Wie erzieht man Jungs zu modernen Männern?
In den letzten Jahrzehnten hat sich so viel in der Gesellschaft und in der Erziehung geändert. Die Erziehung wandelte sich ständig zwischen den beiden Polen der extrem autoritären und der mehr oder weniger antiautoritären Erziehung. Während in den achtzigern Geschlechterklischees in der Erziehung nicht mehr so modern waren, sind sie mittlerweile voll wieder da, da es sich in der Praxis gezeigt hat, dass man den Kindern das Geschlechtsbewusstsein nicht weg erziehen kann und soll. Teilweise blieb mir auch echt die Luft weg, wie sehr meine Töchter schon in jungen Jahren die konservativsten Rollenklischees ohne darüber nachzudenken verinnerlicht haben.
Was bleibt ist, dass aus Mädchen Frauen werden und aus Jungen Männer. Ebenso beständig bleibt die Klage der Frauen über ihre Männer und über die Art wie Männer mit ihren Frauen umgehen. Sicherlich hat sich da schon vieles verbessert und die jungen Männer von heute sind nicht mehr mit den Männern in der Generation unserer Großeltern zu vergleichen. Andererseits, wenn ich viele sehr junge Männer und jugendliche Jungen sprechen höre, wundere ich mich schon, wie viel Sexismus und Macho-Gehabe da immer noch oder wieder in diesen Köpfen herum spukt.
Ich überlege in den letzten Tage, was heute eigentlich heute eine zeitgemäße Jungen-Erziehung ist. Schließlich sind die Jungen von heute eines Tages auch Männer und machen ihre Frauen glücklich oder unglücklich und müssen sich in die Gesellschaft einfügen. Ich denke da zum Beispiel an eine Bekannte, die ihren Sohn mit einer völlig ungewöhnlichen Art und Weise erzieht. Der Junge geht mit Kleidchen in die Kita. Die Mutter findet das völlig normal, ich aber frage mich, wo sie mit dieser Erziehung hin will. Sollte man die Geschlechterrollen so relativ behandeln, oder sollte man wie früher kleine Jungs dazu anhalten zumindest in der Öffentlichkeit nicht zu heulen?
Was ist eurer Meinung nach wichtig um Jungen modern zu erziehen und wie macht ihr das?
Ich hätte meinen Sohn nicht mit einem Kleidchen in den Kindergarten gelassen. Das denke ich, ist nicht nötig um einen modernen Mann aus ihm zu machen. Denn man muss ja nicht fördern, dass er gemobbt wird. Warum aber sollen Jungs in der Öffentlichkeit nicht auch mal weinen? Ich habe meinem sehr weinerlichen Sohn einmal gesagt, dass Indianer nicht weinen, weil er wirklich ohne Grund geweint hat. Er war damals 3 Jahre und meinte zu mir, dass er kein Indianer ist. Das war die vollkommen richtige Antwort.
Ich finde, dass man Söhne nicht viel anders wie Töchter erziehen sollte oder Töchter nicht viel anders als Söhne. Sie sollten beide selbstständig sein um auch später alleine einen Haushalt schmeißen können. Auch der Junge sollte Hausaufgaben erledigen können und er darf genauso Gefühle zeigen wie ein Mädchen.
Einen Jungen ein Kleid anzuziehen, finde ich aber auch sehr merkwürdig. Ich würde meinen Sohn niemals ein Kleid anziehen, es sei denn, er will es unbedingt und auch da würde ich mir gründlich überlegen, warum das der Fall ist. Lässt sich der Junge denn das Kleid problemlos anziehen und geht er ohne zu murren damit in den Kindergarten? Auch würde es mich interessieren, wie die anderen Kinder und die Erzieher auf den Jungen im Kleid reagieren.
