Businessplan - welche Gewichtung bei Existenzgründung?
Im Rahmen der Existenzgründung bin ich momentan dabei, einen umfangreichen Businessplan zu erstellen. Das liegt in erster Linie daran, dass ich diesen zur Beantragung des Gründungszuschusses bei der Agentur für Arbeit benötige.
Aus dem Grund habe ich die Daten im Businessplan natürlich so vorteilhaft wie möglich dargestellt, denn von meiner Idee bin ich überzeugt. Jedoch benötige ich dafür finanzielle Unterstützung. Aber wie aussagekräftig ist eigentlich der Businessplan? Wie werden die ausgerechneten zu erwartenden Gewinne bei realistischen Angaben in den ersten Jahren der Geschäftsgründung betrachtet?
Mit dem Businessplan steht und fällt dein Vorhaben. Dieser muss so detailliert wie möglich ausfallen und darf keine Fragen offen lassen. Warum möchtest du dich selbstständig machen? Welche Branche? Welche Kompetenzen kannst du vorweisen? Für welchen Standort hast du dich entschieden? Für welches Objekt (Miete, Pachte, Eigentum)? Welche Kompetenz weist der Standort auf? Wie viel Startkapital planst du ein und wofür brauchst du konkretes Kapital? Welche Investitionen kommen auf dich zu und wie stellst du dir die Finanzierung vor? Welche Geschäftsidee hast du überhaupt? Bist du konkurrenzfähig? Was machst du besser als die anderen usw. Der Businessplan muss überzeugen. Es gehören auch Papiere hinein, wie zb. Meisterbriefe, Diplome, Mietvertrag, Onlinepräsenz, Fotos der Idee oder des Objektes und Referenzen, eben das ganze Know-how.
Der Finanzierungsplan umfasst meistens die ersten 3 Jahre und sollte von einem Fachmann (Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer) erstellt werden. Eigens erstellte Finanzierungspläne werden von den öffentlichen Stellen meistens nicht akzeptiert. Darin enthalten sind natürlich die geplanten Einnahmen und Ausgaben. Die Zahlen müssen realistisch sein und es muss daraus hervorgehen, dass du nach der Gründungsphase davon leben kannst. Es wird auch später immer mal wieder Stellen geben, die den Gründungs-bzw. Bussinnesplan sehen wollen, zb. Banken, Gesellschafter oder das Finanzamt.
Die Betrachtungsweise der Banken ist realistisch. Sie rechnen nach und prüfen, ob deine Zahlen utopisch sind. Das meiste Glück hat man meistens bei der eigenen Hausbank, wo man seit Jahren Kunde ist. Die Bank muss von dir den Eindruck gewinnen, dass du dich gut auskennst. Welche Finanzierungsart schlägst du selbst vor (KFW, Gründerdarlehen, Kredit, Bausparen)?
Deine Fragestellung ist nicht vorteilhaft formuliert. In der Form wie Du fragst, beantwortet es sich von selbst, ob der Businessplan wichtig ist. Ich kann Dir nur raten setz Dich mit der Thematik gut auseinander. Daher sei bitte so vernünftig und investiere ausreichend Zeit, bei der Erstellung des Businessplans.
Erkundige dich bitte auch bei Banken betreffs Beratungen. In manchen Fällen unterstützen sie Existenzgründer mit Rat und Tat. Fordere auch kostenloses Infomaterial von Handelskammern an. Die Industrie- und Handelskammer in Berlin hat uns Studenten bestens unterstützt.
Ich würde Deine 1.Frage mal so beantworten: der Businessplan ist sehr wichtig. Die Kunst bei solchen Businessplänen, die man bei der Agentur für Arbeit einreichen möchte, besteht außerdem darin, auf der einen Seite die Zahlen so gut wirken sollten, dass der/die Leser von dem Konzept und seiner Tragfähigkeit begeistert sind, zum anderen droht, wenn die Zahlen zu gut sind, das Urteil, dass ein Gründerzuschuss gar nicht nötig ist.
Es schadet also meiner Meinung nach nicht, wenn man einen sachkundigen Dritten (Steuerberater, Unternehmensberater, etc.) mal über seinen Plan schauen lässt und sich gegebenenfalls an der ein oder anderen Stelle helfen lässt. Informiere Dich doch einfach mal, wer Dir helfen kann und was das kosten würde.
Wenn Du einen akkreditierten KfW-Berater aufsuchst, kann er/sie mit Dir bei Bedarf auch ein bei Bewilligung des Gründungszuschusses zu 90% gefördertes Coaching durchführen, welches sicher auch sehr hilfreich sein kann.
