Existenzgründung über ein Franchise-Unternehmen sinnvoll?

Ich befinde mich derzeit in den Planungen zur Existenzgründung. In den Anfängen habe ich geplant, mich als eigenständiger Unternehmer selbstständig zu machen und bin gerade dabei verschiedene mir vorschwebende Modelle der Selbständigkeit auszuloten.

Hierbei gibt es ja auch noch die Möglichkeit des Franchise. Dabei könnte ich von einer bestehenden Geschäftsidee und einem guten Namen profitieren. Jedoch bin ich mir nicht sicher, welche Kosten im Einzelnen auf mich zukommen werden und auf was sonst noch zu achten ist. Hat jemand Erfahrungen in diesem Bereich gemacht?

Zumindest wirst du eine monatliche Pauschale an den Franchisegeber zahlen. Dies ist bei jedem Unternehmen anders ist. Wobei mir im Moment auch nur Franchisemodelle einfallen, wo man ein eigenes Ladengeschäft benötigt. Du hast dann also auch Mietkosten und Mietnebenkosten und bisher noch keinen Cent eingenommen.

Daher sollte man bei diese Variante der Selbständigkeit genaue Analysen machen, wo es sich lohnt ein solches Geschäft überhaupt zu eröffnen. Als Beispiel mal eine Supermarktkette. Es bringt dir nichts da ein Geschäft zu eröffnen, wenn schon mehrere Supermärkte in der Nähe sind. Denn da Kunden zu gewinnen, wird recht schwer, wenn der Service und die Preise in den anderen Märkten auch stimmen.

Auch wenn du von den Werbeaktionen des Franchisegebers profitierst und einen etablierten Namen im Rücken hast. Wo man keine Kunden bekommt, verdient man auch nichts. Hat aber eben auch laufende Kosten, welche nicht gerade gering sind. Da muss man schon mit vierstelligen Summen rechnen, welche jeden Monat fällig werden.

Die auf dich zukommenden Kosten in der Gründungphase hängen stark davon ab, was du genau vor hast - als Beispiel kann ich dir den Vergleich zwischen einer McDonalds-Filiale und einer Subway-Filiale geben: Schon alleine deshalb, weil du bei McDonalds kochst (Okay, das ist eine Geschmacksfrage.), wirst du in deiner Küche etwa eine Dunstabzugshaube benötigen, Fritteusen und ähnliches. Bei Subway benötigst du lediglich einen kleinen Ofen, was den Teil der Ausstattung angeht.

Während du bei McDonalds (Es sei denn, du willst nur einen Satellite-Store öffnen.) schnell mit ein paar Hunderttausend dabei bist, braucht es für Subway ein paar Zehntausend. Ansonsten solltest du nicht vergessen, dass dieser gewisse Spirit, den du als Unternehmensgründer mitbringst, in einem Franchise-System wohl schnell gedämpt werden wird (Konzernrichtlinien usw.).

Gründest du dagegen selbst etwa einen kleinen Laden, entscheidest du selbst über deine Werbekanäle (Produktsuchmaschinen wie smatch oder Vergleichsportale wie preisfuchs), welche dir im Franchise vielleicht niemals offen stehen werden - wobei du dann den starken Partner an deiner Seite und vermutlich eine ziemlich gute Betreuung haben wirst.

Franchise sehe ich immer etwas kritisch. Ich kenne einige Unternehmer, die auf diese Weise zur Selbstständigkeit gekommen sind, es aber später bereut haben. Letzten Endes sind sie nie der eigene Chef. Es gibt immer noch jemanden der „höher sitzt“ und bestimmt, was zu tun ist. Man muss sämtliche Aktionsvorgaben einhalten, es fallen saftige Gebühren und Abschläge an. Man muss den Umsatz auch rechtfertigen und wenn der Franchisegeber unzufrieden ist, kann er kurzerhand das Unternehmen schließen.

Wenn man nicht sicher weiß, wo und wie man sich gründet und sich deshalb an ein Franchise-System dranhängen möchte, ist dies sicherlich keine kluge Entscheidung.

Ein Gründer sollte versuchen wirklich "seine" Idee so im Markt mit einem Businessplan durchzurechnen, dass er für sich gute Chancen sieht. Wenn er dann erkennt, dass für seine Idee auch Franchise-Systeme im Markt bestehen, macht es Sinn für seinen Businessplan eine Variante zu erstellen, die alle Aspekte des Frachise berücksichtigt. Beide Varianten miteinander vergleichen und schauen ob sich die Mehrkosten für gewisse Franchise-Geber-Leistungen sich rechnen.

Nachdem ich im Rahmen meiner Beratungstätigkeiten seit vielen Jahren Franchise-System geprüft habe, kann der folgende Literarturtipp hilfreich sein: Franchise-Systeme - Gemeinsam erfolgreicher werden - ISBN 978-3-938684-09-2.

Ich bin zwar kein Franchise-Nehmer, ich hoffe ich kann Dir doch ein wenig weiterhelfen. Ich habe auch lange Zeit mit dem Gedanken gespielt, als Franchise-Nehmer selbstständig zu werden. Jedoch haben mich die hohen Kosten davon abgehalten. Wer die notwendigen Finanzierungsschritte meistern kann, kann sicherlich von der bestehenden und erprobten Geschäftsidee profitieren. Jedoch sollte von Anfang an klar sein, dass Franchise-Nehmer auch an viele Vorgaben gebunden sind.

Das betrifft die Gestaltung des Geschäftes genauso, wie den Einkauf der Waren. Bei einem seriösen Franchise-Geber werden den Franchise-Nehmern in der Regel alle zu erwartenden Kosten übersichtlich dargestellt. Auch Franchise-Geber haben in der Regel ein Anliegen, dass der Franchise-Nehmer mit dem Vorhaben nicht scheitern wird. Deshalb wäre es ratsam, sich vorab im Internet über die einzelnen Franchise-Unternehmen zu informieren, bevor ein Beratungsgespräch beim eigentlichen Unternehmen ansteht.

Ich möchte Mischmasch, dahingehend noch ergänzen. Nicht nur die Recherchen über das Internet oder entsprechende Fachliteratur sind ein sinnvoller Weg, sondern die Gelegenheit wirklich zu nutzen, die jährlich stattfindenden Franchise-Messen zu besuchen. Hier hat man die Möglichkeit eine Vielzahl ähnlicher, auch unterschiedliche Systeme auf einen Schlag kennenzulernen und sowohl Bauch- wie Kopfgefühl anzuregen.