Gedächtnistraining für Schüler sinnvoll?

Vor ungefähr 2 Jahren war ein selbsternannter Gedächtnistrainer bei uns in der Schule um einen zweistündigen Vortrag über die verschiedensten Lernmethoden zu halten. In diesem Vortrag ging er die verschiedensten Techniken mit den Schülern (also mir und meine Mitschüler) durch. Unter anderem die sogenannte Mnemo-Methode wurde uns vorgestellt. In dieser ging es darum sich die verschiedensten Dinge mithilfe einer Geschichte so gut zu merken, dass man sie anschließend immer wieder aufzählen konnte.

Diese Methode bestand darin, sich vorher ein festgelegtes Schema zurecht zu legen und dieses anschließend zu einer meist witzigen unglaubwürdigen Geschichte zusammen zu stellen. Beispielsweise sollten bestimmte Jahreszahlen aufwendig gelernt werden. Der Trick bestand darin, für jede Zahl von 1 bis 9 einen Gegenstand festzulegen (z.B. 1 = Kerze, 2 = Ohren, 3 = Dreirad, 4 = Stuhl, usw.). Wollte man sich zum Beispiel die Zahl "142" merken, könnte die Geschichte ungefähr so lauten: "Eine Kerze loderte und auf ihr stand ein Stuhl, der immer heißer wurde. Die Person, die darauf saß bemerkte es und spitzte die Ohren." Diese kurze Geschichte ist zwar etwas komisch, aber je komischer und witziger so eine Vorstellung ist, umso leichter fällt es einem sich diese zu merken.

Nun, da ich euch nun hoffentlich ausführlich genug die Methode erklärt habe, will ich von euch wissen, was ihr von dieser haltet und ob diese Technik überhaupt für Schüler eine Alternative zum sturen Auswendiglernen darstellt.

Meiner Meinung nach ist diese nur bedingt sinnvoll. Jahreszahlen so mühevoll zu lernen dauert doppelt so lange sich dazu eine Geschichte auszudenken, als sie gewöhnlich auswendig zu lernen. Einen weiteren großen Nachteil sehe ich darin, wenn man sich bereits durch häufige Anwendung dieser Technik viele solcher Geschichten gemerkt hat, die richtige aktuelle Geschichte heraus zu filtern.

Also wie steht ihr der ganzen Sache gegenüber?

Wir hatten auch schon einen Lehrer, der uns solche Lerntipps zeigen wollte. Der erste Lerntipp bestand darin, Wörter zu gruppieren. Dazu wurde die Klasse in zwei Gruppen eingeteilt, die einen bekamen einen Zettel mit Wild durcheinander gewürfelten Begriffen, zum Beispiel Auto, Sofa, Tulpe, Pizza, Orchidee, Wurst, Motorrad, Komode usw. und bei den anderen waren alle Begriffe in Kategorien eingeteilt, zum Beispiel Auto und Motorrad in der Kategorie Fahrzeuge, Pizza und Wurst in die Kategorie Essen, Tulpe und Orchidee und die Kategorie Blumen und Sofa und Komode in die Kategorie Möbel. Wir hatten dann zwei Minuten Zeit uns die Begriffe einzuprägen. Und tatsächlich: die Gruppe mit den in Kategorien eingeteilten Begriffen konnte wesentlich mehr Begriffe nennen wie die mit den durcheinandergewürfelten Begriffen. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass dieser Trick insbesondere beim Vokabellernen unglaublich hilfreich sein kann. Man muss halt für die entsprechenden Wörter nur ein paar Überpunkte finden und sie dementsprechend einteilen.

Eine weitere Lernstrategie war die von dir bereits erwähnte Erstellung einer eigenen Geschichte. Wir sollten uns damals folgendes merken und anschließend fehlerfrei aufsagen: Ein Zweibein sitzt auf einem Dreibein mit einem Einbein. Auf einmal kommt ein Vierbein und nimmt dem Zweibein das Einbein. Daraufhin nimmt das Zweibein das Einbein und schlägt damit das Vierbein. Auf den ersten Blick total wirr und man könnte sich nicht vorstellen das nach einem Hören fehlerfrei aufzusagen. Wenn man sich jedoch eine Geschichte dazu überlegt, ist der Spruch auf einmal total einfach zu merken. Ein Mensch (Zweibein) sitzt auf einem Stuhl mit drei Beinen (Dreibein) mit einer Banane (Einbein). Auf einmal kommt ein Affe (Vierbein) und nimmt dem Mensch (Zweibein) die Banane (Einbein). Daraufhin nimmt der Mensch (Zweibein) den Stuhl (Dreibein) und schlägt damit den Affen (Vierbein). Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, den Trick bei Jahreszahlen oder Stichpunkten anzuwenden. Ich hätte bei Jahreszahlen überhaupt keine Idee wie ich daraus eine Geschichte formen könnte. Bei Wörtern ist das ja noch ziemlich einfach, aber bei Zahlen lässt sich die Gedächtnisstütze mit der Geschichte im Hinterkopf kaum anwenden.