Gründe für eine Erwachsenenadoption?

vom 09.11.2011, 21:59 Uhr

Ich habe neulich einen Bericht gelesen über Erwachsenenadoptionen. Dort war nur die Rede vom Geld und Erbe. Aber ich finde, dass zu einer Adoption doch viel mehr gehört als das Erbe, dass man ja auch testamentarisch festlegen kann. Aber wieso adoptiert man dann noch im Erwachsenenalter? Welche Gründe, die ich vielleicht überlesen habe oder an die ich nicht denke, gibt es um einen erwachsenen Menschen zu adoptieren oder sich als Erwachsener adoptieren zu lassen?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn man jemanden adoptiert, dann gilt die adoptierte Person ja als eigenes Kind. Vielleicht hatte jemand sein Leben lang keinen Vater. Kennt jedoch jemanden, der für ihn wie ein eigener Vater war. Wenn diese zwei Personen sich erst kennengelernt haben, als der Mann, ohne eigenen Vater, schon erwachsen war, dann könnte ich mir eine Adoption vorstellen.

So hat der Mann, der vielleicht sich immer ein Kind gewünscht hat, aber keins bekommen konnte, ein Kind und der Mann, der keinen Vater hatte, einen Vater. Auch wenn beide vielleicht wissen, dass sie nicht leiblich verwandt sind, bindet das doch irgendwie zusammen und verstärkt deren Beziehung.

Ein Testament zu schreiben ist mit Sicherheit keine leichte Sache. Da adoptiert man doch lieber die Person, der man sein Erbe vermachten möchte. Soweit ich weiß muss man ein Testament auch mit einem Anwalt oder vergleichbaren zusammen schreiben. Ich denke mal, dass diese dafür auch einiges verlangen. Wenn man einen erwachsenen Menschen adoptiert, dann muss man für diesen Menschen ja nichts mehr an Unterhalt oder ähnlichem bezahlen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine Adoption in einem solchen Fall viel billiger ist.

Benutzeravatar

» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Aber ich finde, dass zu einer Adoption doch viel mehr gehört als das Erbe, dass man ja auch testamentarisch festlegen kann.


Wenn man an jemanden etwas vererben möchte, der nicht mit einem verwandt ist, dann sind die Erbschaftssteuern recht hoch; ich glaube 30% des Erbes sind dann gewissermaßen weg. Durch eine Adoption wird jemand zum Verwandten, so dass hier ein deutlicher geldwerter Vorteil besteht.

Es kann auch darum gehen, dass jemand einen bestimmten Titel hat, den er weitergeben möchte oder der Adoptierte möchte eben gern den Titel zu seinem Namen hinzufügen. Man denke etwa an den adoptierten Prinz Frederik von Anhalt, der auch wiederum andere adoptiert und denen seinen Titel weitergegeben hat, wofür die ihn bezahlt haben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Auch die Erbschaftssteuer spielt eine große Rolle bei Erwachsenenadoption. Als nicht adoptierte Person, die nicht näher mit demjenigen verwandt ist, der sie adoptieren möchte, erhält diese Person lediglich einen Erbschaftssteuer-Freibetrag von 20.000 Euro. Wird die Person adoptiert und gilt als Kind, beträgt der Vermögensfreibetrag als Kind 400.000 Euro. Je nach Höhe der Erbschaft ist also nichts oder wesentlich weniger an Steuern zu zahlen. Allein das kann schon ein Grund sein, eine Adoption im Erwachsenenalter vorzunehmen.

Möglich ist auch der Fall eines Pflegekindes: Wenn das Kind schon lange in der Pflegefamilie lebt und diese es gerne adoptieren möchte, aber nicht kann, weil ein oder beide Elternteile es nicht wollen, kann das Kind als Erwachsener selbst bestimmen, ob es adoptiert werden möchte.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Volljährige zu adoptieren müsste sogar sehr einfach sein, weil ja keine Zustimmung der gesetzlichen Vertreter notwendig ist. Das beste Beispiel ist Hans-Robert Lichtenberg, der sich adoptieren ließ von Prinzessin Marie Auguste von Anhalt. Sie adoptierte ihn aus finanziellen Gründen für eine monatliche Rente von etwa 1.000 Euro. Seit dem nennt er sich Frédérik und ist nun ein Prinz von Anhalt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Wir sind eine Patchworkfamilie. Wenn unsere Kinder das später einmal möchten, werden mein Mann und ich auch für die Kinder des anderen wechselseitig eine Erwachsenenadoption vornehmen. Es ist dann einfacher, wenn es mal ums Erben geht, da wir zusätzlich zu unseren jeweiligen „Stief“kindern noch ein gemeinsames Kind haben.

Die Kinder aus unseren vorherigen Ehen haben leider keinen Kontakt mehr zu ihrem leiblichen anderen Elternteil (liegt aber an den Elternteilen, nicht an uns!). Da der leibliche Vater bzw. die leibliche Mutter seit Jahren auf öffentliche Unterstützung angewiesen sind und wohl nicht absehbar ist, dass sich das jemals dauerhaft ändern wird, werden irgendwann in ein paar Jahren einmal die Ämter auf unsere Kinder zukommen – vermutlich, sobald sie das erste richtige Geld nach ihrer Ausbildung verdienen.

Ich sehe nicht ganz ein, warum die Kinder für ein Elternteil Unterhalt (oder wie auch immer das dann heißt) zahlen sollen, wenn sie doch selbst weder emotionale noch finanzielle Zuwendung von diesen Eltern bekommen haben. Wenn also meine Stiefkinder das einmal möchten, werde ich sie gerne adoptieren – es sind ja sowieso schon „meine“, nur eben nicht vor dem Gesetz. Diesen Aspekt der Erwachsenenadoption finde ich sehr praktisch, gerade wenn sich ein Elternteil zwar nicht kümmern will, aber aus welchen Gründen auch immer die Zustimmung zu einer Adoption verweigert.

Die Erwachsenenadoptionen, um einen bestimmten Namen oder Titel zu bekommen, halte ich persönlich für „Firlefanz“. Bestimmt gibt es aber auch andere Meinungen dazu.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^