Fach erst ablehnen, dann liebgewinnen?
Zur Zeit muss ich einiges lernen, weil Ende des Monats Klausuren anstehen. Darunter ist auch eine Klausur in einem Fach, das mir bisher eigentlich keinen Spaß gemacht hat. Die Vorlesungen fand ich bisher ziemlich dröge, was natürlich auch mit den Dozenten zusammenhängt. Ich habe noch nie so langweilige Dozenten erlebt, schon gar nicht mehrere. In anderen Fächern habe ich zum Teil richtig tolle Dozenten. Das Fach selbst interessierte mich ursprünglich nicht so sehr, aber es ist eben wichtig und ich brauche den Schein natürlich auch. Nun habe ich aber festgestellt, dass ich mich zunehmend für das Fach interessiere, es macht mir wirklich Spaß. Manche Themenbereiche finde ich richtig spannend, sogar die Bereiche, die mir zuerst überhaupt nicht zugesagt haben.
Habt ihr das auch schon erlebt, dass ihr ein Fach in der Schule oder an der Uni belegen musstet, das ihr zuerst furchtbar, später aber regelrecht interessant fandet? Wie kam es dazu, dass ihr euch dann letztendlich doch für das Fach begeistert habt? Um welche Fächer handelte es sich bei euch?
Während meiner Schulzeit ging es mir häufiger so, dass mich Fächer überhaupt nicht interessiert haben. Eines dieser Fächer war damals Biologie. Wir hatten eine alte, etwas schrullige Lehrerin, die kurz vor der Rente stand. Ihr Unterricht war zum Einschlafen langweilig und man hatte wirklich Mühe sich wach zu halten. Diese Lehrerin, ich sehe ihr Gesicht heute noch vor mir, begleitete mich in diesem Fach 2 Jahre lang. Danach ging sie in den wohlverdienten Ruhestand und ein neuer Lehrer übernahm den Unterricht.
Er war noch recht jung und das merkte man seinem Unterricht auch an. Er schaffte es uns mit den Themen, die er behandelte und vor allem wie er diese behandelte zu fesseln. Plötzlich hatte ich Spaß an diesem Fach und an der ganzen biologischen Materie. Das führte dann natürlich auch dazu, dass man gerne in den Unterricht ging und vor allem auch das die Noten schlagartig besser wurden.
Ich finde für gute Noten ist es extrem wichtig, einen Lehrer und Dozenten zu haben, der es schafft auch mal langweiligen Stoff, den es ja in allen Fächern eigentlich gibt, interessant zu verpacken und somit die Schüler zu begeistern. Ein guter Lehrer muss meiner Meinung nach auch ein guter Entertainer sein. Leider hat man das heute immer weniger, da die Lehrer heute immer mehr für das Geld leisten müssen, was sie erhalten und viele resignieren. Viele Schulen haben eine veraltete Ausstattung und können so gar nicht mehr modern unterrichten. Das finde ich sehr schade und da sollte unser deutscher Staat mal beginnen umzudenken.
Also bei mir war das in Politik & Wirtschaft so. Anfangs fand ich das Fach total öde. Ich habe regelmäßig meine Hausaufgaben nicht gemacht und war im Unterricht total unmotiviert. Das Thema was wir zu dieser Zeit behandelten, war meiner Meinung nach einfach unnötig und ich sah keinen Sinn darin mich im Unterricht zu beteiligen.
Nach zwei Jahr bekamen wir einen neuen Lehrer in diesem Fach. Er gestaltete den Unterricht wesentlich angenehmer und interessanter. Von da an fing ich an das Fach richtig zu mögen. Ich mache jetzt regelmäßig, eigentlich fast immer die Hausaufgaben, und beteilige mich auch im Unterricht. Meine Zeugnisnote wird sich voraussichtlich um 2 Noten verbessern, was natürlich ein enormer Leistungsanstieg ist. Und auch mit der Klausur hatte ich dieses Jahr keine Probleme.
Ich denke ob man Spaß an einem Fach hat liegt in erster Linie an einem selber. Aber um ihn zu entdecken bedarf es oft erst einem Lehrer der den Unterricht gut gestaltet. Wie soll man den den Spaß an einem Fach finden, wenn schon der Lehrer total unmotiviert ist und den Unterricht total langweilig gestaltet. Wenn ich so darüber nachdenke könnten mir bestimmt noch andere Fächer Spaß machen, aber es sind oft die Lehrer nicht das richtige Interesse in mir wecken können, da sie selbst einfach nicht ihre Freude am Fach zeigen.
