Freunde von den Kindern mit in den Urlaub nehmen?

vom 17.01.2012, 17:08 Uhr

Ich hatte damals in der Grundschule einen Klassenkameraden, der auch aus meinem Heimatdorf kam, mit dem ich mich angefreundet hatte. Weil seine Mutter alleinerziehend war und arbeiten musste, kam er fast täglich zu mir mit nach hause, seine Mutter holte ihn erst am Abend wieder ab. Mittagessen bekam er natürlich bei uns und danach wurde gespielt. Meine Mutter hatte damit auch kein Problem. Dafür, dass ihr Kind bei uns bleiben durfte, zahlte die Mutter auch einen kleinen Beitrag, denn alternativ hätte der Junge damals am Nachmittag in den Kindergarten hier im Dorf gemusst, um beaufsichtigt zu werden, was damals für einen Drittklässler nicht mehr in Frage kam.

Als seine Mutter dann von ihm hörte, dass wir im Sommer in den Urlaub fliegen würden, fragte sie bei meinen Eltern an, ob wir ihn denn mitnehmen würden. Sie müsse ja dauernd arbeiten, hätte auch gar nicht das nötige Geld dafür und der Junge würde sich so gerne mal wünschen in den Urlaub zu fliegen. Selbst wenn ich es damals nicht anscheinend beim Spielen erzählte hätte, hätte er es ja spätestens in den Sommerferien von alleine herausgefunden, wenn wir nicht mehr da waren. Meine Mutter meinte damals nur, dass sie das nicht wolle. Sie sehe zwar ein, dass ein Urlaub für den Jungen etwas ganz besonderes sein würde, die Mutter hätte auch die Kosten für ihn übernommen, nur sich selbst hätte sie aus finanziellen Gründen nicht eingeplant und wir beiden haben uns auch prächtig verstanden, aber die Verantwortung wolle sie nicht für ihn übernehmen.

Damals als Drittklässler hat man das noch gar nicht so bewusst wahrgenommen, aber wenn man heute mal so darüber nachdenkt, leuchtet es einem doch schon ein, wieso meine Mutter meinen damaligen Freund nicht mitnehmen wollte. Meine Mutter war zwar mit seiner Mutter befreundet, aber selbst wenn es sich um die eigenen Neffen oder Nichten handeln würde, hätte man da ja schon so seine Bedenken. Und so ist es praktisch ein fremdes Kind, für das man im Urlaub sorgen muss. Man muss die ganze Reise über darauf achten, was er macht, dass er nicht irgendwo verloren geht. Auch im Urlaub hätte man dann eine große Verantwortung zu tragen. Dem Jungen hätte nur mal etwas passieren müssen, gerade am Beckenrand, wo es ziemlich rutschig ist. Ein falscher Schritt und man fällt hin. Wer weiß, was alles hätte passieren können. Und selbst, wenn seine Mutter dann eingewilligt hat, hätte man sich als Außenstehender sicherlich auch Vorwürfe gemacht und müsste mit Schuldgefühlen leben.

Wie steht ihr zu diesem Thema? Würdet ihr Freunde von euren Kindern mit in den Urlaub nehmen und die Verantwortung für sie übernehmen oder hättet ihr da auch Bedenken und es käme für euch nicht in Frage? Wie hättet ihr damals an der Stelle meiner Mutter gehandelt? Hättet ihr euch genauso entschieden wie meine Mutter und meinen Freund nicht mitgenommen oder hättet ihr eingewilligt, um dem Kind eine Freude zu machen? Hattet ihr schon mal Freunde eurer Kinder mit im Urlaub? Ist alles gut gegangen? Habt ihr auf das fremde Kind dann mehr geachtet als auf euer eigenes Kind? Wie habt ihr euch damals gefühlt mit der Verantwortung für ein weiteres Kind, das nicht zu eurer Familie gehört?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Man trägt einfach die Verantwortung für ein fremdes Kind und ich kann gut nachvollziehen, wieso deine Eltern das damals nicht wollten. Sicherlich kann und muss man sich im Vorfeld die Genehmigung des Erziehungsberechtigten geben lassen - aber mal im Ernst, wenn wirklich etwas passiert, dann nützt einem die auch nichts mehr. Die eine Sache sind dann sicherlich die Vorwürfe, die man sich automatisch macht, wenn denn etwas passiert. Die andere Sache ist einfach das Rechtliche. Irgendwo hat man dann einfach die Aufsichtspflicht und kann nachgewiesen werden, dass man der nicht ausreichend nachgekommen ist, dann ist man dran.

