Horrorgeschichten über Op - trotz Bitte weiter erzählen
Mein Partner wird nun nächste Woche operiert und sein Vater hat vor ca. 24 Jahren die gleiche Operation über sich ergehen lassen. So, haben es auch die Verwandten meines Partners mitbekommen. Also sie nun hörten, dass meinem Partner die gleiche oder eine ähnliche Operation bevorsteht, gingen die Horrorgeschichten los. Sie erzählten, dass der Vater meines Freundes damals so vor Schmerzen geschrien hätte, dass sie ihn schon auf dem Flur hören konnten und dann auch nach kurzer Zeit bei ihm, schon wieder gegangen sind. Und wie Schmerzhaft doch auch die ersten Tage wären und wie wichtig, dass er direkt gute Schmerzmittel bekäme. Und das wäre alles ja so schlimm.
Ich muss sagen, dass ich es nicht gut verkrafte, wenn einer meiner Liebe etwas hat. Ich mache mir total Sorgen und Gedanken um meinen Partner. Er dagegen ist die Ruhe selbst und hat gar keine Angst. Er sagt, dass er schon gute Medikamente bekommen würde und schließlich im Krankenhaus sei, wo sie niemanden starke Schmerzen aushalten lassen. Ich versuche mir die ganze Zeit einzureden, dass er das alles gut verpacken wird und das es gar nicht so ein Horror werden wird. Schließlich würden sie ihn sonst auch wohl kaum einen Tag danach schon entlassen. Darauf bekam ich dann von der Verwandtschaft nur gesagt, dass sie ja heute jeden so schnell aus dem Krankenhaus rausschmeißen würden. Ich habe auch gesagt, dass ich dann gleich eine Schwester holen würde, wenn er eben Schmerzen bekommt und noch nichts erhalten hat. Da bekam ich dann als Antwort, dass die Schwester dann erst mal einen Arzt fragen müsste und das auch wieder dauern würde. Nur eine von den anwesenden Personen hat wohl gesehen, dass ich das alles nicht so lustig fand und redet auch eher so, dass alles nicht so wild werden wird.
Ich habe der Verwandtschaft auch schon vorher mehrmals gesagt, dass ich keine Geschichten mehr darüber hören möchte, weil so schon Angst habe. Aber sie machen es trotzdem und ich versuchte dann schon, die Ohren davor zu verschließen. Aber irgendwo sickern die Worte ja doch durch und man macht sich noch mehr Gedanken. Wie würdet ihr damit umgehen? Ist es wirklich so, dass sie meinen Partner starke Schmerzen leiden lassen würden? Oder das er am nächsten Tag entlassen werden würde, wenn es ihm eben durch Schmerzen oder sonst was nicht so gut ginge? Ich kann man das trotz des immer schwieriger werdenden Gesundheitssystem nicht vorstellen.
Ein bisschen Schmerz ist an sich nie verkehrt. Aber wenn die Schmerzen so extrem werden, dass jemand nur noch schreit, das wird auch im schlechtesten Krankenhaus nicht der Fall sein. Oft schreibt der Arzt noch ein Schmerzmittel, welches nach der Operation gegeben werden kann, auf und das verabreichen die Krankenschwestern dann gegebenenfalls dem Patienten.
Ich würde mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Es kann natürlich immer mal etwas schief gehen und der Mensch, der operiert wurde, leidet erst einmal Schmerzen. Schmerzen im gewissen Maße sind nach einer Operation auch normal. Ich wurde vor 5 Jahren am Hals operiert und so lange die Betäubung hielt war an sich alles in Ordnung. Nur dann kamen die unangenehmen Schmerzen, die ich jedoch bis zu einem gewissen Punkt aushalten musste, weil sie an sich völlig normal waren. Aber ich bekam immer sobald dieser Punkt erreicht wurde, Schmerzmittel verabreicht.
Solche Geschichten entstehen meistens, wenn jemand schlechte Erfahrungen gemacht hat. Oft sind es auch die Familienmitglieder, die übersensibel reagiert haben und die leichten Schreie aus dem Patientenzimmer mit geöffneter Tür, so wahrgenommen haben, als würde jemand die Bude zusammenschreien. De Sorge und der Stress um das Familienmitglied machen Angehörige teilweise richtig nervös und sie interpretieren Situationen anders als neutrale Menschen.
Es liegen zwischen beiden Operationen über 20 Jahre. Da hat sich auch schon Einiges getan, so das heute vermutlich schon ganz anders operiert wird, wie damals bei deinem Schwiegervater, wenn man ihn mal so nennen darf. Zudem werden solche Erfahrungen bei jedem Mal, wo man es erzählt meist immer schlimmer. Daher würde ich auf diese Erzählungen gar nicht so viel geben.
