Freund geht es schlecht, was tun?
Ich habe gestern mit einem guten Freund telefoniert, den ich aus verschiedenen Gründen momentan leider nicht sehen kann. Es geht ihm leider ziemlich mies, was mehr als nachvollziehbar ist. Beispielsweise liegen gerade zwei Familienmitglieder von ihm im Krankenhaus, wovon bei einem absehbar ist, dass er bald sterben wird und er andere schwebt ebenfalls in Lebensgefahr. Abgesehen davon hat er sehr viel Stress zuhause, wo er prinzipiell das "Mädchen für alles" ist. Zeit für sich selbst hat er auch keine mehr, seit seine Ausbildung begonnen hat. Er ist wegen der langen Fahrtzeiten den ganzen Tag unterwegs, fährt um 7 Uhr morgens los und kommt um 19 Uhr wieder nach Hause. Einer seiner besten Freunde ist übrigens gerade in psychiatrischer Behandlung, weshalb er sich zusätzlich allein gelassen fühlt. Ich kann selbst nicht glauben, wie viel Unglück auf einmal nur einen Menschen treffen kann.
Obwohl er bisher immer eher stressresistent war, merkt man ihm an, dass er mit der Situation völlig überfordert ist. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass er bald einen Nervenzusammenbruch bekommen könnte, denn von dem immer gut gelaunten Kerl, als den ich ihn kennengelernt habe, ist seit einigen Monaten nicht mehr viel übrig. Er hat plötzlich begonnen, über gewisse Dinge zu philosophieren, was überhaupt nicht seine Art ist und meinte gestern ernsthaft zu mir, er verdiene es nicht, glücklich zu sein. Ich verstehe absolut nicht, wie er darauf kommt und habe natürlich versucht, ihm zu erklären, dass das Quatsch ist.
Jedenfalls bin ich sehr besorgt um seinen Zustand, vor allem nach dem, was er gestern am Telefon so von sich gegeben hat. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was man an seiner Situation ändern könnte, denn die ganzen Ereignisse in letzter Zeit sind nun mal Dinge, die er nicht beeinflussen kann. Am liebsten würde ich abends spontan zu ihm fahren, nur um ihn in den Arm zu nehmen, aber wie schon gesagt ist das zurzeit nicht möglich. Habt ihr eine Idee, was ich für ihn tun könnte? Momentan kann ich ihm eigentlich nur am Telefon zuhören und die Kummerkastentante spielen, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht genug Unterstützung ist.
Ja, manchmal glaubt man wirklich nicht, wie viel Unglück auf einmal zusammentreffen kann. Wenn man anderen davon erzählt, scheint man es auch nicht glauben zu wollen, aber Fakt ist, dass es durchaus der Fall sein kann. Meine Geschichte sieht ein wenig ähnlich aus und ich kann Deinem Freund gut nachempfinden, weshalb er der Meinung ist, er habe es nicht verdient, glücklich zu sein. Aber wie Du schon sagtest, ist es Blödsinn und gerade dann, wenn man so viel auf einmal durchmacht, muss man auch mal Glück haben und vor allem sich Entspannungspausen suchen.
Ich denke, es würde Deinem Freund ganz gut tun, wenn er mal ausspannen kann, sich Urlaub nimmt oder sich krankschreiben lässt, um durchzuatmen und sich zu erholen. Der Arbeitgeber sollte dafür Verständnis haben, sofern dieser Bescheid weiß. Denn das hatte mir damals auch geholfen. Vielleicht kannst Du Deinen Freund darauf einmal ansprechen, und schauen, was er dazu sagt. Ist dies der Fall, könntest Du ihn für ein paar Tage zu Dir einladen und mit ihm einiges unternehmen, aus jenen Dingen er dann Kraft schöpfen kann.
Du könntest ihm aber, wenn es so nicht klappt, ein Paket schnüren, mit Dingen, die seine Seele streicheln lassen. Zum Beispiel eine CD mit ruhiger Musik selbst brennen, etwas hochwertige Schokolade, eine kraftbringende Teesorte und andere kleine Gimmicks, die den grauen Alltag etwas versüßen lassen und ihn vielleicht auch ablenken lässt. Es gibt auch solche kleinen Bücher von der Grafikwerkstatt Bielefeld, die ich total klasse dafür finde.
