Wann ist für euch etwas wahr?

vom 27.01.2012, 09:39 Uhr

Das ist jetzt vielleicht eine sehr seltsame Frage, denn intuitiv würde man vielleicht sagen, dass etwas wahr ist, wenn es eben so ist. Ich habe aber vorgestern eine ganz andere, sehr merkwürdige Definition von Wahrheit gehört. Sie lautete, dass etwas nur dann wahr ist, wenn es mit einem Gegenstand übereinstimmt.

Ich kann mit dieser Definition überhaupt nichts anfangen und habe dann auch nachgefragt, warum man das so sieht. Die Antwort darauf drehte sich im Kreis und sagte irgendwie nur aus, dass ich es eben so hinnehmen müsse. Und auf die Frage was geschieht, wenn ich wissen will, ob eine Aussage über etwas, das kein Gegenstand ist, wahr ist hieß es nur, dass das eben nicht geht und das man sich eine solche Frage auch nicht vorstellen könnte. Mein Gegenbeispiel ist aber, dass man Fragen muss, ob ein Gedanke wahr sein kann. Denn ein Gedanke ist nicht gegenständlich. Die Antwort meiner Frage wurde leider wegen der fortgeschrittenen Zeit auf die nächste Stunde verlegt.

Für mich ist etwas wahr, wenn ich glauben kann, dass es wahr ist und wenn ich verstehe, warum es wahr sein muss. Wenn ich eine grüne Wasserflasche vor mir auf den Tisch stehen sehe glaube ich ja auch, dass sie grün. Ist, denn ich kann sie ja dort sehen und sehe, dass sie grün ist also glaube ich das auch. Und dann finde ich es auch total einleuchtend, dass sie eben grün ist. Zu sagen, dass die Flasche grün ist, weil sie eben mit sich selbst übereinstimmt finde ich total sinnlos, denn das ist ein Ringschluss, ich kann alles mit sich selbst begründen. Deswegen überzeugt mich diese Definition einfach nicht. Und andersherum kann ich auch Fakten für wahr erachten, die ich nicht als Gegenstand überprüfen und abgleichen kann. Zum Beispiel, dass der Fixpunkt von einer Funktion der Grenzwert einer Funktion und somit die Funktion in sich selbst ist. Dass kann ich zwar formal aufschreiben, aber es ist kein Gegenstand und ich kann es höchstens annährungsweise aufzeichnen. Trotzdem erachte ich diese Aussage als wahr, weil man sie beweisen kann. Aber das stimmt ja garantiert nicht mit einem Gegenstand überein!

Wann ist für euch denn etwas wahr? Stimmt ihr der Definition zu finden mit dem Gegenstand zu oder seit ihr eher in meiner Position, oder habt ihr eine noch andere persönliche Einstellung zum Thema Wahrheit?

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Au weia, das ist schon extrem philosophisch. Da könnte man noch weiter gehen und sich fragen, ob die Flasche wirklich grün ist? Denn für jemanden mit Rot-Grün-Blindheit ist sie grau. Ist die Flasche nun grün oder grau, was ist wahr? Mich erinnert das auch an folgende Frage: wenn im Wald ein Baum umfällt und niemand hört oder sieht es, ist der Baum dann wirklich umgefallen?

Ich denke mal, Wahrheit hängt eng mit dem zusammen, was man glaubt. Wenn ich etwas glaube, dann ist es für mich wahr. Für jemand anderen kann die Wahrheit wiederum ganz anders aussehen. Glaube hat aber nichts mit Gegenständlichkeit zu tun und von daher gibt es auch Wahrheiten, die sich nicht an einem Gegenstand festmachen lassen.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wahrheit ist kein Wissen, kein Glauben, sondern resultiert einzig und allein aus der persönlichen Erfahrung. Das, was du erfährst, ist deine Wahrheit. Demnach ist Wahrheit Freiheit. Frei von jeglichen Vorgegebenen. Es ist etwas subjektives. Es hat etwas mit Mut zutun. Mut bedeutet sich, in vollem Bewusstsein der Ängste, dem Unbekannten zu stellen. Das bereits Bekannte ist etwas bereits existierendes, ohne jegliche subjektiver Erfahrung. Demnach ist Wahrheit auch das Unbekannte.

Benutzeravatar

» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^