Seit wann feiert man Geburtstage?

In meiner alten Heimat wurde früher eher der Namenstag gefeiert als der Geburtstag. Ich habe in einem katholischen Ort gewohnt und da war der Namenstag viel wichtiger, warum auch immer. Die alten Leute wussten teilweise ihr genaues Geburtsdatum nicht und sie luden auch nur zum Namenstag ein.

Ich habe mich dann als Kind schon gefragt, warum die alten Leute keinen Geburtstag feiern und ob das vielleicht früher immer so war. Ich bin Anfang der 60er Jahre geboren und die Leute, die ich damals als "Oma" oder "Opa" gesehen habe sind dann wohl so um die Jahrhundertwende geboren worden. Hat man zu dieser Zeit noch kein Geburtstag gefeiert? Oder war das nur in meinem Wohnort so? Warum hat man dann angefangen Geburtstag zu feiern?

Ich kenne das mit dem Namenstag-Feiern auch aus meiner Familie beziehungsweise meinem Umfeld. Ich wohne in einer Gegend, in der die Leute eher katholisch sind, das ist auch der Grund dafür. Bis zum 19. Jahrhundert wurden Geburtstage nur vereinzelt und nur in gesellschaftliche höheren Schichten gefeiert, im katholischen Raum wurde der Namenstag eher gefeiert, als der Geburtstag. meine Großeltern feiern mit ihren Geschwistern beispielsweise auch ihre Namenstage größer, als die Geburtstage.

Die Geburtstagsfeiern an sich gibt es schon länger, da schließe ich zum Beispiel drauf wegen niederschriften im Alten Testament der Bibel. Bereits im Buch Genesis (40, 20) wurde von der Geburtstagsfeier eines Pharaos berichtet. Der gehört natürlich auch einer höheren gesellschaftlichen Schicht an. Aber daraus lässt sich schließen, dass die Feier von Geburtstagen doch schon etwas älter ist.

Ich kenne das zum Beispiel mit dem Namenstag feiern gar nicht. Ich habe natürlich schon davon gehört, dass das in manchen Regionen üblich ist, aber das man deswegen seinen Geburtstag nicht kennt ist mir trotzdem neu. Und ich hätte spontan gesagt, dass es das Geburtstagsfeiern seit der Geburt Christi gibt. Immerhin feiert man ja genau das zu Weihnachten: seine Geburt.

Möglicherweise ist dass dann in "evangelischen" Orten üblicher, könnte ich mir vorstellen. Also in meine Familie wurde seit Urzeiten nur immer der Geburtstag und nicht der Namenstag gefeiert. Ich finde zwar, das weder das eine noch das andere ein Grund zum feiern ist, aber das ist ja egal. Mal davon abgesehen: wie macht man es denn, wenn man einen Namen hat, den es als "Namenstag" gar nicht gibt? In meinem Falle würde das nämlich durchaus zutreffen. Bekommt man dann eigentlich auch Geschenke oder wie läuft so ein Namenstag dann ab? Und wenn man nicht weiß, wann man Geburtstag hat - wie war das dann damals mit den amtlichen Dokumenten?

Man könnte vermuten, solange es Kalender gab, gab es auch Geburtstage. Die Frage ist nur, für wen Kalender eine Rolle spielten. D. h. die Ägypter dürften schon Geburtstag gefeiert haben, bei Griechen und Römern in der Antike soll es nachgewiesen worden sein. Dabei wurde aber nicht der Mensch an sich gefeiert, sondern sein Schutzpatron, also eine Gottheit. D. h. dass die Geburtstagsgeschenke dann eher Opfergeschenke an die Gottheit waren.

Im Christentum gab es die Feierei lange nicht, es war ein heidnischer Brauch. Das ganze hatte einen schlechten Ruf, weil es mit Astrologie und Wahrsagerei zu tun hatte und damit hat es die Bibel komischerweise nicht so, v. a. nicht solch stramme Christen wie etwa die Zeugen Jehovas. Lustigerweise halten einige stramme Moslems den Geburtstag wiederum für christlich-jüdisch und mögen ihn nicht feiern.

"Hinz und Kunz" haben im Mittelalter keinen Geburtstag gefeiert. Das blieb dem Adel vorbehalten. Hinz wusste nämlich üblicherweise nicht, wann er geboren wurde. Das Datum spielte wohl für den Kübelträger oder Latrinenputzer keine so große Rolle. Mit dem aufkommenden Bürgertum wurde es dann wohl üblicher, den Geburtstag als Fest zu feiern, also etwa im 19. Jahrhundert. Dabei waren die Protestanten dann schneller als die Katholiken. Die haben, wie Diamante schon vermerkte, lieber den Namenstag gefeiert.

So ein wenig kam die Diskussion bei uns auch am Anfang dieser Woche in der Schule auf. Da hatte eine Mitschülerin erwähnt, dass sie eigentlich einen Kuchen backen wollte, weil sie eben ihren Jahrestag heute feiern würde. Das habe ich persönlich dann aber wiederum kaum verstanden, denn schließlich ist es überhaupt nicht üblich bei uns, dass man Kuchen backt, wenn man eben einen Jahrestag anstehen hat. Ganz nebenbei habe ich persönlich auch überhaupt keinen Namenstag, höchstens, wenn ich meinen Namen ableiten würde auf beispielsweise Tillmann, dann hätte ich persönlich einen Namenstag, aber das wäre mir dann auch ehrlich gesagt wiederum ein wenig zu kompliziert, schließlich heiße ich ja Till und nicht Tillmann.

Generell finde ich es äußerst komisch, dass deine Großeltern nur zu ihrem Jahrestag gefeiert haben. Schließlich geht meine Großmutter auf die hundert Jahre zu, aber sie kann sich dennoch an ihre Geburtstage, auch noch im früheren Alter erinnern. Womöglich war es eher ein regionaler Brauch, oder aber es war eben gerade bei uns in der Region ein regionaler Brauch, dass man eben die Geburtstage gefeiert hat.

Nur Adelige kannten früher ihren Geburtstag, den sie auch feierten. Der normale Bürger kannte sein Geburtsdatum nicht und konnte das nur annähernd annehmen. Unser genaues Geburtsdatum können wir Napoleon verdanken. Der gab den Code Civil heraus. So wurden die Geburtsdaten der Bürger ab 1800 festgehalten. Was es bei den Adeligen schon immer gab, wurde nach und nach nun auch bei den Bürgern eingeführt: Sie feierten zu Ehren des Tages ihrer Geburt ihren Geburtstag.

Schon in der Antike feierte man Geburtstag, und zwar zu Ehre der Schutzgeister ( ähnlich unseren Schutzengeln). Sie brachten ihnen Opfergaben dar, damit sie ihnen wohlgesonnen waren. Früher wurde der Geburtstag des Herrschers mit viel Prunk gefeiert. Heute nimmt man die Geburt als schönen Anlass, den Geburtstag zu feiern, das wird weltweit in den Verschiedenen Kulturen so gehandhabt. Im Grunde genommen ist es ja eigentlich kein Anlass zu feiern, wenn man ein Jahr älter wird.