Wikipedia ist in Gefahr und heute teils offline aus Protest

vom 18.01.2012, 00:48 Uhr

Die englischen Seiten von Wikipedia sind heute, am 18. 1. 2012 offline. Der Grund ist eine Protestaktion gegen einen Gesetzesantrag namens SOPA (Stop online piracy act), der heute in den USA im Kongress diskutiert wird. Die Befürworter des Gesetzes halten diese aus Urheberschutzgründen für notwendig. Die Betreiber von Wikipedia sehen, wie einige andere Gegner dieses Antrags, das Internet und die Meinungsfreiheit in Gefahr. Das Gesetz soll laut der Wikipedia Informationsseite wohl der Zensur weiten Vorschub leisten. Selbstverständlich hält sich Wikipedia an die derzeit gültigen Gesetze zum Schutze des Urheberrechtes. Aber die Gesetze sollen wohl so verschärft werden, wenn das Gesetz durch geht, dass selbst das Projekt Wikipedia und viele andere Seiten in Gefahr sein sollen.

Details kann man heute auf dieser Seite nachlesen. Wenn das wirklich so weit kommt, frage ich mich, warum das noch keine größeren Wellen geschlagen hat. Was haltet ihr von diesem Gesetzentwurf und von der Protestaktion von Wikipedia? Welche Bedeutung hätte dieses Gesetz für das Internet eurer Meinung nach und welche Bedeutung hätte das für die Menschen außerhalb von den USA? Könntet ihr euch ein Leben ohne Wikipedia und mit mehr Zensur überhaupt vorstellen? Versteht ihr das, wie das alles im Detail zusammen hängt?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich sehe das nicht als Zensur an. Denn wer wirklich als Onlineautor arbeitet, was ich tue, sieht sich schnell damit konfrontiert, das andere die Texte einfach verwenden. Und bei Wikipedia ist bekanntlich keinerlei Kontrolle vorhanden, was man dort veröffentlicht. Damit ist eben der Urheberrechtsverletzung Tor und Tür geöffnet. Wobei man auch sehen muss, das dies einer der Gründe ist, warum Wikipedia selten als seriöse Quelle angesehen wird.

Es geht, soweit ich das rauslesen kann, darum, das eben die Texte besser kontrolliert werden und auch wohin Verlinkungen führen. Das kann man nur begrüßen, wenn bedenkt wie lange man teilweise an einer guten Recherche sitzt und dann so ein Möchtegernschreiber auf Wikipedia einen kopierten Text veröffentlicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Soweit ich das verstanden habe soll es durch dieses neue Gesetzt doch möglich sein Seiten, die der Urheberrechtsverletzung verdächtigt werden in den USA zu sperren. Sprich, man hätte dann eine staatliche Zensur des Internets, wie zum Beispiel in China. Das ist an sich schon schlimm genug, aber der Gesetzentwurf stinkt eben auch noch nach Lobbyarbeit von diversen großen Medienkonzernen, nicht umsonst wird davon gesprochen, dass hier praktisch versucht wird sich ein Gesetz zu erkaufen.

Für die Menschen außerhalb der USA hätte das Gesetzt wohl erst mal keine direkte Bedeutung, aber auf längere Sicht würde sich das vielleicht schon ändern. Nicht wenige Webseiten haben nun mal hauptsächlich amerikanische Besucher, was ganz einfach an der Größe des Landes liegt, und wenn diese dann plötzlich wegfallen würden, würde die Seite vielleicht irgendwann aufgeben, was uns dann natürlich auch betreffen würde. Aber ich denke eigentlich nicht, dass es soweit kommen wird. Schließlich kann man hierzulande die Zensur auf Youtube und Co. auch relativ leicht umschiffen und die Amerikaner wissen ja auch, was ein Proxyserver ist. Und die, die es noch nicht wissen werden es dann wahrscheinlich sehr schnell lernen.