Zumal auch dein Freund ja der Sache sehr gelassen entgegen blickt. Daher solltest du dir auch keine großen Sorgen deswegen machen. Wartet erst mal ab, bis es soweit ist und höre mehr auf deinen Freund. Denn seine Ansicht, das man in einem Krankenhaus schon ordentlich mit Schmerzmitteln versorgt wird, ist ja richtig. Nur das passiert auch nur, wenn man es als Patient mitteilt, das man Schmerzen hat.
Mich hat das alles noch mehr verunsichert, da ich sowie so ein eher ängstlicher Mensch bin. Noch dazu habe ich auch extra gesagt, dass ich mir genug Sorgen mache und nicht noch irgendwelche Horrorgeschichten darüber hören möchte. Mein Partner wird im Enddarm operiert und da kann man sich ja schon vorstellen, dass es unangenehm und sicherlich auch schmerzhaft ist, wenn dann die Tamponage gezogen werden muss oder wenn er dann das erste Mal auf die Toilette muss, um eben sein großes Geschäft zu verrichten. Jedoch fand ich es schlimm, dass alle erzählten und sogar der Vater selbst, was für Höllenschmerzen er ertragen musste und wie sehr er doch geschrien hat.
Ich würde da nichts darum geben. Ich kann mir zwar vorstellen, dass dich die Sache sehr belastet und ich finde es auch sehr daneben von der Familie, dass sie dir scheinbar absichtlich noch Angst macht (was sind das für Leute, wenn die so rücksichtslos sind?). Ich würde mich erst einmal für die restliche Zeit auf jeden Fall von diesen Personen fernhalten, damit sie dich nicht noch weiter verunsichern können.
Ich denke auch, dass es bei einer Operation immer Sachen gibt, die schief gehen können und danach hat man wahrscheinlich auch in den meisten Fällen Schmerzen. Ob sie nun wirklich so schlimm sind, das wirst du dann sehen. Aber ich denke mal, dass man sich da eigentlich keine großartigen Gedanken darüber machen sollte, denn das wird schon irgendwie gut gehen und wenn nicht, dann kann man auch nichts dagegen machen. Es wird deinem Partner auch nichts bringen, wenn du dich die ganze Zeit fertig machst. Außerdem denke ich eben auch, dass solche Horrorgeschichten mit der Zeit auch immer mehr ausgeschmückt werden und das nicht alles unbedingt der Wahrheit entspricht. Es klingt doch viel aufregender, wenn man vor Schmerzen fast gestorben ist, anstatt dass man eben ein Weichei ist und sich so gequält hat, obwohl es nur ein bisschen weh tat.
Ich würde mir an deiner Stelle da nicht allzu große Sorgen machen und nicht auf die Horrorgeschichten hören. Vor 24 Jahren war die Medizin bei Weitem nicht so weit wie heute, vielleicht werden bei deinem Partner auch ganz andere, weniger invasive Methoden angewendet wie bei seinem Vater damals. Auch die Schmerztherapie ist tausend Schritte weiter und besser als vor 24 Jahren. Demnach kann man damals und heute ja gar nicht mehr vergleichen.
Das mit den Horrorgeschichten kenne ich aus einem anderen Bereich der Medizin, nämlich bei Geburten. Als in meinem Bekannten- und Verwandtschaftskreis damals das Kinderkriegen los ging, habe ich so manches Mal einen dicken Hals gekriegt. War eine schwanger, gab es sicherlich fünf oder sechs Frauen, die eine Geburt bereits hinter sich hatten und nichts besseres zu tun hatten, als daraus große Dramen zu machen. Da lag die eine 48 Stunden in den Wehen - natürlich ohne zu erwähnen, dass sie in den ersten 24 Stunden gerade mal eine Wehe hatte und auch dann nur alle paar Stunden etwas zu spüren war. Die nächste hatte einen Kaiserschnitt nach 24 Stunden, weil nichts mehr weiter ging - okay, so etwas kann vorkommen, muss aber nicht und ist das das, was eine Erstgebärende unbedingt hören muss? Und bei der dritten und vierten und fünften gingen die Horrorgeschichten gerade so weiter.
Ich finde es extrem unfair, wenn jemand eine Sache vor sich hat, bei der es ihm sowieso schon mulmig ist und dann kommen Leute daher und machen ihm zusätzlich Angst, statt zu ermutigen und "Wird schon gut gehen" zu vermitteln. Ich würde diesen Leuten klipp und klar sagen, dass ich diese Stories nicht hören möchte - was ich damals, als ich dann schwanger wurde auch getan habe.
Diese Operation wird allgemein als sehr schmerzhaft nach der eigentlichen Operation bezeichnet. Nur gibt es mittlerweile eine Minimalinvasive Methode, die weniger schmerzhaft ist. Diese Methode wurde 1996 von Herrn Dr, Burgard erfunden, dem Leiter des Enddarmzentrums in Kaiserslautern. Gravierende Komplikationen traten bisher nicht auf. Vielleicht wird dein Lebensgefährte nach dieser Methode operiert. Das weißt du nicht. Lass dich von deinen Verwandten nicht verrückt machen. Geh einfach vorläufig nicht mehr hin.
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