Angeklagt wegen Missbrauchs in 144 Fällen

vom 28.10.2011, 19:09 Uhr

Seit gestern muss sich ein 66-jähriger Mann am Landgericht verantworten wegen Missbrauchs in 144 Fällen. Wieso das so genau festgestellt werden konnte, ist mir nicht ganz klar. Dieser Mann soll ein sympathischer Mensch sein, der den Nachbarskindern kaputte Fahrräder reparierte und ihnen Eis spendierte. Er hatte sich an zwei kleinen Jungen vergangen und steht deshalb vor Gericht. Er war gleich voll geständig am ersten Prozesstag. Das Verfahren fand unter Öffentlichkeits-Ausschluss statt, weil es Intimitäten des Mannes von seiner sexuellen Orientierung enthielt. Dadurch wurde den beiden Opfern die Aussage vor Gericht erspart. In Aussicht wurde ihm eine Haftstrafe von etwa fünf, sechs Jahren gestellt, wenn er voll geständig sei.

Der eine elfjährige Junge sah gemeinsam mit seiner Mutter fern. Bei einem Spot kam es zu der Aussage, dass das Herr X auch mit ihm so mache. Die Mutter war völlig geschockt und erstattete Anzeige. Die Aussage des Angeklagten war, dass er den Jungen mit in seine Wohnung nahm, weil er unterernährt aussah und er ihm Essen geben wollte. Aber der Junge berichtete bei der Polizei etwas anderes. Der Angeklagte sitzt seit Mai d.J. in Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr. Das Urteil wird Montag erwartet.

Wieder einmal war es der liebe, nette Onkel von nebenan, gegen den niemand Verdacht schöpfte. Und der sich doch in seiner Wohnung an den Kindern verging. Es war nur ein Zufall, der zu ihm führte, der den Stein ins Rollen brachte. Wie soll man den Kindern klar machen, dass sie mit niemandem mit gehen, auch nicht mit Nachbarn in deren Wohnung? Man kann nicht pauschal jeden Nachbarn verdächtigen, ein Kinderschänder zu sein, aber Vorsicht ist tatsächlich bei jedem angebracht. Wie schützt ihr eure Kinder?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke, dass man seinem Kind schon von vornherein beibringen kann mit niemanden mit zugehen, auch mit keinem Nachbarn. Wenn ein Nachbar dann eben Freund der Familie ist, unternimmt man als Elternteil Zeit mit diesen und hat im Normalfall die Kinder auch meistens im Schlepptau. Dadurch entstehen dann auch die Ausnahmen für das beigebrachte 'nicht mitgehen'.

Man kann sicher nie zu Hundert Prozent sicher sein, ob es keinen Grund zu Sorge gibt, jedoch kann man sein Kind auch immer fragen "Na was habt ihr bei XY gemacht?" Und man merkt ja auch, wie seine Kinder sich bei der Konfrontation mit anderen bestimmten Personen verhalten. Leider kann man dennoch nicht immer verhindern, dass diese Dinge passieren.

» andman » Beiträge: 13 » Talkpoints: 4,88 »


Ich finde es erschütternd, dass immer wieder von Missbrauchsfällen zu lesen ist. Es ist einfach nur schrecklich, welches Leid den Kindern dabei zugefügt wird. Dennoch finde ich es wichtig, dass man nicht übertrieben misstraurisch wird. Man kann nicht in jeden Nachbar, Verwandten oder Bekannten einen potentiellen Täter sehen, denn dabei geht dass Vertrauen in die Menschen irgenwann verloren. Wenn Eltern zu ängstlich sind, merken das die Kinder und sie werden dadurch nicht unbedingt geschützt, sondern eher ebenfalls ängstlich.

Um Kinder zu schützen sollte man sie ermuntern, regelmäßig zu Hause zu erzählen, was sie erlebt haben. Wenn die Kinder zu Hause viel erzählen, dann fällt es auch viel schneller auf, wenn etwas außergewöhnliches passiert ist. Deshalb sollten sich Eltern genug Zeit für ihre Kinder nehmen und ihnen aktiv zuhören und gegebenenfalls gezielte Fragen stellen. Besonders wichtig ist es, dass Eltern ihr Kind so annehmen wie es ist und positiv auf das Erzählte reagieren. Das bestärkt Kinder darin, dass sie ihren Eltern wirklich alles erzählen dürfen.

Außerdem ist es wichtig den Kindern beizubringen "Nein" zu sagen, wenn irgendjemand etwas tun will, was das Kind nicht möchte oder was fremd und unheimlich erscheint. Das Ziel soll sein, dass Selbbewußtsein der Kinder zu stärken. Denn die Täter sind häufig selbst sehr feige und suchen sich oftmals schüchterne Opfer aus, bei denen sie wenig Widerstand erwarten. Kinder mit einer selbstbewußten Ausstrahlung sind besser vor Verbrechen geschützt.