Die Businesspläne für die Agentur für Arbeit, sind aus der Sicht eines Unternehmers, eines Beraters oder eines in der Sache kundigen viel zu einfach gestrickt und keine wirkliche Hilfe für den künftigen Unternehmer und Gründer. Sie haben lediglich die Funktion, einer ersten Einschätzung, verbunden mit der fachlichen Stellungnahme als Entscheidungsgrundlage für Leistungen der Agentur. Soweit ist das auch gut und macht Sinn.
Aber ich glaube, wenn ich Dich richtig verstanden habe, stellst Du selbst den Wert und Nutzen in Frage. Und das ist mehr als berechtigt.
Ein wirklich guter Businessplan ist nämlich viel mehr. Er hilft dem Gründer bei seiner detaillierten Ausarbeitung sich wirklich intensiv mit seinem Vorhaben auseinanderzusetzen, ihn sicherlich auch mehrfach zu verwerfen und zu überarbeiten. Das ist ein wesentlicher Sinn. Ferner hilft er fach- bzw. sachkundigen Dritten z.B. Bankern, sie in die Lage zu versetzen, neben den harten Faktoren (den Zahlen) auch die weichen Faktoren, das sind die fachlichen, kaufmännischen, sozialen, unternehmerischen und strategischen Attribute zu beurteilen.
Wie ein gut durchdachter Businessplan aussehen und gegliedert sein kann, mag durch folgenden Buchtipp nachvollziehbar werden:
Existenzgründung - Businessplan & Chancen - 2. Auflage - ISBN 978-3-938684-08-5
Hier werden neben einer Struktur, authentische Beispiele in allen Gliederungsebenen aufgezeigt, auch wie mit diesem Dokument vor Bankern, vor Investoren oder auch bei Businesplanwettbewerben bestanden werden kann. Diese Mühen in die Erstellung eines Businessplanes werden dem Gründer auch in der Zeit nach der Gründung helfen, seine dann eingetretenen Istzahlen mit dem Plan zu vergleichen und Abweichungen zu hinterfragen. Hier wird eine detailliertere Ausführung des Businessplanes notwendig, damit er Nutzen bringt. Alles das hilft dem Gründer in seinen Vorbereitungen. Aber auch das alles ist für die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit zu viel Stoff, wird kaum gelesen und je nach Laune abgezeichnet oder zurückgeschoben.
Solltest Du dennoch den Weg gehen wollen, alles detailliert auszuarbeiten, zu dem ich auf jeden Fall rate, dann verwende das Summary und die jeweiligen Summenblätter des detaillierten Businessplanes und ziehe daraus ein Extrakt von wenigen Seiten. Dieser wird dann gelesen und im Falle von Nachfragen, wenn sie denn kommen, kannst Du ja immer noch die ausführliche Lösung aus der Tasche ziehen. Wetten, - wenn die Zahlen und Erläuterungen okay sind, hast Du auf jeden Fall gewonnen.
Wird der Businessplan detailliert und gut strukturiert erstellt, dann bildet dieser das Rahmenkonzept der Existenzgründung gut ab. Ob die einzelnen Daten, wie die ausgerechneten Gewinne im Einzelnen so eintreffen werden, kann natürlich nicht im Voraus gesagt werden. Der Businessplan ist deshalb immer im Ganzen zu betrachten.
Der gesamte Plan befasst sich somit mit dem gesamten Konzept und nicht mit einzelnen Details. Dadurch lässt sich die Geschäftsidee anderen Personen besser präsentieren und verdeutlichen. Ohne den Businessplan wäre es schwierig, zum Beispiel Fremdkapital von Geldgebern zu erhalten. Wer von dem Geschäftsvorhaben überzeugt ist, wird natürlich die Daten so positiv wie möglich darstellen. Denn nur so können auch andere Menschen vom Vorhaben überzeugt werden.
Langjährige Beobachtung in der Entwicklung von jungen Unternehmen stellen bei einem späteren Controlling fest, das zum Teil über 80% der Umsatz- und Rohertragserwatungen aus Businessplänen nicht erreicht wurden.
Mit einer der Gründe ist eine fehlende Differenzierung nach Produkten und Dienstleistungen. Hier wird meist "nur" eine Umsatzzahl für die ersten drei Geschäftsjahre angenommen. Das ist zu wenig und für die spätere Analyse völlig ungeeignet.
Der richtige Weg geht über eine Diffenzierung nach Produkt- und Dienstleistungsgruppen, da hier unterschiedliche Kalkulationsgrundlagen maßgebend sind und eine Aufteilung nach Quartalen. (12 Quartale für die ersten drei Geschäftsjahre). Die Muster und Erläuterungen zu der Vorgehensweise sind in den zuvor genannten Literaturtipp ausgiebig beschrieben.
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