Das Phänomen, sich für ein Fach kaum aufraffen zu können und es fürchterlich langweilig zu finden, um dann einige Zeit später zu erkennen, dass es doch recht interessant ist, hat wohl jeder Schüler, darunter natürlich auch ich, schon erlebt. Meist liegt das in der Tat an der Vermittlung durch einen didaktisch kaum kompetenten Lehrer, der es nicht schafft, einen Schüler in seinen Bann zu ziehen. Allerdings kenne ich es von mir auch, dass sich ein Lehrer wirklich ins Zeug legt und einen spannenden Unterricht gestaltet, der mein Interesse dennoch nicht wecken kann, einfach, weil mich ein bestimmter Themenbereich nicht interessiert. Ich glaube, mein Physiklehrer ist regelrecht an mir verzweifelt.
Fürchterlich langweilig fand ich am Anfang das Unterrichtsfach Wirtschaft und recht, weil es bei uns nicht aus dem Verstehen bestand, sondern wir zu Anfang nur Hefteinträge abschreiben und für die Klausur auswendig lernen mussten. Nach einem Lehrerwechsel sollten wir die Inhalte wirklich verstehen und lernten die Zusammenhänge im Wirtschaftskreislauf und im BGB kennen. Auch die Klausuren bestanden nicht mehr aus der Abfrage von Gelerntem, sondern wir mussten zeigen, dass wir die Themen wirklich verstanden haben und anwenden können. Mein Interesse an diesem Fach erwachte jäh.
Objektiv oder auch subjektiv Schlechte Lehrer oder Dozenten wird es immer geben, das lässt sich nicht vermeiden. Inzwischen sehe ich es aber als wichtig an, sich auch trotz eines schlechten Unterrichts für das Fach zu interessieren oder es zumindest nicht schleifen zu lassen. Wenn ein Schüler genau diese Lektion lernen kann und ein Unterrichtsfach trotz aller Widrigkeiten nicht vernachlässigt, hat er meiner Meinung nach eine wichtige Lektion fürs Leben gelernt, da nicht immer mit einer didaktisch optimalen Aufbereitung des Lernstoffs gerechnet werden kann.
Ich bin momentan auch noch Studentin und habe erst jetzt nach vielen Semestern Interesse für das Studienfach entdeckt. Das Problem war bei mir, dass ich mich überfordert gefühlt habe. Ich habe gedacht, dass das doch alles zu kompliziert sei und ich diese ganzen Theorie, und so weiter, nicht brauche. Doch dann, wenn ich mich einfach ohne Druck mit der Materie auseinandersetze, wenn ich beginne, das, was ich lese, in einem größeren Zusammenhang zu sehen und selber weiter nachdenke, dann macht es schon Spaß.
Dann habe ich, wie zu Beginn, das Fach nicht mehr sozusagen als ein Feind personifiziert. Das Schwere war bei mir die Tatsache, dass ich immer mit viel Druck an das Ganze drangegangen bin. Ich musste lernen, die Perspektive zu ändern und innerlich dafür sorgen, dass ich mich irgendwie doch wohlfühlen kann.
Ich habe das in meiner Schulzeit immer wieder erlebt, dass ich ein Fach falsch eingeschätzt hatte. Oft war es letztendlich Themenabhängig. Ich fand Deutsch immer langweilig, diese ganze sinnfreie Interpretation-Schreiberei. Dann kam ein Lehrer, der hat mit uns "Psycho" von Hitchcock analysiert und das war toll. Manchmal hing es auch am Lehrer, ob der einem das Fach schmackhaft machen konnte. Ich habe damals sogar einen LK nach dem Lehrer gewählt, weil der einfach nur einen krassen Humor hatte.
Während meiner Schulzeit war es so, dass ich mich überhaupt nicht mit Mathe und Physik anfreunden konnte. Das lag aber teilweise auch am Lehrer. Der Lehrer war ein Universitätsprofessor und hat von uns auch solche Leistungen abverlangt, obwohl wir erst in der neunten Klasse waren. Da verging mir auch immer recht schnell die Lust. In Mathe war ich eine der Kandidatinnen, die jede Stunde eine Strafarbeit kassiert hat, weil ich meinen Stoff nicht beherrschte.
Mittlerweile liebe ich jedoch Physik und Mathe und habe auch keinerlei Probleme mehr mit diesen Fächern, wenn ich diese noch hätte. Auch habe ich während meiner Erstausbildung in diesen Fächern irgendwann immer nur Einser kassiert. Aber wahrscheinlich hat es in diesen Hassfächern irgendwann einmal Klick gemacht und es lief alles automatisch ab und somit sind diese Fächer auch zu meinen Lieblingsfächern aufgestiegen.