Mit wachsendem Alter des Kindes sollten natürlich auch bestimmte Verhaltensregeln aufgestellt werden. Dabei kann man kindgerecht erklären, dass nicht alle Menschen lieb sind und man deswegen auch nicht jedem vertrauen darf.

Die wichtigsten Regeln sind aus meiner Sicht:
• Steige nicht in ein fremdes Auto und fahre niemals per Anhalter.
• Besuche keine Erwachsenen ohne dass du vorher die Eltern gefragt hast.
• Mit Erwachsenen sollst du keine Geheimnisse haben. Erzähle alles deinen Eltern.

Wenn man mit Kindern über diese Verhaltensregeln spricht, dann sollte man unbedingt darauf achten, dass man den Kindern nicht Angst einjagt. Es geht nur darum, dass Kind zu schützen und zu stärken. Das müssen die Kinder spüren und gegebenenfalls sollten ungeklärte Fragen und Ängste der Kinder besprochen werden.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin ebenfalls der Meinung man sollte den Kindern von Anfang an beibringen, nicht mit fremden mit zu gehen etc. Als ich klein war hätte ich mir nie gewagt mit unbekannten Männern mitzugehen. Meine Eltern haben mit das immer gepredigt. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir mal erzählt hat, dass mein Bruder als er klein war von einem Mann angesprochen wurde, der von ihm wollte, dass er mit ins Auto einsteigt um ihm den Weg irgendwo hin zu zeigen. Er ist natürlich nicht mitgegangen.

Ich finde solche Menschen abstoßend. Wie kann man Kindern nur so etwas antun? Auch die Gesetze finde ich unbegreiflich. Meiner Meinung nach kann der Mann geständig sein bis er blau anläuft. Deswegen verdient er keine so geringe Strafe. Schließlich werden andere Menschen viel härter bestraft, wenn sie Steuern hinterziehen oder Diebstähle. Und Mörder und Kinderschänder bekommen solch milde Strafen. Ich finde es sehr schlimm.

Am besten man erzieht seine Kinder so, dass sie sich von fremden ohne Aufsicht fernhalten, um solchen Gefahren gleich vorzubeugen.

» Jessy3794 » Beiträge: 127 » Talkpoints: -0,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Jessy3794 hat geschrieben:Ich bin ebenfalls der Meinung man sollte den Kindern von Anfang an beibringen, nicht mit fremden mit zu gehen etc.

Das ist zwar unheimlich vernünftig, hätte aber im geschilderten Fall gar nichts gebracht. Und wenn der Täter der eigene Onkel wäre, dann würde so ein "toller" Rat noch weniger bringen. Ich jedenfalls hoffe, dass du dann wenigstens die Tat als nicht "weniger schlimm" einstufen würdest, nur weil der Täter eben nicht "fremd" war.

Jessy3794 hat geschrieben:Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir mal erzählt hat, dass mein Bruder als er klein war von einem Mann angesprochen wurde, der von ihm wollte, dass er mit ins Auto einsteigt um ihm den Weg irgendwo hin zu zeigen.

Und was hat diese Angsterziehung gebracht? Bzw. wie ist deine Mutter auf die Idee gekommen, dass dein Bruder (bzw. du) überhaupt auf so ein Angebot einsteigen würdet?

Jessy3794 hat geschrieben:Ich finde solche Menschen abstoßend. Wie kann man Kindern nur so etwas antun?

Ist die Vergewaltigung von erwachsenen besser? Oder kannst du dir die Frage beantworten, warum man Erwachsenen "so was antut"? Vielleicht ist das Begreifen hier doch eher nicht so schwierig, wenn man nüchtern an die Sache geht. So kann es bei Pädophilen sein, dass sie tatsächlich glauben, hier einvernehmlich zu handeln. Bei gewöhnlichen Straftätern mag es hingegen sein, dass einfach der Gedanke an die uneingeschränkte Machtausübung der treibende Gedanke ist. In keinem Fall geht es darum, Kindern etwas "anzutun".

Jessy3794 hat geschrieben:Auch die Gesetze finde ich unbegreiflich. Meiner Meinung nach kann der Mann geständig sein bis er blau anläuft.

Und das ist der Grund, warum du und ich aber froh sein können über eine unabhängige Justiz die sich nicht nach deiner Meinung richtet. Angenommen, du überfährst im Rahmen eines Unfalls ein Kind. Dessen Vater wird dann ebenso denken, dass du bereuen kannst bist dir Flügel wachsen - Trost finden die Eltern deshalb auch nicht.

Jessy3794 hat geschrieben:Schließlich werden andere Menschen viel härter bestraft, wenn sie Steuern hinterziehen oder Diebstähle.

Ein immer wieder vorgebrachtes Argument, welches auch durch zigfache Wiederholung aber in keiner Weise richtig wird. Jedenfalls wäre es schön, wenn solche Leute die so etwas behaupten auch mal ein gewöhnliches Beispiel nennen würden. Aber da muss man dann offensichtlich nicht so genau sein.

Jessy3794 hat geschrieben:Und Mörder und Kinderschänder bekommen solch milde Strafen. Ich finde es sehr schlimm.