Viel mehr, außer eben stets da zu sein, zuzuhören, auch mal am Telefon gemeinsam zu schweigen, kann man da nicht machen. Das kann auch nicht funktionieren. In meiner Zeit habe ich mich aber darüber gefreut, abgelenkt zu werden oder eben auch, dass man mit mir hat schweigen können. Wenn ich reden wollte, konnte ich reden. So richtig allein gelassen habe ich mich von Freunden nicht gefühlt und wenn Du Deinem Freund dies vermitteln kannst, tust Du schon sehr viel für ihn.
Ich kenne das Gefühl leider auch, dass man alles Unglück wie ein Magnet anzieht und gar nicht mehr dazu kommt, mal glücklich und zufrieden zu sein. Bei mir war das Jahr 2011 schon von Anfang an ein großer Mist und nicht mal mein Auslandssemester konnte ich wirklich genießen; es gibt definitiv viel zu viele schlechte Ereignisse, sodass man die wenigen guten vielleicht auch gar nicht mehr so bemerkt.
Wie du ja bereits sagtest, kann man an den Dingen die passieren nicht viel ändern; sie passieren einfach. Man kann eigentlich nur versuchen, irgendwie damit zu leben und sich dennoch nicht zu sehr runter ziehen zu lassen - das ist aber leider gar nicht mal so einfach und oft können Freunde auch gar nicht wirklich helfen, wenn man einmal in einem solchen Tief steckt und sich auch irgendwie alleine gelassen fühlt.
Ich stecke ja zur Zeit in einer ähnlichen Situation und bei mir ist es blöderweise auch so, dass es meinen beiden "besten" Freundinnen ebenfalls nicht gut geht; mein Freund macht grade auch eine doofe Phase durch und so gibt es irgendwie keinen, der wirklich immer für mich da sein kann, da jeder irgendwie mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist und man es einfach oft gar nicht mehr schafft, sich noch aufzuraffen um anderen zu helfen.
Du kannst für deinen Freund da sein, ihm zuhören und versuchen ihn irgendwie abzulenken, auch wenn es nur telefonisch ist. Die Idee von steph mit dem Paket finde ich auch sehr gut; so kannst du ihm bestimmt eine Freude machen. Oder du schaust mal, ob es nicht vielleicht in nächster Zeit doch klappt, dass ihr mal ein Treffen arrangiert. Ich kenne ja nun diesen Freund nicht, aber vielleicht kannst du ja mal mit ihm darüber reden, ob es nicht besser wäre, wenn er sich vielleicht professionelle Hilfe sucht, wenn er in nächster Zeit immernoch sehr damit belastet wird und alleine nicht zur Ruhe finden kann.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dir das sehr schwer fällt, wenn es ihm so schlecht geht. Aber wirklich etwas tun kann man da leider nicht, außer ihm zuzuhören. Das hilft wahrscheinlich schon viel, denn oft braucht man einfach eine Person, die einem das Gefühl gibt für einen da zu sein und damit ist schon viel getan, auch wenn man das gar nicht so bewusst merkt.
Vielleicht kannst du ihm auch ein kleines "Care" Paket machen, wo er sich entspannen kann und einfach merkt, dass du ihn denkst und für ihn da sein möchtest. Da könntest du beispielsweise Schokolade und andere Naschsachen hinein packen und auch etwas zum Entspannen, vielleicht ein schönes Entspannungsbad und einen netten Brief, das ist doch sehr aufheiternd.
Was Deinem Freund in der letzten Zeit alles zugestoßen und über ihn hereingebrochen ist, ist zweifellos wirklich schlimm und ich denke, dass es nicht verwunderlich ist, dass er daran zu zerbrechen droht. Vermutlich würde es kaum einem anderen Menschen in ähnlicher Situation anders gehen, allerdings kann ich natürlich auch gut nachvollziehen, dass Du das gerne verhindern möchtest und für ihn da sein willst. Problematisch ist hier wohl vor allem, dass Dir klar zu sein scheint, dass Dein Freund konkrete Unterstützung braucht, die Du vermutlich nicht geben kannst. Er befindet sich doch wohl in einer Situation, die man als Ausnahmesituation bezeichnen kann, und er scheint auch schon ziemlich psychisch mitgenommen zu sein. Wenn Du sagst, dass es vermutlich nicht ausreichend ist, nur der Kummerkasten für ihn zu sein, dann wirst Du wohl bemerkt haben, dass er schon so belastet ist, dass Gespräche unter Freunden nicht mehr helfen. Dennoch denke ich, dass Du unbedingt dranbleiben solltest.