Deine Eltern wollten sicherlich auch dir gerecht werden und man kann sicherlich den Freund seines Kind auch nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, wie man es müsste, weil man das eigene Kind nicht benachteiligen will. Desweiteren ist es dann eben auch kein Familienurlaub mehr, wenn man noch jemanden fremdes mit nimmt. Und das kann dann eben durchaus auch ein Kind sein. Man benimmt sich anders, man ist anders zueinander und insgesamt verläuft der komplette Urlaub ganz anders. Es ist noch mal was anderes, wenn die Mutter mitgekommen wäre. Dann hättet ihr zwar zusammen im Urlaub spielen können, aber deine Eltern wären vom ganzen zusätzlichen Stress entlastet gewesen. Außerdem kann dann immer noch jeder Seins machen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich denke dies würde in erster Linie auf den Urlaub und das Kind ankommen. Man darf nicht vergessen, dass ein weiteres Kind durchaus mehr Stress und Arbeit bedeutet, was man ja eigentlich im Urlaub gar nicht gebrauchen kann. Zum einen bedarf es je nachdem, wo der Urlaub hingeht, auch Vorbereitung. Den man kann ja nicht einfach so mit einem fremden Kind in ein Flugzeug steigen und davon fliegen. Das heißt, man muss sich erst einmal erkundigen, welche Unterlagen man benötigt, für den Flug und auch für das Land und Hotel wo man hin möchte.

Auch ist es einfach so, dass ein fremdes Kind ein fremdes Kind ist. Auch wenn man es viel nachmittags sieht, kennt man die wirklichen Macken und das normale Verhalten eines Kindes ja nicht. Plötzliche starke Alpträume, und starkes Heimweh können wirklich zum Problem werden, je nachdem wo man sich im Urlaub befindet. Und gerade wenn der Junge noch nie Weg war, weiß ja keiner, ob nicht vielleicht doch das Heimweh einsetzt. Und auch Verletzungen sind einfach bei einem fremden Kind schlimmer. Wenn sich das eigene Kind den Arm bricht, dann ist das blöd, aber es passiert nun einmal. Bei einem fremden Kind, sieht die Sache noch einmal ganz anders aus, da ist dies dann einfach schlimmer für einen. Mann sollte auch rechtlich abklären, in wie weit man belangt werden kann, wenn dem Kind etwas passiert. Ist zwar unwahrscheinlich, aber man muss sich auch überlegen, was passiert wenn das Kind verschwindet, oder Tödlich verunglückt. Da man bei fremden Kindern durchaus anders haftet, als bei den eigenen.

Im Allgemeinen muss ich zugeben, dass es nur sehr wenige Ausnahmen gibt, wo ich ein fremdes Kind mitnehmen würde. Dies würde dann vom Kind, dem Urlaub und dem Verhältnis zu den Eltern abhängen. Im Allgemeinen ist dies denke ich ein sehr schweres Thema.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Bedenken deiner Mutter gegen die Mitnahme eines fremden Kindes in den eigenen Urlaub sind sehr gut nachvollziehbar. Immer im Vordergrund steht die Sorge, dass dem Kind etwas passieren könnte. Das ist eine riesengroße Verantwortung. Auf der anderen Seite hätte auch dir etwas passieren können. Klar, es wäre das eigene Kind gewesen. Aber gerade weil du dich so gut mit dem Jungen verstanden hast, hätte ich andere Überlegungen angestellt. Hätte der Junge mit euch fahren dürfen, wäre das auch ein Vorteil für dich gewesen. Du hättest einen Freund gehabt, mit dem du dich super verstanden hättest und wärst nicht alleine gewesen. Außerdem hätte sich auch dein Freund sehr gefreut. Unter diesen Gesichtspunkten hätte ich mich zur Mitnahme entschlossen. Auf zwei Kinder aufzupassen, die sich verstehen, ist vielleicht einfacher als auf eines.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kenne diesen Fall mit den Freunden der eigenen Kinder im Urlaub noch aus einer anderen Perspektive, denn ich war vor achtzehn Jahren mit den Eltern meiner besten Freundin und ihr in der Bretagne, nachdem diese mich recht kurz, nachdem ich meine beste Freundin damals kennengelernt habe, gefragt haben, ob ich Lust hätte, diese dreieinhalb Wochen der Sommerferien mit Ihnen in Frankreich zu verbringen, von denen wir eben drei Wochen in der Bretagne und anschließend zwei Tage in Paris waren. Damals fand ich dieses Angebot unglaublich spannend, zumal ich noch nie zuvor in Frankreich gewesen war. Da ich meine beste Freundin damals noch nicht lange kannte, wir aber schon diese Beste-Freundinnen-Begeisterung geteilt haben, kam mir diese Anfrage ihrer Eltern quasi wie ein Sechser im Lotto vor und ich habe mich riesig gefreut, weil meine Eltern auch gleich zugestimmt haben.

