"Männer-Bedienungsanleitung" von Christian Sander-
Gestern Abend bin ich beim Googeln eines völlig anderen Themas auf einen Link zur „Christian Sander“ gestoßen und hab mir den mal aus Interesse durchgelesen. Christian Sander ist ein Autor von Beziehungsratgebern und gibt auf seiner Homepage Tipps rund um das Thema wie Frauen Männer bezirzen können. Auch ein kostenloses PDF kann man dort herunterladen, welches noch mehr Hinweise enthält. Bei allem wird natürlich fleißig die Werbetrommel für sein Buch gerührt, das alle Geheimnisse des Männerfangs erklärt. Aber natürlich will ein Autor auch Geld verdienen und da ist Werbung für das Buch ja legitim. Wahnsinnig teuer ist das Buch auch nicht, es kostet glaub ich 30 EUR.
Er verwendet auf seiner Homepage viele etwas reißerisch klingende Begrifflichkeiten, aber ich muss doch zugeben, dass die Tipps, die er dort gibt, gar nicht mal all zu unsinnig klingen. Sicherlich kennt man vieles schon oder kann sich die Hinweise auch selbst herleiten, aber nur etwas zu wissen heißt ja nicht, das im Alltag auch anzuwenden. D.h. obwohl er also nichts unglaublich Neues schreibt, so fand ich die Art und Weise, wie er seine Hinweise formuliert, schon prägnant und einprägsam sowie alltagsnah – ganz hilfreich eigentlich.
Ein Tipp ist etwa, auch in Konfliktsituationen nicht zu sehr in eine laute, schrille Stimme auszuarten, sondern lieber leise zu reden, weil der Mann einem dann eher zuhören würde. Weiterhin rät er, sich zwar nicht unbedingt betont unnahbar zu geben, aber dem Mann nicht vorausschauend jeden Wunsch zu erfüllen, d.h. ihn auch manchmal etwas warten zu lassen und er empfiehlt eine transparente Kommunikation, d.h. sagen was man will und nicht darauf warten, dass Mann einem die Wünsche von den Augen abliest. Auch ging es darum, dass man weniger auf die Worte sondern eher das Verhalten von Männern achten solle, da sie selbst oft gar nicht so genau wissen, wie sie ihre Gefühle ordnen und formulieren sollen etc.
Alles in Allem sind das also Hinweise, die man irgendwo schon mal gehört oder gelesen hat, aber natürlich handelt man nicht immer danach. Wenn ich zurückdenke, dann bin ich auch manchmal denjenigen, in die ich verliebt war, mit meiner rosaroten Brille hinterhergerannt (sinnbildlich gesprochen) und habe mich dann gewundert, warum die nicht verstehen, was für ein toller lieber Mensch ich doch bin Laut Sander natürlich der falsche Weg, denn wenn man einen Mann „verfolgt“, dann läuft er weg. Man solle nicht zu früh seine Gefühle offenbaren und dem Drang widerstehen, schon nach wenigen Wochen den begriff „Liebe“ zu verwenden – auch wenn man das, total verknallt, manchmal gern tun würde.
Ich kann also aus eigener Erfahrung bestätigen, dass all diese Hinweise nicht ganz sinnlos sind und durchaus eine reale Grundlage haben. Gleichwohl finde ich es schade, dass man auch in der Liebe manchmal mehr oder weniger taktisch vorgehen muss, um jemanden nicht zu verschrecken oder emotional zu erdrücken. Ich kenne das Gefühl im Anfangsstadium einer Beziehung durchaus, wenn man den Eindruck hat, dass der andere gar nicht so viel gibt, wie man selbst. Es ist schade, dass man sich da gewissermaßen zusammenreißen muss, und sich anders verhalten muss, als man es eigentlich von den eigenen Gefühlen her will. Nicht nur, weil Christian Sander das schreibt, sondern auch weil ich ja schon mehrfach erlebt hab, wie eine junge Beziehung dahinsiecht, wenn man es anders macht.
Kennt Ihr denn die Bücher von Herrn Sander? Lohnt es sich, das Buch mal zu bestellen?
Wie denkt Ihr über seine Hinweise? Oder beherzigt Ihr diese Tipps schon von Euch aus, ohne bewusst darüber nachzudenken?
Einige der Hinweise sind ja eigentlich ganz normale kommunikationstheoretische Regeln, die eigentlich nahezu jeder Mensch, der nicht auf den Kopf gefallen ist, schon von sich aus anwenden sollte. Zumindest, falls man eine gewisse Empathiefähigkeit besitzt, sollte es einem doch klar sein, dass man jemandem, der einen mit schriller Stimme ankeift, ungern zuhören möchte. Das ist in vielen Fällen auch völlig geschlechtsunabhängig, denn eigentlich sind die Geschlechtsunterschiede sowieso hauptsächlich anerzogen und gar nicht einmal so gravierend, wie immer behauptet wird. Das werden sie erst verstärkt, wenn man andauernd den Menschen einbläut, wie Männer und Frauen gefälligst zu sein hätten.
Das ist auch das, was mir an diesem Ratgeber, wie übrigens auch an allen Ratgebern, die sich mit Menschen befassen, missfällt. Eben diese Klischeevorstellungen und Verallgemeinerungen, die da hineinspielen. Beispielsweise, dass Männer wegliefen, wenn man ihnen in den ersten paar Wochen etwas von Liebe erzählen würde. Das mag ja auf einige zutreffen, aber ich kenne auch welche, die ohne Liebesbekundungen wahnsinnig leiden. Man kann niemals verallgemeinern!
Man sollte sich also niemals auf irgendwelche dummen Ratgeber verlassen, und blind tun, was einem da vorgegeben wird, sondern sein eigenes Hirn einschalten und die Menschen individuell betrachten und ihrem Charakter gemäß passend mit ihnen umgehen. Ich sehe bei Ratgebern leider immer die Gefahr, so auch bei diesem hier, dass die Benutzer ihre Mitmenschen plötzlich wie Maschinen betrachten und benutzen. Das legt das Wort "Bedienungsanleitung" ja traurigerweise auch schon nahe. Der Mensch ist aber nun einmal keine Maschine, auch Männer nicht, und demnach verdient jeder eine individuelle Betrachtung und Behandlung, ohne Verallgemeinerungen! Und wenn es noch so bequem ist, alle in eine Schublade zu werfen und nach Schema F abzuarbeiten. Das tun heute leider viele, und wundern sich dann, wieso sie zwischenmenschlich nicht wirklich auf Dauer gut zurechtkommen, weil sie doch ein Idealbild von ihrem Gegenüber im Kopf haben, das sie nach irgendeinem Buch abarbeiten, statt dem Menschen ins Gesicht zu blicken, seinen wahren, eigenen Charakter zu sehen, und sich auf diesen einzustellen?
Ich würde für das Buch keinen Cent ausgeben, denn außer Verallgemeinerungen oder Binsenweisheiten, für die man keinen Ratgeber bräuchte, scheint es keinen Inhalt zu geben. Dafür wäre mir mein Geld zu schade und ich würde meinem Partner lieber für dreißig Euro etwas Hübsches, was ihm bei seinem individuellen Charakter gefallen dürfte, schenken. Damit täte ich sicher mehr für die Beziehung, als mit diesem Buch je zu erzielen wäre. Übrigens hielt meine letzte Beziehung acht Jahre, und das ohne dass einer der Partner jemals einen Blick in irgendeinen Beziehungsratgeber geworfen hätte. Und die aktuelle Beziehung läuft, ebenfalls ohne Ratgeber, auch brilliant.
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