Mit 11 Jahren nachts Heimweh, ist das normal?

Ich selber fand es lächerlich, als meine Freundin in der Skiwoche, da waren wir immerhin auch schon in diesem Alter, Heimweh hatte und den ganzen Tag und die ganze Nacht immer nur geweint hatte. Also ich persönlich finde es nicht normal, wenn man in diesem Alter noch Heimweh hat. Wenn dem so ist, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass die Mutter klammert und dem Kind alles immer in den Hintern trägt. Demnach müsste sich in den meisten Fällen die Mutter gleich fühlen und auch Heimweh zum Kind haben.

Also ich selber finde es, wie gesagt, nicht normal, in diesem Alter Heimweh zu haben, es gibt aber Menschen, die das durchaus als normal einschätzen würden. Ich selber hatte eigentlich so gut wie nie Heimweh. Das mag daran liegen, dass ich es schon von klein auf gewohnt war, nicht zu Hause zu sein, sondern einmal bei dieser Oma und einmal bei dieser Tante zu schlafen.

Mit 11 Jahren ist es noch völlig normal, dass das Kind noch Heimweh hat und da würde ich gar nicht viel machen. Vielleicht hast du ja mal die Möglichkeit das Kind zu irgendeinem Bekannten oder Verwandten für ein paar Tage zu geben. So kann die Kleine sich einfach mal an ein paar Tage ohne Mama gewöhnen. Aber zwinge sie nicht dazu. Mit 11 Jahren darf man noch Heimweh haben.

Ich finde das auch ganz normal, wenn man mit 11 Jahren noch Heimweh hat. Immerhin kommt man plötzlich in eine fremde Umgebung und keine vertraute Person ist da, die ein liebes Wort sagt. Da kann man sich schon sehr verlassen vorkommen in dem Alter. Aber das wird sich bald ändern. Mir ist es früher nicht anders gegangen. Ich war auch traurig und habe mich nach Daheim gesehnt.

Ich finde es eigentlich noch relativ normal, wenn manche Kinder in dem Alter noch Heimweh haben und ich finde es dann nicht so schlimm, wenn sie das haben. Es ist normal und jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo und dazu gehört es auch, dass das Kind am Anfang noch Heimweh hat und selbstständig wird und dieses überwindet.

Ich persönlich würde vermuten, dass deinem Kind, als es das letzte Mal bei den Großeltern oder bei einem Freund oder einer Freundin übernachtet hat, etwas peinliches passiert ist und dass dein Kind jetzt Angst hat, dass sich das wiederholt. Ich denke nämlich, dass das Heimweh nur eine Ausrede ist, weil sie ja früher auch kein Problem damit hatte.

Aber wir alle kennen dein Kind ja nicht und ich finde, dass du vielleicht mal in einer ruhigen Minute mit deiner Tochter das Gespräch suchen solltest. Sag ihr einfach, dass es dir komisch vorkommt und dass du dir Sorgen um sie machst. Vielleicht wird sie dir dann verraten, was sie so bedrückt und sie wird in Zukunft wieder Freude daran haben bei Großeltern und Freunden zu übernachten.

Ich kann im Bezug auf Heimweh aus Erfahrung sprechen. Als ich 10 war haben wir mit der Grundschule eine Abschlussfahrt ins Schullandheim gemacht, die erste Klassenfahrt mit Übernachtung. Ich habe mir auch schon vorher überlegt, ob ich vielleicht zu Hause bleiben soll, aus Angst Heimweh zu bekommen.

Schließlich bin ich doch mitgefahren und bin bereits am ersten Abend,als wir schlafen gehen sollten, in Tränen ausgebrochen. Meine Lehrerinnen haben gemeint, dass es nur eine kleine Phase ist und es mir am nächsten Tag wieder besser geht. Es hat ewig gedauert, bis ich einschlafen konnte und am nächsten Tag habe ich nur geweint und meine Lehrer angefleht, dass meine Eltern mich abholen dürfen.

Als es nach der zweiten Nacht auch nicht besser wurde, haben meine Lehrer eingesehen,dass es keinen Sinn mehr macht und mein Papa hat mich abgeholt. In diesem Moment habe ich mich so sehr gefreut und mir geschworen, ich würde nie wieder auf eine Klassenfahrt fahren.

Das hat sich dann jedoch von selbst wieder geändert, mit 12 bin ich zur nächsten Klassenfahrt mitgefahren, und da gab es keinerlei Probleme. In der Grundschule war ich einfach noch nicht so weit, man merkt ja öfter, dass man in einem Jahr viel reifer wird und Dinge tut, an die man ein Jahr früher noch gar nicht gedacht hat. Von daher denke ich, dass viele Kinder anfangs Heimweh haben,was sich jedoch mit der Zeit auch wieder legt.

