Auf der Beerdigung trifft man endlich wieder die Familie

vom 28.11.2011, 19:13 Uhr

Als meine Schwiegermutter starb kamen auch Verwandte von ziemlich weit weg. Eigentlich aus allen Himmelsrichtungen. Bei dem anschließenden Kaffee meinte dann die Schwester meiner Schwiegermutter "Auf der Beerdigung sieht man sich immer wieder". Auch meinte sie, dass es schade ist, dass man gerade die älteren Leute immer nur auf den Beerdigungen wiedersieht.

Bei meiner Verwandtschaft, die auch weit verstreut war, war es eigentlich auch so. Bis der letzte der ganz alten Generation starb haben wir Großonkel, Großtante usw. nur auf Beerdigungen gesehen. Dann fühlten sie sich wohl verpflichtet auch zu kommen. Aber zu anderen Anlässen hatten sie immer Ausreden. Warum aber kann man sich nicht einfach mal so treffen, auch wenn man weit weg wohnt. Warum sträuben sich die alten Leutchen oft zu Geburtstagen zu kommen, aber die Reise zur Beerdigung nehmen sie auf sich?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Man sagt ja auch jemandem die letzte Ehre erweisen und das ist es dann auch, was die Leute antreibt eher zu einer Beerdigung zu fahren, als z.B. zu einem Geburtstag. Ich kenne dieses Verhalten auch von meiner Familie und auch den Spruch höre ich dann immer wieder.

Jedesmal wenn man auf einer Beerdigung ist, dann nimmt man sich vor die anderen öfter mit einzubeziehen und zu sehen, aber dann bleibt es doch wieder dabei. Meist trifft man nur den engsten Familienkreis und den oft auch nur, wenn er nicht zu weit weg wohnt.

Bei meinem Vater war es irgend wann so, dass die Cousins und Cousinen dann doch ihr Wort hielten und jedes Jahr ein Treffen veranstalteten, um sich eben nicht nur bei Beerdigungen zu sehen. Aber das ist doch die Ausnahme, wenn ich so in meinem Bekanntenkreis gucke, dann sehen die sich auch immer nur an Beerdigungen.

Ich muss auch gestehen, dass ich nicht mit jedem meiner Familie etwas anfangen kann und so würde ich auch nicht auf die Idee kommen mal eben bei Tante XY vorbei zu fahren, weil ich mit dem Wohnmobil in der Nähe bin. Ich habe hier in Hamburg eine Cousine meines Vaters wohnen, die habe ich noch nie besucht. Wenn ich sie auf Feiern meiner Eltern treffe, dann finde ich sie nett, aber eben mehr auch nicht.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Meine Eltern fahren am Mittwoch etwas weiter weg auf eine Beerdigung. Die Tante meiner Mutter wird beerdigt und man wurde schon am Telefon darauf vorbereitet, das es eine riesen Beerdigung werden wird, auf diese auch höhere Personen u.a. der Bürgermeister kommen werden. Die ganze Familie hat zugesagt, auch Personen, mit denen meine Mutter nicht mehr klar kommt. Jedoch ist ihr dies in diesem Moment egal und sie wird ihrer Tante die letzte Ehre erweisen.

Meist trifft man auf Beerdigungen die komplette Familie wieder. Bei Geburtstagen ist dies meist nicht der Fall, obwohl auch an Geburtstagen Einladungen heraus gehen.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nicht nur zu Beerdigungen ist dies der Fall, auch bei Hochzeiten kommt im Idealfall die gesamte Familie zusammen. Aber gerade bei einer Beerdigung ist es doch so, dass man dort Abschied nimmt und auch der Begriff "jemanden die letzte Ehre erweisen" kommt nicht von ungefähr. Das ist eben so und das ist auch gut so, dass es so ist. Heuchlerisch wird es halt schon dann, wenn man sich auf die Familie freut und es vorher eben nicht hin bekommen hat, egal aus welchen Gründen das der Fall ist. Manchmal gibt es schon Gründe, die man selbst vielleicht nicht nachvollziehen kann, und ich finde immer schwer, so etwas bewerten zu wollen und zu müssen. Das möchte ich nicht, und ich möchte auch nicht dafür bewertet werden.

