Wir danken für Ihr Verständnis
Ihr kennt das sicher Alle. In E-Mails, oder bei Durchsagen am Bahnhof kommt dauernd die Floskel "Wir danken für Ihr Verständnis", wenn etwas nicht so geht, wie es das sollte. Wenn eine Bahn sich um 30 Minuten verspätet, kommt direkt im Anschluss an die Mitteilung noch ein "Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis."
Mich nervt das ja ziemlich, muss ich sagen. Es wäre ja eine Sache, wenn sie sagen würden "Wir bitten um Entschuldigung" oder vielleicht wenigstens noch "Wir bitten um ihr Verständnis". Aber mir zu sagen, dass sie mir für mein Verständnis danken, finde ich irgendwie dreist. Immerhin habe ich nie gesagt, dass ich der Situation mein Verständnis entgegen bringe. So wird es mir geradezu schon aufgenötigt.
Ich würde mal gern wissen, was mein Prof. an der Uni sagen würde, wenn ich ihm sage: "Ich konnte die Arbeit aus Krankheitsgründen nicht fertigstellen, vielen Dank für Ihr Verständnis."
Er würde wohl eher erwarten, dass ich sage: "Es tut mir wirklich Leid, aber ich bin krank geworden und konnte die Arbeit deshalb nicht fertigstellen."
Natürlich habe ich auf beiden Wegen mitgeteilt dass ich krank war, und die Arbeit deshalb nicht fertig ist. Aber bei der einen Version habe ich mich dafür entschuldigt, bei der anderen habe ich ihm klar gemacht, dass er dafür Verständnis zu haben braucht.
Gibt es ähnliche Floskeln, die euch nerven? Und was haltet ihr von dieser? Benutzt ihr sie vielleicht selber? Ich würde immer eher um Entschuldigung bitten, als einfach Verständnis zu erwarten.
Ich muss sagen, dass es auch merkwürdig finde, wenn sich jemand für mein Verständnis bedankt, obwohl ich vielleicht gar kein Verständnis für die Situation habe. Aber dieses Verständnis wird halt immer mal wieder Voraus gesetzt.
Ich selbst benutze dies Floskel überhaupt nicht. Wenn dann sage bzw. schreibe ich: "Ich bitte um Ihr Verständnis" oder "Ich bitte um Entschuldigung", aber ich setze es eben nicht Voraus.
Allerdings hat sich da meiner Meinung nach in den letzten Jahren auch schon etwas getan. Zumindest bei der Deuschen Bahn habe ich shcon lange kein "Vielen Dank für Ihr Verständnis" gehört, sondern bei den Durchsagen ertönt meistens ein "Wir bitten um Entschuldigung." Das war glaube ich vor ein paar Jahren noch anders. Denn auf dieses "Vielen Dank für Ihr Verständnis" hat Bastian Sick mit seinen Büchern schon vor Jahren aufmerksam gemacht.
Ich meine, dass ich diese Aussage, dass für mein Verständnis gedankt wird, eigentlich nur in der schriftlichen Form kenne und diese Floskel bisher noch nie in der mündlichen Variante gehört habe. Was das Beispiel angeht, das Du hier mit Deinem Professor erwähnst, hättest Du allerdings im Falle einer schriftlichen Entschuldigung durchaus auch diesen Satz anführen können, meine ich, denn so falsch hätte ich ihn da nicht einmal gefunden. Allerdings möchte ich auch noch hinzufügen, dass ich gar nicht der Meinung bin, dass bei Verwendung einer solchen Floskel mein Verständnis unterstellt und mir praktisch aufgezwungen wird. Vielmehr hatte ich bisher den Eindruck, dass das bedeuten soll, dass man sich für den Fall, dass ich Verständnis habe, bedankt, also quasi eine sehr höfliche Form von Danksagung, in der ich automatisch besser hingestellt werde und mit der Tugend des Verständnisses belegt werde, ohne, dass sich die andere Seite, die sich hier nämlich vorsorglich bei mir bedankt, sich dieser Tatsache sicher sein kann, weil sie mich nicht kennt.
Blöder wäre es in diesem Fall wohl auch, wenn man mir schreiben würde: „Wir bitten um Entschuldigung und danken für Ihr Verständnis, sofern Sie welches haben, denn nun haben wir Ihnen ja ausführlich geschildert, wo das Problem lag und uns außerdem bei Ihnen entschuldigt.“ Auch, wenn man den letzten Teil dieser Aussage weglässt, hört sich das unglücklich an, und eine bloße Entschuldigung finde ich außerdem auch nicht immer passend. Wenn ich jemandem aber für sein Verständnis danke, dann signalisiere ich dieser Person doch damit, dass ich davon ausgehe, dass sie freundlich und vor allem sympathisch genug ist, um Verständnis zu haben. Ich unterstelle ihr also wie gesagt eine gute Eigenschaft und bedanke mich dafür vorsorglich. So richtig schlecht kann ich das also nicht finden.