Ich persönlich würde es definitiv nicht von dem Alter eines Menschens abhängig machen, ob dieser an Heimweh leidet oder nicht. Ich jedenfalls habe in meinem Umfeld sowohl kleinere Kinder im Grundschulalter, Jugendliche in der Oberstufe und erwachsene Leute, welche bereits über vierzig Jahre alt sind, und von allen diesen unterschiedlichen Altersklassen haben einige Personen stets mit ihrem Heimweh zu kämpfen. Ich finde das nun absolut gar nicht kindisch, und als schlimm sehe ich es auch nicht an. Vielleicht kommt es nicht als besonders „cool“ rüber, wenn ein erwachsener Mann plötzlich damit anfängt, in der Öffentlichkeit vor sich hin zu heulen, weil er seine Eltern vermisse, aber ganz ehrlich, jeder hat doch eine andere Beziehung zu seinem eigenen zu Hause und seiner Familie, seinen Freunden, oder wen auch immer man da gerade vermisst, und ich denke, dass man auf Tränen des Heimwehs wegen eigentlich eher stolz sein kann, weil diese davon zeugen, dass derjenige, der an Heimweh leidet, bestimmte Personen in seinem Leben liebt und sich auch in seinen eigenen vier Wänden wohl fühlt, und was ist daran bitte schön so verwerflich, dass man es als kindisch ansehen könnte?

Ich selbst war in der fünften Klasse auch mal mit meinem gesamten Jahrgang auf Klassenfahrt, und meine damalige beste Freundin, welche dort zufälligerweise ebenfalls gerade elf Jahre alt war, litt ebenfalls an ziemlich starkem Heimweh und brauchte daher auch jeden Tag ihre Telefongespräche mit der Mutter daheim, oder eben auch einfach nur mal fünf Minuten ganz für sich allein, welche sie dann eben zum Nachdenken oder auch mal zum Weinen nutzte. Zwar gab es schon damals in meiner Altersklasse nur sehr wenige Schüler, die tatsächlich noch ihr eigenes Heimweh zu beklagen hatten, aber die gab es eben auch, und das konnte sich auch jeder von uns schon vorher denken und eigentlich haben wir das dann auch so akzeptiert. Schon damals fand ich es weder schlimm noch ungewöhnlich, wegen dem Vermissen von zu Hause ein paar Tränen zu vergießen, auch wenn ich selbst nie zu den Leuten gehört habe, die, wenn sie über längere Zeit lang verreist und somit nicht zu Hause sind, sich mit Tränen in den Augen nach ihren eigenen vier Wänden gesehnt haben. Diejenigen, die da bei uns geweint haben, haben zwar auch nicht gerade Rotz und Wasser geflennt, aber es handelte sich bei ihnen eben auch nur um die, die sich über ihre Eltern absolut nicht beschweren und stattdessen eine sehr gute Beziehung zu diesen vorweisen können.

Ich finde es daher eigentlich ganz niedlich, wenn jemand aus lauter Heimweh weinen muss, schlimm finde ich das in keinem Alter und bei keinem Geschlecht, und daher finde ich auch, dass es bei deiner Tochter ganz normal ist. Wenn sie sich früher wirklich nie über Heimweh beklagt hat, dann sollte das aber wahrscheinlich eher daran liegen, dass sie daheim davon entweder nur stets nichts erzählt hat, weil es ihr vielleicht peinlich war, oder dass irgendetwas bei den Gelegenheiten, die sie mal nachts woanders als zu Hause verbracht hat, passiert ist. Von einem Tag auf den anderen wird ein solches Heimweh, das so stark ist, dass sich deine Tochter sogar weigert, an der Klassenfahrt teilzunehmen, jedenfalls nicht herbeigerufen und hat in der Regel entweder schon eine lange Geschichte hinter sich oder ist die Antwort auf irgendetwas anderes, was dir deine Tochter ja aber anscheinend verheimlicht, falls dies tatsächlich der Fall sein sollte. Am besten sprichst du sie einfach mal direkt darauf an und redest mit ihr, wenn du ihr in einem freundlichen Tonfall entgegen kommst, wird sie dir sicherlich irgendwann sagen können, was sie wirklich belastet.

Ich denke nicht, dass das unbedingt etwas mit dem Alter zu tun hat. Ich habe früher beispielsweise absolut nicht gerne bei anderen Leuten geschlafen, weil ich es einfach nicht "gewohnt" war. Ich habe mit 15 dann das erste Mal immer für längere Zeit bei einer Person (meinem ersten Freund übernachtet) und nach einiger Zeit der Eingewöhnung war das für mich auch in Ordnung.

Auch heute habe ich nicht unbedingt Heimweh, aber ich fühle mich trotzdem die ersten Nächte in einer fremden Umgebung einfach nicht wohl und ziehe da lieber meine eigenen vier Wände vor.