Konto im Ausland - Sinnvoll?

vom 07.11.2011, 17:38 Uhr

Da meine Schwester nun bald endlich ihre Ausbildungsstelle antreten kann, braucht sie ein Bankkonto. Wie ich damals anfing zu arbeiten stellte ich mir dieselbe Frage. Was spricht gegen ein Konto im Ausland? Klar, manche würden jetzt sagen, dass das Steuerhinterzug ist, aber da meine Familie sowieso immer knapp bei Kasse war und meine Schwester ebenfalls wie ich raus in die Stadt muss, wird sie sich eine Wohnung nehmen müssen. Und dass kostet viel Geld!

Wenn ich nur schon an meine Gehaltsabrechnung denke, wird mir schon schlecht. Da ich erst in den folgenden 5 Jahren vorhabe, zu heiraten, werde ich wohl oder übel in der Steuerklasse 1 bleiben müssen. Jedes Mal schmeiße ich die Hälfte von meinem Lohn zum Fenster (bzw. zum Staat) raus. Die 700 €, die mir jedes Mal fehlen, könnte ich wirklich sehr gut gebrauchen! Ebenso geht es meiner Schwester. Ich selbst habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, mir ein neues Gehaltskonto im Ausland anzulegen. Deshalb hätte ich nun einige Fragen an euch:

Bekomme ich oder meine Schwester Probleme mit dem Chef, wenn er das verdiente Geld auf ein ausländisches Konto überweisen sollte? Welche Länder wären momentan (und auch die nächsten Jahre..) dafür gut geeignet? Muss das Land in der EU sein? Würde das Geld dann ohne Steuerabzüge auf das Konto überwiesen werden? Wie kann ich von dem ausländischen Konto mein Geld abheben? Bitte kommt mir nicht mit Sätzen wie "das ist eine Straftat..", ich vergewissere euch, ich weiß das! Außerdem ist das bisher nur mal wieder eine Überlegung, welche mich und auch meine Schwester sehr interessiert. :)

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ein Konto im Ausland zu haben ist keine Straftat. Die Straftat fängt erst dann an, wenn du es bei einer Steuererklärung nicht angibst. Allerdings ein Konto im Ausland zu haben nützt dir gar nichts, denn dein Chef würde dir trotzdem keinen Cent mehr überweisen, als er es jetzt tut. Ganz einfach gesagt: Du siehst auf deinem Lohnzettel einen Bruttolohn, davon werden Steuern, Sozialversicherungen und eventuell noch Vermögenswirksame Leistungen abgezogen. Dann bleibt dein Netto übrig und das bekommst du überwiesen. Daran ändert sich auch nichts, wenn dein Chef das Geld auf ein Konto in Luxemburg überweisen soll.

Dein Chef würde sich auf jeden Fall freuen, wenn er auf einmal nach Luxemburg das Geld schicken soll, denn das ist eine Auslandsüberweisung und immer teurer als eine Überweisung innerhalb Deutschlands. Das Geld abheben wäre das größere Problem, denn du müsstest dann hier in Deutschland Geld holen und wirst von der ausländischen Bank damit behandelt wie von einer deutschen Bank, wenn du im Ausland Geld abhebst. Also erhöhte Gebühren.

Kurz und knapp gesagt: willst du keine Steuerhinterziehung betreiben (durch Zinsen usw), dann nützt dir das Konto im Ausland gar nichts.

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» martin22 » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Was soll dir das nützen? Die Abzüge werden ja nicht von deinem Girokonto vorgenommen, sondern von deinem Chef sozusagen direkt an das Finanzamt abgeführt. Was übrig bleibt, wird auf dein Konto überwiesen. Ansonsten steht es dir frei, ein Girokonto innerhalb der Europäischen Union zu eröffnen. Da kann dir auch dein Chef keine Vorschriften machen.

Ansonsten solltest du mal überlegen, dass Steuern und Sozialabgaben ihren Sinn haben. Ohne das funktioniert kein Staat. Bei der Steuer- und Abgabenquote liegt Deutschland in der EU eher im Mittelfeld. Auffällig ist, dass gerade die Staaten, die als sozial- und gesellschaftspolitisch besonders erfolgreich gelten (nämlich die skandinavischen Staaten), eine viel höher Steuer- und Abgabenquote aufweisen, als Deutschland. Die Entwicklung der Löhne allerdings ist in den letzten Jahren in Deutschland katastrophal verlaufen und das ist dann die Stelle, an der du dich beschweren solltest.

Du wirst also um die Zahlung der Steuern und Abgaben nicht herumkommen und das ist gut so.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zunächst freut es mich für deine Schwester, dass sie einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Da kann man für sie nur hoffen, dass sie eine Stelle hat, wie sie sie sich gewünscht hat und das ihr sowohl die Ausbildung Spaß macht, als auch dass sie sich im Ausbildungsbetrieb wohl fühlt.

Das sie persönlich ein Konto braucht, ist natürlich nicht wirklich richtig. Schließlich könnte sie die Ausbildungsvergütung auch auf das Konto der Eltern überweisen lassen und sich das Geld dann von den Eltern holen. Aber das ist natürlich umständlich und außerdem unnötig. Zum erwachsen werden gehört selbstverständlich auch die Hoheit über das eigene Geld und diese Form von Autonomie bekommt man am Besten durch ein eigenes Konto. Zusätzlich erleichtert wird dies durch die Tatsache, dass die meisten Banken (eigentlich kenne ich kein anderes Vorgehen) für Auszubildende die Konten kostenfrei anbieten.

