Frage nach Raucherstatus bei Bewerbungsgespräch
Eine Freundin hat mich heute angerufen und hat mir von ihrem Bewerbungsgespräch erzählt. Sie hat sich für einen Bürojob beworben und hatte gestern eben ein Vorstellungs- beziehungsweise eben Bewerbungsgespräch. Sie hat gemeint, dass das Gespräch eigentlich sehr freundlich und locker abgelaufen ist und sie hat sich auch recht wohl dabei gefühlt, soweit das eben in so einer Situation möglich ist.
Auf jeden Fall hat die Vorgesetzte sie auch gefragt, ob sie Raucherin sei oder nicht. Sie hat diese Frage aber nur neutral gestellt und hat keinen Hinweis darauf gegeben, warum sie diese Frage stellt. Meine Freundin war ein wenig verwundert, weil sie gemeint hat, dass das doch eigentlich eine eher persönliche Frage ist und man solche persönlichen Fragen doch in einem Bewerbungsgespräch eigentlich nicht fragen darf. Ich sehe das zwar eigentlich ähnlich, bin mir aber nicht sicher.
Darf man während einem Bewerbungsgespräch demnach konkret gefragt werden ob man Raucher ist oder nicht? Muss man dabei die richtige Antwort geben? Welchen Hintergedanken könnte die Vorgesetzte bei dieser Frage haben. Meine Freundin meinte, dass sie vielleicht deswegen gefragt wurde, weil Raucher ja oft auch mehr Pausen machen oder zumindest öfters. Das kann ich mir schon gut vorstellen.
Andererseits habe ich vor meiner Karenz in einem privaten Bildungsinstitut gearbeitet und meine Chefin war Kettenraucherin. Ich war und bin strikte Nichtraucherin und das führte immer wieder zu Problemen. Ich möchte meiner Chefin nichts konkret unterstellen, aber sie hat es schon sehr deutlich gezeigt, dass sie sich gefreut hat, wenn neue Teammitglieder auch geraucht haben, weil sie es nervig gefunden hat, wenn wir Nichtraucher uns bei Teamsitzungen über den Rauch beschwert haben.
Allerdings hat meine damalige Vorgesetzte bei Bewerbungsgesprächen niemals nach dem Raucherstatus gefragt. Zumindest hat sie das bei mir nicht gemacht und bei einigen Bewerbungsgesprächen war ich später dann auch dabei und da hat sie es auch nicht gemacht. Vielleicht aber auch nur deswegen, weil ich eben strikte Nichtraucherin bin.
Warum soll der Arbeitgeber nicht fragen, ob man raucht? Natürlich würde ich darauf nie wahrheitsgemäß antworten, sondern so, wie es passt. Letztlich ist es auch unerheblich, weil der Arbeitgeber seine Nichtraucher vor den Rauchern schützen muss, d. h. im Büro wird nicht geraucht. Es ist also egal, ob du Raucher oder Nichtraucher bist, mithin, wie du auf die Frage antwortest.
Arbeitgeber haben deswegen ein Interesse an der Beantwortung der Frage, weil Raucher nun mal weniger produktiv als Nichtraucher und auch häufiger krank sind. So zeigt die Erfahrung in vielen Betrieben, dass Raucher ca. 30-60 Minuten weniger arbeiten und ca. 30-50% mehr Fehltage haben, als ihre nichtrauchenden Kollegen. Raucher sind für den Arbeitgeber also deutlich teurer.
Da der Arbeitgeber einen sowieso während der Probezeit rauswerfen kann, sollte man die Frage also so beantworten, dass man den Job erstmal bekommt. Kettenraucher werden dann in Nichtraucherläden vermutlich Probleme bekommen.
Hu... ich weiß nicht, ob ich meinem zukünftigen Arbeitgeber ins Gesicht lügen will! Wenn man mich fragt, ob ich rauche, dann antworte ich da bitte wahrheitsgemäß und nicht so, wie es gerade passt. Es mag ja sein, dass die Welt verar**** werden will, aber die Arbeitgeber mit Sicherheit nicht. Wenn dann rauskommt, dass du in diesem Punkt nicht ehrlich warst, könnte es durchaus sein, dass du während der Probezeit wieder rausfliegst und dann hast du den Salat.
Zur Frage, ob diese Frage in Bewerbungsgesprächen gestellt werden kann und ob sie da was verloren hat, kann ich nicht sicher was sagen. Wohl aber, dass eine solche Frage bei vielen Firmen noch aufkommt, egal ob gestattet oder schon zu privat. Sicher aber kann man diese Frage auch nicht beantworten, wenn man das nicht will. Nur sollte man dann auch so ehrlich sein und sagen, dass man dazu keine Auskunft geben möchte. Manchmal bauen die Gesprächspartner auch solche Fangfragen ein, um zu sehen, ob der Bewerber einfach auf alles antwortet, weil er so eingeschüchtert und folgsam ist, oder ob auch mal so selbstbewusst geantwortet wird, dass man das nicht beantworten möchte. Möglich, dass das bei diesem Gespräch auch so war.
