Lebensmittel, von denen man regional was anderes erwartet

vom 06.12.2011, 14:47 Uhr

Kennt ihr Lebensmittel, von denen ihr bei der Bestellung in einer Gaststätte oder in einem Restaurant etwas anderes erwartet? Das beste Beispiel ist dieser Thread hier Jägerschnitzel: Jagdwurstscheibe oder Schweineschnitzel? .

In Köln bestellt man, wenn man eine Kleinigkeit essen will einen "halven Hahn". Tja, fast jeder, der Köln nicht kennt würde an ein halbes Hähnchen denken. Aber falsch gedacht. Es ist ein Brötchen belegt mit Käse. In Österreich gibt es den Palatschinken. Kaum ein Nichtösterreicher würde denken, dass es ein fleischloses Gericht ist und die meisten denken an Schinken, wenn sie dieses Gericht hören oder lesen. Aber es ist sowas, wie man hier Eierpfannkuchen zu sagt. Und damit kommt man zu den Pfannkuchen, die hier das sind, was man anderswo Plinsen nennt. In Berlin sind aber Pfannkuchen die Berliner Ballen, die man mit Marmelade füllt.

Es ist wirklich komisch, wie man in verschiedenen Regionen etwas anders nennt und vor allem auch durch den Namen des Gerichts auf etwas anderes schließen könnte. Kennt ihr Gerichte, die vom Namen her eigentlich etwas anderes sein müssten oder unter denen man sich etwas anderes vorstellt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Als Kind war ich immer wieder überrascht, dass die vielen Touristen (ich komme aus einem mit massenweise Touristen gesegneten Kurort an der Nordseeküste) sich nichts unter "Granat" vorstellen konnten. Als Gericht dann besonders beliebt ein einfaches Schwarzbrot mit Granat. Später wusste ich, dass es ein eher regionaler Name ist - nämlich für "Krabben". Und bis heute weiß ich mittlerweile auch, dass die gemeinhin als Krabben bekannten kleinen Tierchen auch noch nicht mal Krabben sind, sondern eine Garnelen-Art, auch "Nordsee-Garnelen" genannt. Andersherum sind Langusten und Scampi übrigens keine Garnelen, aber das nur so nebenbei. Zumindest erwartet man bei denen so ungefähr das, was es Pi mal Daumen auch ist: Meeresfrüchte.

"Granat pulen" gehörte für mich als Kind übrigens quasi genauso dazu wie Kartoffeln schälen, nur nicht so häufig. Das machte man als Kind eben so, und alle anderen Kinder um mich herum kannten das ja auch so. Die Touristen die dann im Restaurant bei den regionalen Spezialitäten schauten, überlegten dann wohl fieberhaft, ob an der Nordseeküste wirklich Granatäpfel wachsen könnten oder was das sonst so sein sollte.

Als Neu-Hamburgerin konnte ich mir wiederum kaum etwas unter "Labskaus" vorstellen, obwohl ich den Namen kannte und schon gehört hatte, dass es schlimm aussieht aber gut schmeckt, ich wusste einfach nicht, was denn alles in dieser Brei-artigen Masse drin sein sollte. Das habe ich dann durch Probieren übrigens gelernt und außerdem auch gelernt, dass die Rezepte da sowieso sehr variieren können. Bevor ich das im Restaurant bestellen würde, würde ich dann sowieso überall nachfragen, was bei denen so drin ist.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Eine der luxemburgischen Traditionsspeisen ist Kuddelfleck. Viele meiner deutschen Partner konnten sich darunter nichts vorstellen und haben die abenteuerlichsten Theorien aufgestellt. Dabei ist Kuddelfleck nichts anderes als Rinderpansen, den ich übrigens auch absolut nichts mag.

Oder kann sich hier jemand etwas unter dem Begriff Judd vorstellen? Judd ist nichts anderes als geräucherter Schweinenacken auf luxemburgisch. Ich finde es jedoch immer wieder interessant, dass sogar Leute, die nahe an der Grenze wohnen solche Gerichte nicht kennen.

Ein saarländisches Wort mit dem viele nichts anfangen können, ist zum Beispiel Dippelappes. Das ist an sich nichts anderes als ein pfannengroßer Kartoffelkuchen. Ich hab mir darunter damals auch was vollkommen anderes vorgestellt. Oder Schaales, das ist einfach der zurrupfte Dippelappes. Ich dachte zum Beispiel auch, dass das irgendwas mit Eiern wäre. Ich könnte diese Reihe an Gerichten, unter denen man sich was anderes vorstellt, beliebig fortsetzen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Es ist zwar kein Gericht, aber das süße, mit Marmelade gefüllte Hefeteig-Schmalzgebäck, dass es Deutschlandweit bevorzugt zu Silvester und Karneval gibt hab bei mir auch schon für einiges an Wort-Kuddelmuddel gesorgt. Aus Bayern kenne ich die Dinger unter dem Namen Krapfen. Außerhalb Bayerns und dem Berliner Raum heißen sie Berliner und in und um Berlin heißen sie Pfannkuchen. Bis ich hier nahe Berlin lebte waren Pfannkuchen für mich immer etwas dickere Crepes, die heißen hier dafür aber Eierkuchen. Unter Eierkuchen verstand ich bisher eher etwas wie ein Eieromelette, also eine Art ungerührtes Rührei. Das ist für mich so ein typisches Beispiel, dass man auch als einheimischer Mensch manchmal nicht versteht, worum es geht.