Gegen ein Konto im Ausland spricht dann eigentlich nichts. Außer vielleicht die zahlreichen praktischen Erwägungen, welche vielleicht mit bedacht werden sollten. Bestimmungen zum Verbraucherschutz, welche ihr vielleicht kennt, gelten nämlich zunächst nur für inländische Angebote. Wenn man z.B. bei einer deutschen Niederlassung der Commerzbank (um nur ein beliebiges Beispiel zu nehmen) sein Konto eröffnet, gilt natürlich das deutsche Recht. Dabei spielt es keine Rolle, ob das ganze als Online Konto organisiert wird, oder aber ob man in die Filialen geht. Anders, wenn man eine ausländische Niederlassung der Commerzbank wählt. Dann hat man sich an die Rechtssituation des Auslands anzupassen. Ob das immer von Vorteil ist, muss man selbst entscheiden. Und ob die Kontoführung dann auch kostenfrei ist, müsste geprüft im Einzelfall geprüft werden.

Dann gilt natürlich das Problem, dass du z.B. in der Bundesrepublik eine Adresse angeben können musst, wenn du ein Konto eröffnest. Ich vermute, dass es schwierig wird, wenn die Adresse im Ausland liegt. Ähnlich dürfte es im Ausland sein! Wieso solltest du also problemlos ein Konto in z.B. Frankreich oder Polen eröffnen können, wenn du dort keine Meldeadresse hast? Was hätten die Banken für einen Vorteil? Vergleiche hier mal die Möglichkeit eines Obdachlosen, ein Konto zu eröffnen.

Hinzu kommt auch die Frage, wie man (möglichst umsonst) an sein Geld kommen kann. Wenn ich im Ausland mittels meiner EC-Karte Geld abhebe, dann bezahle ich ziemlich sicher Gebühren (wir reden mal nicht von der Kreditkarte). Hier sollte also auch sichergestellt werden, dass du oder deine Schwester kostenfrei im Ausland (ihr seid dann ja in Deutschland, was aus Sicht der Bank ein Ausland ist!) Geld abgeben könnt. Ebenso sollten Überweisungen ins Ausland kostenfrei gehen. Schließlich unterstelle ich mal, dass die meisten Kontobewegungen deiner Schwester (Monatsticket, Mobilfunkrechnung, Versandhausüberweisung usw. usf.) innerhalb von Deutschland und nicht im Ausland statt finden.

Aber von allen oben geschriebenen Hindernissen (und das sind wirklich nicht alle - nicht alle Servicemitarbeiter müssen dort im Ausland nämlich Deutsch (noch nicht mal Englisch!) sprechen - was zu Schwierigkeiten führen kann, wenn es mal zu Problemen kommt) abgesehen, ist es doch auch so, dass bezüglich der Steuer der Staat in dem das Konto sich befindet gar keine Rolle spielt!

Du selbst wirst doch nie als Angestellter die Lohnsteuer vom Konto überweisen. Auch holt sich das Finanzamt die Steuer nicht, nachdem dein Chef dir das Brutto auszahlt. Vielmehr bezahlt die Firma für dich die Steuern ausgehend vom Monatsgehalt! Die Endabrechnung folgt dann mit der Einkommenssteuererklärung (weil du z.B. im Falle einer Sonderzahlung zu viel Steuern zahlst). Daher ist ein Konto im Ausland u.U. unklug und unpraktisch, aber nie eine Straftat. Das könntest du erzwingen, indem du anfallende Zinsen nicht versteuerst. Aber ehrlich gesagt glaube ich bei Gehaltskonten nicht wirklich daran, dass das signifikante Höhen erreichen könnte, so dass Steuerfahnder wohl auch dann nicht eingreifen würden, wenn sie deine Kontoauszüge in Händen halten würden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der einzige Vorteil den dir das bringt ist, dass du keine Kapitalertragssteuer auf die im Ausland generierten Zinsen zahlen musst. Auf deutschen Konten wird Alles oberhalb des Freistellungsauftrags automatisch versteuert. Im Ausland nicht. Ich möchte allerdings bezweifeln, dass das irgendwas bringt. Erstens dürftest du nicht so viel Vermögen haben, dass die Zinsen ins Gewicht fallen. Zweitens sind normale Zinsen so niedrig, dass es sich nicht mal unversteuert lohnt. Ein Depot im Ausland wäre dann schon sinnvoller.

Aber leider kann man nicht an der Steuer vorbei arbeiten, dein Arbeitgeber ist für die Abführung verantwortlich und wird die auch in jedem Fall vornehmen.Trotzdem sind Konten im Ausland nicht in jedem Fall sinnlos. Ein Tagesgeldkonto in Österreich unterscheidet sich z.B. nicht großartig von deutschen Tagesgeldkonten. Die VTB (Österreich) zahlt aber beispielsweise deutlich höhere Zinsen ohne das man irgendwelche Nachteile hat.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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