Was sind altersgerechte Wohnungen?

In einem anderen Thread Altersgerechtes wohnen ist ja wahnsinnig teuer wird über die Preise von altersgerechten Wohnungen gesprochen. In dem Beitrag wird auch gesagt, dass es sich nicht um Wohnungen handelt, die Pflege mit umfasst.

Ich frage mich aber, was altersgerechte Wohnungen an sich sind. Die Eltern meines Vaters haben bis zu ihrem Tod im hohen Alter in einer Wohnung gelebt, in der sie sicherlich schon 20 Jahre gelebt hatten. Und die war nun nicht sonderlich besonders ausgestattet. Die Eltern meiner Mutter lebten auch bis zu ihrem Tod oder bis sie zum Pflegefall wurden in ihren Wohnungen. Auch hier sehr viele Jahre. Beide Großelternpaare wohnten in Wohnungen, die halt für die damalige Zeit zur normalen Wohnungen zählten.

Zieht man denn um wenn man älter wird? Ich meine wenn man eh, aus welchen Gründen auch immer, mit einem höheren Alter umziehen möchte oder muss, dann kann man natürlich auf speziellere Sachen mehr den Schwerpunkt legen. Zum Beispiel das die Wohnung nicht gerade im fünften Stockwerk ohne Aufzug ist. Mehr würde mir für eine Wohnung, die sich nur auf altersgerecht bezieht, nun nicht besonders einfallen. Das wären dann eventuell rein praktische Dinge, die aber eher von den persönlichen Vorlieben abhängen, wie zum Beispiel mit Balkon, damit man die Sonne vom Balkon aus genießen kann. Oder körperlich bedingte Faktoren, wie halt ohne Fußschwellen, weil man dort mit dem Rollstuhl hängen bleibt oder eine frei begehbare Duschkabine, weil man dort besser mit einem Rollator rein kommt. Aber nun nichts was speziell nur vom Alter abhängig ist.

Einen alten Baum verpflanzt man bekanntlich nicht mehr - oder sollte man nicht. Meistens haben die älteren Leute ja wirklich ihr halbes Leben lang in einer Wohnung gewohnt und wenn man sie mehr oder weniger dazu bringt, dass sie umziehen, dann fühlen sie sich nicht wohl. Sie kennen die Ecken und Kanten nicht und generell haben viele damit schlicht und ergreifend ein psychisches Problem damit. Ganz zu schweigen davon, wenn man ältere Leute in ein Heim gibt. Wenn ältere Leute also schon umziehen müssen, dann sollten sie etwas haben, was positiver für sie ist, als bisher und vor allem ist es günstig, wenn sie noch nicht ganz so alt sind.

Sicherlich ist es günstig, wenn die älteren Leute im Erdgeschoss wohnen - ohne Treppen, welche ja immer eine Sturzgefahr sein können. Auch Erhebungen im Allgemeinen sind nicht günstig. Dünne, dunkle Flure, wenige Telefonanschlüsse usw. sollten auch nicht sein. Man muss immer bedenken, dass schnell mal was sein kann und der Angehörig zum Pflegefall werden könnte. Hat man die Wohnung mit im Haus und hat ein Wörtchen bei der Konstruktion mitzureden, dann schadet es nicht, wenn man große Flure, ein rollstuhlgerechtes Bad und Schlafzimmer und eine Wohnküche hat. Man muss doch demjenigen nicht sagen, dass man das mit Blick auf die Zukunft tut. Und wenn man die Möglichkeit hat, dass die Herrschaften daheim bleiben könnten, weil vielleicht jemand die medizinische Fachkenntnis, bzw. den Beruf hat oder daheim ist und pflegen könnte, dann ist es schade, wenn es an den Räumlichkeiten scheitert.

Was die Größe anbelangt: da kommt es sicherlich auf den Anspruch desjenigen an. Manche haben ihr Leben lang keine großen Ansprüche und manche wollen da auch im Alter nicht darauf verzichten. Bedenken muss man immer, dass viele älteren Menschen gern selber putzen. Im Alter wird das zunehmend schwierig und so muss oft auch der Angehörige einspringen. Da ist es vielleicht, sowohl wenn derjenige es selber macht als auch dann später jemand anders, nicht ganz so toll, wenn man 120qm zu putzen hat. Die werden im Alter eh kaum noch genutzt. Mit dem Platz im Heim kann man das natürlich nicht vergleichen. Da hat man in der Regel nur ein kleines Zimmer, aber meist doch mehrere Gemeinschaftsräume usw. Das ist schon ganz anderes Wohnen.

Ob das dann altersgerechtes Wohnen ist, kann ich aber nicht sagen. Manche ältere Leute finden das gut, weil eben auch immer jemand da ist, der im Notfall helfen kann und man sich vielleicht gut behütet fühlt und auch immer Gesellschaft hat und für den nächsten ist das der Tod, weil sie nach und nach vereinsamen - ja, auch wenn immer jemand da ist. Das ist einfach nicht das selbe und man kann sich da auch aufgeben. So altersgerecht ist das dann vielleicht nicht.

Unter altersgerechtes Wohnen verstehe ich in erster Linie eine barrierefreie Wohnung, wo man keine Treppen mehr zu besteigen hat und wo vieles einfacher ist. Wenn man älter ist, tut man sich für manche Tätigkeiten von vornherein schon etwas schwerer und da ist man froh, dass man bestimmte Tätigkeiten auch einfacher haben kann.

Ich verstehe unter altersgerechtem Wohnen eigentlich Wohnungen, die auf die speziellen Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt sind. Dazu zählen einerseits Wohnungen, die man ohne Treppen erreichen kann und Häuser in denen es einen Fahrstuhl gibt. Dazu kann man auch die Wohnungen speziell ausstatten lassen, beispielsweise dass man in den Bädern Haltegriffe in Dusche oder an der Toilette anbringt, einen Sitz in der Dusche, vielleicht eine Einstieghilfe für die Badewanne und solche Sachen. Zudem sind diese Wohnungen Rollstuhlgerecht, also ohne große Hindernisse, damit auch Rollstuhlfahrer oder Leute mit Rollator sich darin problemlos bewegen können. Vielleicht bedeutet Altersgerecht aber auch, dass man einfach ein Haus hat, in dem mehrere ältere Leute wohnen, so dass man mit Gleichgesinnten zusammen ist. In den meisten Mehrfamilienhäusern wohnen ja unterschiedliche Familien mit unterschiedlichem Alter, in altersgerechten Häusern ist das vielleicht anders.