Diesen Urlaub werde ich auch sicherlich in meinem Leben niemals vergessen und ich denke, dass er ein ganz wichtiger Grundstein für diese nun seit fast zwanzig Jahren bestehende, wirklich enge Freundschaft zwischen meiner besten Freundin und mir darstellt, denn in diesen dreieinhalb Wochen haben wir uns natürlich wirklich hervorragend kennenlernen können und mussten miteinander klarkommen, ob wir nun wollten oder nicht – das schweißt zusammen, kann ich sagen. Aus diesem Grund meiner eigenen Erfahrungen würde ich allerdings sicherlich auch meinerseits, wenn ich denn Kinder hätte und ein Urlaub anstehen würde, grundsätzlich durchaus einen Freund oder eine Freundin eines meiner Kinder mitnehmen, allerdings würde ich das vermutlich von verschiedenen Faktoren abhängig machen, die damals in meinem Fall sicherlich auch schon Gültigkeit besessen haben.

Wichtig wäre mir vor allem, dass ich dieses Kind kennenlernen konnte und der Meinung bin, dass es reif genug für einen solchen Urlaub ist, denn man muss als Eltern des anderen, befreundeten Kindes sicherlich auch in dieses mitzunehmende Kind Vertrauen entwickeln können. Ein Kind, dem ich nicht vollständig vertrauen könnte, weil ich nicht sicher wäre, ob es nicht doch auf dumme Ideen kommt, wenn wir am – bestenfalls ausländischen – Urlaubsziel angekommen sind, würde ich vermutlich nicht mitnehmen wollen, weil mir das dann doch zu heikel wäre. Allerdings glaube ich wiederum, dass die fremde Umgebung hier vermutlich auch recht hilfreiche Dienste leistet und wohl kaum ein Kind auf die Idee kommen würde, sich komplett auf eigene Faust umzusehen oder sonst irgendwelche Pläne umzusetzen, die ich als Aufsichtsperson nicht gutheißen könnte. Natürlich könnte dem befreundeten Kind im Urlaub auch etwas zustoßen, aber solche Eventualitäten würde ich nicht in meine Überlegungen miteinbeziehen, weil ich zusehen würde, dass ich durch entsprechende Betreuung dafür sorgen würde, dass das nicht vorkommen kann.

Ob ich allerdings mehr auf das fremde Kind Acht geben würde als auf mein eigenes, weiß ich nicht. Vermutlich würde ich mich bemühen, das fremde Kind sehr in unser Familienleben mit einzubeziehen, denn genauso lief es damals in diesem Urlaub mit meiner besten Freundin auch. Ich wurde eben in diesem Urlaub fünfzehn Jahre alt und meine Freundin feierte einige Tage vorher ihren zwölften Geburtstag. Da ich am Tag meines Geburtstages schon recht lange von zu Hause weg war und mir an meinem Geburtstag auch ehrlich gesagt durchaus meine eigene Familie herbeigesehnt habe, haben sich die Eltern meiner Freundin auch wirklich ganz besondere Mühe mit mir gegeben und ich wurde überhaupt während dieses Urlaubs sehr lieb behandelt und häufig in den Arm genommen, das war wirklich sehr liebenswürdig und ist mir auch erst jetzt im Nachhinein, wo ich selbst erwachsen bin, in seiner Bedeutung so richtig klar.

Darauf würde ich sicherlich entsprechend achten, wenn ich ein fremdes Kind mit in den Urlaub nehmen würde, eben, um wie die Eltern meiner besten Freundin damals zu verhindern, dass das befreundete Kind irgendwann unter der Trennung von seiner eigenen Familie leidet und sich den ganzen Urlaub über als Betrachter einer fremden und glücklichen Familie sieht, denn das täte mir wirklich leid. Aber mehr aufpassen auf das fremde Kind als auf mein eigenes, das würde ich wohl vermeiden, um diesem befreundeten Kind nicht so deutlich zu verstehen zu geben, dass anders behandelt wird als mein eigenes Kind, ganz gleich, in welcher Hinsicht. Wenn dieses befreundete Kind mit uns verreisen würde, dann würde ich es wohl behandeln wie mein eigenes Kind auch – mit allen Rechten, aber eben auch mit allen Pflichten, aber sicherlich nicht mit Samthandschuhen, mit denen ich mein eigenes Kind auch nicht behandeln würde, denn das würde ich wiederum falsch jedem gegenüber finden.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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