Nun, ich würde ansonsten den Jungen halt auch schon so erziehen, dass er durchaus auch Aufgaben im Haushalt übernehmen kann und dass es keine Schande ist, Gefühle zu zeigen. Denn beides ist beispielsweise bei meinen Brüdern doch etwas untergegangen, wobei das Gefühlsding sowieso etwas für sich ist. Aber wenn man sich als Schwester mit Aussagen wie "Das ist Mädchenarbeit" herumschlagen muss, kommt man doch selbst ins Überlegen.
Wichtig ist, denke ich, auch eine männliche Bezugsperson und auch ein männliches Vorbild, welches sich durchaus mit dem Jungen beschäftigt. Wenn ein Junge von der Mutter allein erzogen und betreut wird, ist es immer so eine Sache, allerdings denke ich, dass auch ein Mädchen schon mal ein männliches Vorbild benötigt, ein Junge jedoch noch etwas mehr, was eben auch mit der Suche nach der Persönlichkeit zu tun hat. Ich denke, Mädchen haben es da schon leichter. Naja, und wenn der Papa dann eben auch mal Mädchen- oder Frauenarbeit verrichtet, ist es doch schon etwas anderes, als wenn nur die Mutter dies tut, oder? Immerhin orientiert sich ein Junge durchaus am Verhalten der Eltern und insbesondere am Vater.
Ich würde meinen Sohn auch nicht mit Kleidern oder Röckchen in die KiTa schicken. Bei dem angesprochenen Jungen klappt das wohl, weil die KiTa recht alternativ ausgerichtet ist und das Klientel dort auch. Er wird also nicht ausgelacht sondern seine Individualität dort gelobt. Für mich ist das aber keine Lösung, denn die Welt hört für ein Kind ja nicht an den KiTa-Mauern auf.
Das Vorbild des Vater ist unbestritten wichtig. Aber die Jungen von heute sind wieder eine ganz andere Generation als deren Väter, die Kinder aus unseren Generationen. Wenn die Jungen von heute einfach so die Verhaltensmuster ihrer Väter übernehmen, hat das relativ wenig mit Fortschritt zu tun. Manches, was wir noch als Kinder gelernt haben, ist eben nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht wird das jetzt klarer, was ich meine. Das mit dem Weinen in der Öffentlichkeit und der Kleidung waren nur Beispiele, es geht mir nicht allein darum. Vielmehr interessiert mich gerade, wie eine moderne Erziehung von einem Jungen heute aussehen könnte. Dabei sollte dem Jungen nichts total absurdes anerzogen werden und aus dem Kind weder ein Softie noch ein Macho oder gewaltbereiter Egoist gemacht werden. Wie könnte man heute einen Jungen so erziehen, dass er ein guter Lebensgefährte oder Ehepartner wird (unabhängig von seiner sexuellen Orientierung) aber auch ein durchsetzungsfähiger Mensch, der beruflich erfolgreich ist und ein gesundes Selbstbewusstsein und eines gesundes männliches Rollenverständnis aufbaut?
Ein Mädchen modern zu erziehen ist relativ leicht auf einen Nenner zu bringen. Man kann das recht leicht positiv auf einen Punkt bringen, dass man als Mädchen heute so leben kann, wie man will. Mit allen Hobbys oder Kleidungsstilen oder Berufen. Aber bei Jungs, was macht da die moderne Erziehungshaltung aus, wie seht ihr das?
Ich habe ein Mädchen und dadurch keine praktische Erfahrung, aber ich denke ich würde keinesfalls versuchen sein männliches Rollenbewusstsein weg zu erziehen, sondern im Gegenteil versuchen ihn darin zu bestärken. Allerdings würde ich eben auch versuchen ihn in die Rolle dessen hineinwachsen zu lassen, was heute ein moderner, starker, sensibler, mitfühlender, auch mal beschützender PARTNER ist. Sei das jetzt in der Familie oder später in der Partnerschaft. Ein Mann der sein Rollenbewusstsein nicht nur darin bestätigt sieht den Macho zu geben, hat da ja viel weniger Probleme.