Saytura hat geschrieben:Hu... ich weiß nicht, ob ich meinem zukünftigen Arbeitgeber ins Gesicht lügen will! Wenn man mich fragt, ob ich rauche, dann antworte ich da bitte wahrheitsgemäß und nicht so, wie es gerade passt. Es mag ja sein, dass die Welt verar**** werden will, aber die Arbeitgeber mit Sicherheit nicht. Wenn dann rauskommt, dass du in diesem Punkt nicht ehrlich warst, könnte es durchaus sein, dass du während der Probezeit wieder rausfliegst und dann hast du den Salat.
Das ist blauäugig. Der Arbeitgeber weiß genau, er darf das nicht fragen, er macht das nur, um zu sieben. Wenn du also den Job haben willst oder musst und antwortest dann falsch, weil du als Raucher es z. B. mit militanten Nichtrauchern zu tun hast, dann bekommst du den Job erst gar nicht. Wenn du aber lügst (was du darfst), bist du erstmal drin. Für mich sieht das nach einer extrem einfachen Rechnung aus.
Das setzt dann natürlich voraus, dass du es eventuell auch mal ein halbes Jahr durchhältst, gar nicht oder nur in der Mittagspause zu rauchen und das vielleicht sogar noch heimlich, wenn sich rausstellt, das sind militante Nichtraucher. Wenn der Arbeitgeber einen dann mal in der Pause erwischen und ansprechen sollte (obwohl es in nichts angeht, was du in der Mittagspause machst), dann muss man eben eine gute Ausrede auf Lager haben: "Ich rauche nur ab und zu mal und das neuerdings - sie haben ja Recht, eigentlich ist es überflüssig. Es ist auch nur eine Zigarette nach dem Mittagessen."
Ich sehe das nicht als blauäugig an. Es geht schlicht und einfach um die Situation, dass du deinen Arbeitgebern im Bewerbungsgespräch schon eine Lüge aufgetischt hast. Und mal ehrlich, willst DU jemanden behalten, der dir schon im Einstellungsgespräch(!) frech ins Gesicht lügt? Ich nicht. Sich gut verkaufen wollen ist eine Sache, aber lügen was ganz anderes. Du kannst sagen, dass du auf diese Frage nicht antworten willst und auch nicht brauchst, weil das nichts im Bewerbungsgespräch zu suchen hat, das ist was anderes.
Aber angenommen du bist in einem kleineren Betrieb mit sagen wir.... 20 Leuten. Hübsch übersichtliche Geschichte, Chef fragt beim Gespräch ob du rauchst, du sagst nein. Rauchst aber und wirst dann nach ein oder zwei Wochen beim Rauchen gesehen. Wenn du Glück hast, lässt erst darauf beruhen und gut ist. Wenn du Pech hast, und der Typ ein richtig übler Geselle ist, fliegst du ohne Angabe von Gründen raus, weil Probezeit.
Anderes Szenario: Du wirst gefragt, du sagst nein. Und dann kommt die freundliche Gegenfrage, warum du dann vorhin da draußen auf dem Parkplatz mit einer Zigarette gesehen wurdest. Und dann darfst du ebenfalls gehen. Du kannst es mit 'gelegentlich' abschwächen, das ist kein Problem. Muss ja keiner wissen, was für dich gelegentlich ist.
Ich schätze mal, daß Diese Frage gestellt wurde, weil heute in den meisten Büros nicht mehr geraucht werden darf. Ein Raucher frönt aber dennoch gerne seiner Sucht, nur muß er dafür entweder warten bis zu seiner Mittagspause, oder er muß zwischendurch an die frische Luft gehen. Leute, die viel rauchen, verschwinden dementsprechend oft mal eben nach draußen. Wenn man das hochrechnet auf den Tag bzw. auf die Arbeitszeit, dann kann es durchaus sein, daß man eine Stunde der täglichen Dienstzeit in der Raucherecke verbringt. Man trifft dort einen Kollegen, wartet, bis der auch fertig ist, und schon sind 10 Minuten weg.
Die Arbeit bleibt liegen oder wird in Form von Überstunden nachgeholt, die wiederum die Firma Geld kosten. Deswegen finde ich die Frage gar nicht so abwegig. Natürlich geht das den Chef nichts an, aber stell' Dir vor, Du hast ein Geschäft und beschäftigst 3 Raucher von 10 Angestellten, und die verdrücken sich des öfteren am Tag. Insofern kann ich das schon verstehen.
Du vergisst dabei, dass es hier nicht nur um das Interesse des Arbeitgebers geht, es geht um beiderseitige Interessen. Der Arbeitgeber darf diese Frage nicht stellen. Er prescht also vor, geht quasi in Vorlage und verletzt durch das Stellen der Frage nicht nur dein Persönlichkeitsrecht sondern im Prinzip auch das Vertrauensverhältnis. Die Störung des Verhältnisses geht von ihm aus. Die Notlüge ist damit vollkommen zulässig. Diese Seite der Interessen bedenkst du aber gar nicht.Saytura hat geschrieben:Ich sehe das nicht als blauäugig an. Es geht schlicht und einfach um die Situation, dass du deinen Arbeitgebern im Bewerbungsgespräch schon eine Lüge aufgetischt hast.