Es mag zwar unfair sein, alles auf die ''armen'' Lehrer abzuschieben, aber ich würde schon sagen, dass für Schulkinder in erster Linie die Tatsache wichtig ist, ob ihnen ein Fach als interessant oder langweilig präsentiert wird. Das fängt schon in der Grundschule an und ich bin mir sicher, dass es schon hier den einen oder anderen Lehrer gibt, der es gründlich schafft, die ganze Klasse derart zu demotivieren, dass sie sich später schwer damit tun, sich für Schulfächer zu begeistern. Und auch in weiterführenden Schulen habe ich schon Lehrer erlebt, die es trotz großem Praxisanteil schaffen, den Unterricht derart langweilig zu gestalten, dass kein Mensch sich mehr dafür interessiert.
Das Fach bei dem ich diese Entwicklung bei mir sehr gut beobachten konnte, war Deutsch. Ich habe schon vor der Grundschule schreiben und lesen können und war den anderen daher etwas voraus, die ersten Jahre habe ich mich etwas gelangweilt. Auf dem Gymnasium dann, war das nicht viel anders, ich schrieb meistens Noten im Bereich von 2 plus und eins, später eins plus. Und wenn man sich dafür nicht großartig anzustrengen braucht, dann hat man auch keinen großen Elan und interessiert sich nicht für das Fach, in dem man mehr oder weniger eh alles geschenkt bekommt.
Erst in der zehnten Klasse dann hatte ich eine Lehrerin, die ganz anders an unterschiedliche Themen und Lektüren herangegangen ist, so dass bei mir plötzlich das Interesse an bestimmten Autoren und Stilrichtungen geweckt wurde. Prompt fanden sich dann auch Dumas, Kafka, Milton, Mann, Bronte, Wilde, Tucholsky und einige andere in meinem Bücherregal wieder und ich konnte die Lektüren nun mit mehr Interesse verfolgen, da ich mich auf einmal auch für zeitgeschichtliche Hintergründe, mehr für den Autoren selbst und seine Konkurrenz zu Lebzeiten interessierte. Ich erlebte es dann auch, dass in einigen Klausuren andere Werke dieses Autoren erwähnt wurden, auf die ich mich dann beziehen konnte, da ich diese ebenfalls gelesen hatte.
Als es dann einen weiteren Lehrerwechsel gab, bekam ich wieder einen Deutschlehrer der Sorte langweilig und nachdem wir jede Lektüre nach ein und dem selben Muster durchgegangen waren, hatte ich keine große Lust mehr, etwas im Unterricht beizutragen, was bei den schriftlichen Noten aber auch nicht weiter schlimm war. Ich habe mich dann auch weiterhin noch für Literatur interessiert und die klassische dabei bevorzugt, allerdings konnte ich dieses Interesse nicht mehr im Unterricht wiedergeben, wie das zuvor der Fall gewesen war. Ich schätze, dass ich früher oder später schon noch zu diesen Autoren gekommen und mich auch außerschulisch für sie interessiert hätte, durch die besagte Lehrerin, die ich zuvor gehabt hatte, wurde das aber gefördert.
Letztendlich habe ich aber nicht selten den Eindruck, dass die Unterrichtsfächer an der Schule das eigentliche Fach an sich kaum wiederspiegeln können. Es gibt Schüler, die sich nicht für ein Fach interessieren, sich langweilen und vielleicht sogar schlechte Noten darin schreiben und es dennoch mit großem Interesse und Ehrgeiz an der Universität belegen können. Besonders bei naturwissenschaftlichen Fächern, bestätigt sich meiner Meinung nach dies immer wieder. Natürlich ist der zu behandelnde Schulstoff begrenzt und die Möglichkeiten sind nicht unendlich, dennoch schätze ich, dass man einiges ändern könnte, um Schülern einen realistischeren Eindruck eines bestimmten Fachgebietes zu präsentieren.
Bei mir war das relativ häufig so. Ich hatte mal eine Phase in der ich Englisch total gehasst habe, aber nach einem Lehrerwechsel habe ich das Fach dann wieder lieb gewonnen und es hat mir gut gefallen.
So war es auch mit Pädagogik. Ich mochte das Fach am Anfang nicht, stand sogar vier und fand es ätzend. Dann haben wir eine neue Lehrerin bekommen und plötzlich hat es total viel Spaß gemacht und ich fand es interessant. Auch an der Universität belege ich im weitesten Sinne noch einen Pädagogik Kurs, der auch wieder total schlecht vom Lehrer organisiert ist, allerdings sind die Themen interessant und es gefällt mir immer noch.
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