Wikipedia ist sicher nicht dafür geeignet um dort seriös zu recherchieren, aber darum geht es den meisten Nutzern doch wohl auch überhaupt nicht. Die Seite wird doch in den meisten Fällen einfach aufgerufen, weil man irgendwelche Alltagsfragen schnell klären möchte. Frei nach dem Motto "aus was besteht Curry?" oder "welche Währung hat Kuba?". Das kann man natürlich auch über eine Google Suche erfahren, aber bei Wikipedia hat man eben alles an einem Ort und muss sich nicht mit dummen Suchergebnissen herumschlagen, bevor man etwas passendes findet. Von daher denke ich, dass mich ein Leben ohne Wikipedia auf jeden Fall mehr Zeit kosten würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Gestern das schon gelesen, dass die englischsprachige Internetseite von Wikipedia heute aus Protest gegen die neuen US-Gesetzesentwürfe, Sopa (Stop Online Piracy Act) und Pipa (Preventing Real Online Threats to Economic Creativity and Theft of Intellectual Property Act), vom Netz geht. Man konnte heute tatsächlich tagsüber nicht ohne weiteres einen englischen Artikel von Wikipedia lesen, was viele mit Sicherheit verärgert hat. Auch andere Internetseiten haben gestreikt. Beispielsweise wollte ich heute auf php.net etwas zu einer PHP-Funktion heraussuchen und dann stand ich ebenfalls vor geschlossenen Türen.

Ich weiß nicht genau, was diese neuen Gesetzentwürfe beinhalten. Allerdings habe ich gelesen, dass damit im Internet sehr viel zensiert werden könnte, was natürlich viele nicht möchten. Ebenfalls ich bin ein Feind der Zensur im Internet. Darum bin ich gegen diese Gesetze. Ich glaube kaum, dass niemand hier beispielsweise Wikipedia vermissen würde. Solche Internetseiten braucht man einfach um hin und wieder mal etwas nachzulesen.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Man sollte die Frage des Urheberrechts auch mal von einer anderen Seite sehen. Denn ein Autor, egal ob er offline oder online veröffentlicht, steckt sehr viel Arbeit in seine Texte. Nun kommt irgendein Hobbyschreiber und setzt diesen Text bei Wikipedia ein. Einen Namen muss man nicht drunter setzen. Somit wird es auch schwer den eigentlichen Veröffentlicher zu finden, wenn man Wikipedia deswegen informiert.

Nun will man das eben von staatlicher Seite stützen, das dem Urheber eben mehr Möglichkeiten gegeben werden, um gegen die Betreiber einer Seite vorzugehen. Und bei Wikipedia ist es nun mal so, das niemand prüft, was man dort veröffentlicht. Denn sonst würden sich auch nicht so viele Halb- und Unwahrheiten dort tummeln.

Also will man die Seitenbetreiber in die Pflicht nehmen, was ich persönlich begrüße. Denn es ist recht einfach auf Duplikate zu prüfen, wenn die originalen Texte im Internet veröffentlicht werden. Waren sie im Printbereich, so werden Seiten wie eben Wikipedia nun schneller reagieren, wenn man als Urheber die Verletzung dort meldet, da ihnen sonst eben schnell die Sperre droht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich habe etwas angefangen, mich in die Problematik einzulesen. Eines der Streitpunkte bei diesem Gesetzesentwurf ist wohl auch, dass der Seitenbetreiber mit Verantwortung dafür übernimmt, was auf den Seiten steht, die in zum Beispiel einem Wikipedia-Artikel verlinkt sind. Wenn man beispielsweise einen Artikel über einen Film liest, weil man schnell wissen will, worum es in dem Film geht, dann ist zum Beispiel eine Film Database verlinkt. Das sind Seiten mit einer total unübersichtlichen Menge an Unterseiten und Daten darauf. So etwas kann nichts und niemand kontrollierten, ob da zum Beispiel doch irgendwo Material steckt, dass vielleicht kopiert wurde. Also kann man dann auf Wikipedia solche Links schon gar nicht mehr setzen, denn selbst wenn ich theoretisch die ganze Seite gelesen haben sollte, wer garantiert mir, dass die nicht morgen etwas verbotenes einstellen und ich dann mit haftbar gemacht werde? Internet ohne Links und speziell eine Online-Enzyklopädie ohne externe Links stelle ich mir schwierig vor.

