Als Pfarrer außerhalb der Religion Heiraten

vom 18.12.2011, 20:37 Uhr

Doch, du gehörst schon zu den Mainstream-Gläubigen, weil du dir selbst sicher bist in deinem Glauben und weißt, dass dein Handeln "richtig" ist. Sonst würdest du es ja im Bezug auf deine Religion nicht machen. Egoistisch ist die Einstellung, dass man eben weiß, für sich vorgesorgt zu haben und "Punkte Sammeln zu können" (für den Himmel). Und wenn man davon wieder überzeugt ist, weiß man, dass die anderen irren. Oder haben die anderen doch Recht und man irrt mit seinem Glauben? Diese anderen jetzt in ihrem Irrglauben zu lassen und sie eben ihrem Schicksal zu überlassen (bei den Katholiken ist das ja das Fegefeuer), ist dann schon hart am schäbigen. Das hat übrigens immer noch nichts mit dem Aufzwingen vom Glauben zu tun.

Die echte Berufung zur Pfarrerin kann aber in jedem Fall hier nicht gesehen werden. Konkurrenz kann nicht geduldet werden und "ein bisschen" Recht gibt es in solchen Fragen auch nicht. Dazu sind auch die entsprechenden Riten und Bräuche zu spezifisch.

Die Gründe für den Nichtglauben deines Partners spielen hier jedenfalls keine Rolle. Fakt ist, dass er in dir - bezogen auf diese Frage - eine sehr abergläubische (vielleicht schon naive) Frau sehen muss, die an Hokuspokus glaubt, der noch nicht mal mit falschen Effekten sein Publikum bindet.

Nebenbei prägt oder bestimmt der Glaube sehr wohl den Menschen. Dafür ist Glaube ja da. Jedenfalls hast du einen Freund, dessen höchste moralische Instanz er in sich selbst sieht (völlig anders als z.B. du es machst). Er ist durch und durch materialistisch, nachdem die Esoterikecke (OK, ist nicht gesagt) völlig an ihm vorüber geht. Und es ist so, dass er dich bzgl. deines Glaubens niemals verstehen wird und im Tun im besten Fall Zeitverschwendung sieht. Damit kannst du ja offenbar leben. Das ist - das meine ich ehrlich - prima für euch als Paar und das sollte man so behalten. Aber aus der Haltung kann man nie verstehen, wieso es absolut unangebracht ist, als Pfarrerin mit einem Menschen zusammen zu leben, der eben nicht der "richtigen" Religion angehört. Und das war ja der Ausgangspunkt des Threads.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde auch, dass man mit Leib und Seele sich seinem Gott verbunden fühlen kann und an ihn glauben, und trotzdem akzeptieren, dass der Partner es eben nicht so sieht. Und ich finde es schon ganz schön Krass wenn ich ehrlich bin, den Partner einer Pfarrerin mit einem Dienstwagen zu vergleichen. Also wo kommen wir den hier hin? Und wenn du schon einen Menschen mit einem Auto vergleichen musst, dann mach es richtig. Der Dienstwagen, wäre quasi die Pfarrerin, und der Privatwagen ihr Ehemann. Dementsprechend ist dein Argument schon entkräftet. Also BMW Mitarbeiter hat einen BMW als Dienstwagen und fährt Privat einen Toyota.

Natürlich kann man eine Kirche nicht mit einem normalen Unternehmen vergleichen, obwohl meiner Meinung da nicht so viel Unterschied herrscht, aber ich finde auch die Kirche, muss seinen Angestellten, ein Privatleben zugestehen, in das es nicht eingreifen darf. Schließlich sind es nach wie vor normale Personen mit Bedürfnissen. Und ich finde es schon sehr fragwürdig, zu verlangen, dass jemand den Mann den er liebt verlässt. Wo bleibt den da die Nächstenliebe? Das schlimme ist, dass ich die Evangelische Kirche immer für Toleranter gehalten habe, und mich das durch aus zum denken bringt.

Ich glaube an Gott, vielleicht nicht Haargenau wie die Kirche mir das vermitteln will, aber bin ich deswegen ein schlechterer Christ? Ich denke nicht. Der Glaube an Gott ist etwas das nicht von Zwängen und vorgaben beeinflusst werden sollte. Und ich finde wir sind heute eigentlich so aufgeschlossen, dass wir andere Religionen akzeptieren können, und nicht mehr der Meinung sein müssen, dass nur unsere die richtige ist. Jeder kann Glauben woran er möchte, solange er den anderen den Freiraum lässt, denn er braucht.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


milli23 hat geschrieben:Ich glaube an Gott, vielleicht nicht Haargenau wie die Kirche mir das vermitteln will, aber bin ich deswegen ein schlechterer Christ? Ich denke nicht. Der Glaube an Gott ist etwas das nicht von Zwängen und vorgaben beeinflusst werden sollte. Und ich finde wir sind heute eigentlich so aufgeschlossen, dass wir andere Religionen akzeptieren können, und nicht mehr der Meinung sein müssen, dass nur unsere die richtige ist. Jeder kann Glauben woran er möchte, solange er den anderen den Freiraum lässt, denn er braucht.


