Die Reaktion von Schafen auf moderne Kunst

vom 17.01.2012, 22:12 Uhr

Neulich machte mich ein Bekannter auf ein merkwürdiges Thema aufmerksam. Woher er das genau hatte, weiß ich auch nicht, aber ich könnte theoretisch auch nachfragen, wenn ihr möchtet. Jedenfalls berichtete er mir von einem merkwürdigen Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, und konnte mir dann auch, weil ich es kaum glauben wollte, als Beweis tatsächlich eine offizielle wissenschaftliche Veröffentlichung zu dieser Studie vorlegen.

Nun ist es ja so, dass es wirklich über die unmöglichsten Dinge Studien und Forschungsarbeiten gibt. Manchmal finde ich die Themen sogar so befremdlich und unnütz, dass ich ein wenig missgestimmt darüber bin, da ich mir dann immer denke, diesen Zeitaufwand und auch das dafür ausgegebene Geld, das könnte man ja beides auch für sinnvolle Forschungen nutzen, die dem Menschen wirklich zu Gute kommen. Was bringt uns beispielsweise das Wissen über die Haarwuchsrichtung sudanesischer Zwergantilopen? Würde man die finanziellen Mittel für solche Forschungsreisen für die Forschung gegen potentiell lebensbedrohliche Krankheiten wie AIDS oder Krebs anwenden, dann wären sie da wohl besser angelegt, finde ich. Und um genau so eine absurde Studie ging es bei der Erzählung, die ich von meinem Bekannten hörte. Und zwar darum, wie Schafe auf den Anblick moderner abstrakter Malerei reagieren.

Wer es genau wissen möchte: Diese Schafe, die mit abstrakten Gemälden konfrontiert wurden, bekamen beim Anblick urplötzlich einen um das Dreifache beschleunigten Herzschlag. Ob das positive Bewunderung der Kunst gegenüber war, oder panische Angst, das weiß ich nicht. Irgendwie wurde das auch nicht so wirklich ermittelt. Aber dass der Herzschlag sich in der Geschwindigkeit verdreifacht, das ist nun dank dieser überaus wertvollen Studie bekannt.

Wozu macht man solche Forschungen? Die Feinde abstrakter moderner Kunst können sich jetzt natürlich scherzhaft brüsten, sie hätten es ja schon immer gewusst, dass diese Kunst die Betrachter nur verwirrt und panisch macht, aber dazu verschleudert man doch nicht große Mengen von Geld für so eine Forschungsarbeit, oder? Vielleicht gab es auch Sponsoren? Aber wer sollte für solch eine Arbeit Geld spenden? Und was meint ihr, war die Reaktion der Schafe Angst oder Bewunderung? Wie kommt ihr auf eure diesbezügliche Vermutung? Und seht ihr in dieser Forschungsarbeit irgendeinen Sinn, der den finanziellen und zeitlichen Aufwand dafür rechtfertigt? Wenn ja, welchen?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Schafe haben sich sicherlich gefreut, endlich einmal einen Hauch von Stil in ihrem tristen Leben dar gereicht zu bekommen und aus Ehrfurcht und Aufregung hat sich ihr Herzschlag verdreifacht. :o

Aber jetzt ernsthaft, ich finde eine solche Studie auch ziemlich nutzlos. Vermutlich wurde sie im Rahmen irgendeines Studenten durchgeführt, der ein einfaches Thema für seine Abschlussarbeit gesucht hat und so kam er auf eine Studie mit Schafen und Bildern, weil diese mit sehr wenig finanziellen Mitteln und auch ansonsten recht einfach durchführbar ist. Man braucht nur einen befreundeten Schäfer oder einen Bauern, der sich ein Paar Schafe hält, um Versuchsschäfchen zu bitten, dann musste er noch schnell den Pinsel schwingen und ein Paar abstrakte Bilder malen oder sie einfach aus seiner Wohnung zusammen suchen. Jetzt den Schafen Elektroden angelegt, die kann man sich in der Universität ausleihen und dann hat man sehr schnell seine Messdaten, die man auch recht einfach auswerten kann.

