Die Lüge von der Bio-Kleidung

Ich habe gestern eine interessante Reportage auf Phoenix geschaut, in der es um die Textilindustrie in Indien und Bangladesh ging. Dabei wurde unter anderem auch auf die Bio-Kleidung eingegangen. Zunehmend werden Kleidungsstücke in Bio-Qualität verstärkt nachgefragt. Die Baumwolle wird ohne giftige Pestizide und ähnliche Stoffe angebaut. Allerdings endet "bio" bei vielen Sachen spätestens dann, wenn die Stoffe gefärbt werden, denn hier kommen oft noch synthetische Farbstoffe zum Einsatz, die oftmals auch sehr ungesund sind - sowohl für die Arbeiter als auch für die Endverbraucher in Europa und anderen westlichen Ländern. Dennoch werden die Sachen hierzulande als Bio-Ware verkauft, zum Beispiel von Ketten wie H&M. Es wurde auch gesagt, dass nur ungefähr ein Prozent der in Deutschland angebotenen Waren komplett frei von schädlichen Stoffen ist. Außerdem wird mittlerweile mehr sogenannte Bio-Ware verkauft als überhaupt hergestellt werden kann. Auf vielen Sachen steht "bio" drauf, es findet eine Täuschung des Verbrauchers statt - auf dem Rücken der Leute in den armen Ländern, die diese Sachen produzieren und dabei ihre Gesundheit und manchmal sogar ihr Leben riskieren. Natürlich gibt es auch Ware, die das Bio-Siegel auch verdient. Allerdings handelt es sich dabei um kleine Label, die nicht für den Massenmarkt produzieren und dann preislich auch deutlich über H&M und Co. liegen.

Kauft ihr Kleidung mit Bio-Label? Macht ihr euch Gedanken darum, wie die Kleidung, die ihr kauft, produziert wurde? Ist es euch wichtig, dass die Sachen nicht mit schädlichen Farbstoffen und anderen problematischen Mitteln behandelt wurden? Habt ihr schon scheinbare Bio-Ware beim Discounter gekauft? Hattet ihr dabei das Gefühl, dass die Sachen wirklich "bio" sind? Wo kauft ihr Bio-Textilien? Informiert ihr euch vorher, ob es sich um echte Bio-Ware handelt?

Habe das Ende dieser Reportage gestern auch kurz im Fernsehsender "Phoenix" gesehen. War wirklich erstaunt, unter welchen Umständen die Kleidung gefärbt wird und weiterverarbeitet wird. War auch über die Meldung erstaunt, in der es hieß, Weltweit wird jährlich mehr biologische Kleidung verkauft, als eigentlich hergestellt wird. Dachte seither immer, wenn mich in Österreich beispielsweise ein etwas teureres Marken T-Shirt kauft, habe ich ein wirkliches Bio-Produkt. Nachdem ich diese Reportage gesehen habe, bin ich mir dabei eher unsicher und glaube fast, dass ich eigentlich beim Gewand gar kein reines Bio-Produkt besitze.

Ich finde es schon unverschämt, dass der Verbraucher so getäuscht wird. Dass man beim Discounter keine teure Bio-Textilien kaufen kann, dürfte jedem klar sein, auch wenn damit geworben wird. Was ich ganz schlimm finde, dass die Giftstoffe beim Färben der „Bio-Textilien“ das Leben der Arbeiter in den entsprechenden Staaten, hier in Indien und Bangladesch, aber auch in anderen Ländern, gefährden und ihre Gesundheit kaputtmachen. Ob sie wollen oder nicht, sie müssen diese Arbeit machen, weil sie sonst für sich und ihre Kinder nichts zu essen haben. Dabei sind es noch die Kinder, die mithelfen müssen für den Unterhalt der Familie. Kindgerechtes Aufwachsen ist ihnen fremd. Sie arbeiten unter schweren Bedingungen und bekommen dafür einen Hungerlohn. Solche Ware wird dann unter „Bio“ angeboten.

Aber was ist das für ein Leben? Teilweise ein Sterben auf Raten. Und das wird unterstützt von großen Konzernen. Denen geht es nur darum, billig an die Waren zu kommen. Ob die Menschen in den Herstellungsländern dabei zu Grunde gehen oder die Menschen, die diese Waren kaufen, Allergien bekommen oder andere Krankheiten, spielt dabei keine Rolle. Hauptsache der Rubel rollt. Müssen wir – die wir als Europäer über diese Machenschaften der Konzerne und Hersteller gut informiert sind – uns nicht im Grunde unseres Herzens schämen, dass wir diese Machenschaften noch unterstützen? Bei bekannten Firmen wie H&M oder Esprit sollten wir schon darauf achten, was wir kaufen, auch wenn die Ware als Bio angeboten wird.

Wer sicher gehen will, wirklich Bio-Ware zu erhalten, sollte sich mit Fairtrade-Kleidung befassen. Leider ist diese Ware weniger in gängigen Geschäften zu finden. Durch unser Kaufverhalten hätten wir einen immer größer werdenden Einfluss auf die miserablen Zustände bei der Herstellung und Verarbeitung der Kleidung in den armen Ländern. Diese Menschen hängen also von unserem guten Willen und damit Kaufverhalten ab. Natürlich ist die Fairtrade-Kleidung nicht für ein paar Cents zu erhalten. Wir müssen etwas tiefer ins Portemonnaie greifen. Aber da wir wissen, warum wir das tun, sollten wir es gerne machen, falls wir es uns leisten können. Übrigens zählt auch Jack Wolfskin zu den Firmen, die Bio-Ware verkaufen. Andere Firmen findet man im Internet.

Ich finde es bei Kleidung gar nicht so einfach immer auf Bioqualität zu achten. Wenn man wie ich dunkle und intensive Farben mag und kein Fan von Pastell ist, ist es schon mal nicht immer einfach überhaupt etwas 100% umweltfreundliches in der gewünschten Farbe zu finden. Und dann ist da natürlich auch das Design, das oft zu wünschen übrig lässt. Basics findet man inzwischen recht gut in Bioqualität und die Sachen sind nun auch nicht so teuer, wie man vielleicht denkt, aber bei allem anderen wird es Problematisch. Ich habe vor einiger Zeit mal nach T-Shirts gesucht und habe tatsächlich nur einen einzigen Shop gefunden, der wirklich interessante Designs bietet.

Ich kaufe meine Kleidung nicht beim Discounter, weil ich inzwischen lieber ein gutes Teil statt fünf billiger Teile kaufe, aber ganz davon abgesehen ist mir eigentlich klar, dass man dort keine 100% Bioqualität erwarten kann. Ich weiß zum Beispiel, dass es kaum möglich ist Schwarz völlig biologisch zu färben und wenn irgendwo "aus 100% Biobaumwolle" drauf steht ist mir klar, dass man damit nur eine Aussage über die Art und Weise macht, wie das Rohmaterial angebaut wurde, mehr aber auch nicht.