Wichtig finde ich allerdings, dass Du versuchst, ihm tatsächlich konkreter zu helfen, also ihm nicht nur zuzuhören, sondern zu versuchen, ihn seine Situation als Außenstehender betrachten zu lassen, damit er die Möglichkeit bekommt, einen klareren Blick zu gewinnen, der es ihm auch ermöglicht, die richtigen Schlüsse aus seiner Situation zu ziehen, sich die richtigen Antworten auf die richtigen Fragen zu geben, die allerdings Du ihm stellen solltest, weil er das vermutlich momentan selbst nicht kann. Und dann wäre es wünschenswert, dass er sich anhand dieser Vorgehensweise selbst aus diesem Loch herausziehen kann, in das er zu fallen droht und schon zum Teil zu stecken scheint.
Vielleicht fragst Du ihn in einem passenden Moment mal, was ihm momentan helfen könnte und was sich ändern muss, damit es an irgendeiner Stelle weitergeht. Ich denke, Du solltest vor allem auch versuchen, ihm klar zu machen, dass er eine eher destruktive Denkweise an den Tag legt, die ihm alles andere als weiterhilft. Es geht darum, diese Situation zu überstehen und nicht darum, dass er sich selbst noch das Wasser abgräbt und sich die letzte Hoffnung nimmt, indem er nun solche depressiven Aussagen macht wie eben die, dass er es nicht verdiene, glücklich zu sein. Möglicherweise ist er noch nicht so weit, dass er sich nicht helfen lassen will und ihm oder Dir fällt etwas ein, das Du ganz konkret für ihn tun kannst. Wichtig ist sicherlich auch, ihm immer wieder Möglichkeiten zu bieten, dass er zu Kräften kommt und abgelenkt wird, denn ständiges Nachdenken endet oft in destruktiven „Erkenntnissen“, die sich wiederum negativ auf die eigene Stimmung und das Weitergehen auswirken.
Es wird sicherlich nicht einfach für Dich, an Deinen Freund heranzukommen, aber wenn Du berücksichtigst, dass er selbst erkennen muss, welche Möglichkeiten er hat, um wieder klarzukommen und dass er sich selbst einige Fragen stellen, sich seine Empfindungen und deren konkrete Berechtigung klarmachen und einige Knoten lösen muss, damit es für alle Beteiligten so gut wie möglich weitergehen kann, kannst Du vielleicht wenigstens ein bisschen an ihn herankommen und verhindern, dass er weiter abrutscht. Ich denke, damit wäre schon viel getan, allerdings wird es, wenn Du Dich darauf einlässt, sicherlich Momente geben, in denen Du selbst wiederum jemanden brauchst, der Dich aufmuntert.
*steph* hat geschrieben:Du könntest ihm aber, wenn es so nicht klappt, ein Paket schnüren, mit Dingen, die seine Seele streicheln lassen. Zum Beispiel eine CD mit ruhiger Musik selbst brennen, etwas hochwertige Schokolade, eine kraftbringende Teesorte und andere kleine Gimmicks, die den grauen Alltag etwas versüßen lassen und ihn vielleicht auch ablenken lässt.
Die Idee wurde ja schon mehrfach vorgeschlagen und da ich den Vorschlag richtig gut finde, habe ich das auch gleich umgesetzt. Jetzt bekommt mein Freund ein Paket mit hochwertigen Pralinen, einer witzigen DVD, einem Album seiner Lieblingsband und Badesalz. Und einen Brief habe ich auch beigelegt. Danke für den tollen Tipp, auf so ein Wellness-Paket bin ich vorher überhaupt nicht gekommen.
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