Wikipedia ist wirklich nicht wissenschaftlich als Quelle haltbar. Es ersetzt auch keine guten Fachbücher. Studenten, die Referate auf Basis allein von Wikipedia erstellen sind armselige Referenten. Aber eben um schnell mal was nachzuschlagen, um eine grobe Orientierung zu bekommen, ist das gut. Wenn man beispielsweise noch mal schnell wissen will, wann ein bestimmter Musiker geboren wurde und was seine Hauptwerke waren, dafür reicht Wikipedia alle male. Oder um sich mal schnell zu orientieren, wie nun doch schnell das Gift in den grünen Stellen der Kartoffel hieß. Für alles weitere und tief schürfendere sollte man dann seriöse Quellen nutzen.

Wenn jemand im Internet Urheberrechte verletzt hat, kann man doch jetzt schon recht effektiv die mutmaßlichen Täter verklagen und bestrafen. Zumindest sehe ich das so als Normalbürger. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das in den USA bislang noch legal ist.

Zensur ist meiner Meinung nach eine zweischneidige Sache. Ich finde es gut, wenn zum Beispiel Seiten mit kinderpornographischen Inhalten zensiert werden. Aber wo zieht man dann die Grenzen? Wenn es sich dann irgendwann so weit ziehen sollte, dass man im Internet auch nur noch Mainstream findet und legale aber ungewollte politische Standpunkte zensiert werden fände ich das nicht so gut.

Wie es scheint, hat die Aktion von Wikipedia und anderen Seiten viel Öffentlichkeit erreicht. In den USA haben schon viele Leute protestierend ihre Meinung kund getan. Auch hier haben schon die ersten Nachrichten darüber berichtet. Auf jeden Fall bin ich mal gespannt, wie das weiter gehen wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Wenn jemand im Internet Urheberrechte verletzt hat, kann man doch jetzt schon recht effektiv die mutmaßlichen Täter verklagen und bestrafen. Zumindest sehe ich das so als Normalbürger. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das in den USA bislang noch legal ist.


Wie einfach stellst du dir das denn vor? Man kann innerhalb von Sekunden einen kopierten Text finden. Aber den Urheberrechtsverletzter dann ausfindig machen, ist eine andere Sache. Zumal, wenn ihnen die Möglichkeit geboten wird einfach ohne Namen irgendwo etwas zu veröffentlichen. Wie schnell kann man seinen Standort durch Proxyserver verschleiern oder halt von einem Internetcafé aus handeln.

Daher ist es richtig, wenn die Seitenbetreiber dazu in die Pflicht genommen werden, das sie neue Einträge prüfen und eben auch bei Verletzungen des Urheberrechts löschen. Genauso wie sie eben Verlinkungen kontrollieren müssen, was sich hinter der Seite verbirgt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wenn sich die Betreiber der Seite "Wikipedia"besser darum kümmern würde, wer da was veröffentlicht, müssten sie jetzt wegen des neuen Gesetzesentwurf (den ich im übrigen sehr begrüße, da ich selber Schriftstellerin bin und ich keine Lust habe, meine Geschichten mit anderem Namen versehen irgendwo zu finden)nicht "Zensur" schreien. Denn Zensur ist es ja nicht.Es sollen nur die Urheber von im Internet veröffentlichten Texten geschützt werden. Und wenn den verantwortlichen Seitenbetreibern die Kontrolle zu viel Arbeit ist, müssen sie damit leben, wenn die Seite gesperrt wird.

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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