eifersüchtig wäre, kann ich nicht sagen, weil ich mich, um diese Frage zu beantworten, in diesen eifersüchtigen Bekannten hineinversetzen müsste und das gelingt mir nicht wirklich. Ich weiß nicht, wie man sich fühlt, wenn man für längere Zeit isoliert war und dann mit einem Menschen, an den man sich binden kann, wieder Lebensfreude, Kommunikation, sicherlich auch Hoffnung und noch ganz viele andere positive Dinge zurück ins eigene Leben kommen. Aber ich bin mir sicher, dass dieser Bekannte, wegen dem diese Eifersucht hier entstanden ist, eine sehr wichtige Rolle im Leben des Eifersüchtigen spielen wird und er möglicherweise von diesem auch glorifiziert wird, seine Rolle als Vorbild vielleicht also sogar eine Art Ideal darstellt. Wenn diese Person sich nun von einer weiteren Person von diesem Eifersüchtigen abwenden lässt, fängt natürlich alles irgendwie an zu bröckeln, das kann ich mir schon vorstellen.

Im Grunde genommen tut mir dieser eifersüchtige Bekannte ehrlich gesagt eher leid als das sein Verhalten mich entsetzt, denn wenn ich versuche, mir seine Position einigermaßen vor Augen zu halten, dann kann ich mir schon vorstellen, dass er wirkliche Verlustängste hat, aber eben nicht nur in Bezug auf eine bestimmte Person, sondern vor allem um das, was diese in sein Leben gebracht hat, das er eben nur mit dieser Person verknüpft. Sein Gedankengang mag dahingehend falsch sein, weil auch andere Menschen in der Lage wären, sein Leben auf entsprechende Weise zu bereichern, aber diese Erfahrung hat er eben nicht gemacht, also bleibt ihm nur der Bezug auf diese eine Person.

Als Person A würde ich, wenn ich als Beteiligter dieser Situation meine oben verkündete Einschätzung noch vertreten würde, vermutlich versuchen, B mehr zu integrieren und dabei im übertragenen Sinn an der Hand zu nehmen wie jemanden, der nach einem Unfall wieder das Laufen lernt, also etwas, das er eigentlich kennt, wobei er aber nun noch einmal eine Stütze braucht. Irgendwann lässt man denjenigen mal los, stützt ihn vielleicht immer mal wieder, fängt ihn auf, wenn er strauchelt und ist auch nicht ganz außer Sichtweite, aber man lässt ihn eben mehr in sein eigenes Leben zurückgehen, das auch im Fall von B sicherlich einiges zu bieten hat, wenn dieser es denn auch so sehen will. Mir wäre es vermutlich wichtig, ihm dabei zu helfen, wieder Kontakte zu knüpfen, um dann irgendwann auch wieder eine ganz normale und gesunde Position zu mir zu finden.

Als C würde ich versuchen, Verständnis zu zeigen, indem ich diese merkwürdig anmutende Ansprache nicht persönlich nehmen würde. Und ich würde A vermutlich – auch im übertragenen Sinn – die Hand reichen, wenn er mir nicht gänzlich unsympathisch wäre, weil ich denke, dass er eben ganz eigene Schwierigkeiten hat, die sich auf seine Person beziehen und somit über sein mangelndes Selbstbewusstsein ausdrücken, das sich hier in Eifersucht äußert. Mit irgendwelchen dritten Personen hat das allerdings in den seltensten Fällen wirklich etwas zu tun, und ich denke, dass mir das als Person C auch durchaus klar wäre.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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