Negativer Zinssatz, wie ist das zu verstehen?

vom 10.01.2012, 15:07 Uhr

Ich hatte in den Nachrichten kurz gehört dass Deutschland zum allerersten Mal seit seinem Bestehen für seine neuen Kredite keine Zinsen mehr bezahlen muss sondern dass die Kreditgeber noch Geld dafür bezahlen dass sie dem Staat ihr Geld leihen. Das klingt so unglaublich wie es ist, muss aber doch den Tatsachen entsprechen.

Wenn ich das richtig verstanden habe dann lag der Zins bei einer Auktion für Anleihen bei - 0,01 Prozent. Dabei hat der Staat bei den erwähnten Anleihen mit Laufzeiten von sechs Monaten exakt 3,9 Milliarden Euro eingenommen. Heißt das nun, je mehr Schulden wir haben umso mehr Geld nehmen wir ein? Ich denke die knapp 4 Milliarden Euro sind nun nicht gerade Peanuts, damit kann man ja schon fast Spanien retten oder sogar einen Teil der eigenen Schulden tilgen, aber das wäre dann doch wiederum Unsinn.

Kann man sich das nun ausschließlich mit einem Bedürfnis nach sicheren Geldanlagen erklären oder wie kann ich das deuten? Ich nehme auch einmal an dass man diese Zinsentwicklung nicht auch bei den Spareinlagen der Kleinsparer erwarten kann, oder? Was meinen die Wirtschaftsexperten hier, ist so etwas gesund?

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Annahme ist im Grunde schon richtig, dass bei einem negativen Zinssatz für Darlehen man mit Schulden Gewinne einfahren kann. So wir Geld geliehen und für das Versprechen, dass das Geld sicher zurückbezahlt wird, wird dann auch noch Geld eingenommen. So was passiert, wenn zu viel Geld im Umlauf ist und die Eigentümer dieser Gelder das Geld schlicht nicht mehr anderweitig Gewinnbringend anzulegen vermögen.

Das ist vielleicht für Privatpersonen undenkbar und ich gehe davon aus, dass man dann lieber sein Geld unter dem Kopfkissen oder im Sparstrumpf halten würde. Hier geht es aber um Investoren, welche zig Millionen zu verwalten haben. Diese Gelder müssen oftmals in sichere Anlagen investiert werden und da bleiben eben in solchen Zeiten oftmals z.B. nur (oder zu großen Teilen) Staatsanleihen.

Die Rendite für Anleihen in Griechenland oder Spanien wären sicher lukrativer, aber bergen eben auch ein hohes Risiko. Wenn nun das Rating so ist, dass der Investor gar nicht mehr das Geld da hin geben darf, bleiben eben nur die "sicheren" Anlagen. Und da kann es dazu kommen, dass negative Zinsen anfallen. Aber lieber kurzfristig so eine sichere Anlage halten um das Geld zu parken, als echte Verluste in relevanten Größenordnungen zu riskieren. Wobei ich gedacht hätte, dass es Dänemark sein, welches z.Z. keine Zinsen für neue Darlehen zahlen muss.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ja, danke für die schöne Erläuterung, das habe ich verstanden. Ich kann mich noch erinnern dass das neben Deutschland auch bei den Dänen so war. Ebenfalls ein ruhiger Hafen in der derzeit stürmischen See der Finanzgeschäfte.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich muss mich leider doch noch einmal ergänzen, wie gesagt ich habe nicht alles so genau im Radio mitbekommen. In der Zeitung stand heute dass es sich um Anleihen in Höhe von 3,9 Milliarden Euro handelte und dass es dafür eine Prämie von 242 000 Euro gab. Als Erklärung wurde noch angegeben dass diese verrückten Zinsen von -0,0122 % jetzt erst möglich wurden weil die Regeln für den Kauf dieser Anleihen dafür umgestellt wurden, die Besitzer können sie dann zu ebenfalls guten Bedingungen weitergeben und dabei auch noch einen gewissen Profit machen.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^