@milli, das meine ich auch. Vor allem, wo wären wir heute, wenn wir noch immer nur auf die Bibel hören würden? Definitiv nicht in einer warmen Wohnung vor dem PC. Und wir Frauen würden doch dann eher an dressierte Hündchen erinnern, die den "Herrn und Gebieter" treu folgen.

Oh, und derpunkt: Ich bin gläubig, aber, ich habe auch selber ein Hirn zum nachdenken. Ich muss mir nichts vorschreiben lassen. Außerdem, nach damaligen Maßstäben, bin ich die Sünde pur! Ich bin geschieden und lebe in wilder Ehe mit einem ebenfalls geschiedenen Mann zusammen. :D

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Man kann natürlich nie genau vorhersagen, wo die Liebe hinfällt. Im Normalfall gibt es einem ja keiner vor, in wen man sich zu verlieben hat und ob einem bestimmte Personen gefallen oder nicht. Was derjenige Mensch dann glaubt oder nicht ist dann erstmal nicht relevant.

Gerade die evangelische Kirche würde gegründet, um den Menschen Offenheit zu vermitteln und die Fehler auszubügeln, die es in der katholischen Kirche schon zu genüge gab. Warum werden dann diese Dummheiten begangen, weswegen vor langer Zeit schonmal sich eine Religionsgruppe abgespalten hat? Martin Luther würde sich im Grabe umdrehen, wenn er davon wüsste. Von der evangelischen Kirche hätte ich wirklich mehr erwartet!

Und dann ist da noch die Sache, dass es ja eigentlich ein Gott ist, an den so viele Menschen glauben. Egal, wie den die verschiedenen Länder und Religionen nennen. Und jemanden so zu behandeln, der nur jemanden liebt, der seine Art von Gott anders nennt, ist wirklich eine Schande!

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



@crazykris1: Es ist ein ärgerlicher Fehler, hier zu behaupten, dass das ganze Problem ein "Namensproblem" ist. Es ist nicht er Fall, dass hier einfach ein "Gott" unterschiedlich benannt wird. Denn dahinter steht mehr und es freut mich sogar als Nichtgläubiger, dass wenigstens die Vereine (oder Teile davon) - also die Kirchen - ihren Auftrag und das eigene Selbstverständnis noch ernst nehmen. Selbst wenn man sich die einzelnen großen Abspaltungen des Christentums genauer anschaut (Katholizismus, Orthodoxie und gerne auch Protestantismus), merkt man doch, dass die wesentlichen Unterschiede eben nicht einfach in einer unterschiedlichen Begrifflichkeit stecken, sondern sehr tiefgreifend und fundamental sind. Wäre dem nicht so, bräuchte es übrigens die verschiedenen Konkurrenzunternehmen nicht!

Noch mal extremer wären die Unterschiede (die eben die Grundfesten erschüttern würde - und dabei geht es gar nicht um "Gott" allein), wenn man wieder einen Schritt zurück geht und den jüdischen Glauben mit dem vergleicht, was das Christentum ausmacht. Oder gerne auch den Islam als andere/weitere Abspaltung.

Daher, wie im Thread thematisiert, ist es eigentlich im Interesse des Selbsterhalts und der Glaubwürdigkeit der Kirche, hier bei wenigstens ihren Repräsentanten (auf Filialleiterebene) darauf zu achten, dass der jeweilige Kodex eingehalten wird. Das darf nicht "demokratisch" in Frage gestellt werden und ist definitiv auch keine Frage der Privatsphäre. Denn, auch wenn es Unternehmen sind, haben die Kirchen Privilegien, welche ihnen auch Besonderheiten gegenüber den Angestellten erlauben.

Nebenbei: wenn wir hier von Personen reden würden, die für die Kirche arbeiten (Verwaltung, Gebäudeinstandhaltung, Gärtner, Techniker usw.) aber eben nicht offiziell auch diese Repräsentieren, dann ist so eine strenge Einmischung ins private schon länger nicht mehr gegeben. Als Pfarrerin aber hat man schon eine herausragende Rolle und da sind (und müssen sein) die Maßstäbe etwas anders gesetzt.

Zur "Verteidigung" der Position der Kirche kann ich eigentlich auch nichts mehr hinzufügen. Fraglich für mich ist dann noch die Frage, wie sich eine Pfarrerin oder angehende Pfarrerin in jemanden verlieben konnte, der eben in genau diesem wesentlichen Lebensbereich nicht "zu ihr passt". In meinem Verständnis hat dieser Bruch wirklich einen massiven Einfluss auf das tägliche (!) beisammen sein.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich empfinde meine Meinung nicht als ärgerlichen Fehler. Diese jedoch so darzustellen, empfinde ich als Unverschämtheit. Natürlich gibt es verschiedene Abspaltungen vom Gottesglauben mit unterschiedlichen Bräuchen und Ritualen, die alle unterschiedlich wahrgenommen werden.

