Ab wann ist ein Gebrauchtwagen ein Unfallwagen?

Die Frage klingt vielleicht blöd, aber A hat in den letzten Wochen erlebt, dass es gar nicht so an den Haaren herbeigezogen ist und dass es wohl bei vielen Autohändlern entweder unklar ist oder sie den Preis einfach drücken wollen.

A hat einen 5 Jahre alten VW Golf und dieser hatte in A´s Augen auch noch keinen Unfall. Das einzige, was gewesen ist, ist ein kleiner "Titscher", den seine Frau an diesem Wagen verursacht hat, als sie rückwärts in die Garage gefahren ist und hinten in der Garage ein Fahrrad stand, welches sie berührt hat und eine kleine Beule in die Stoßstange gemacht hat. Weiterhin hat A auch 2 Kratzer an der Fahrertür, die wohl auf einem Supermarktparkplatz von einem anderen Auto verursacht wurde.

A möchte das Auto nun verkaufen und war bei einigen Autohändlern in der Umgebung um sich zu erkundigen, was das Auto wohl noch an Wert hat und es waren tatsächlich einige Autohändler darunter, die den Wagen wegen der kleinen Beule und den Türkratzern als Unfallwagen deklarierten.

Wenn so eine kleine Beule oder ein Kratzer schon ein Unfallwagen ist, dann fahren auf deutschen Straßen wohl zu 98 % Unfallwagen herum. A hat sich mit dieser Aussage nicht zufrieden gegeben und möchte nun endlich wissen, ab wann ein Fahrzeug als Unfallfahrzeug gilt? Wo kann man das genau nachlesen? Wollten die Autohändler A übers Ohr hauen? Oder ist eine kleine Beule in der Stoßstange schon ein Unfall? Kommt es darauf an, wie die Beule entstanden ist oder ob die Karosserie beschädigt ist?

Gebrauchtwagenhändler messen mit zweierlei Maß. Kaufen sie einen Gebrauchtwagen an, versuchen sie den Preis zu drücken. Sie beseitigen später die Beule und die Türkratzer und verkaufen den Wagen an den nächsten Interessenten dann als unfallfreien Wagen. Und das wäre meiner Meinung nach falsch. Durch das Touchieren des Fahrrades hat die Stoßstange eine Beule bekommen. Das gilt – so glaube ich – als leichter Unfallschaden, wie ebenso die am Supermarkt-Parkplatz entstandenen Kratzer. Hier könnte man sogar von Fahrerflucht sprechen.

Natürlich kommt es darauf an, wie eine Beule entsteht. Sie entsteht keinesfalls von ganz alleine. Wo du das nachlesen kannst, weiß ich nicht. Aber jeder Gutachter wird dir Genaueres sagen können. Ich sehe die Definition so, dass es ein Unfall ist, wenn das Auto ein anderes oder einen Gegenstand, sowie ein Lebewesen (Mensch oder Tier, bzw. Pflanze) berührt und dadurch Schaden entsteht.

Ob es eine genaue Definition hinsichtlich Unfallwagen gibt, weiß ich nicht. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass dazu der Schadenswert in Euro als Maßstab genommen werden kann. Im Sinne von: alle Schäden über 500 Euro bedeuteten, dass das Auto ein Unfallauto ist. Schließlich kann so ein Bagatellschaden (abgefahrener Spiegel mit Elektrik und Lackieren) auch locker in die 1000 Euro gehen. Und das ist dann definitiv noch kein Unfallwagen.

Vermutlich gilt alles dann als Unfallwagen, wenn das Auto durch einen Unfall einen Blechschaden erlitten (kann ein Auto was erleiden?) hat. Spätestens dann würde ich erwarten, dass das Auto als "Unfallwagen" deklariert wird. Wenn eine Beule aus einem Parkplatzrempler hingegen ausgebessert wurde (ohne zu lackieren), dann nicht.

Ich denke aber, dass das insofern nicht wichtig ist, als das es erst zum Tragen kommt, wenn es wirklich zu Verformungen an der Karosserie gekommen ist. Und in dem beschriebenen Fall wollte der Käufer (in dem Fall der Händler) schlicht den Preis drücken. Denn der hätte niemals das Auto beim Wiederverkauf als Unfallwagen deklariert.

Ein Unfall ist es für mich dann, wenn eine Reparatur erforderlich wurde, da das bei kleinen Beulen oder Kratzern ja nicht der Fall ist, denn die beeinträchtigen ja die Fahrqualität des Autos nicht, würde ich solches auch nicht als Unfall bezeichnen.

Vielleicht ist es besser, bei möglichst vielen verschiedenen Autohändlern anzufragen, bis man einen findet, der nicht deswegen gleich den preis drücken und das Auto als Unfallwagen ankaufen will.