Hintergrund könnte sein, wenn die4se Studie wirklich von einem Studenten durchgeführt worden wäre, dass man keine Versuche an Menschen machen darf als Student. An anderen Lebewesen hingegen schon und Schafe sind doch ganz niedlich. man hätte auch Hunde nehmen können, aber da diese Malerei und andere Sinneseindrücke die ähnlich sind schon aus ihrem Alltagsleben kennen machen sich Tiere, die ansonsten nicht weiter mit menschlichen Kunstgegenständen in Berührung kommen doch ganz gut. Und Schafe sind niedlich, klug und haben ein ausgeprägtes Fluchtverhalten. Die Reaktion auf die Gemälde wird daher vermutlich eine Angst und erhöhte Flucht Bereitschaft gewesen sein.

Ich finde solche Studien eigentlich ganz interessant. Klar, sie sind relativ nutzlos, denn was bringt es mir zu wissen, dass ich einen Schaf eventuell durch den Anblick abstrakter Kunst einen Schocktod auferlegen kann? Oder sein allgemeines Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte dadurch erhöht wird? Faktisch rein gar nichts, denn abstrakte Bilder hängen für gewöhnlich nicht im Schafsstall herum. Trotzdem ist es ganz nett zu wissen. Aber das Geld für solche Studien könnte ganz sicher besser ausgegeben werden für wichtigere Studien.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Darf man als Student wirklich nur Experimente mit Tieren machen? Das wäre mir neu. Ich dachte, zumindest bei harmlosen, unschädlichen, Dingen könnte man auch mit freiwilligen Menschen herumexperimentieren, wie man möchte. Und einem Menschen den Pulsschlag zu messen, während er spontan ein abstraktes Gemälde zu sehen bekommt, sollte ja nicht wirklich gesundheitsgefährdend und daher völlig unschädlich und in Ordnung sein.

Was allerdings definitiv stimmt, ist, dass man Schafe, zumindest, wenn man auf dem Land wohnt, wohl eher auftreiben kann, als genügend viele Menschen. In größeren Städten hingegen würde es wohl sehr schwierig werden, Schafe aufzutreiben. Und sind die meisten Universitäten nicht eher in städtischer Umgebung?

Kostengünstiger würde es aber wohl dennoch sein, wenn man dem Schäfer, wenn überhaupt, vielleicht nur eine kleine Pauschale für das Experiment zahlen müsste. Würde man menschliche Versuchspersonen anheuern, so würden wohl die meisten eine finanzielle Aufwandsentschädigung für die verlorene Zeit haben wollen. Das kann, wenn man genügend viele Versuchspersonen haben möchte, schon ziemlich ins Geld gehen.

Es stellt sich dann aber leider noch immer die Frage nach dem Nutzen. Ich meine, gut, wenn man die Schafe als Menschenersatz nimmt, so gibt es ja da auch so einige Probleme. Schafe sind, wie du schon schriebst, an abstrakte Bilder eher nicht gewöhnt. Es ist also klar, dass ihre Reaktion dann wohl von der von Menschen, die solche Bilder schon eher gewohnt sind, abweichen wird. Ebenso weiß ich gar nicht, ob Schafe überhaupt so scharf sehen können, wie Menschen, oder wie überhaupt ihre Farbwahrnehmung ist. Es wäre denkbar, dass es da, wie allgemein bei vielen anderen Tierarten, große Abweichungen zur Wahrnehmung des Menschen gibt. Demnach könnte man die mit Schafen festgestellten Untersuchungsergebnisse keineswegs auf Menschen übertragen und daraus irgendwelche Schlüsse über die Wirkung auf den Menschen ziehen. Andererseits werden ja bei vielen Stoffen Tierversuche gemacht, obwohl die Reaktion von Tier und Mensch sich völlig unterscheidet, sodass die Tierversuche da eine besonders sinnlose Angelegenheit sind, das stimmt ja leider auch wieder. Wer weiß also, was man sich bei diesem Experiment gedacht hat.