Der Arbeitgeber, der die Frage so stellt, muss damit rechnen, dass er belogen wird, weswegen es ja auch unsinnig und dumm ist, so zu fragen. Wünscht ein Arbeitgeber eine ehrlich Antwort, fragt er anders:"Frau XYZ, wir haben hier in der Firma hauptsächlich Nichtraucher, wir treffen aber einzelvertragliche Regelungen mit Rauchern, dass ihre Arbeitszeit pauschal 30 Minuten länger ist. Sind sie Raucherin und würden das in Anspruch nehmen wollen?" Das wäre seriös und respektvoll. Dann bekommt man auch eine vernünftige Antwort vom Arbeitnehmer.Saytura hat geschrieben:Und mal ehrlich, willst DU jemanden behalten, der dir schon im Einstellungsgespräch(!) frech ins Gesicht lügt?
Das Gespräch wird dann folgendermaßen enden: "Frau XYZ - sie hören von uns."Saytura hat geschrieben:Du kannst sagen, dass du auf diese Frage nicht antworten willst und auch nicht brauchst, weil das nichts im Bewerbungsgespräch zu suchen hat, das ist was anderes.
Den Fall hatte ich ja geschildert - wenn einem der Job lieb ist, muss man es dann eben während der Probezeit lassen oder sehr gut verstecken. Es kommt eben drauf an, ob man den Job braucht.Saytura hat geschrieben:[...]kleineren Betrieb [...] Chef fragt beim Gespräch ob du rauchst, du sagst nein. Rauchst aber und wirst dann nach ein oder zwei Wochen beim Rauchen gesehen.[...] Wenn du Pech hast, und der Typ ein richtig übler Geselle ist, fliegst du ohne Angabe von Gründen raus, weil Probezeit.
Saytura hat geschrieben:Anderes Szenario: Du wirst gefragt, du sagst nein. Und dann kommt die freundliche Gegenfrage, warum du dann vorhin da draußen auf dem Parkplatz mit einer Zigarette gesehen wurdest.[...]
Das dürfte ein guter Tipp für alle Raucher sein. Vor dem Bewerbungsgespräch zieht man sich definitiv keine Zigarette rein, pinkelt auch nicht auf den Fimenparkplatz und trägt zudem gelüftete Klamotten.
tournesol hat geschrieben:Darf man während einem Bewerbungsgespräch demnach konkret gefragt werden ob man Raucher ist oder nicht? Muss man dabei die richtige Antwort geben?
Zumindest in Deutschland ist die Frage nach dem Raucherstatus eine Frage, die der Bewerber getrost auch mit einer Lüge beantworten darf. Soll heißen, den Arbeitgeber geht es nichts an, was der Bewerber privat so tut oder eben auch nicht. Da der Arbeitgeber das Rauchen am Arbeitsplatz verbieten darf, gilt das auch für Berufe an denen aus Sicherheitsgründen nicht geraucht werden darf. Diese Frage nun zu verbieten, wäre aber sinnlos, da man wie gesagt lügen darf.
tournesol hat geschrieben:Welchen Hintergedanken könnte die Vorgesetzte bei dieser Frage haben.
Vielleicht ist es ein militanter Nichtraucher, der keinen Raucher im Unternehmen haben möchte? Vielleicht verknüpft der Fragende mit dem Raucherstatus noch andere Eigenschaften? Bestenfalls ist diese Frage einfach nur mit dem Arbeitsplatz verbunden, an dem man nicht und/oder aber auch schon einige Zeit vor Arbeitsantritt nicht rauchen darf?
Also ich kenne eine Berufsgruppe direkt bei denen diese Frage überhaupt eine Rolle spielt. Es handelt sich nämlich um die Taxifahrer im sogenannten Angestelltenverhältnis. Der Fahrer müsste nämlich als Raucher seine Schicht ohne eine Zigarette auch in den Pausen überstehen, weill man es ansonsten im Fahrzeug riechen könnte, dass der Fahrer gerade geraucht hat. Auch wenn es außerhalb des Fahrzeugs geschehen ist, kann es eben für manche Fahrgäste ein Problem darstellen.
Genau dieses Rauchen am Arbeitsplatz darf der Arbeitgeber verbieten. Und wenn der Arbeitnehmer es schafft, während der Arbeitszeit ohne Zigaretten auszukommen, dann ist das allein Sache des Arbeitnehmers. Das geht den Arbeitgeber trotzdem nichts an. Auch Angestellte, die beispielsweise eine gewisse Zeit vor Arbeitsantritt nicht rauchen dürfen, weil das für die Produktion nicht günstig ist, dürfen lügen, solange sie denn ihre Verpflichtungen der Rauchfreiheit nachkommen.
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