Allerdings bin ich mir nicht sicher wieviel da an- oder eben aberzogen ist oder sein kann, und wieviel einfach nur mit dem individuellen Charakter und der Persönlichkeit des jeweiligen Mannes zu tun hat.
Ich bin Mutter zweier Jungs und schon auch darauf bedacht die beiden so zu erziehen, dass sie später auch mal "moderne" Männer werden können. Eine wesentliche Sache dabei ist für mich, dass eben das beste Beispiel auch vorgelebt wird. Bei uns heißt das, dass eben nicht nur ich für Kindererziehung, Wäsche, Kochen und Haushalt zuständig bin, sondern dass auch mein Mann ganz selbstverständlich in diese Aufgaben einbezogen wird. Er kocht, er kauft ein, er macht sauber und notfalls wäscht er eben auch die Wäsche.
Wichtig ist für mich auch, dass die Jungs lernen, ihre eigene Gefühlswelt zu verstehen und auch auszudrücken. Weinen ist okay, Lachen ist okay, Angst haben ist okay und wenn ihnen nach Singen in der Öffentlichkeit zu Mute ist, dann ist das zwar manchmal mit komischen Blicken der Passanten verbunden, aber es ist auch okay.
Und ein weiterer wichtiger Punkt für mich ist eben auch, dass die beiden nicht nur lernen, ihre eigenen Gefühle zu verstehen, sondern dass sie auch lernen, Gefühle der anderen zu sehen, zu akzeptieren und auch über Gefühle und Probleme generell sprechen zu lernen. Ich hoffe, dass das alles ihnen später mal hilft "moderne" Männer zu sein. Für den Moment kann ich nur sagen, dass es ihnen gut damit geht und zumindest nicht schadet.
Trüffelsucher, so ganz erschließt es mir nicht. Denn letztendlich bringt ja ein Kind auch gewisse Eigenschaften schon mit und wenn davon einige als besonders männlich oder typisch männlich gelten, möchtest Du diese dann weg erziehen? Ich denke, das kann auch nach hinten losgehen und ich denke einfach, dass einiges durchaus Veranlagung ist und der Rest kommt dann von den Eltern und von außen. Es ist ja nun nicht so, dass nur aufgrund der Erziehung ein Kind so wird, wie es wird.
Ich habe aber andere Erfahrungen gemacht als Du - denn die heutigen Väter sind meistens auch eher so, dass sie jetzt kein typisches Machoverhalten an den Tag legen noch aus dem Sohn ein besonders männliches Kind machen wollen. Es darf auch als Junge Gefühle zeigen, auch ein Junge muss im Haushalt helfen, auch ein Junge sieht, dass die Eltern liebevoll miteinander umgehen können, ohne, dass es in eine machohafte Richtung oder in eine Softierichtung abdriftet und so weiter. Auch kümmern sich viele Väter einfach besser oder anders um die Kinder, als die, die meine Generation gezeugt und erzogen haben, aber das ist eine subjektive Wahrnehmung und jemand anders hat vielleicht wieder eine andere Wahrnehmung.
Ich finde es aber auch schwierig, Kinder eben ganz neutral zu erziehen und das bekommt man auch nicht so hin, denke ich. Ein paar männliche Züge wird ein Junge so oder so mitbekommen, genauso wie ein Mädchen weibliche Züge mitbekommt. Und dann wird es doch schwierig, das Kind davon wieder weg zu bringen oder diese Verhaltensweisen zu unterbinden. Und selbst, wenn es zu Hause so gelingt, wie sieht es mit dem Einfluss von Großeltern, Erziehern, Lehrern, anderen Kindern und ihren Eltern aus und so weiter? So ganz neutral wird es nie gehen und ich denke, das muss auch nicht sein. Immerhin braucht ein Kind ja auch eine Identitätsfigur und ich denke, wenn es sich eben weder als Junge noch als Mädchen fühlt, wird es in der Pubertät und auch im erwachsenem Leben eher zu Problemen führen können.
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