Ein anderes Beispiel ist für mich der Leberkäse, den es in Bayern an jeder Ecke als traditionelles Essen gibt. Für zu Hause aus der Aluschale vom Metzger, den man dann wie einen Sonntagsbraten zubereitet oder als traditionelles Fast-Food eine Leberkäsesemmel für unterwegs vom Metzgerstand. Hier, nahe Berlin musste ich dann feststellen, dass es zweierlei Leberkäse gibt. Leber finde ich wenig appetitlich, trotzdem habe ich immer gerne Leberkäse gegessen, denn in Bayern darf Leberkäse keine Leber enthalten. Die Thüringer sehen das aber etwas anders und mischen in ihren Leberkäse durchaus Leber. Dieses Produkt habe ich einmal probiert und diesen Fehler nie wieder wiederholt. Es hat mit dem, was ich als Leberkäse kenne nichts zu tun. Der Thüringer Leberkäse sieht auch schon so unheimlich grau aus, wegen der Leberbeimischung. Und wenn man hier Leberkäse bayerischer Art haben möchte, versteht die Mehrheit der Bevölkerung Fleischkäse darunter. Aber Fleischkäse ist meiner Meinung nach auch so ein paradoxes Unwort, es legt nahe, dass in dem Produkt möglicherweise Käse enthalten sein könnte, was aber nicht so ist.

Für mich als süddeutsch sozialisierten Menschen ist die traditionelle Art, wie viele Leute Grünkohl essen ein verbaler Graus. Grünkohl ist sowieso so etwas typisch norddeutsches und mir etwas suspekt. Wenn aber der Grünkohl mit Pinkel angeboten wird, dann muss ich mich heftig zusammen reißen. Wie kann man zum Geier etwas essbares so nennen, dass es sich wie die Tätigkeit Pinkeln anhört? Das ist doch total unmöglich? Ja, es ist mehr oder weniger eine Mettwurst und es schmeckt tatsächlich. Aber dieser Name für diese Wurst! Wenn man mich vor meinem Umzug hierher in einem Quiz gefragt hätte, was Pinkel ist, hätte ich als allerletztes auf eine Wurst getippt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



@trüffelsucher
Auch der bayrische Leberkäse darf Leber enthalten. Generell ist es einfach so, dass es Vorschriften gibt, die besagen, wie viel Leber in einem Leberkäse drin sein muss, damit er sich Leberkäse nennen darf. Liegt der Leberanteil drunter, dann ist es ein Fleischkäse. Im bayrischen Raum muss im "Leberkäse" keine Leber drin sein, es kann aber Leber drin sein. Erklärt wird das so, im bayrischen Sprachgebrauch und Dialekt leitet sich das von der Form ab. In Schriftsprache ist es kein Leberkäse mehr, sondern Laiberkäs. Was sich aber für jemand der nicht aus Bayern stammt und den Dialekt nicht kennt, eben wie Leberkäse anhört. Wenn Leberkäse richtig gemacht ist, schmeckt die Leber an sich auch nicht hervor. Ansonsten rate ich dazu Fleischkäse zu verlangen, da ist man aus allem raus.

@ Topic
Die Familie meiner Mutter stammt aus Baden- Württemberg. Als Kinder waren wir da nur eher selten. Probleme gab es beim Essen dann schon mal. Zum Beispiel wenn wir Sprudel angeboten bekamen. Ist mir glaube ich zweimal passiert und danach war ich vorsichtiger. Ich verband mit den Namen Sprudel eine süße, helle Limonade. Dort nennt man auch Wasser Sprudel und ich war wenig begeistert statt einer weißen Limonade nun ein Wasser in der Hand zu haben. Oder es wird auch noch unterschieden zwischen saurem und süßen Sprudel. Ich denke bei sauer an sich an ein saures Getränk. Auch hier hatte ich dann Wasser im Glas.

Wenn man im hessischen Raum in eine Metzgerei geht und ein Schäufele verlangt, wissen die wenigsten Verkäuferinnen was das ist. Ich kenne den Begriff an sich auch nur von der Familie meiner Mutter. Das ist ein Stück Schweineschulter, gesalzen und geräuchert. Ähnlich wie Kasseler und das wird dann gekocht oder in manchen Fällen auch im Backofen gegart.

Dann kenne ich noch den Begriff Herdäpfel aus meiner Kindheit. Den hat meine Mutter immer benutzt, wenn sie uns Kinder ärgern wollte. Wie dachten dabei immer an Äpfel. Dabei sind es Kartoffeln. Ab und an sagte sie dazu auch Krumbeere.

In manchen Regionen Deutschlands hat man auch einen für mich komischen Namen für Bonbons. Keine Ahnung wie der wirklich geschrieben wird. Hört sich an wie Gutzerln oder so. Als ich den Begriff das erste Mal hörte konnte ich damit auch nichts anfangen. Genauso mit dem Begriff Naschi. Das sind für mich Süßigkeiten.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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