Wobei mir eine Sache noch einfällt. Vielleicht war es auch irgendeine theoretische Übung für Studenten, wie man einen Versuch durchführt? Also, wie man Probanden findet, wie man Messungen durchführt, wie man alles notiert und auswertet? Denn dann wären die Details und die Ergebnisse ja im Grunde egal, denn es ginge ja nur um die Theorie des Forschungsvorgangs, die von den Studenten erlernt werden sollte.

Aber was kann uns nun dieses explizite Forschungsergebnis sagen? Vielleicht, dass man als Schäfer keine abstrakten Bilder im Stall aufhängen sollte, um die Tiere nicht zu ängstigen? Aber wer käme überhaupt auf die Idee, abstrakte Malereien in seinem Schaf-Stall aufzuhängen?

Interessant ist es aber irgendwie dennoch, das stimmt. Nur diese Geldausgeberei für solche Dinge, während für wichtige Forschungen oft kein Geld da ist, wie jedenfalls immer behauptet wird, geht mir irgendwie gegen den Strich.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ob es sich um die gleiche Studie handelt, weiß ich nicht. Diese Studie wurde nicht von einem Studenten gemacht. Britische Forscher machten diese Studie mit Schafen und fanden heraus, dass sich die Tiere 50 Gesichter ihrer Artgenossen und mehr merken können und das über zwei Jahre. Sie hängten Schafportraits im Stall auf. Die Annahme der Schafe, dass sie nicht allein waren, senkte ihren Adrenalinspiegel und den Puls ganz erheblich. Dann wechselten sie die Portraits aus gegen Bilder mit Dreiecken und Quadraten – also abstrakten Formen – und die Schafe blökten vor Angst und ihre Herzfrequenz stieg an bis hin zur Panik-Flucht der Herde. Die Studie war von 2004.

Nur weil sie nur blöken können heißt das nicht, dass sie nur dumm und einfallslos sind. Sie haben ebenso wie andere Tiere auch Sinneswahrnehmungen und ihre Erfahrungen. Nehmen wir nun die Gesichter der Schafe, die sie laut Studie von einander unterscheiden können, dann müssen wir uns eingestehen, dass uns Menschen das sicherlich nicht gelingen würde. Aber das zeigt, dass die Schafe ein Erinnerungsvermögen haben. Wenn nun statt der Portraits ihrer Artgenossen Bilder mit spitzen, kantigen Formen und kräftigen, krassen Farben in den Stall gestellt werden, fassen sie diese Bilder als Bedrohung auf. Sie sehen nicht mehr die vertrauten Bilder anderer Schafe, sondern etwas Angst machendes, das sie vielleicht in der Darstellung, in der Formensprache an unangenehme Erfahrungen erinnert. Vielleicht ist es eine Erinnerung an einen kaputten Zaun, dessen spitz abgebrochene Bretter hochragten und ihnen Wunden zufügten, die schmerzten. Oder die Erinnerung an rostige Nägel, die sie sich bei einer Flucht ins Fleisch rammten. Möglicherweise ist es auch die grelle Farbe, die ihnen Angst einjagte, falls sie Farben erkennen können. Sie müssen eine irrsinnige Angst gehabt haben, sonst hätten sie nicht so panikartig geblökt.

Dass man Tiere solchen Angstattacken aussetzt, durch simple moderne Malerei, empfinde ich als Tierquälerei und habe dafür kein Verständnis. Denn solch eine Studie besagt nur, dass Tiere genauso Angst haben wie Menschen, wenn diese in eine bedrohliche Situation kommen. Was nun die britischen Forscher von solch einer Studie haben, was sie damit anfangen können, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber sicherlich gäbe es eine sinnvollere Verwendung für das ausgegebene Geld, als Tiere in Angst und Schrecken zu versetzen und noch in Kauf zu nehmen, dass bei dem enormen Anstieg der Herzfrequenz Tiere tot umfallen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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