Grundsätzlich steht doch hinter jeder Religion der Glaube. Um diesen auszudrücken in etwas Übersinnliches, das mit irdischem nicth vergleichbar ist, nennen die Menschen es "Gott" und geben diesem Glauben damit eine besondere Stellung. Jede Religion die ich kenne glaubt an mindestens einen Gott. Wie stark man an seine Religion glaubt, hängt vom Individuum ab und nicht von der Art, wie die Relgion genannt wird.

Das ist meine Meinung, es gibt garantiert Menschen, die das anders sehen. Gerade stark Gläubige würden mir möglicherweise widersprechen und ihre Religion als besonders und speziell darstellen. Trotzdem ist meine Meinung kein Fehler, genausowenig wie die Meinung anderer. Dies zu behaupten zeugt von großer Intoleranz. Tolerante Menschen akzeptieren auch, dass sich zwei Menschen trotz eines vermeintlichen "Bruchs" kenn und lieben gelernt haben.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


@crazykris1: Ich bin stark gläubig und widerspreche dir nicht. Denn, wenn man sich mit dem Judentum, dem Christentum und dem Islam (diese zähle ich jetzt auf, da sie zur monotheitischen Glaubensform zählen), mal richtig ansieht (und damit meine ich, Thora, Bibel und Koran studieren), merkt man, dass viele der Ansätze gleich oder zumindest ähnlich sind. Die Moslems kennen sogar Christus. Zwar nicht als Sohn Gottes, sondern "nur" als Prophet, dennoch erkennt jemand, der sich damit beschäftigt schon, dass mehr Gemeinsamkeiten, als Unterschiede bestehen.

Und bevor jetzt wieder Fragen auftauchen, warum ich mich damit auseinander gesetzt habe: Mein Mentor, ein evangelischer Pfarrer, hatte mir geraten, auch für andere Religionen offen zu sein. Denn gerade diese Offenheit würde eine gute Seelsorgerin auszeichnen!

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde auch, dass das einzige das zählt der Glaube ist, und dass dies alle Kirchen und Gläubigen vereint. Natürlich haben die verschiedenen Kirchen, verschiedene Bräuche und Traditionen, aber deswegen ist doch fast jeder Gläubig, der sich damit befasst. Zum vergleich, Bayern hat andere Traditionen und Bräuche als Hamburg, trotzdem sind sowohl die Bayern, als auch die Hamburger Deutsche. Genauso hält es sich in der Religion. Jede Religion hat andere Bräuche und Traditionen, aber letzt endlich läuft es alles darauf hinaus, dass wir gläubige sind. Jeder glaubt auf seine Art und weise und ich finde die Kirche sollte dafür Platz lassen. Ich gebe zu ich gehe nicht gerne in die Kirche, weil ich einfach so beten möchte, wie ich es für richtig halte und nicht wie es andere tun. Ich habe aber schon das Gefühl, das ich eine gute Christin bin. Ich stehe zu meinem Glauben und die Art wie ich Glaube, und halte dies so auch für richtig.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auch ich bin evangelisch und glaube an Gott. Zwar falle ich vielleicht nach derpunkts Meinung unter den Begriff Mainstreamgläubige, aber das stört mich doch sehr wenig.

Natürlich ist es sicherlich eine schöne Sache wenn ich meinen Glauben mit meinem Partner teilen kann, doch ich sehe das nicht als Voraussetzung an. Ich gebe derpunkt schon recht, denn natürlich vermittelt Glaube Werte, aber die kann man auch auf andere Weise mitbekommen und so zu einer liebenswerten Person heranwachsen. Außerdem war der Partner der Frau doch gläubig nur eben einer anderen Religion angehörend. Kalr glaubt man in verschiedenen Religionen in manchen Punkten etwas anderes, aber das ist doch vergleichsweise unwichtig für den Glauben, denn selbst als Prostestantin nehme ich doch nicht einfach hin was die Kirche sagt, sondern habe immer noch einen eigenen Kopf und hinterfrage die Dinge.

Außerdem suche ich doch keinen Partner der in allen Dingen genau das gleiche denkt und fühlt wie ich, denn da kann ich doch lange suchen. Ich suche einen Menschen mit dem ich auf einer Wellenlänge schwimme, den ich liebe auch wenn wir nicht in allem einer Meinung sind. Jemand der für mich da ist und für den ich da sein kann. Einfach weil ich ihn mag und er mich und da spielt der Glaube für mich persönlich eine ziemlich kleine Rolle.

» Milli2011 » Beiträge: 20 » Talkpoints: 6,98 »


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