Wann ist ein Ort eigentlich ein Dorf?

In der hessischen Rhön gibt es einige kleinere Dörfer in den Bergen, die eigentlich nur aus ein paar einzelnen Häusern bestehen. Es handelt sich um richtige Käffer mit höchstens zehn Häusern und trotzdem haben sie ein eigenes Ortsschild, sind nur mit dem nächstgrößeren Ort eingemeindet. Wir haben auch ein paar Häuser außerhalb des Dorfes, allerdings tragen diese keinen extra Ortsnamen, sondern gehören auch zum Dorf dazu, es handelt sich praktisch nur um Aussiedlerhöfe.

Mich würde einmal interessieren ab wann eine Gruppe von Häusern als eigenständiges Dorf bezeichnet werden kann. Ab wie vielen Einwohnern handelt es sich um ein Dorf und nicht mehr um ein paar Aussiedlerhöfe? Wann darf ein eigener Ortsname vergeben und dieser auf einem gelben Ortsschild verewigt werden?

Ich bilde mir ein, einmal gehört zu haben, dass man eine Ansammlung von Häusern, als Dorf bezeichnet, wenn mehr als zehn Häuser örtlich getrennt von anderen Häusern stehen.

Ob ein Ortstafelschild aufgestellt wird oder nicht hängt soweit ich weiß davon ab, wie dicht das jeweilige Dorf verbaut ist. Ich glaube dabei geht es darum, dass zwischen den Häusern keine zu großen nicht verbauten Flächen sein dürfen. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass es sich dabei um 200 Meter auf der Hauptverkehrsstraße handelte. Wenn also direkt an der Hauptverkehrsstraße eines Dorfes mehr als 200 Meter nicht verbaut sind, so bekommt dieses Dorf kein eigenes Ortstafelschild.

Ein Dorf ist laut historischer Definition eine Ansammlung von wenigen Häusern, wo die Menschen wenig unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen, beziehungsweise zusammen an etwas teilhaben. Also es ist quasi auch eine berufliche Gemeinschaft, nicht nur ein örtlich gemeinsames Wohnen. Meistens ist es so, dass alle der Landwirtschaft nachgehen, oder aber, dass man sich auf einen handwerklichen Zweig spezialisiert hatte. Es gibt zum Beispiel auch Weberdörfer, Fischerdörfer oder Glasbläserdörfer.

Das Dorf ist also nicht nur über eine zusammenhängende Örtlichkeit definiert, sondern auch einzelne Aussiedlerhöfe, die örtlich ein wenig abseits liegen, gehören zum nahe liegenden Dorf dazu, sofern die Wirtschaft und Verwaltung miteinander zusammenhängt. Also, ein einzelner Hof ist müsste quasi eigenständig genug sein, dann dürfte er auch selbst als Dorf gelten. Ist er nicht eigenständig genug, gehört er zu einem anderen Dorf dazu.

Ein Dorf kann man synonym übrigens auch Siedlung nennen. Es gibt auch bei der Form unterschiedliche Namen für Dorftypen. Es gibt Angerdörfer mit einem Anger in der Mitte, es gibt Straßendörfer, wo alle Häuser links und rechts der durch das Dorf führenden Straße liegen, es gibt außerdem Runddörfer, wo es einen zentralen Platz gibt. Andere Dorftypen sind weniger geordnet wirkende Haufendörfer, Streusiedlungen oder beispielsweise auch Marktflecken. Es gibt auch noch viele weitere Typen und unter diesen Typen auch manchmal Mischformen. Dorf ist also nicht einfach nur Dorf, wie man sich einfacherweise vielleicht zuerst denken würde.

Und, ich denke, dass man Dörfer auch nach ihrem Aufbau und der Lage von Häusern zueinander klassifiziert, macht außerdem deutlich, dass ein einzelner Hof im Normalfall kein Dorf sein kann. Ein Dorf ist etwas nur, wenn mehrere Häuser irgendwie durch etwas "verbunden" sind.