Es sind ja nicht nur "alte Leutchen", denen es so geht, sondern auch junge Leute oder Leute im mittlerem Alter, die ausschließlich zu einer Beerdigung kommen. Aber geht es hier nun um das Alter, so ist eine weitere Strecke für einen alten Menschen eben meistens beschwerlicher, als für einen jungen Menschen. Und wenn man sowieso noch andere gesundheitliche Probleme hat oder man sonst wie eingeschränkt ist, wird es problematisch. Und viele alte Menschen ist es eben auch wichtig, die letzte Ehre noch erweisen zu können. Daran finde ich nichts schlimmes.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich hatte eine Großtante, die in der Nähe von Frankfurt lebte. Sie kam auch höchstens zwei mal im Jahr zu Besuch, manchmal auch nur einmal oder sogar gar nicht. Wenn nicht gerade mal ein runder Geburtstag oder eine Beerdigung stattfand, kam sie eigentlich nie zu Besuch. Bei einem gewöhnlichen Geburtstag rief sie dann immer nur an und wünschte Alles Gute. Ich muss aber auch zugeben, dass meine Oma eigentlich auch nur ihre runden Geburtstage groß feiert. An gewöhnlichen Geburtstagen findet dann eine kleine Geburtstagsfeier im engeren Familienkreis statt. Meist besteht die Feier dann nur aus Kaffee & Kuchen und endet dann mit einem gemütlichen Beisammensein.

Bei meiner Großtante war das Problem, dass sie selbst keinen Führerschein gemacht hatte und ihr Mann war auch schon unsicherer im Fahren, weil er bereits über 70 ist. Er sieht trotz Brille schon sehr schlecht und weil ein Teil des Anreiseweges über die Autobahn erfolgt, traut er sich die weite Anreise von fast 2 Stunden nicht mehr zu. Zudem rentiert es sich gar nicht für ein paar Stunden so weit zu fahren. Früher haben sie dann immer bei meinen Großeltern übernachtet, aber in ihrem jetzigen Alter kann man es ihnen dann auch nicht mehr zumuten auf dem Sofa zu schlafen, zusätzliche Gästebetten haben meine Großeltern nämlich nicht.

Vielleicht ist es ja bei deinen Familienangehörigen ähnlich, denn du hast ja erwartet, dass einige davon der älteren Gesellschaft angehören. Hat denn jeder einen Führerschein oder ist er auf eine Mitfahrgelegenheit, sprich einen Sohn oder eine Tochter angewiesen oder nehmen sie vielleicht aus gesundheitlichen Gründen die weite Fahrt nicht auf sich?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke auch, dass das eher eine Frage ist, die sich auf die jeweilige Familie bezieht und ich kenne Fälle, in denen nicht nur zu Hochzeitsfeiern und Beerdigungen zusammengekommen wird, sondern in den es trotz wirklich großer und weitläufig verteilter Verwandtschaft regelmäßig ein- oder zweijährlich auch richtige Feiern stattfinden, die nur dem Zusammenkommen der Familie dienlich sein sollen und bei denen man dann beieinandersitzt, sich austauscht und sich über diese Zusammenkunft freut. Verallgemeinern kann man hier also nicht wirklich etwas, allerdings denke ich auch, dass es wohl relativ normal sein dürfte, dass man als erwachsener Mensch irgendwann doch völlig losgelöst von seinen Wurzeln lebt, vielleicht eine eigene Familie gegründet hat und sich dann nur noch oder wenigstens hauptsächlich im Kreise seiner engsten Verwandten bewegt.

Dass sich so viele ältere Herrschaften sträuben, zu Geburtstagen zu erscheinen, liegt wohl vor allem an der Tatsache, dass es Geburtstage jedes Jahr gibt. Ich kenne genügend ältere Menschen, die es durchaus gerne auf sich nehmen, zu runden Geburtstagen zum Feiern zu kommen, auch, wenn das für sie mit einer wirklich weiten und beschwerlichen Anreise verbunden ist. Auch zu einer Taufe musste in unserer Familie nicht erst lange gebeten werden, und ich erinnere mich noch gut daran, wie mein damals 93jähriger Opa ohne mit der Wimper zu zucken zur Taufe seines Urenkels erschienen ist, wofür er aus der Nähe von Köln nach Stuttgart anreisen musste. Eine Beerdigung gibt es eben nur einmal pro Person, und ich denke, allein dieses Tatsache bringt mit sich, dass man diese Veranstaltung lieber wahrnimmt, anstatt sich dagegen zu entscheiden, was man irgendwann sicherlich bereuen könnte – dann ist es aber nicht mehr rückgängig zu machen. Außerdem kenne ich viele ältere Menschen, die noch sehr gläubig sind und schon aus diesem Grund an einer Trauerfeier teilnehmen „müssen“.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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