Selbst wenn dem so wäre - ich finde es wesentlich schlimmer, dass du praktisch problemlos Mörder und "Kinderschänder" (eine Vergewaltigung schändet das Opfer nicht - aber das sind nur Feinheiten) in einem Atemzug nennen kannst. Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob dass dann wirklich so gesehen wird oder man sich im Eifer im Ton vergreift und nachher nur "vergisst", sich zu korrigieren.

Jessy3794 hat geschrieben:Am besten man erzieht seine Kinder so, dass sie sich von fremden ohne Aufsicht fernhalten, um solchen Gefahren gleich vorzubeugen.

Ist ja klar. Und die "Gefahr" wäre eben wie geschrieben im vorliegenden Fall eben nicht gebannt gewesen. Was also sollte so ein Tipp bringen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde es immer wieder schlimm sowas zu hören. Für mich sind alle Menschen nicht ganz bei Trost, die auf Kinder stehen. Es ist einfach Krank. Und wie mein Vorgänger hier versucht den Beitrag von Jessy so auseinander zu nehmen finde ich auch nicht okay. Natürlich sind Menschen, die Kinder vergewaltigen Kinderschänder. Man muss dieses Wort nicht so genau nehmen. Eine Vergewaltigung verletzt die Psyche eines Kindes gewaltig, was für mich auch eine Schändung der Persönlichen Rechte darstellt. Auch hat es keines Wegs eine Verbindung ob ich ein Kind versehentlich oder weil es auf die Straße gerannt ist, umfahre. Pädophile machen das alles mit Bedacht. Das kann nicht einfach so passieren. Sie gehören härter bestraft und das ist Fakt. Eine geschlossene Anstalt ist ja wohl das mindeste. Solche Menschen ändern sich nicht. Dieses Abartige Verhalten steckt in ihnen. Da kann man sagen, was man will. Außerdem hat Jessy auch nicht gesagt, dass ihre Mutter geglaubt hat, das sie oder ihr Bruder in das Auto steigen. Sie erwähnt lediglich, dass ihr Bruder schon mal so angesprochen wurde.

» snake70 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@snake70: Es ist leider so, dass jede Ungenauigkeit, gerade bei solchen Themen, immer wieder dafür sorgen, dass es am Ende eher um die Befriedigung der (kranken?) Rachegelüste jener geht, die hier die "härtesten Strafen" verlangen und dabei die Kinder und deren Wohlbefinden außer Acht lassen. Ich verstehe da z.B. überhaupt nicht, wie du dazu kommst, einzuschätzen, ob andere "bei Trost" sind oder nicht. Und das allein auf Grund ihrer (unterstellten?) Gedanken! Ob oder wer "auf Kinder" steht, wird man wohl niemals feststellen können, solange man nicht die Gedanken anderer Zweifelsfrei lesen kann. Aber ehrlich gesagt, so viel sollte einem bzgl. des Freiheitsbegriffs aber auch klar sein, kann niemand für Gedanken, Wünsche und Träume belangt werden. Solange es bei Gedankenspielen bleibt, darf ein jeder machen was er will!

Was die Sprache angeht, ist es eben allgemein Brauch von "Schändung" zu sprechen. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass der Begriff in der aufgeklärten Zeit heute stimmt. Das Kind wird nicht geschändet und es ist für das Kind mit Sicherheit keine Schande. Das Kind ist hier das Opfer und kann für die Tat nichts. Warum es verbal ein weiteres mal stigmatisieren? Allein die Aussage, das gesagte nicht "genau nehmen zu müssen" zeugt für mich von der fehlenden Ernsthaftigkeit. Wann soll man in dem Zusammenhang denn dann mit der Genauigkeit beginnen?

Und bzgl. des Unfalls siehst du die Sache wieder nicht aus Opfer-Sicht und fokussierst auf den Täter. Wenn ich z.B. eine liebe Person verliere, dann trauere ich bei z.B. Mord und Unfalltod gleich. Einem Unfallfahrer würde ich jedenfalls nicht wirklich wohlwollend begegnen. Wie du daraus konstruierst, dass Pädophile dann noch härter bestraft werden sollten, als es der Fall ist, ist mir schleierhaft. Und Erklärungen finde ich bei dir nicht.

Welcher wissenschaftlichen Erkenntnis nach sich "solche Leute" nicht ändern, bleibt auch geheim. Fakt ist aber scheinbar, dass es in deiner Weltsicht demzufolge Verbrechen oder Neigungen gibt, die sich letztlich doch ändern. Nur bei Pädophilen willst du das nicht gelten lassen? Mal angenommen, du selbst wärst heterosexuell, kann man dann von dir von einer wandelnden Zeitbombe ausgehen, die sich bald an Frauen vergreift? Oder aber hast du die Möglichkeit selbst dann dein Geschlechtstrieb zu kontrollieren, wenn du keine Partnerin findest? Ab wann bist du der gedankenlose Vergewaltiger?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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