Spontan fallen mir ehrlich gesagt auch gar keine Floskeln ein, die mich großartig nerven, außer vielleicht dem „War alles in Ordnung?“, das man im Kaufland so oft zu hören bekommt, wenn man dort an der Kasse steht, obwohl ich der Meinung bin, dass diese Frage eigentlich ebenfalls gar nicht so schlecht ist und dem unzufriedenen Kunden immerhin die Möglichkeit bietet, diese Frage zu verneinen, um denn auch bestenfalls gleich auf entsprechendes Gehör zu treffen. Ein „Darf es sonst noch was sein?“ finde ich meistens unpassend, denn wenn ich beispielsweise in einer Bäckerei stehe, dann gebe ich meistens direkt meine gesamte Bestellung ab, also nach dem Muster: „Ich hätte gerne drei Croissants und ein Roggenmischbrot“, woraus man, wie ich finde, schließen kann, dass ich bereits alles erwähnt habe, was ich bestellen möchte. Sollte mir in der Zwischenzeit, während meine Bestellung gepackt wird, noch ein Laugenbrötchen ins Auge stechen, das ich mitnehmen will, dann habe ich sicherlich noch genügend Zeit, das irgendwann zwischen dem Bezahlen und meinem Gang aus dem Laden zu erwähnen. Ein „Darf es sonst noch was sein?“ finde ich deshalb regelmäßig überflüssig und ich habe auch bisher noch nie gesagt: „Ja.“
Meines Erachtens sind es eher große Firmen, die ein Verständnis bei ihren Kunden (Bewerbern, Mitarbeitern, etc.) eher voraussetzen und dass es wiederum kleinere Firmen sind, die um das stillschweigend entgegengebrachte Verständnis bitten.
Unternehmen, die eher ein Monopol haben, werden sich keinen Pfifferling darum scheren, ob man nun als Kunde verärgert ist oder nicht. Sie setzen das Verständnis einfach voraus, weil sie sich um ihre Existenz keine Sorgen machen müssen. Anders ist das bei kleineren Unternehmen, deren Existenz an die Kundenzufriedenheit gebunden ist. Damit man die Kunden nicht vergrault, bittet man halt um Verständnis.
Ich als natürliche Person würde wegen der allgemeinen Moral niemals um Verständnis bitten, sondern mich höflich entschuldigen. Würde ich mich im Voraus für ein Verständnis bedanken, käme das bei den meisten Leuten eher arrogant an. Es wirkt eher von oben herab als auf gleicher Ebene.
Ich überlege gerade, ob man mir mündlich für mein Verständnis gedankt hatte, aber da bin ich mir gerade unschlüssig. Eher habe ich es schon noch so in Erinnerung, dass man dann bei Durchsagen in Kaufhäusern oder so schon um Verständnis gebeten hatte, nicht aber davon ausgegangen ist, dass man welches hat und man sich dafür bedankt hatte. Aber letztendlich hat man ja doch als Kunde keine andere Wahl, wenn solch eine Durchsage kommt oder sich eben anderweitig bedankt wird. Was soll man da schon groß sagen?
Auf diese Formulierung "Wir danken für Ihr Verständnis!" stoße ich aber im Alltag schon mal auf der Autobahn, wenn mal wieder gebaut wird. Am Ende der Baustelle heißt es dann auch auf einem Schild "Wir danken für Ihr Verständnis!" Das ist aber auch die einzige Situation, in der ich diese Danksagung auch wirklich bewusst wahrgenommen habe. Ansonsten würde mir nichts einfallen.
Diese Aussage, dass für Verständnis gedankt wird, weil quasi angenommen wird, dass der Gegenüber dieses überhaupt aufbringt, würde ich im privaten, aber auch im beruflichem Leben nicht anwenden. Auf die Idee, diese Botschaft dem Professor oder dem Meister vorzubringen, würde ich nie kommen. Ein wenig dreist empfinde ich es schon, obwohl andere es sicherlich eher als selbstbewusst bezeichnen würden wollen.
Mich nervt das ja ziemlich, muss ich sagen. Es wäre ja eine Sache, wenn sie sagen würden "Wir bitten um Entschuldigung" oder vielleicht wenigstens noch "Wir bitten um ihr Verständnis". Aber mir zu sagen, dass sie mir für mein Verständnis danken, finde ich irgendwie dreist. Immerhin habe ich nie gesagt, dass ich der Situation mein Verständnis entgegen bringe. So wird es mir geradezu schon aufgenötigt.
Genauso empfinde ich es auch; im Prinzip wird mir damit gesagt, dass man gefälligst Verständnis haben soll und es wird vorausgesetzt, dass man sich brav in die Situation fügt. Man kann je eh nichts machen und muss sich damit abfinden, wenn etwa die bahn zu spät kommt.
Vielleicht verstehen diejenigen, die solche Floskel verwenden, diese auch als etwas Positives, im Sinne von „Du bist ein netter Mensch, Du hast bestimmt Verständnis, dafür danke ich Dir…“. Man kann in die Formulierung ja Unterschiedliches hineininterpretieren.
Stimmt, ich finde es auch furchtbar, dass mir vorgeschrieben wird, dass ich doch Verständnis dafür haben soll, dass die Bahn alle Jahre wieder mit Schnee überfordert ist, oder was auch immer schief geht. Klar habe ich Verständnis dafür, dass mal was schief gehen kann. Bleibe ich mal bei Zugausfällen und Verspätungen. Natürlich kann auf der Bahnstrecke immer mal was unvorhergesehenes passieren. Und da rede ich jetzt nicht von den Selbstmördern, die als "Personenschaden" bezeichnet werden. Aber ich meine, der Winter kommt doch jedes Jahr und jedes Jahr ist die Bahn nicht darauf vorbereitet? Entschuldigung, aber da geht mir mein Verständnis verloren. genau wie die dauernd verspäteten Busse. Ich brauche 20 Minuten in die Innenstadt, fahre immer 45 Minuten bevor ich einen Termin habe los.25 Minuten Puffer, für Unvorhergesehenes. Sollte reichen... Meint man! Aber mehr als einmal ist es schon recht knapp geworden. Und noch früher losfahren mag ich auch nicht, denn dann würde ich über eine Stunde vor Terminbeginn schon losfahren. Und das kann keiner von mir verlangen!
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