Evolution: Nur der Stärkere überlebt

vom 30.11.2011, 07:42 Uhr

Deine Bekannte kommt mir wie ein neuer Messias vor, der uns erst einmal erzählen muss, warum die Menschen in vielen Teilen der Welt gebeutelt werden von Tsunamis, Erdbeben und anderen Naturkatastrophen. Wie kommt sie nur auf solch einen ausgemachten Blödsinn?

Es ist so ein Schwachsinn das so hinzustellen, dass derjenige, der das Glück hat in einem Land zu leben, wo es nicht an Essbarem mangelt stärker ist, als derjenige, der in einem von Dürre und Hungersnot heimgesuchten Land lebt. Die Stärke von Menschen kann nur da gemessen werden, wo gleiche Bedingungen gegeben sind. Die Bezeichnung, dass die Menschen der dritten Welt „arm und schwach sind“ finde ich in dem Zusammenhang nicht korrekt. Sie haben nichts zum Essen, deshalb sind sie arm und weil sie nichts zum Essen haben, sind sie schwach, ist ihr Körper ausgemergelt. Wie kann man davon sprechen, dass es eine natürliche Selektion ist? Das ist so was von überheblich, vor allem auch, weil gerade die Industriestaaten die Länder dieser „armen Menschen“ ausgebeutet haben. Kann man da nicht von deiner Bekannten und auch von dir erwarten, dass ihr euch mal ein paar vernünftige und richtige Gedanken über dieses Thema macht? Ihr wollt wirklich die Menschen hungern lassen und sterben, damit eure Theorie stimmt? Ich verstehe nur eines nicht, dass es tatsächlich Menschen gibt, die so denken.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Mal rein theoretisch gesehen, gebe ich deiner Freundin recht, wenn man mal davon ausgeht, dass "wir" in der westlichen Welt intelligenter etc sind. Aber ich fürchte, sie hat ihren Job nicht, weil sie intelligenter als der durchschnittliche Afrikaner (Nur ein Beispiel!) ist, sondern dass sie einen hat, weil sie eben hier und nicht in Afrika geboren ist.

Bitte korrigiere mich, wenn sie einen Nennenswerten Beitrag zur Erhöhung unseres Lebensstandards gemacht hat oder wenigstens einen Doktortitel hat. Ansonsten braucht sie meiner Meinung nach nicht so großspurig auf andere Menschen herabsehen, und von Nächstenliebe geht die Evolution ja auch nicht kaputt.

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» Neb » Beiträge: 6 » Talkpoints: 0,16 »


Ich will ehrlich sein: Ich habe darüber noch nie wirklich nachgedacht. Aber die Meinung deiner Freundin kann ich nicht wirklich unterstützen. Laut ihrer Meinung vernichten wir uns also selber, wenn wir Armen und Bedürftigen helfen, die laut der "natürlichen Auslese" aussortiert gehören, also tot sein sollen? Weil anders kann ich mir die These, dass diese Sache zur Überbevölkerung führen soll, nicht erklären. Mal ganz abgesehen davon, dass es doch allseits bekannt ist, dass gerade Wenig- oder Garnichtverdiener gerne Kinder bekommen? Der Gedanke, mal einen Blick nach Afrika zu werfen, ist dabei gar nicht so abschweifend. Dieser Teil der Erde ist in der Tat überbevölkert, aber finanziell ist in weiten Teilen dieses Kontinents rein gar nichts in Ordnung. Glaubst du nicht auch eher, dass man diese Fortpflanzungsfreude der Afrikaner hemmen könnte, wenn es ihnen finanziell besser gehen würde? In Entwicklungsländern, zu denen Deutschland ja auch gehört, geht es den Leuten finanziell zwar immer besser, aber das Bedürfnis nach Kindern lässt ab.

Und das mit den Naturkatastrophen finde ich auch sehr weit hergeholt und geht in jeder Hinsicht über natürliche bzw. biologische Erklärungen hinaus - laut deiner Freundin sind diese Naturkatastrophen also eine Folge der Störung der natürlichen Auslese, die Gott in Gang gesetzt hat und die er nun vom Menschen als unterbrochen sieht und der Mensch somit bestraft gehört? Eine biologische Erklärung kann es dafür keineswegs geben - warum sollte eine Überbevölkerung zu Erdbeeben, Tsunamis, Tornados und Ähnlichem führen? Und wenn es laut deiner Freundin ein Gott sein soll, der aus Wut und Unzufriedenhiet diese Naturgewalten auf die Erde prasseln lässt, dann wird sie nicht weit mit ihrer Argumentation kommen.

Ich glaube kaum, dass ein Gott auf eine natürliche Selektion abzielt, indem die Schwächeren aussterben und nur die Stärkeren weiterleben dürfen. Das war vielleicht früher so und ging auch weit in die Neuzeit hinein, kann aber heute wohl kaum noch der Fall sein. Stell dir mal vor, Organisationen wie Unicef würden dicht machen mit der Begründung "Keine Spendenannahme mehr aus Respekt auf die natürliche Selektion Gottes". Das klingt zwar wirklich sarkastisch, ist aber der Grundgedanke deiner Freundin. Selbst wenn diese Evolutionstheorie richtig sein sollte, so werde ich trotzdem nicht die Meinung vertreten, dass sie in der heutigen Moderne noch anwendbar ist. Dann ist der Mensch heute einfach zu modern für Gottes Interessen, wenn du so willst.

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» Inceptor » Beiträge: 317 » Talkpoints: 3,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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